19.06.1864 - 150 Jahre USS Kearsarge vs. CSS Alabama

 

CSS Alabama

Vor 150 Jahren lief der erfolgreichste Kaperfahrer der Südstaaten, die Sloop Alabama, in Cherbourg, Frankreich, für eine notwendige Überholung ein. Dort wurde sie von der Sloop Kearsarge der Nordstaaten aufgespürt und in dem folgenden Gefecht versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Das Original

Im Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) war die US Navy der Nordstaaten den Südstaaten auf See haushoch überlegen und setzte die Konföderierten mit einer Blockade der Häfen im Süden unter Druck. Die Südstaaten versuchten neben dem letztlich erfolglosen Einsatz einer Reihe von technischen Neuheiten (Panzerschiffe, Torpedoboote, U-Boote), das Blatt durch einen weltweiten Handelskrieg gegen die Nordstaaten zu wenden. Dafür setzten sie auf den Einsatz von Kreuzern, die mangels eigener Möglichkeiten im Ausland bestellt wurden, u.a. in Großbritannien. Die britischen Gesetze verboten zwar Bau und Ausrüstung von Kriegsschiffen für Kriegsparteien, dies umgingen die Konföderierten aber, indem sie die Schiffe ohne Bewaffnung bauen ließen und sie erst später an abgelegenen Plätzen außerhalb Großbritanniens komplett ausrüsteten. U.a. wurden Bewaffnung und Besatzung auf anderen Schiffen zu diesen Plätzen transportiert, so dass das vollständige Kriegsschiff tatsächlich erst außerhalb Großbritanniens in Dienst gestellt wurde.

Die Alabama war eines dieser Schiffe, die im (inoffiziellen) Auftrag der Südstaaten in Großbritannien gebaut wurden. Sie stellte eine vergrößerte Variante eines britischen Kanonenboots dar und war auf hohe Geschwindigkeit ausgelegt. Die Bewaffnung bestand primär aus sehr schweren Kanonen auf Pivot-Lafetten, die mittschiffs aufgestellt waren und nach beiden Seiten feuern konnten. Dadurch, dass die Alabama größer als zeitgenössische britische Kanonenboote ausfiel, konnten neben den beiden schweren Kanonen noch sechs Breitseitgeschütze untergebracht werden.

Die Alabama war 67 m lang, 9,6 m breit und verdrängte 1066 t. Der Antrieb bestand aus einer 600 PS starken Zweizylinderdampfmaschine, die eine Schraube trieb, und einer Barktakelage. Die Maximalgeschwindigkeit betrug 13 kn. Die Besatzung setzte sich aus 146 Mann zusammen - übrigens waren die meisten Matrosen keine Südstaatler, sondern kamen aus verschiedenen anderen Ländern. Ursprünglich waren es überwiegend Briten.

Bewaffnung
1 x 20,3 cm (68-Pfünder) Fawcett Preston (Vorderlader mit glattem Lauf)
1 x 17,8 cm (100-Pfünder) Blakely (Vorderlader mit gezogenem Lauf)
6 x 16,3 cm (32-Pfünder) (Vorderlader mit gezogenem Lauf, vier Fawcett Preston, zwei von einem unbekannten Fabrikat)

CSS Alabama

Die Alabama wurde 1862 bei Laird in Birkenhead (Großbritannien) unter dem Tarnnamen Enrica gebaut. Es gelang ihr ohne Bewaffnung aus Birkenhead/Liverpool zu entkommen, indem eine Probefahrt vorgetäuscht wurde - eine Beschlagnahmung durch die britische Regierung konnte nur knapp vermieden werden. Sie wurde auf Terceira, eine Insel der Azoren, vollständig ausgerüstet. Besatzung, Bewaffnung, Kohle etc. wurde von der Bahama und Agrippina nach Terceira gebracht. Zwischen 1862 und 1864 führte die Alabama sehr erfolgreich im Atlantik, Indischen Ozean und westlichen Pazifik Handelskrieg gegen die Nordstaaten. Sie kaperte 65 Schiffe, die überwiegend verbrannt wurden. Dabei lief sie nie einen Hafen der Südstaaten an, sondern versorgte sich aus neutralen Häfen. Als sie am 11. Januar 1863 Galveston in Texas anlaufen wollte, stieß die Alabama auf das Blockadegeschwader der Nordstaaten. Sie gab sich als das britische Schiff Petrel aus. Die Nordstaaten schluckten die Finte und schickten nur das kleine Kanonenboot USS Hatteras zur Untersuchung. Alabama gelang es die Hatteras von dem restlichen Geschwader der Nordstaaten wegzulocken, versenkte sie und ergriff die Flucht.

CSS Alabama, hinten USS Kearsarge

Am 11. Juni 1864 lief Alabama in Cherbourg ein, wo das Schiff überholt werden sollte. Allerdings erreichte kurz darauf, am 14. Juni, die Sloop USS Kearsarge der Nordstaaten Cherbourg und blockierte die Alabama. Am 19. Juni stellte sich Alabama der Kearsarge. Zahlreiche Schaulustige verfolgten das Gefecht vom Ufer oder von Booten aus. In weniger als einer Stunde versenkte die Kearsarge die Alabama und beendete damit die Kariere dieses Handelsstörers. Von der Besatzung der Alabama starben etwa 40, ca. 70 wurden gefangen genommen und etwa 40 wurden von der britischen Yacht Deerhound, die das Gefecht beobachtet hatte, aufgenommen und entgingen so der Gefangenschaft.

Das Wrack der Alabama wurde 1984 von dem französischen Minenjagdboot Circé entdeckt und bis in die 2000er Jahre hinein von mehreren Tauchexpeditionen untersucht, wobei einige Artefakte, u.a. Kanonen und die Schiffsglocke, gehoben wurden.

CSS Alabama, hinten USS Kearsarge CSS Alabama, hinten USS Kearsarge

Das Modell

Die beste Grundlage für den Bau eines Modells der Alabama - egal in welchem Maßstab - ist CSS Alabama Anatomy of a Confederate Raider. Dieses Buch enthält nicht nur umfangreiche Pläne, sondern auch die meisten bekannten Bilder und Fotos der Alabama.

Als ersten Schritt habe ich den Längsschnitt, Querschnitte, Seitenansicht, Aufsicht auf das Oberdeck und das Hauptdeck (etwa auf der Höhe der Wasserlinie) auf 1/700 verkleinert. Mit Corel Draw habe ich in den Längsschnitt und die Querschnitte die Höhe der Plastikplatten eingezeichnet, aus denen ich den Rumpf aufbauen wollte, und habe so die Abmessungen der Platten errechnet. Der Rumpf besteht aus vier 0,5 mm-Platten und einer 0,25 mm-Platte. Am Heck sorgt eine kurze 0,5 mm-Platte und am Bug eine Kombination aus zwei 0,5 mm-Platten für den Deckssprung. Darauf setzte ich eine 0,64 mm-Platte (V Groove) von Evergreen zur Darstellung des Decks (und der Decksplanken). Die Lücken zwischen dieser Decksplatte und den Platten darunter habe ich verspachtelt und anschließend den Rumpf in Form geschliffen.

Pläne auf 1/700 verkleinert Platten für den Rumpf Rumpf, dahinter Platten zur Darstellung des Decksprungs
Oberdeck sowie unterster Teil des Schanzkleids aufgeklebt Schanzkleid im Bau fertiges Schanzkleid

Das Schanzkleid besteht aus drei Teilen. Die Basis bilden Plastikleisten von 0,5 x 0,5 mm. Auf diese habe ich 0,3 mm dicke und 1,1 mm hohe Plastikstreifen geklebt, wobei ich die Stückpforten ausgespart habe. Darauf kam dann ein 0,75 x 0,75 mm Streifen als Abschluss (hier sind beim Original Hängematten eingelagert). Dieser ragt außen über das Schanzkleid hinaus.

Alabama hatte vorne Stückpforten für Jagdgeschütze, die bei Bedarf nach vorne gebracht werden mussten - bei Kearsarge stand ein Jagdgeschütz auf dem Backdeck mit einem wesentlich besseren Feuerbereich. Achtern hatte Alabama keine Stückpforten, da die Vorrichtung für das Hochziehen der Schraube im Weg war. Kearsarge konnte die Schraube nicht hochziehen und hatte achtern Stückpforten. Hier sieht man einen der Unterschiede zwischen den beiden Schiffen: Alabama war sehr viel stärker als Segelschiff optimiert, was auch Sinn machte, da sie schlechter Zugang zu Kohle hatte und große Strecken auf der Suche nach Beute segeln musste. Kearsarge war dagegen als Dampfschiff konzipiert und die Segel waren nur als Hilfsantrieb gedacht. Sie hatte relativ guten Zugang zu Kohle, da sie überwiegend nahe von Häfen nach Handelsstörern der Südstaaten suchten.

Nach Fertigstellung des Schanzkleids habe ich die Abdeckung des Schraubenbrunnens, diverse Luken, das Oberlicht des Maschinenraums, das "Deckshaus" unter dem Schornstein und die Toiletten (seitlich am Schanzkleid mittschiffs) angebracht. Den Schornstein habe ich wie bei der Kearsarge aus 80 g Druckerpapier hergestellt. Vor dem Bau der Galion habe ich das Bugspriet eingebaut, das aus einem 0,8 mm dicken Messingstab besteht. Die Galion selbst ist in CSS Alabama Anatomy of a Confederate Raider zeichnerisch leider nicht so genau dargestellt. Sie ist aus dem Scheg (eine Plastikplatte, deren Form anhand einer nach dem Plan zugeschnittenen Schablone bestimmt wurde), den Schloiknien (aus Papier, aus dem Plan ausgeschnitten), den Galionsgrätings (einer Plastikplatte), einem niedrigen Schanzkleid am Rand der Galionsgrätings (zwei dünne Plastikstreifen) und jeweils zwei Galionsspanten (0,3 x 0,3 mm Plastikstreifen) aufgebaut.

