Begleitzerstörer der Buckley- (TE-)Klasse "USS England" (DE-635)

Historischer Hintergrund

Die amerikanischen Begleitzerstörer stehen leider immer noch im Schatten der Flottenzerstörer, die als Begleitschutz für die Flottenträger den Krieg nach Japan brachten. Die Begleitzerstörer begleiteten hier zusammen mit den Korvetten die Truppentransporter und Versorger zu ihren Zielen.

"USS England" ist nach Fähnrich John Charles England, der am 7. Dezember 1941 auf der "USS Oklahoma" ums Leben kam, benannt worden und wurde am 4. April 1943 bei Bethlehem Steel Co. in San Francisco auf Kiel gelegt. Am 26. September 1943 erfolgte bereits der Stapellauf, am 10. Dezember 1943 die Indienststellung.
Erste Einsatzgebiete nach den Testfahrten waren die Solomonen Anfang 1944. Im April 1944 begleitete sie Geleitträger im genannten Seegebiet.
"USS England" stellte einen einsamen Rekord auf: Innerhalb von 12 Tagen im Mai 1944 versenkte sie sechs japanische U-Boote, am 19. "I-16", am 22. Mai "Ro-106", am 23. "Ro-104", am 24. "Ro-116", am 26. "Ro-118" und am 31. "Ro-105". Für diese Leistung wurde sie mit der Presidential Unit Citation geehrt. Gleichzeitig erklärte Admiral E. J. King, dass es von nun an immer eine "England" in der amerikanischen Marine geben wird (am 6.10.1960 wurde dieses Versprechen mit der DLG-22 eingelöst).
Im Anschluss nahm sie an der Rückeroberung von Leyte teil. Am 27. April 1945 vor Zampa-Misaki auf Okinawa von einem Kamikaze leicht beschädigt, wurde sie am 9. Mai 1945 vor Kerama Retto von drei Kamikazes außer Gefecht gesetzt. 37 Seeleute kamen hier ums Leben, 25 weitere wurden verwundet.
Gegen Kriegsende befand sie sich in Philadelphia zur Reparatur und Umbau zum Hochgeschwindigkeitstransporter. Bei Kriegsende wurden die Arbeiten eingestellt, am 15. Oktober erfolgte die Außerdienststellung. Der Verkauf für die Verschrottung wurde am 26. November 1946 getätigt.
Neben der Presidential Unit Citation erhielt "USS England" 10 Battle Stars für ihre Leistung im Zweiten Weltkrieg.
Technische Daten
Länge über alles: 93,27 Meter
Breite: 11,28 Meter
Tiefgang: 2,90 Meter
Standardverdrängung: 1420 Tonnen
Maximalverdrängung: 1720 Tonnen
Antrieb
2 Kessel, 2 General Electric-Turbinen mit 12000 PS, Antrieb über 2 Wellen
Höchstgeschwindigkeit 22,5 Knoten, Reisegeschwindigkeit 12 Knoten
Reichweite 5500 Seemeilen bei 15 Knoten
Bewaffnung
3 x 76,2 mm L/50 in Einzelgeschützen
2 x 40 mm in einem Zwillingsgeschütz
8 x 20 mm Flak-Geschütze
3 x 533 mm Torpedorohre im Drillingssatz
2 x Wasserbombenablaufbahnen (DC racks)
8 x Wasserbombenwerfer (DCTs)
1 x Hedgehog-Werfer
Besatzung
geplante Friedenscrew 186 Mann, in Kriegsstärke 220 Mann

Der Bausatz


Der erste Blick in den Karton macht einen sehr guten Eindruck. Der Rumpf ist separat verpackt und die Spritzlinge sind mit Ausnahme von Ast C alle einzeln eingeschweißt.


Der Bausatz erlaubt es die USS England sowohl als Wasserlinienmodell als auch als Vollrumpfmodell zu bauen. Entscheidet man sich für die zweite Variante, so sind am Übergang zwischen Über- und Unterwasserschiff leichte Anpassungsarbeiten am Bug und Heck erforderlich, die aber aufgrund der glatten Bordwände leicht zu bewerkstelligen sind.


Die glatten Bordwände können mich nicht überzeugen. Auf jedem Bild der USS England, welches ich mir angesehen habe, erkennt man deutlich die Schweißnähte der einzelnen Platten. Während Trumpeter bei Trägerflugzeugen im gleichen Maßstab die Gravuren versenkt, verzichten sie bei diesem Modell auf die Darstellung der erheblich größeren Nähte.
Beim Zusammenstecken von Deck und Überwasserschiff zeigen sich nur im Bereich der Ankerketten am Bug leichte Ungenauigkeiten.


Die Spritzlinge A und B enthalten die Bauteile der Aufbauten.


Die Türen sind sehr schön wiedergegeben worden. Die Wandstärke der Schanzkleider könnte etwas dünner ausfallen, doch lässt sich das in Spritzguss wohl nicht mehr herstellen. Die Gravur der Leitern hingegen ist schon wieder zu fein.


Spritzling C ist zwei Mal enthalten und enthält die Bauteile für die Bewaffnung, die Schrauben und die Rettungsboote. Die Bewaffnung stimmt für die USS England. Andere Einheiten der Buckley-Klasse können nur mit Ergänzungen aus der Restekiste gebaut werden.


Die für die filigranen Bauteile dicken Angüsse, sowie leichte Sinkstellen bei den Wasserbomben der Ablaufbahnen und etwas Fischhaut trüben den positiven Eindruck.


Spritzling D enthält die Bauteile für den Modellständer. Während bei den anderen Gussästen die Abdruckmarken nicht sichtbar sind, müssen sie bei Verwendung des Ständers verspachtelt werden.


Zusätzlich enthält der Bausatz eine Ätzteilplatine mit Teilen für die 8 DCTs, die 2 DC racks, die Abdeckung des Hedgehogs sowie ein Austauschteil für die Radarantenne.


Vervollständigt wird der Bausatz durch einen kleinen Decalbogen.


Die Anleitung


Die Anleitung ist sehr übersichtlich gehalten und führt den Modellbauer in 17 Schritten auf 10 Seiten zum fertigen Modell. Der kurze Einleitungstext ist nur auf Englisch und Chinesisch verfügbar.




Leider wird in der Anleitung nicht auf die Takelung des Mastes eingegangen.
Für die Bemalung des Modells liegt eine Farbtafel bei. Die Farbangaben beziehen sich auf Gunze Mr. color. Da es das Original nur mit Schema MS21 gab, sollte die Bemalung auch einem Anfänger keine Probleme bereiten.


Fazit


Der Bausatz erlaubt es dem Anfänger ein schönes Modell out of the box zu bauen. Dem Fortgeschrittenen ist eine gute Grundlage für Verbesserungen und Umbauten in die anderen Einheiten der Klasse, wenn er nicht auf Trumpeter warten möchte, gegeben. Die Idee für einige filigrane Bauteile eine Ätzplatine beizulegen, finde ich gut. Trotzdem kann man, wenn man das Modell weiter aufwerten möchte, nicht auf Ätzteile der bekannten Anbieter verzichten.
Trotz des Punktabzuges für die massiven Angüsse bei den filigranen Bauteile und die glatten Bordwände ist der Bausatz empfehlenswert.
Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster.