Deckelbild

Modell: USS Arleigh Burke DDG-51
Hersteller: HobbyBoss
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss, Ätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 83409
Preis: 21,49 €

Das Original

Die Arleigh Burke-Klasse wurde als Ersatz für die Ende der 1980er/Anfang der 1990er überalterten Lenkwaffenzerstörer der Decatur- (modifzierte Forrest Sherman-), Charles F. Adams- und Coontz-Klasse sowie der Lenkwaffenkreuzer der Leahy- und Belknap-Klasse sowie der atomgetriebenen Lenkwaffenkreuzer Long Beach, Bainbridge und Truxtun entworfen. Die Ticonderoga-Klasse wurde als zu teuer betrachten, was noch mehr für noch teueren atomgetriebenen strike cruiser (CSGN) galt - die deshalb auch nie gebaut wurden. Verschiedene Varianten inklusive verbesserte Versionen der Oliver Hazard Perry- und Kidd-Klasse mit dem NTU-System wurde erwogen, allerdings legte man sich schließlich auf das AEGIS-System fest.

Um den Preis zu senken, wurde die Anzahl der mitgeführten Raketen und Feuerleitradargeräte im Vergleich zur Ticonderoga-Klasse reduziert. Dies wurde auf einer vollkommen neuen Rumpfform montiert, die breiter und einen größeren Spantenausfall am Bug hat. Diese Form sollte einerseits die Seetüchtigkeit und Manövrierfähigkeit verbesseren und andererseits die Radarabstrahlung reduzieren. Auch die Form der Aufbauten und zahlreicher Ausrüstungsgegenstände (bis zu den Pfosten der Reling) wurden auf eine reduzierte Radarsignatur optimiert. Es gibt Autoren, die soweit gehen, die Arleigh Burke als die Dreadnought ihrer Zeit zu bezeichnen, d.h. das Schiff, was das Zeitalter der stealth-Schiffe einleutete. Auf jeden Fall erwies sich die Klasse als optimal für die geänderten politischen Bedingungen nach Ende des Kalten Kriegs, da sie wegen der Mk 41 VLS-Starter, aus denen Tomahawk-Marschflugkörper verschossen werden können, über ein beträchtliches Offensivpotential verfügen und damit für die zahlreichen Angriffe der USA gegen militärisch deutlich schwächere Staaten wie Irak, Serbien (Jugoslawien) und Afghanistan geeignet waren. 21 Schiffe der Flight I-Version (DDG-51 Arleigh Burke bis DDG-71 Ross) und sieben Schiffe der verbesserten Flight II-Version (DDG-72 Mahan bis DDG-78 Porter)  (mit verbesserten Kommunikationsmitteln, elektronische Gegenmaßnahmen und der Fähigkeit RIM-156A Standard SM-2ER Block IV-Flugabwehrraketen zu verschießen) wurden gebaut. Diese Schiffe haben zwar die Fähigkeit einen Hubschrauber zu leiten, zu betanken und zu bewaffnen, aber keinen Hangar, da die Schiffe, die sie ersetzen sollten überwiegend über keinen Hangar verfügten und genügend Schiffe mit Hangar bei der Flotte im Einsatz waren. Dies änderte sich mit der Außerdienststellung der Spruance-Klasse, so dass ab DDG-79 Oscar Austin die Schiffe einen Hangar für zwei Bordhubschrauber erhielten. Von dieser verbesserten Flight IIA-Version wurden bisher 33 Schiffe in Dienst gestellt (zuletzt DDG-111 Spruance) und vier weitere Schiffe sind in Bau oder bestellt. Wegen der Probleme mit der Zumwalt-Klasse wird die Arleigh Burke-Klasse weiter gebaut, so dass die Klasse in absehbarer Zeit den Großteil der Überwasserkampfschiffe der US Navy stellen wird.

Obwohl sich die Klasse für die US Navy bewährt hat, konnte sie bisher nicht exportiert werden. Japan haben zwar mit der Kongo- und Atago-Klasse, Südkorea mit der Sejongdaewang (KDX-III)-Klasse und Spanien mit der Álvaro de Bazán (F100)-Klasse aus der Arleigh Burke entwickelte Typen mit AEGIS gebaut, Exporterfolge erzielte aber bisher nur die spanische Werft Navantia (früher Bazán) mit der norwegischen Fridtjof Nansen- und der australischen Hobart-Klasse.

