Zum Original:
Die "HMS Hesperus" gehörte zur "Brazilian H-class", 6 Export-Zerstörern für Brasilien, die bei Beginn des 2.Weltkrieges auf britischen Werften im Bau waren, weitgehend der britischen H-Klasse entsprachen und praktisch sofort für die Royal Navy requiriert wurden.
Sie wurde am 22.01.1940 als "HMS Hearty" in Dienst gestellt und kurz darauf in "Hesperus" umbenannt. Während des 2.Weltkrieges wurde das Schiff überwiegend in der Konvoy-Sicherung eingesetzt, wobei insgesamt 5 U-Boote versenkt wurden. Damit war die "Hesperus" einer der erfolgreichsten U-Boot-Jäger der Royal Navy.
Durch diverse Umbauten wurden die "Hesperus" und ihre Schwestern immer weiter für die U-Boot-Jagd spezialisiert; bei Kriegsende waren sie fast reine U-Bootjäger. (Dies gilt für die meisten Zerstörer der "A-I classes", da die geringe Größe dieser Schiffe den Einbau der - damals - modernen U-Jagd-Ausrüstung nur auf Kosten der übrigen Bewaffnung zuließ). Kurz nach Kriegsende wurde die "Hesperus" außer Dienst gestellt und abgewrackt.

Zum Modell:


Die Basis des Modells bildet der alte AIRFIX-Bausatz "HMS Hotspur". Er dürfte aus den 60ern des letzten Jahrhunderts stammen und ist dementsprechend von sehr schlichter Qualität - höflich ausgedrückt. Die Bausätze wurden damals unter der Überschrift Spielzeug produziert und mußten vom Taschengeld finanzierbar sein; dafür sind sie meistens recht anständig - für heutige Maßstäbe sind sie nur als
Grundlage eines sehr gründlichen Umbaus oder eben als Spielzeug genügend.
Die Wahl des Umbau-Zieles - Hesperus Dezember 1942 - habe ich nicht zuletzt wegen der Quellenlage getroffen: Das Schiff ist vergleichsweise gut auf Fotos dokumentiert (vor allem in "Warship Profile No.20 HMS Hesperus" und "Liverpool and the Battle
of the Atlantic 1939-45"/Maritime Books). Im "Warship Profile No.20" ist auch ein grober Plan der Hesperus, allerdings im Zustand von Frühjahr 1943. Ich habe ihn nur für wesentliche Abmessungen zu Rate gezogen. Ausrüstung, sowie Funk/Radar, Boote/Flöße und nicht verdeckte Aufbautenseiten sind auf Fotos der "Hesperus" selbst dokumentiert. Für "weiße Flecken" und Einzelheiten der Ausrüstungs-Teile mußten dann Schwesterschiffe, Halbschwestern und diverse Fotos, Zeichnungen, Pläne herhalten. Die Daten der Fotos wurden einfach per Dreisatz direkt auf das Modell übertragen oder geschätzt (z.B Höhe der Kiste = ca. 1/3 Deckshöhe).

Baubericht:


Die wesentlichen Umbauschritte sind auf den Fotos dokumentiert. Weißes Plastik heißt Scratch-Bau. Resin-Teile hatte ich nicht zur Verfügung. Mit PE-Teilen sah es mangels Internet-Anschluß kaum besser aus, außerdem muß ich zugeben damit bisher nicht wirklich
klarzukommen. (Dank den Tips auf dieser Seite bessert sich das hoffentlich). Dünneres Rundmaterial inkl. der Takel"fäden" ist aus gezogenen Ästen hergestellt. Eine Ausnahme bilden die Davits der Wabo-Werfer und die Dampfrohre der Schornsteine, die aus Draht (0,3mm + 0,5mm) bestehen. Für fast alles andere fanden "Evergreen" Polystyrol-Profile und -Platten Verwendung.

Verwendete Original-Teile:
No. 1,2,6 - Rumpf, nur als Rohling
No. 30-33 - Schornsteine, nur als Rohlinge
No. 48 - Torpedorohrsatz
Verwendete Fremdteile:
SKYWAVE-P38 No.54 als 20mm-Flak (Schilde ergänzt)
SKYWAVE-P38 No.47 Anker (Ankerschaft erneuert)
SKYWAVE-P38 No.33 Winden AK-Back (nur Kabeltrommel)
PITROAD-P E-5 No.3 Davit VK-Torpedorohre Bb.
PITROAD-P E-3 No.18 Ankerketten
PITROAD-P E-3 No.20 Signalscheinwerfer (ohne Fuß)
AIRFIX-Belfast No.168 Suchscheinwerfer
AIRFIX-Belfast No.142 Rettungsflösse
AKER-Ships Ladders - Leiter AK Brücke, Leitern AK B-Position
AKER-Ships Stairs - Treppen AK Back
SKYWAVE-P2 Decail brit. Kriegsflagge (gerade Form)
Die übrigen Kleinteile sind Handarbeit.
Anmerkungen zu den Bau-Fotos:
1. Rumpf:


Oben sieht man die Erneuerung der Achterkante der Back. Im Bausatz ist dieses Schott schräg - gußtechnisch praktisch aber historisch falsch. Die ersten Platten des Brückenaufbaus habe ich vorher angeleimt, um die Festigkeit während des Umbaus zu verbessern.
Der Rumpf besteht bei AIRFIX aus 3 Teilen, 2 Rumpfhälften und dem Deck. Die Paßgenauigkeit insbesondere des Decks ist schlecht - es ist über weite Strecken zu schmal. Deshalb ist Fixieren mit rund-gespannten Gummibändern nicht möglich, die Rumpfseiten würden verziehen. Die Methode mit Bohrern hat sich bewährt.
Wie so manchem frühen AIRFIX-Modell fehlen auch der Hotspur die Schlingerkiele. Erneuerung von Schraubenwellen (meist verzogen) und Lagerböcken (statt Streben mit massiven Dreiecken versehen) ist mittlerweile Standard. Als Besonderheit habe ich das ASDIC ausgefahren dargestellt.
2. Brückenaufbau:


