02.07.1915 - 100 Jahre Gotland-Raid

 

SMS Albatross

Heute vor 100 Jahren, am 2. Juli 1915, wurde der deutsche Minenkreuzer SMS Albatross von einem russischen Geschwader so schwer beschädigt, dass er sich auf den Strand der schwedischen Insel Gotland setzten musste (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Sowohl die deutsche als auch die russische Marine setzte im Ersten Weltkrieg in der Ostsee massiv Minen ein. Nach einem solchen Minenunternehmen wurde die Albatross und ihr Geleit von den russischen Kreuzern Admiral Makarov, Bayan, Oleg und Bogatyr abgefangen. Wegen ihrer geringen Geschwindigkeit wurde Albatross von dem deutschen Verband aufgegeben und darauf von den russischen Schiffen auf Strand gejagt. 28 Mann der Albatross starben durch den russischen Beschuss.

Das Original

Die SMS Albatross war einer der beiden Minenkreuzer der Nautilus-Klasse der Kaiserlichen Marine. Bereits 1895 war das Transportschiff Pelikan zum Minenleger umgebaut worden, mit dem experimentiert wurde. Dazu wurden das Transportschiff Rhein und das Flusskanonenboot Otter als Minenleger genutzt. Alle diese Schiffe waren relativ langsam und nur zum Legen von defensiven Minenfeldern geeignet. Die Erfahrungen im Russisch-Japanischen Krieg zeigten, dass Minen auch offensiv eingesetzt werden konnten. Deshalb gab die Kaiserliche Marine bereits 1904 zwei Neubauten in Auftrag, die Nautilus-Klasse. Diese waren für 20 kn ausgelegt, konnte 200 Minen mitführen und verfügte über eine leichte Bewaffnung aus 8,8 cm-Geschützen. Wegen der rasanten Fortschritte bei den Maschinenanlagen war die Geschwindigkeit bereits im Ersten Weltkrieg für offensive Operationen zu gering.

Die beiden Schiffe der Nautilus-Klasse, Nautilus und Albatross, waren als Schwesterschiffe kaum erkennbar. Sie hatten zwar ähnliche Abmessungen, Maschinenanlagen und eine identische Bewaffnung, aber sehr unterschiedliche Rümpfe: die Nautilus hatte einen Klipperbug und mittschiffs ein langes Aufbaudeck, auf dem auch der Großteil der Geschütze aufgestellt war. Sie wirkte mehr wie eine Jacht. Die Albatross dagegen hatte einen Rammbug und eine erhöhtes Backdeck und wirkte mehr wie ein Kreuzer. Die Minen wurden anfangs durch Öffnungen im Hauptdeck (Minendeck) geworfen, aber nach den Erprobungen wurden beide Schiffe so umgebaut, dass die Minen nur noch von Schienen vom Oberdeck gelegt werden konnten.

Die Albatross war 100,9 m lang, 11,5 m breit und verdrängte 2506 t. Ihre zwei Dreifachexpansions-Dampfmaschinen trieben zwei Schrauben und leisteten 6638 PS, womit 20,7 Knoten erreicht wurden. Ihre Besatzung setzte sich aus 208 Mann zusammen.

Bewaffnung
8 x 8,8 cm SK L/35 (Einzelgeschütze)
200 Minen

SMS Albatross

Die Albatross wurde von 1907-08 bei A.G. Weser in Bremen gebaut und diente vor dem Krieg in erster Linie als Minenschulschiff. Ihr Heimathafen war Cuxhaven. 1911 wurde sie vom dem Hansa-Dampfer Wartburg gerammt, worauf sie für drei Wochen in die Werft musste. Nach Kriegsaufbruch war Albatross vom 22. bis 26. August 1914 an einem ersten Offensivunternehmen beteiligt und legte, mit dem Geschützten Kreuzer Stuttgart und mehreren Torpedobooten als Sicherung, etwa 200 Minen vor der Tyne-Mündung. Am 9. September legte sie zusammen mit Nautilus, sowie den Panzerkreuzern Prinz Adalbert und Roon, dem Geschützten Kreuzer Kolberg und dem Leichten Kreuzer Stralsund als Sicherung, eine Defensivsperre bei Helgoland.