Die Arleigh Burke ist 153,92 m lang, 20,12 m breit und verdrängt 8019,69 t. Der Antrieb erfolgt über vier Gasturbinen mit insgesamt 100 000 PS, womit über 30 kn erreicht werden.

Bewaffnung 1991
1 x 12,7 cm L/54 Mk 45
2 x 2 cm L/76 Phalanx Mk 16-Nahbereichsabwehrgeschütze (CIWS)
8 x Harpoon RGM-84A-Anti-Schiffsraketen (zwei Mk 141 Vierfachtstarter)
90 x VLS Mk 41-Senkrechtstarter (1 x 29fach, 1 61fach für SM-2 Flugabwehrraketen, Tomahawk-Marschflugkörper und VL-ASROC-U-Jagd-Raketen, letztere ab 1993)
6 x 32,4 cm Mk 32 Torpedorohre (zwei Drillingsrohre für Mk 46-Torpedos)

Arleigh Burke wurde 1988-91 von Bath Iron Works  in Bath, Maine gebaut und hat ihren Heimathafen in Norfolk, Virginia. Neben Unterstützung von Operationen in Bosnien in den 1990ern und der Durchsetzung des Embargos gegen den Irak 2000-01, war sie 2003 Teil der Trägerkampfgruppe um die Theodore Roosevelt bei den Angriffen auf Afghanistan und Irak, wobei sie u.a. Tomahawk-Marschflugkörper auf den Irak abfeuerte. Im Mai 2007 lief sie bei Kap Henry (Virginia) auf, was zur Ablösung ihres Kapitäns führte. Im Oktober 2007 war sie im Indischen Ozean im Einsatz gegen somalische Piraten. 2010 wurde Arleigh Burke auf der BAE Systems Ship Repair-Werft in Norfolk modernisiert (DDG modernization (DDGMOD)).

Der Bausatz

HobbyBoss hat bisher die Arleigh Burke herausgebracht, die Cole der gleichen Klasse ist für Mai angekündigt. Der hier vorliegende Bausatz der Arleigh Burke stellt die Klasse um ursprünglichen Zustand dar, genauer können direkt aus dem Bausatz nur die beiden ersten Schiffe, Arleigh Burke und Barry, gebaut werden. Ab John Paul Jones wurde das Oberdeck an Backbord nach hinten verlängert (liegt nicht bei), das Deckshaus um den Hilfsdiesel vergrößert (liegt nicht bei) sowie der Unterbau des Mk 99-Feuerleitradars auf der Brücke nach vorne verlängert (Teil 21), so dass ein Mk 46 optisches System (Teil 18) Platz hat - die ersten beiden Schiffe wurden entsprechend nachgerüstet. Aufgrund der schon beiliegenden Teile kann man erwarten, dass der Bausatz der Cole ein überarbeitetes, d.h. nach achtern verlängertes, Oberdeck enthält, so dass aus diesem Bausatz dann alle Schiffe des Flight I und II bzw. die ersten beiden Schiffe in ihren späteren Zuständen gebaut werden können. Hier empfiehlt sich also etwas Geduld, wenn man ein Schiff dieser Varianten im heutigen Zustand bauen will.

Aber zurück zum vorliegenden Bausatz: der Bausatz bietet eine Wasserlinien- und Vollrumpfoption. Die Abmessungen und die Form des Rumpfs ist korrekt wiedergegeben. Schon bei den Rumpfteilen sieht man die bessere Detaillierung im Vergleich zum alten PitRoad-Bausatz, der noch von Dragon angeboten wird, z.B. die Detaillierung der Rumpfseiten, des Heckspiegels und der Teile für die VLS-Starter. 

Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf

Die Aufbau- und Schornsteinteile sind ebenso gut detailliert:

Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf

Auf Spritzling A finden sich u.a. der Sonar, die Schraubenwellen, Schrauben, Ruder, Anker (hier korrekt die beiden verschiedenen Typen, ein Patent- und ein Danforth-Anker), Unterbau des Phalanx sowie verschiedene Sensoren und Masteile. Hier findet sich auch der vergrößerte Deckshaus auf der Brücke und das Mk 46 optische System, was nur für die späteren Bauzustände und spätere Schiffe gebraucht wird.