Wie man sieht ist der Rohling aus recht soliden Platten gefertigt und zusätzlich mit Querstreben verstärkt (die vordere Querstrebe ist vorsorglich auf Position des B-Geschützes eingebaut). Die Quersteben sorgen auch für garantiert senkrechte Wände. Die abgerundete Schott-Ecke wurde vor dem Einkleben der Platte rundgefeilt.
Das Deck besteht nur aus einer 0,25mm-Platte. Schanzkleider und Details sind aus Profilen der gleichen Stärke.
Die Kommando-Brücke ist unterhalb des Decks von innen mit 0,5mm-Platten verstärkt. Die Windschutzscheibe ist aus 1/8mm-Klarsichtplatte, die Fensterrahmen sind gemalt.
Die Klarsichtplatte reicht bis zum Deck. Die Innendetailierung wurde als letztes montiert.

3. Mittschiffs-Bereich:


Oben sieht man den Stand für die Vierlings-FlaMGs im Bau. Ich muß zugeben, daß mir die genaue Position der Unterzüge am Original unbekannt ist - ich habe da geraten. Vorhanden waren sie mit Sicherheit und die dünne Plastikplatte ist ohne sie zu flatterig. Die Kreuzstreben sind historisch. Die Bauweise ist zu erkennen - einfach ist es nicht.
Rechts oben der achtere Schornstein vor der Bemalung. Die Streben der Schornsteinkappe wurden reichlich zu lang einzeln in Position geklebt (Innen-Enden auf Winkel schneiden) und nach dem Trocknen auf Maß geschnitten/gefeilt.
Der Vormast ist wirklich komplett aus Plastik. Die weißen Wülste sind aufgesteckte Ringe (Herstellung: zuerst das Loch in Platte/Profil bohren, dann die Außenseite in Form schneiden/feilen - umgekehrt reißt das Plastik immer). Die Takelfäden sind ebenfalls gezogene Plastikstange - der Vorteil: sie sind in sich steif und müssen nicht gespannt werden. Außerdem kann man sie mit Polystyrol-Kleber befestigen der fast vollständig einzieht.
4. Achterschiff:


Rechts unten ist die Konstruktion der Hütte zu erkennen. Ich baue immer zuerst den rechteckigen Teil. Anschließend können die Maße der Schrägen direkt vom Teil abgenommen werden.
Im Hauptbild sieht man die Wabo-Anlage im Bau. Die Ausrüstung mit 8 Werfern war typisch für die "Brazilian H-class", sonst waren 4 Werfer in der RN üblich.
Der Stand für für die 7,6cm-Flak ist ebenso Handarbeit wie die Lager der Flöße.
5. diverse Details:


Links-oben sieht man die 12cm-Geschütze im Bau, links-unten 7,6cm-Flak und Vickers-FlaMGs, rechts unten die Wabo-Ablaufbühnen. Das Prinzip ist simpel:
6. Anstrich


Der Anstrich ist gepinselt. Ich bin damit nicht 100% zufrieden. Der Farbauftrag ist weit dicker als mir lieb ist und leider sind auch diverse Pinselspuren sichtbar. Ich habe das Gefühl, daß die Humbrol-Farben weit besser zu pinseln waren, als sie noch nicht wasserlöslich waren. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen oder bin ich bloß ungeschickt geworden? WEM-Farben hatte ich mangels Internet-
Anschluß noch nicht, insofern ist die Farbgebung als "so ungefähr" zu betrachten.
(Da Schiffs-Anstriche in der Realität je nach Lichtverhältnissen völlig unterschiedlich wirken, regt mich das eher wenig auf.)
Verwendete Farben
(sämtlich HUMBROL)
No.28 camouflage grey Seiten (Tarnanstrich)
No.120 matt light green Seiten (Tarnanstrich)
No.145 matt medium grey Seiten (Tarnanstrich)
No.73 matt wine Unterwasserschiff
No.157 azure blue Decks (außer Holzdecks)
No.118 matt US tan Holzdecks (auf Brücke)
No.29 matt dark earth Grätings der Rettungsflöße
No.62 matt leather Decks der Boote
No.160 German camouflage red brown dunkle Holzpartien der Boote
No.33 matt black Wasserlinie, Schornsteinkappen, Masten etc.
No.27002polished aluminium Scheinwerferlinsen
Metalcote Satin Bonze Propeller
EDDING Abreibe-Buchstaben Ref.1002 Seitenkennung „H57"
Anmerkung:
Die Abreibe-Buchstaben sind (ehemals) normaler Bürobedarf und passen zufällig. Mir gefallen sie besser als alle Abziehbilder - und sie vergilben auch nach Jahrzehnten nicht. Leider sind Abreibe-Buchstaben kaum noch erhältlich (meine sind uralt).
SCHLUSSBEMERKUNG:
Meine bisherige Arbeitsweise kann mit den Feinheiten der Fotoätz-Technik nicht mithalten, das ist klar. Wo diese Konkurrenz, aus welchen Gründen auch immer, nicht besteht, halte ich die alte Methode aber immer noch für aktuell.
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