Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin / Ätzteile
Preis: 53,70 € + Versand (NNT Modell + Buch)

Historischer Hintergrund:


Werft: Portsmouth Marinewerft
Kiellegung: 29.11.1909
Stapellauf: 20.08.1910
Indienststellung: 02.01.1912
Kosten: 1.855.917 Pfund
Mit der "HMS Orion" wurde der Weg von der Dreadnought hin zur Super-Dreadnought beschritten. Die Hauptartillerie wurde als Antwort auf die deutsche Kalibersteigerung auf 343 mm erhöht. Gleichzeitig führte man mit diesem Schiffstyp in der Royal Navy ein Schnellfeuergeschütz ähnlich der amerikanischen South-Carolina-Klasse ein. Der Seitenpanzer wurde ebenfalls erheblich gesteigert, der Unterwasserschutz aber weiterhin vernachlässigt. Bezeichnend für diese Klasse ist die Aufstellung des Hauptmastes vor dem Schornstein.
Bei Fertigstellung der Schiffe neigten diese zu starkem Schlingern. Nach Verbreiterung der Schlingerkiele konnten die Seeeigenschaften erheblich verbessert werden. Allerdings stellte man nach Abschluss der Arbeiten fest, dass die vier Schiffe nicht mehr in einem Dock repariert werden konnten. Deshalb wurde die Breite wieder etwas zurück genommen und ein anhehmbarer Kompromiss gefunden.
"HMS Orion" wurde nach ihrer Übergabe als Flaggschiff der 2. Battle Squadron der britischen Homefleet unterstellt. Nach einem Ankerkettenbruch kollidierte sie am 7. Dezember 1912 mit dem alten Linienschiff "HMS Revenge". Im Ersten Weltkrieg nahm sie an einigen Flottenoperationen teil. Während der Skagerrak-Schlacht am 31. Mai 1916 feuerte sie 51 Salven ihrer Hauptgeschütze ab, wurde selbst nicht getroffen, traf im Gegenzug aber auch nicht. Am 19. August 1916 wurde sie mit weiteren Einheiten gegen deutsche Flottenunternehmungen eingesetzt, es kam jedoch zu keinerlei Gefechtsberührungen.
Nach dem Ersten Weltkrieg diente sie weiterhin in der 2. Battle Squadron, wurde aber im Einklang mit dem Washingtoner Flottenabkommen im Dezember 1922 zum Abbruch verkauft, dessen Arbeiten bereits am 19. Dezember 1922 begannen.
Technische Daten
Abmessungen

  • Länge 177,10 Meter
  • Breite 27,00 Meter
  • Tiefgang 7,60 Meter
  • Verdrängung Standard 22200 Tonnen
  • Verdrängung maximal 25870 Tonnen

Antrieb und Leistung

  • 18 Kessel Typ Babcock & Wilcox
  • Turbinen Typ Parson
  • Leistung 27000 PS (Konstruktion), 30112 WPS (getestet) 29108 WPS (getestet lt. Breyer)
  • Höchstgeschwindigkeit 21,00 Knoten (Konstruktion), 21,05 Knoten (getestet)
  • Bunker 3300 Tonnen Kohle, 800 Tonnen Öl
  • Reichweite 6730 Seemeilen bei 10 Knoten, 4100 Seemeilen bei 19 Knoten

Panzerung

  • Gürtel 8" - 12"
  • Turm 4" - 11"
  • Deck 1" - 4"
  • Barbetten 3" - 10"
  • Brücke 11"

Bewaffnung

  • 10 x 13,5" L/45 Mk V (L) in Zwillingstürmen
  • 16 x 4" L/50 Kasemattgeschütze
  • 4 x 47 mm Einzelgeschütze
  • 3 x 21" Torpedorohre

Besatzung

  • 752 Mann

Der Bausatz


Kombrig bietet die "HMS Orion" in ihrer Erstausrüstung (bis etwa 1914) an. Das Kartonbild zeigt hier jedoch einen recht späten Bauzustand, welcher durch einen geringen Umbau erzielt werden kann. Neben den Resinteilen liegt auch hier ein kleiner Ätzteilsatz bei, der für einige Detailvebesserungen sorgt. Typisch Kombrig wird hier auf eine Reling verzichtet. Wenn wir den Bausatz öffnen, fallen uns neben einer einzelnen Tüte und dem Rumpf lose Bauteile entgegen. Eine separate Verpackung wie z.B. bei Battlefleet Models üblich, sollte ein Abbrechen der vielen kleinen Teile vermeiden. Leider beschreitet Kombrig diesen Weg nicht. Die Bauteile sind sauber gegossen, Luftblasen im Rumpf finden sich bei meinem Exemplar nicht.

Die Bauanleitung

Typisch für diesen Hersteller ist die Bauanleitung auf losen DIN-A4-Blättern gedruckt. Auf dem ersten Blatt findet sich eine Zweiseitenansicht sowie ein kurzer geschichtlicher Überblick, auf der Rückseite die Teileübersicht. Der eigentliche Bau - in einige Hauptabschnitte gegliedert - wird auf dem zweiten Blatt dokumentiert. Eine klare Arbeitsabfolge ist nicht erkennbar, man wechselt hier von einer Seite zur anderen, was sie im Ganzen unübersichtlich erscheinen lässt.