Spritzling A Spritzling A
Spritzling A Spritzling A

Spritzling B ist zwei Mal enthalten. Hier finden sich diverse Kleinteile wie Beiboote, Waffen, Rettungsinseln und der Ständer für die Vollrumpf-Variante. Sehr auffällig ist, dass viele Teile wesentlich kleiner als bei dem alten PitRoad/Revell/Dragon-Bausatz sind. Diese Teile sind im Maßstab 1/700 und nicht 1/350... Bei den Mk 99-Feuerleitgeräten (B10, B25) fehlt allerdings die der Schüssel vorgebauten Teile, die ergänzt werden müssen (immerhin müssen nicht die Andeutungen abgeschliffen werden). Eine Reihe von Teilen bleiben übrig (Satellitenantennen, Nulka-Störkerwerfer und Bushmaster-Kanonen?).

Spritzling B Spritzling B
Spritzling B Spritzling B

Spritzling C enthält u.a. die Brücke, Mastteile, das Flugdeck und einige Satellitenantennen (die für die dargestellte Variante nicht gebraucht werden). Alleine das Brückendeck wäre schon ein Grund den alten Bausatz zu entsorgen...

Spritzling C Spritzling C
Spritzling C Spritzling C

Es liegen zwei SH-60 Seahawk-Bordhubschrauber bei, die leider als Klarsichtteile ausgeführt sind. Auch diese Teile sind wesentlich besser als bei dem alten Bausatz, z.B. in Bezug auf die Breite des Rumpfs. Es liegen auch Torpedos als Bewaffnung bei. Leider gibt es keine alternativen Ätzteile für die Rotoren. Auf der Arleigh Burke ist kein Hangar vorhanden, d.h. permanent werden keine Hubschrauber mitgeführt.

Seahawk-Hubschrauber Seahawk-Hubschrauber

Die Fotoätzteile

Auf zwei Platinen finden sich u.a. Rahe (entsprechend also nur flach), Mastplattformen, AN/SPY-1-Radarantennen, die Oberseiten der VLS-Starter, Netze für das Flugdeck und Relings. Letztere ist relativ dick und auf dem Original haben die Relings auf den Aufbauten teilweise drei Züge, die an den Deckskanten sogar fünf (was Drahtseile sind, die wesentlich dünner als die Pfosten sind, die schräg montiert sind).

Ätzteile

HobbyBoss hat hier leider versäumt auch die Rotoren für die Hubschrauber und Details für die Mk 99-Feuerleitgeräte beizulegen.

Abziehbilder

Abziehbilder liegen nur für eine frühe Version der Arleigh Burke selbst bei, d.h. Kennnummern, Flugdeckmarkierungen, VERTREP-Markierungen, Flaggen, Hoheitszeichen für die Seahawk, Namenszug und Geschwadermarkeriung und Namenszüge für den Modellständer.

Abziehbilder

Kennnummern für Barry, die ebenfalls aus dem Bausatz gebaut werden könnte, müsste man sich aus einer alternativen Quelle besorgen, ebenso E-Markierungen und diverse Warnhinweise

Die Anleitung

Der Zusammenbau wird übersichtlich in acht Schritten beschrieben:

Anleitung Anleitung Anleitung
Anleitung Anleitung Anleitung
Anleitung

Dazu kommt eine farbige Bemalanleitung mit Farbangaben, die sich auf Mr. Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol beziehen (mir erscheinen die Farben etwas dunkel, aber bei bewölktem Himmel dürften sie passen).

Quellen

Fazit

Der neue Bausatz der Arleigh Burke von HobbyBoss stellt eine dramatische Verbesserung gegenüber den deutlich älteren Bausätzen anderer Anbieter dar. Schon aus dem Kasten gebaut dürfte ein gutes Modell möglich sein. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es z.B. bei den Mk 99-Feuerleitgeräten und den Relings. Von den Bauteilen her ist nur der Bau der ersten beiden Schiffe der Klasse, Arleigh Burke und Barry, im ursprünglichen Bauzustand möglich, Abziehbilder liegen nur für die Arleigh Burke selbst bei. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Lars

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster