Das Original:
Vermutlich im Jahre 1576/77 erbaut, war die Pelikan das Flaggschiff einer geheimen Expedition unter Francis Drake. Zusammen mit 4 weiteren Schiffen und ca. 164 Mann Besatzung sollte er im Auftrag seiner Geldgeber (unter anderem auch Königin Elisabeth I.) den Weg ins Südmeer finden und Handelskontakte knüpfen. Allen Beteiligten war jedoch klar, dass Drake auf seiner Fahrt auch möglichst viele spanische oder portugiesische Prisen aufbringen wollte (England befand sich in einer Art kaltem Krieg mit Spanien).
Drake segelt im Dezember 1577 mit seiner Flotte von Plymouth aus Richtung Magellanstraße. In Fort St. Julian, kurz vor Kap Hoorn lässt er Thomas Doughty wegen Aufwiegelung zur Meuterei hinrichten.
Die Pelican wird gründlich überholt und in Golden Hinde (Goldene Hirschkuh) umgetauft.
Vor Kap Hoorn verliert Drake 2 Schiffe im Sturm und erreicht als einziges Schiff des Verbandes den Pazifik.
Drake plündert entlang der südamerikanischen Westküste die ahnungslosen spanischen Siedlungen und kapert oder zerstört etliche Schiffe.
Der größte Coup gelingt ihm jedoch, als er die spanische Schatzgaleone Nuestra Señora de la Concepción genannt "Cacafuego" (Feuerspucker) überraschen und nach einem kurzen Gefecht kapern kann.
Wie Drake richtig vermutet, lauern ihm spanische Schiffe auf dem Rückweg um Kap Hoorn auf. Deshalb entschließt er sich, das Wagnis der Weltumseglung einzugehen und segelt zunächst an der amerikanischen Westküste entlang bis etwa in Höhe des heutigen San Fransisco von wo aus er über den Pazifik, das Indische Meer und das Kap der guten Hoffnung wieder in den Atlantik gelangt und schließlich nach 3 Jahren im September 1580 Plymouth erreicht.
Drake hatte mit der Golden Hinde als zweiter Mensch nach Magellan die Welt umsegelt und zudem unglaubliche Reichtümer erbeutet (der Wert der Ladung wurde auf ca. 600.000 Pfund geschätzt, was dem 2,5fachen der jährlichen Staatseinnahmen entsprach). Francis Drake wurde geadelt; die Golden Hinde noch ca. 100 Jahre in Plymouth erhalten, bevor sie abgewrackt wurde.

Das Aussehen der Hind:
Da weder detailierte Beschreibungen noch Gemälde oder Baupläne erhalten sind, ist eine zweifelsfreie Rekonstruktion nicht möglich. Einigermaßen belegbar sind jedoch die Dimensionen von ca. 30 m Länge, 6 m Breite und einem Tiefgang von 2,80 m. Im Allgemeinen war die Golden Hinde (oder Pelican) wohl eine typische elisabethanische Galeone des ausgehenden 16. Jahrhunderts.
Die Bewaffnung bestand möglicherweise aus 14 achtzehnpfündigen Kanonen und weiteren 4 Neunpfündern darüber.
Vermutlich war sie ein eher schlichtes, aber sehr robustes Schiff mit einfacher Linienführung und außer dem Heckspiegel mit nur wenig oder gar keinem Schmuck.
Die Besegelung bestand wohl aus je 2 Rahsegeln an Fock- und Großmast, sowie einem Lateinsegel am Besan und einer Blinde am Bugspreet.

Das Modell:
Seit frühester Kindheit faszinierten mich die Geschichten über die Kaperfahrten der englischen Freibeuter im Dienste ihrer Königin Elisabeth I. in der Karibik.
Insbesondere die Reise des Francis Drake von 1577 bis 1580 auf der kleinen Galeone Pelican, der späteren Golden Hinde, hatte es mir angetan.
Anfang der 80er Jahre erwarb ich dann das Modell der Golden Hinde von Airfix. Ohne eine Ahnung von der Materie zimmerte ich ein Schiffchen zusammen, das vor allem von der Bemalung und der Takelage her mit dem Original nicht viel gemeinsam haben konnte.


Nachdem ich mich dann nach längerer Pause wieder dem Modellbau zuwandte und diesmal mehr auf historische Authentizität achtete, störte mich der Anblick, der schon etwas peinlichen Golden Hinde in der Vitrine mehr und mehr. So beschloss ich das Modell von Grund auf zu renovieren. Ich wollte dabei auch erstmals den Umgang mit Kombinationen von Enamels und Ölfarben zur Imitation von Holzoberflächen üben.
Ein weiterer Wunsch war, das Modell in ein Diorama einzubinden. Die Szene, in der die Crew in der heutigen Drakes Bay in Kalifornien, das Schiff zur Weltumsegelung rüstete, war besonders reizvoll.
Ich fing also an, das gesamte Schiff auseinander zu nehmen, die ganze traurige Takelage zu entfernen und die komplette Bemalung abzubeizen und abzuschleifen.


Danach wurden alle Teile nach der von Modellbaukollegen oft erklärten Methode bemalt.


Während des gesamten Umbaus wurde ich sehr kompetent von den Kollegen im Internet beraten. Vor allem zu Lage, Größe, Bedienung und Art der Geschütze wurde viel gefachsimpelt. Letztlich habe ich die Geschütze verwendet, welche dem Bausatz ursprünglich beilagen (bzw. was die Drehbassen anging, selbst welche hergestellt).


Die Takelage wurde nach Vorgaben in Fachliteratur so authentisch wie es mir möglich war umgesetzt; die Segel wurden aus feinem Leinenstoff genäht.


Zuletzt wurde das Modell dann mit einer kleinen Mannschaft ausgestattet, eine Verladeszene wurde dargestellt und das Ganze in ein Diorama eingepasst.


Der ganze - etwa 1 Jahr dauernde - Umbau hat mir großen Spaß bereitet und hat gezeigt, dass man auch mit bescheidenen Mitteln aus einem, na ja sagen wir mal - wenig erfreulichen - Modell ein nettes Dio bauen kann.
Zum Vergleich:





Martin Struppel