02.04.1982 - 40 Jahre Falklandkrieg

 

Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)


Am frühen Morgen des 2. April 1982, heute vor 40 Jahren, landeten argentinische Soldaten rund um Port Stanley auf den Falklandinseln. Nach einigen kurzen Gefechten mit den 81 auf der Insel stationierten Royal Marines kapitulierten diese um 9:25 Uhr. Ab 10:00 Uhr wehte auf dem Gouverneursgebäude die argentinische Flagge (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)

Die Idee zum Diorama

Ich hatte mir gerade einen 3D-Drucker zugelegt und war am Ausprobieren, was man damit so alles machen kann. Außerdem hatte ich gerade das Buch „The battle for the Falklands“ von Max Hastings und Simon Jenkins gelesen und suchte bei der Google Bildersuche nach Inspirationen für mögliche Projekte. Dabei stieß ich auf ein Foto, welches argentinische Soldaten und einen LVTP-7 vor der St Mary's Church in Port Stanley zeigt. Am Fahnenmast vor der Kirche weht die argentinische Flagge. Ich fand diese Szene ideal, um die Besetzung darzustellen (Aus Gründen des Urheberrechts können wir das Foto leider nur verlinken und nicht direkt zeigen).

Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)


Die Kirche im Hintergrund schien mir ein spannendes Testobjekt für meine Konstruktionsfähigkeiten und für meinen neuen Drucker zu sein. Umsetzen wollte ich das alles im Maßstab 1/350! Ich wollte vor allem die Grenzen des Druckers ausloten. In 1/72 wäre gerade die Kirche schon wieder viel zu groß für den Drucker geworden. Ich hatte noch über 1/144 nachgedacht, aber entschied mich dann doch für die Variante in 1/350, da ich in diesem Maßstab eben auch meine Schiffe baue.

Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)
 
Port Stanley am 2. April 1982 (1/350) Port Stanley am 2. April 1982 (1/350) Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)
Port Stanley am 2. April 1982 (1/350) Port Stanley am 2. April 1982 (1/350) Port Stanley am 2. April 1982 (1/350)

Konstruktion der Kirche

Aus Google Maps ermittelte ich die Abmessungen der Kirche so gut es gingt. Über die Bildersuche suchte ich mir andere Ansichten zusammen und aus diesen versuchte ich dann auch die Höhe abzuleiten. Mit diesen groben Daten erstellte ich ein einfaches Papiermodell um zu überprüfen, ob die Proportionen passen und wie ein LVTP-7 in 1/350 davor wirkt.

Zufrieden mit den Abmessungen machte ich mich an die 3D-Konstruktion. Dafür nutze ich gerne die Freeware Blender (https://www.blender.org/), mit der ich mich schon ganz gut auskannte. Blender ist kein CAD, sondern kommt eher aus dem Bereich des Renderings und der 3D Animation. Sobald es um organische Formen geht, lässt sich damit viel einfacher arbeiten als mit einem CAD. Für die Kirche hätte es aber auch ein CAD-Programm getan. Die Umsetzung am PC war dann hauptsächlich Fleißarbeit. Die komplexesten Teile waren noch die Fenster und die Verzierungen am Glockenturm.

Fertiges 3D-Modell von St. Mary's Church


Das Drucken der Kirche erforderte dann doch einige Versuche, bis alles zufriedenstellend gelang. Zum einen musste ich die „Gravuren“ im CAD anpassen, damit diese auch deutlich genug ausgedruckt wurden. Größtes Problem war jedoch der Verzug, der sich durch Materialspannungen beim Aushärten ergibt. So glichen die ersten Versuche eher einer gequetschten Banane.

St. Mary's Church (1/350)


Mit optimierten Wandstärken und internen Versteifungen bekam ich das aber nach und nach in den Griff und hatte am Ende eine schöne kleine Kirche in 1/350 vor mir. Ich war begeistert, dass selbst die Freitragenden Holzstrukturen an den Giebelseiten, sowie die Kreuze an Giebel und Turm einwandfrei gedruckt wurden. Das machte Lust auf mehr!

