15.08.1918 - 100 Jahre Versenkung der HMS Scott

 

Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Heute vor 100 Jahren, am 15. August 1918, sank der Flottillenführer HMS Scott vor der niederländischen Küste bei Ijmuiden (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Scott gehörte zur Dover Patrol, die als Aufgabe hatte deutsche Schiffe und U-Boote am Eindringen in den Kanal zu hindern und so die Transporte nach Frankreich zu sichern.

Das Original

Der britischer Flottillenführer HMS Scott war das Typschiff seiner Klasse, die auch als Admiralty Type Flotilla Leader bezeichnet wurde. Die Klasse fiel größer und stärker bewaffnet als die vorgehende V-Klasse aus, da die Royal Navy etwas den angeblich mit 12,7 cm-Geschützen ausgerüsteten deutschen Zerstörern entgegen setzen wollte (solche deutsche Zerstörer gab es nicht). Deshalb wurde ein 12 cm-Geschütz statt der 10,2 cm-Geschütze der früheren Klassen von britischen Flottillenführern eingebaut. Dieses Geschütz war keine Schnellfeuerkanone, d.h. die Treibladungen waren nicht in Messinghülsen untergebracht sondern in Beuteln, was die Feuergeschwindigkeit herabsetzte. Die Zahl der Geschütze wurde auf fünf erhöht. Auch die Zahl der Torpedorohre wurde durch den Einbau von Drillingsrohren statt von Zwillingsrohren vergrößert. Parallel mit der Scott-Klasse wurde die ähnliche Shakespeare-Klasse gebaut. Letzter wurde von Thornycraft entworfen, einer auf Zerstörer spezialisierte Werft, deren Schiffe meist schneller waren. Die Scott-Klasse wurde entworfen, so dass sie auch von nicht spezialisierten Werften gebaut werden konnte. Insgesamt acht Schiff der Scott-Klasse wurden 1917-19 gebaut: Scott, Bruce, Douglas, Campbell, Malcolm, Mackay, Stuart und Montrose. Bis auf die ersten beiden Schiffe dienten alle noch im Zweiten Weltkrieg. In Spanien wurden 1928-51 weitere 18 Schiffe der Scott-Klasse als Churruca-Klasse gebaut, von denen zwei an Argentinien verkauft wurden.

Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Die Scott war 101,3 m lang, 9,7 m breit und verdrängte voll beladen 2086 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dampfturbinen, die 40.000 PS leisteten, womit 36,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 164 Mann.

Bewaffnung
5 x 12 cm L/45 BL Mk I
1 x 7,62 cm 20 cwt-Flak
6 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Drillingsrohre)
Wasserbomben

Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Die Scott wurde 1917-18 von Cammell Laird & Company in Birkenhead gebaut. Sie wurde nach ihrer Indienststellung im Januar 2018 der Dover Patrol zugeteilt. Am 23. April sicherte sie mit dem Spähkreuzer Attentive und drei Zerstörern den Angriff auf Zeebrügge ab, bei dem die Einfahrt des Hafens durch die Selbstversenkung drei alter Geschützter Kreuzer, Thetis, Intrepid und Iphigenia, blockiert werden sollte, was aber misslang. Am 15. August 1918 wurde sie zusammen mit dem Zerstörer Ulleswater von dem deutschen U-Boot U 71 versenkt - wobei als Ursache ein Torpedo- oder Minentreffer, je nach Quelle, angegeben wird.

Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Das Modell

Das Modell des britischen Flottillenführers HMS Scott baute ich aus dem Bausatz von AJM Models (siehe Bausatzbesprechung). Mein Modell soll den Zustand von 1918 darstellen. Ich habe allerdings nur ein kleines Foto dieses Bauzustandes hier gefunden, bei dem ich mir auch nicht sicher bin, ob es wirklich die Scott ist.

