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Original

Nach einer Periode des Niedergangs und der Vernachlässigung, versuchte die US-Marine Anfang der 1880er Jahre den Neuanfang. Die ersten Schiffe dieser "New Navy" waren die ABCD-Schiffe: der Aviso Dolphin und die Geschützten Kreuzer Atlanta, Boston und Chicago. Chicago wurde als letztes in Auftrag gegeben und war das Schiff, welches am ehesten dem Ziel nahe kam, einen Kreuzer zu bauen, der zum Handelskrieg fähig war. Wie die anderen drei Schiffe war aber auch Chicago bereits bei der Auftragsvergabe veraltet. Ihre Maschine entsprach in keinster Weise dem damaligen technischen Stand, das dünne Panzerdeck schützte nur die Maschinen sowie die Magazine und der Großteil der Bewaffnung stand in Stückpforten auf dem Hauptdeck. Sie erhielt dazu noch eine Barktakelung. Das Ergebnis war ein langsamer, schlecht geschützter Kreuzer. Ihr Entwurf bildete trotzdem die Grundlage für zwei weitere, ähnliche, aber bessere Geschützte Kreuzer: Newark und San Francisco.

Chicago war 104,29 m lang und 14,7 m breit. Ihr Tiefgang betrug 5,79 m und ihre Verdrängung voll beladen 4864 ts. Ihre ursprünglichen Maschinen leisteten 5084 PS, womit bei den Probenfahrten 15,4 Knoten erreicht wurden. 1898 erhielt sie neue Maschinen, die 9000 PS leisteten, womit sie 18 Knoten langsam war.

Bewaffnung 1898
4 x 20,3 cm L/35
14 x 12,7 cm L/40
9 x 4,7 cm

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Chicago wurde zwischen 1883 und 1889 bei John Roach & Sons in Chester gebaut und wurde im Atlantik eingesetzt, u.a. als Flaggschiff des Nordatlantik-Geschwaders und des Europa-Station. Am 1.5.1895 wurde sie in New York außer Dienst gestellt. In Reserve wurde sie modernisiert. Die Segeltakelage inklusive Großmast und Bugspriet wurde entfernt, die Maschine gegen eine modernere ausgetauscht, höhere Schornsteine eingebaut und die Bewaffnung wurde modernisiert. Am 1.12.1898 wurde sie wieder in Dienst gestellt – zu spät, um noch am Spanisch-Amerikanischen Krieg teilnehmen zu können. Sie wurde erneut im Atlantik, Karibik und Europa eingesetzt bis sie zwischen 3.12.1903 und 15.8.1904 für Reparaturen in Boston wieder außer Dienst gestellt wurde. Im November 1904 wurde sie zum Pazifik-Geschwader verlegt, dessen Flaggschiff sie zeitweise war. Chicago wurde zur Hilfe für das durch das Großen Erdbeben am 18.4.1906 und ein anschließenden Großband verwüstete San Francisco abgeordnet und war an der Evakuierung von 20.000 Bewohnern beteiligt. Am 27.8.1908 wurde sie erneut außer Dienst gestellt und der Reserve zugeteilt. Vom 14.5. bis 28.8.1909 wurde sie für Übungen kurzfristig wieder aktiviert, war danach aber wieder Teil der Reserve, wofür sie zurück an die Ostküste verlegt wurde. Ab dem 23.1.1910 war sie Teil der Massachusettes Naval Militia, ab dem 26.4.1916 Teil der Pennsylvania Naval Militia. Am Tag des Eingreifens der USA in den Ersten Weltkrieg, dem 6.4.1917, wurde Chicago wieder in Dienst gestellt und als Flaggschiff der U-Boote im Atlantik eingesetzt. Nach dem Krieg wurde sie am 10.7.1919 als Flaggschiff der Kreuzer-Division 2 in den Pazifik verlegt. Ab Dezember 1919 wurde sie erneut Flaggschiff eines U-Boot-Geschwaders und – besser zu ihrem Zustand passend – in Pearl Harbor als Tender eingesetzt. 1920 wurde sie als CA-14 klassifiziert, 1921 als CL-14. Am 30.9.1923 erfolgte die endgültige Außerdienststellung. Sie blieb als Wohnschiff in Pearl Harbor, wo sie am 16.7.1928 in Alton umbenannt und als IX-5 umklassifiziert wurde. Am 15.5.1936 wurde sie zum Abwracken verkauft, sank aber im Juli auf der Fahrt von Honolulu zu ihrem geplanten Abwrackort San Francisco.

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Modell

Nach längerer Überlegung, welche Modelle ich als Nächstens beginnen sollte, entschied ich mich Anfang des Jahres eine Reihe von US-Kreuzern aus der Zeit um 1898 zu bauen. Neben den schon bei mir eingelagerten Bausätzen kaufte ich noch den Bausatz der Chicago von Kombrig im Maßstab 1/700. Als Vorbild für den Bauzustand wählte ich ein Photo "The Old Navy – USS Chicago" von Daniel Jones in Plastic Ship Modeler 28, was laut Beschriftung die Chicago 1901 zeigt. D.h. ich entschied mich sie nach dem Umbau und mit einem komplett weißen Rumpf zu bauen.

Der Zusammenbau war weitgehend problemlos. Lediglich die Positionen der Lüfter machten Probleme. Auf Photos sind sie teilweise schwer auszumachen. Die von Kombrig vorgesehenen Positionen entsprachen teilweise nicht denen in den Plänen. Ich habe mich dann für die Positionen von Kombrig entschieden – so mussten keine Bohrungen in den Decks verspachtelt werden. Allerdings habe ich die vier Lüfter neben dem vorderen Schornstein auf das Brückendeck montiert. Die beiden Lüfter vor der Brücke auf dem Vorderdeck passten nicht unter das Brückendeck und mussten deshalb gekürzt werden. Den beiden Scheinwerferplattformen auf der achteren Brücke habe ich Stützen aus gezogenen Gussästen verpasst.

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Bei den Masten muss man darauf achten, dass es hier zwischen den Bauzuständen Unterschiede bei den Spieren und Mastkörben gab. Ich habe die Masten aus Federstahldraht aufgebaut.

Bei den leichten Geschützen bin ich der Anleitung von Kombrig gefolgt, die dem Photo in Jones Artikel entspricht. Ich habe lediglich die enthaltenen Boote verwendet – also nicht die vier in der Anleitung eingezeichneten aber nicht beiliegenden Boote ergänzt. Die Fußballtor-artigen Davits habe ich aus 0,3 x 0,3 mm Plastikstäben selbst gebaut.

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Die Takelung besteht aus gezogenen Gussästen, die mit Weißleim verklebt und mit einem Heißwachsspachtelgerät durch Erwärmen gespannt wurden. Die Ankerkette stammt aus einem Ätzteilsatz von WEM.

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Der fertige Rohbau wurde mit Fine Surface Primer von Tamiya grundiert. Die Holzdecks und die Masten wurden mit Vallejo 976 Buff gestrichen. Der Rumpf sowie die Rümpfe der Beiboote sind mit Vallejo 820 Offwhite bemalt, die Innenseite der Boote, die Oberlichter und Niedergänge mit Vallejo 872 Chocolat Brown. Die Geschützrohre, Scheinwerfer und Schornsteinspitzen habe ich mit Revell 09 Anthrazit, die Lüfter und Schornsteine mit Ockergelb (Ölfarbe von Reeves) und die Innenseite der Lüfter mit Vallejo 909 Vermillion bemalt.

Quellen

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Lars