Danach wurde sie nur noch in der Ostsee eingesetzt – wo ihre geringe Geschwindigkeit und schwache Eigenbewaffnung aber auch nicht ausreichen sollten. Am 21. Juni 1915 legte sie bei der Insel Bogskär mit dem Torpedoboot G 135 als Sicherung eine Minensperre. Am 26. Juni wurde im gleichen Gebiet, diesmal mit dem Geschützten Kreuzer Thetis und dem Torpedoboot G 135 als Sicherung, eine weitere Sperre gelegt.

Am 1. Juli 1915 legte Albatross im gleichen Gebiet eine weitere Sperre. Diesmal fiel ihre Sicherung deutlich stärker aus: der Panzerkreuzer Roon, die Geschützten Kreuzer Augsburg und Lübeck sowie sieben Torpedoboote. Die Funkmeldungen des Geschwaders wurden aber von der russischen Aufklärung aufgefangen. Da sowohl das Signalbuch als auch Karten den Russen nach der Strandung des Leichten Kreuzers Magdeburg am 26. August 1914 in die Hände gefallen waren, konnte die Position der deutschen Schiffe bestimmt werden. Die Panzerkreuzer Rurik, Admiral Makarov und Bayan sowie die Geschützten Kreuzer Oleg und Bogatyr wurden per Funk an das deutsche Geschwader herangeführt, das am 2. Juli bei Gotland komplett überrascht wurde. Deren Befehlshaber, Kommodore von Karpf, hatte bis auf Augsburg und drei Torpedoboote den Großteil der Sicherung schon entlassen und war so dem russischen Geschwader, obwohl deren stärksten Schiff, der Panzerkreuzer Rurik, den Kontakt verloren hatte, deutlich unterlegen. Deshalb zogen sich das deutsche Geschwader zurück, wobei Albatross wegen der geringen Geschwindigkeit zurückgelassen wurde. Admiral Makarov, Oleg und Bogatyr verfolgten Albatross, die sich versuchte in schwedische Hoheitsgewässer um die Insel Gotland zu retten. Dabei wurde Albatross, auch nach Eintritt in schwedische Gewässer, schwer beschädigt und setzte sich bei Östergarn auf den Strand. Beim Beschuss starben 28 Mann der Besatzung der Albatross. Der Rest des deutschen Geschwaders konnte entkommen, der zur Unterstützung abgeordnete Panzerkreuzer Prinz Adalbert wurde allerdings noch vom den britischen U-Boot E-9 schwer beschädigt.

Die überlebende Besatzung der Albatross wurde in Schweden interniert, das Schiff selbst am 23. Juli 1915 wieder flott gemacht und nach Farö und später Karlskrona eingeschleppt. Nach Kriegsende wurde das Schiff am 31. Dezember 1918 nach Danzig zurück geschleppt und am 23. Januar 1919, inzwischen in Kiel, außer Dienst gestellt. Am 21. März 1921 wurde Albatross gestrichen und nach Hamburg zum Abwracken verkauft.

SMS Albatross

Das Modell

Wie von vielen Kreuzern der Kaiserlichen Marine gibt es auch von der SMS Albatross bisher keinen Bausatz im Maßstab 1/700. Allerdings gibt es von Bildrum einen Kartonbausatz im Maßstab 1/250. Diesen verkleinerte ich mir auf 1/700 und druckte ihn auf 160 g und 80 g Papier aus. Das dickere Papier benutzte ich für Spanten, Decks, Rumpfseiten und Teile der Aufbauten. Das dünnere Papier wurde für die restlichen Aufbauten, die Schornsteine, die Schutzschilde der 8,8 cm-Geschütze und die Mastplattformen benutzt.