Als Farben werden Colorcoats von WEM empfohlen, deren Einsatz jedoch nur in einer kurzen Beschreibung abgehandelt wird. Die Positionierung der Torpedonetz-Ausleger sowie der Beiboote wird von Kombrig unterschlagen und muss anhand der Risszeichnung - und gegebenenfalls vorhandener Literatur - selbst recherchiert werden.Die Details

Der Rumpf

Der Rumpf ist sauber gegossen, Gießfehler finden sich nicht. Schön von Kombrig ist, dass Poller und ähnliche Kleinteile separat beiliegen, so dass einem zumindest etwas Arbeit beim Abkleben erspart wird. Winden liegen als Ätzteile bei. Die Decksstruktur ist sehr fein dargestellt. Am Wellenbrecher sieht man, was für dünne Wände mit Resin geschaffen werden können.


Die Aufbauten

Die Schornsteine erhalten neben Dampfleitungen noch Kappen aus Ätzteilen, womit die schwarzen Löcher weitestgehend abgedeckt werden.
Das Bootsdeck sollte vorsichtig behandelt werden, da das Material hier sehr dünn gehalten ist. Die im Rumpf vorhanden Löcher zur Aufnahme des Dreibeinmastes lassen sich so perfekt lokalisieren, ohne das gesamte Bauteil bruchgefährdet geliefert wird. Alle Splitterschutzwände sind hier ebenfalls sehr dünn gehalten. Ergänzt werden beide Aufbauten durch Sockel weiterer Geschütztürme.


Der Dreibein-Hauptmast besteht aus 15 Einzelteilen. Die unteren Mastteile sollten duch konisch gedrehte Massingteile ersetzt werden, um bei der Takelage ein Verziehen weitestgehend zu vermeiden und ein späteres Biegen durch Wärmeeinfluss auszuschließen.
Die Bewaffnung

Die 4-Inch Geschütze und die 3 Pfünder bestehen aus jeweils zwei filigran gearbeiten Teilen und lassen so unterschiedliche Höhenrichtwinkel zu. Warum Kombrig auf der einen Seite solche feinsen Teile herstellt und diese dann dem Bruch ausgeliefert in einer Tüte mit den großen Teilen verpackt, bleibt wohl deren Geheimnis. Die Hauptgeschütze bestehen aus dem Turm und zwei Rohren. Die Rohre vom Typ 13,5" Mk V(L) weisen sogar einen Mündungsring auf, wenn auch sehr dezent. Die Türme sind kratzerfrei, haben jedoch einen kleinen Fehler. Laut R.A. Burt's Plan des Schwesterschiffes "HMS Monarch" sollte nur der Turm Q den Entfernungsmesser aufweisen. Die restlichen Türme wurde erst später nachgerüstet.


Kleinteile

An Kleinteilen mangelt es diesem Bausatz wahrlich nicht: Suchscheinwerfer aus zwei Teilen bestehend, sehr filigrane Anker, Poller, Winden. Die Winden sind der Hammer, selbst die Kurbeln sind angegossen. Eine kleine Fischhaut vermeidet das Abbrechen.


Die Ätzteilplatine

Die Platine ist nicht sehr umfangreich. Wie bereits geschrieben, fehlen wichtige Teile wie Reling und Niedergänge. Hier finden wir nur die Modell-spezifischen Teile, der Rest muss aus dem Aftermarket-Bereich ergänzt werden.


Fazit


Vorteile

  • Poller und andere Kleinteile als separate Bauteile erleichtern das Abkleben des Rumpfes
  • Gußqualität
  • Preis-/Leistungsverhältnis

Nachteile

  • Transportverpackung
  • teilweise unübersichtliche Bauanleitung mit fehlenden Farbangaben

In Worten
Kombrig stellt mit seinen neueren Modellen die Meßlatte sehr weit nach oben. Die Qualität ist hervorragend, die Modell-Auswahl wird immer weiter abgerundet. Den letzten Sprung zum Top-Produkt vermasselt sich Kombrig nicht an seinen Modellen, sondern an der Art, wie sie verpackt werden. Eine separate Verpackung der Teile, wie es Samek bspw. vorführt, würde den allgemeinen Eindruck erheblich steigern. Verbesserungswürdig ist auch die Bauanleitung. Vor dem Bau Lesen ist hier wichtig, da viel zwischen den Seiten hin und her geblättert werden muss.
Für den Anfänger in Resinarbeiten ist dieses Modell ob seiner vielen Kleinteile sicherlich nicht geeignet, für den fortgeschritteneren Modellbauer sollte dieser Bausatz eine schöne Herausforderung bieten.
empfehlenswert


Quellen:
"British Battleships of World War One" R.A. Burt
www.dockmuseum.org.uk