St. Mary's Church: das finale Druckergebnis (1/350)

Figuren

Von vorherigen Versuchen wusste ich schon, dass mit dem Elegoo Mars Figuren in 1/350 druckbar sind. Nicht in einer Qualität wie z.B. von North Star, aber für meine Zwecke ausreichend. Hier konnte Blender dann seine Stärken ausspielen. In einem ersten Schritt erzeugt man die Figur in einer neutralen Pose (Körperhaltung). Dann kann man ihr mit wenigen Klicks eine Art virtuelles Skelett zuordnen. Damit lässt sich die Figur dann recht einfach in verschiedenste Posen bringen.

3D-Modelle der Figuren

LVTP-7

Das Grundmodell ist aus Plastikspritzguss von Trumpeter. Allerdings enthält der Bausatz den späteren, deutlich größeren Turm mit verstärkter Bewaffnung. Also wurde der korrekte Turm eben auch in Blender modelliert und gedruckt. Ansonsten wurde das Grundmodell noch etwas verfeinert. Die Aufstiegshilfen wurden dargestellt, und die Fahrerluke geöffnet dargestellt.

LVTP-7 im Bau (1/350)

Panhard AML 90

Das Foto zeigt leider nicht, ob hinter dem LVTP-7 noch ein weiteres Fahrzeug steht. Auf dem Diorama sollte dieser Bereich aber nicht einfach leer bleiben. Natürlich hätte ich einfach einen weiteren LVTP­­-7 dort parken können. Aber das wäre ja langweilig gewesen. Die Argentinier hatten jedoch auch Panhard AML 90 Panzerspähwagen auf Falkland. Warum also nicht auch noch ein solches Fahrzeug darstellen. Zumal sich so die Gelegenheit bietet, nochmal den Drucker anzuwerfen.

Panhard AML 90 3D-Modell
Panhard AML 90 3D-Modell

Das Diorama

Nach einer Stellprobe entschied ich mich für eine quadratische Grundfläche von 9 cm x 9 cm. Für die auf dem Foto nicht zu sehenden bzw. verdeckten Bereiche musste improvisieren. Es gibt im Internet zwar aktuelle Fotos, die die Kirche und das Grundstück aus allen Richtungen zeigen, jedoch sah es dort 1982 ziemlich sicher noch etwas anders aus.

Das gesamte Gelände habe ich aus Kunststoffplatten erstellt. Die Kirche steht etwas erhöht an einem sanften Hang. Betonplatten der Straße habe ich einfach in das Plastiksheet graviert. Für die Darstellung der Wiesen habe ich mich nach einigem Probieren für Mikro-Glasperlen entschieden. Normalerweise verwende ich diese als Füllstoff für Sekundenkleber. Auf eine dünne Schicht Holzleim gestreut, bilden sie aber eine schöne, feine Textur, die nach der Bemalung durchaus als Rasen durchgehen kann.

Für die Bäume und Büsche bin ich ähnlich vorgegangen. Die Grundkörper bestehen aus Epoxid-Knetmasse, die nach dem Aushärten auch mit einer Schicht der Mikro-Glaskugeln beschichtet wurden.

St. Mary's Church: Gelände im Rohbau (1/350)

Das Resultat

Bemalt wurde alles mit Farben von Ammo of Mig bzw. Vallejo. Die Kirche erhielt einen Wash mit Ölfarben, um die Struktur der Holzfassade hervorzuheben. Das Dach scheint aus lackierten Blechen zu bestehen und wurde dezent gealtert. Die Markierungen auf dem LVTP-7 wurden per Hand mit dem Pinsel aufgemalt. Die Flagge ist ein Stück Alufolie und wurde auch vorsichtig von Hand bemalt. Dann mussten nur noch alle Elemente an ihren Platz geklebt werden und fertig war ein einzigartiges Diorama. Der Bau hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe insbesondere in Sachen 3D-Druck sehr viel gelernt. Ich weiß jetzt ganz gut, was ich mir und meinem Drucker zutrauen kann. So sind in der Zwischenzeit schon weitere Gebäude, Fahrzeuge und Tiere entstanden. Für mich ist der Drucker eine große Bereicherung in meinem Portfolio. Allerdings darf man nicht unterschätzen, wie viel Zeit dann doch die Modellierung und der eigentliche Druck benötigen.

St. Mary's Church: fertiges Diorama (1/350)


Ingmar Stöhr