Abdeckung des Schraubenbrunnens, diverse Luken, das Oberlicht des Maschinenraums und die Toiletten Schornstein und Bugspriet hinzugefügt Scheg und Schoiknie hinzugefügt, links USS Kearsarge
fertige Galion Untermasten, Topspieren und Klüverbaum angebracht Gangspill und Lüfter nach Grundbemalung ergänzt

Die Untermasten, Spieren und der Klüverbaum bestehen aus Messing- bzw. Silberdraht. Nach deren Montage habe ich das Modell weiß grundiert. Danach habe ich die Alabama mit Acrylfarben von Vallejo bemalt. Die Innenseite des Schanzkleids und die Masten habe ich mit Vallejo 4 Cremeweiß, die Decks mit 110 Achatgrau, die Rumpfaußenseiten und den Schornstein mit 167 Anthrazitgrau und die Luken und Deckshäuser mit 139 Mahagonibraun gestrichen. Danach kamen einige noch fehlende Details wie das Gangspill (aus einem Plastikstab geschnitzt) und die Lüfter (Resinteile von BMK) an Bord.

Alabama hatte einen 20,3 cm-Vorderlader (ein 68-Pfünder) von Fawcett Preston mit glattem Lauf sowie einen 17,8 cm-Vorderlader von Blakely mit gezogenem Lauf (ein 100-Pfünder). Ich denke, dass der 17,8 cm-Vorderlader wegen dem gezogenen Lauf schwerere (längere) Granaten verfeuern konnte und deshalb - trotz des geringeren Kalibers - im Vergleich zu dem 20,3 cm-Geschütz bei der Pfünder-Angabe als das stärkere Geschütz erscheint. Beide Geschütze hatten Pivot-Lafetten. Für diese habe ich Schienen aus 0,1 mm-Kupferdraht angefertigt. Neben den Schienen mittschiffs gab es auch welche an Bug und Heck, wohin die Geschütze bei Bedarf verlegt werden konnten. Danach habe ich aus diversen Plastikteilen von Evergreen die Lafetten der Pivot-Geschütze gebaut und die Rohre aus Plastistäben gefeilt. Alabama hatte außerdem zwei verschiedene Modelle von 32-Pfündern an Bord. Die vorderen zwei wirken altmodischer, die hinteren vier von Fawcett Preston ähneln von der Form dem 20,3 cm-Geschütz. Die Lafetten bestehen hier wieder aus zwei Platten, die auf zwei Stäbe als Räder/Achsen geklebt wurden. Von allen Geschützen gibt es detaillierte Zeichnungen in CSS Alabama Anatomy of a Confederate Raider.

Schienen für Pivot-Geschütze sowie Ankerketten 17,8 cm- und 20,3 cm-Geschütz 32-Pfünder und 17,8 cm- und 20,3 cm-Geschütze an Bord
Rahe, Gaffeln und Gaffelbaum eingeholte Segel und Stage Wanten, Pardunen und Brassen

Nach dem Anbringen der Bewaffnung und der Steuerräder (Fotoätzteile von Ocean Spirit, die an Plastikteile geklebt wurden) ging es mit den Marsen weiter. Bei Fock- und Großmast bestehen diese aus Plastikstreifen und Plastikplatten, während am Besanmast keine Plattform vorhanden war. Die Rahe, die Gaffeln und der Gaffelbaum bestehen aus Metallstäben verschiedener Stärken. Nachdem diese mit 167 Anthrazitgrau bemalt waren, habe ich die eingeholten Segel mit Weißleim dargestellt und nach dem Trocknen mit abgedunkelten Weiß bemalt. Die Takelung habe ich mit den Stagen begonnen, die aus schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden bestehen. Es folgten die Wanten aus Fotoätzteilen von Atlantic Models, dann die Pardunen und Brassen, die aus dem gleichen Faden wie die Stage bestehen.

Den Abschluss bildeten die Anker und Beiboote. Die Alabama hatte Trotman Patentanker, die ich aus Fotoätzteilen von BJ-Modellbau und einem ergänzten Stock aus Draht dargestellt habe. Die Ankerketten und -kräne sind ebenfalls von BJ-Modellbau. Als Beiboote habe ich passende Boote von Kombrig, Modelkrak und Italeri aus meiner Restekiste gewählt. Die Davits sind Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Ich habe einen Teil der Boote mit weißem und einen Teil mit schwarzem Rumpf versehen, wie man es auf einem Foto der Alabama, das 1863 in Singapur aufgenommen wurde (siehe Seite 55 in CSS Alabama Anatomy of a Confederate Raider), sehen kann.

CSS Alabama

Quellen

CSS Alabama

Lars