Den Bau begann ich bereits 2007, aber nach dem fertigen Spantengerüst und dem aufgeklebten Oberdeck ruhte der Bau bis 2015, als mich entschloss ihn wegen des 100. Jahrestags der Schlacht bei Gotland wieder aus dem Schrank zu holen. Zunächst stellte ich den Rumpf fertig, wobei mir wieder sehr deutlich auffiel, dass Papierbausätze nicht nur aufwendiger als Spritzguss- oder Resinbausätze sind, sondern auch schwieriger sind. Es gibt keine vorgefertigten Teile, alles muss aus Papier gebogen und gefaltet werden. Bei der Albatross fand ich insbesondere die Heckform sehr schwierig und der Rumpf ist dort mit Dellen übersät. Diese kann man leider nicht einfach wieder zuspachteln, sondern steht vor der Wahl von vorne anzufangen oder damit leben zu müssen. Dazu hatte ich Probleme mit der Passgenauigkeit der Rumpfseiten sowohl in Bezug auf die Länge als auch die Höhe - eventuell durch das Verkleinern und Ausdrucken auf eine andere Papierstärke bedingt. Verklebt habe ich die Teile der größeren Baugruppen mit lösungsmittelhaltigen Uhu (also nicht den auf Wasserbasis). Die Klebeleisten habe ich entfernt und stattdessen von hinten an die Teile neue Klebeleisten angeklebt. Alle Bullaugen habe ich mit einer Präpariernadel aufgestochen.

Albatross im Zustand vor dem Wiederbeginn des Baus 2015 mit Backdeck: Größenvergleich mit den Fregatten Wapen van Edam, Tenacious und Carlo Margottini Aufbauten weitgehend fertig
mit Schornsteinen und Untermasten vor dem Lackieren. Der Großmast ist noch auf der falschen Position nach Grundierung und Grundbemalung mit Masten, Geschützen, Bootslagerungen, Lüftern, Mienenschienen, Decksabstützungen und Pollern

Den Rohbau grundierte ich mit Mr. Surfacer 1000. Dadurch wird das Papier unempfindlich gegenüber den danach verwendeten Acrylfarben von Vallejo. Ohne die Grundierung riskiert man, dass die Farbe bewirkt, dass sich das Papier wellt. Für die Kleinteile verwendete ich überwiegend andere Materialien. Lediglich die Schutzschilde der 8,8 cm-Geschütze und die Mastplattformen sind noch aus Papier. Da diese nach der Grundierung angebracht wurden, habe ich sie vor der Bemalung mit Sekundenkleber verfestigt.

Aus diversen Plastikteilen, überwiegend Rundstäben, bestehen die Ankerwinde, die Poller, die Lüfter über dem Maschinenraum, Teile des Hilfsruders (außer der Steuerräder selbst) und diverse Instrumente auf der Brücke und der Hilfsbrücke. Aus verschieden starken Metallstäben baute ich die Masten, Dampfrohre, Minenschienen, Decksstützen, Bootslagerungen und Bootsspieren. Die Beiboote sind Resinteile von Kombrig und Modelkrak, die 8,8 cm-Geschütze sind von Samek. Auch die Scheinwerfer sind Resinteile, dieses Mal aus der Restekiste. Mit Fotoätzteilen von BJ-Modellbau, NNT und Ocean Spirit sind die Davits, Anker, Ankerketten, Steuerräder und Rettungsringe dargestellt. Getakelt habe ich mit schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden, den ich mit einem Heißwachsspachtelgerät gespannt habe.

Bemalt wurde die Albatross mit Vallejo Model Color-Farben. Der untere Teil des Rumpfs ist mit 154 Signalgrau gestrichen, alle vertikalen Bereiche darüber mit 153 Hellblaugrau. Die Holzdecks sind mit 110 Achatgrau, die mit Linoleum belegten Decks mit 35 Schwarzrot und die Stahldecks mit 167 Anthrazitgrau bemalt. Die Boote sind bis auf den Boden und die Runderbänke, die mit 110 Achatgrau bemalt wurden, mit 153 Hellgrau angestrichen

Hier noch ein Größenvergleich der Albatross von 1908 mit dem französischen Minenkreuzer Émile Bertin von 1934:

SMS Albatross und Émile Bertin SMS Albatross und Émile Bertin

Quellen

SMS Albatross

Lars