Der Bausatz von AJM Models scheint mir gut entworfen zu sein, die Umsetzung ist aber nicht perfekt. Die Teile des Urmodells wurden gedruckt, was man insbesondere bei den Teilen für die Aufbauten und den Schornsteinen leider deutlich sieht, da die Oberflächen nicht glatt sind. Die Aufbauteile weisen alle Passstifte auf, die aber nur selten auch passen. Nach einigen Problemen beim Zusammenbau der Brücke habe ich die Passstifte bei allen sonstigen Teilen komplett entfernt. Erhebliche Probleme hatte ich auch mit den 12 cm-Geschützen. Der hintere Teil des Geschütztes mit dem Verschluss und den Rücklaufbremsen ist im Vergleich zum Schutzschild zu hoch. Auch die Lafette selbst ist deutlich zu hoch, so dass das vorderste und achterste Geschütz nicht unter die Gasdruckabweiser der übergeordneteten Geschütze passen. Ich habe deshalb die Lafette durch ein niedrigeres Plastikteil ersetzt. Inzwischen bin ich mir aber nicht mehr sicher, ob die Lafette nicht doch konisch sein sollte, da ich Fotos eines entsprechenden Modells gefunden habe. Auf jeden Fall empfehle ich zu überlegen, die 12 cm-Geschütze umfassender zu überarbeiten oder komplett zu ersetzen. Bei den Teilen für die Decks und Gasabweiser der oberen beiden 12 cm-Geschütze kann man zwischen zwei Varianten wählen. Laut Anleitung gibt es Teile für Stuart, Mackay, Douglas und Campbell . Meine Auswahl für die Scott ist wegen des kleinen Fotos mehr geraten. Die Geräte wie Kompass, Signalscheinwerfer etc, die man auf der Brücke montieren soll, sind so massiv, dass wenn man alle Teile montiert hätte, auf der Brücke wohl kein Platz für die Besatzung mehr wäre. Ich lies einige Teile deshalb weg.

Den Bauzustand habe ich durch einige Änderungen angepasst. An der Brücke lies ich die Kästen für die Karten weg, da ich die auf dem Foto nicht ausmachen konnte. Ob die Scott wirklich einen Entfernungsmesser hatte, konnte ich nicht sicher bestätigen. Ich habe ihn montiert. Auf einer Zeichnung in British destroyers from earliest days to the Second World War von Norman Friedman findet man ihn nicht, die Brücke sieht aber auch ganz anders als auf dem Foto aus. Eventuell ein Hinweis auf einen anderen Bauzustand - oder, dass das Foto gar nicht die Scott zeigt... Die beiden 4 cm-Pom-Pom lies ich weg, da ich vermute, dass sie auf der Scott nicht vorhanden waren. Ob die beiden Wasserbombenwerfer neben dem hinteren Torpedorohr wirklich vorhanden waren, konnte ich auch nicht bestätigen - diese habe ich montiert. Die Masten passte ich auch an die Fotos an. Die enthaltenen Metallstäbe für die Masten waren teilweise deutlich verbogen, so dass ich sie durch Teile von Albion Alloys ersetzte. Die Fototätzteile sind teilweise viel zu dick, besonders auffällig z.B. bei den Wanten. Die Takelage machte ich deshalb komplett komplett aus schwarzen 20 Denier-Faden von UNI-Caenis.

Bemalt habe ich die Scott mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für den vertikalen Anstrich benutzte ich 153 (907) Hellblaugrau. Die Stahldecks sind 166 (994) Dunkelgrau, im Bereich der Anker 167 (995) Anthrazitgrau. Die mit Corticene belegten Teile der Decks bemalte ich mit 149 (872) Schokoladenbraun, die Laufwege mittschiffs sind mit 136 (818) Rotes Leder und die Grätings auf der Brücke mit 139 (846) Mahagonibraun dargestellt. Das Innere der Beiboote ist mit 110 (986) Achatgrau gestrichen.

Links ein Vergleich mit der vorhergehenden Klasse von britischer Flottillenführern, der HMS Valentine der V-Klasse (1917, Tamiya) und einem großen deutschen Zerstörer, der B 110 (1915, NNT). In der Mitte als Vergleich, um zu zeigen wie groß die Scott-Klasse war, ein von der Größe her typischer Zerstörer des Ersten Weltkriegs, die deutsche G 40 (1915, FlyHawk) plus ein großer russischer Zerstörer, die Grom (1916, Kombrig). Rechts ein Vergleich mit zwei Geschützten Kreuzern, die eine vergleichbare Breitseite mit der Scott hatten, die USS Raleigh (1894, Modelkrak) und SMS Emden (1909, HP Models).

Flottillenführer HMS Scott und HMS Valentine sowie Zerstörer B 110 (1/700) Flottillenführer HMS Scott und Zerstörer G 40 und Grom (1/700) Flottillenführer HMS Scott und Geschützte Kreuzer USS Raleigh und SMS Emden (1/700)
Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Quellen

Britischer Flottillenführer HMS Scott (1/700)

Lars