Dieses Museum, 1992 eröffnet, liegt am westlichen Stadtrand von Aalborg direkt am Ufer des Limfjords. Parkmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden, und man hat einen guten Blick auf den Limfjord, der hier von vielen Sportbooten befahren wird. Größere Schiffe fahren hauptsächlich bis zum Aalborger Hafen.

Das Museum beschäftigt sich mit der dänischen Marine- und Seefahrtsgeschichte mit besonderem Augenmerk auf die Lokalgeschichte. Aalborg hat eine lange Geschichte in Seefahrt und Schiffbau, deren Aspekte hier mit zahlreichen Modellen, Schautafeln und Originalexponaten wiedergegeben wird. Viele Werftmodelle der in Aalborg gebauten Schiffe sind vorhanden, und auch die Geschichte der Werft und ihrer Beschäftigten innerhalb der Stadtgeschichte wird gut dargestellt. Die dänische Marine, einst eine der mächtigeren europäischen Flotten, wird ebenso vorgestellt. Eine große Zahl von Modellen von Ruder- und Segelkriegsschiffen über Panzerschiffe bis zu den modernen Fregatten, Korvetten und U-Booten ist vorhanden. Viele Ausrüstungsgegenstände und Uniformen runden das Bild ab. Fast durchweg sind die Exponate dreisprachig auf dänisch, englisch und deutsch beschriftet.

Die dänischen Küsten sind einer der größten Schiffsfriedhöfe Europas; großen Raum nehmen die Maßnahmen zur Sicherung des Schiffsverkehrs und zur Seenotrettung ein. Gut erklärt sind die diversen Seezeichen und Leuchttürme, unter anderem mit einer großen Karte des Kattegats mit eingezeichneten beleuchteten Seezeichen. Alte Rettungsmittel, wie Seilrakete und Hosenboje, zeigen nebst alten Fotos die gefährliche Arbeit der Seenotretter.


Neben den bereits erwähnten Modellen beherbergt das Museum zahlreiche weitere Schiffsmodelle von Kriegsschiffen aller Nationen, in zahlreichen Maßstäben und aus vielen Quellen. Viele davon wurden von Modellbauern wie uns (oder deren Angehörigen?) gestiftet, und deshalb findet man mehrere Bismarcks (so um die vier, darunter eine von Revell in 1:570) und eine Sammlung japanischer Kriegsschiffe aus Wasserlinienmodellen von Hasegawa und Co. Es finden sich auch mehrere Modelle der HMS Hood, vom Airfix-Modell in 1:600 bis zu einem Koloss etwa in 1:100. Hier musste ich daran denken, was wohl einmal aus meinen Modellen wird, wenn ich nicht mehr bin…

Bevor man auf dem Rundgang das Gebäude verlässt, kann man Mitbringsel dänischer Seeleute und die Brücke eines Fischkutters besichtigen.

Im Freigelände ist das dieselelektrische U-Boot Springeren das größte Exponat. In Zusammenarbeit mit den USA Ende der 1950er als eines einer Klasse von vier Booten gebaut, stellt es den damaligen Stand des konventionellen U-Boot-Baus dar. Diese Klasse war die letzte in Dänemark gebaute U-Boot-Klasse und ihre Außerdienststellung Anlass zur Gründung des Museums.


Man betritt das Boot backbords durch den Torpedoraum und verlässt es an steuerbord im Rudermaschinenraum. Die große Enge wird sehr deutlich, insbesondere, wenn alle 15 Minuten das Boot auf Rotlicht verdunkelt und Gefechtsgeräusche eingespielt werden. Aufteilung und Geräte ähneln dem Typ XXI, wie er in Bremerhaven zu besichtigen ist, und das ist auch kein Zufall, so stark, wie dieser Entwurf die Nachkriegsentwicklung beeinflusste. Praktisch alles an diesem Boot ist auf dänisch beschriftet, bis auf die Torpedorohre. Diese tragen die russischen Namen Olga, Igor, Sonja und Iwan – laut Erklärungstafel ein schwarzhumoriger Einfall der dänischen Seeleute.

Das Boot weist starke Verwitterungsspuren auf, die viele von uns stolz machen würden, wenn wir sie an unseren Modellen so hinbekommen würden. Zahlreiche helle Streifen ziehen von allen Unebenheiten aus den schwarzen Turm und Rumpf hinab, genau so, wie wir es schon an vielen Modellen gesehen haben. Allerdings liegt dieses Boot seit mittlerweile 15 Jahren ohne Erneuerung des Anstrichs auf dem Trockenen, und nur deshalb konnten sich die Spuren so bilden. Für mein Empfinden ist weniger an Weathering am Modell meist mehr. Übrigens sind mir fast keine Rostspuren aufgefallen.

Nach Verlassen der Springeren kann man das Schnellboot Søbjørnen, das daneben aufgebockt ist, besichtigen. Ausgerüstet mit zwei Torpedorohren, einer 40 mm Zwilling von Bofors und einer (demontierten) 20 mm auf der Brücke, von drei Gasturbinen bis auf 60 kn angetrieben, war das Boot dazu vorgesehen, nach Einbruch der Dunkelheit aus versteckten Buchten an der dänischen Küste auszulaufen und Überraschungsangriffe auf feindliche Schiffe zu fahren, die um Dänemark herum in die Nordsee gelangen wollten. Leider hat das Boot, das aus Holz gebaut ist, in den 15 Jahren in Wind und Wetter ohne Überholung, schon merklich gelitten. Allenorts platzt die Farbe ab, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es anfängt zu rotten - ein Grundproblem in der Bewahrung von Museumsschiffen, gerade bei der Begrenztheit der Mittel. Im Bootsinneren kann man die Besatzungsunterkünfte, den Funkraum und die Kombüse besichtigen. Es ist kaum weniger beengt als auf dem U-Boot, aber zumindest etwas geräumiger. Die Kombüse zumindest ist im Vergleich zu der lachhaften Nische auf dem U-Boot riesig und besitzt sogar eine Friteuse.
Die Fahrzeughalle neben dem Schnellboot beherbergt einen Alouette–Hubschrauber sowie mehrere Beiboote, die von der königlichen Familie benutzt wurden, darunter eine Segeljolle, auf der die jetzige Königin Margrethe und ihre Schwester ab 1948 gesegelt sind. Ein offenes Rettungsboot sowie einige teils recht große Schiffsmodelle füllen den wenigen verbliebenen Raum.

Ein weiteres etwas moderneres Rettungsboot steht neben dem U-Boot. Darüber hinaus enthält das Freigelände zahlreiche weitere zivile und militärische Exponate. Anker und Seezeichen, mehrere Geschütze, Torpedos und Torpedorohre, Wasserbomben, ein Hedgehog-Werfer, Minensuchgerät und zahlreiche Minen unterschiedlicher Typen sind auf der Grasfläche ausgestellt.

Nach dem Rundgang kann man in dem kleinen Shop oder in dem Restaurant des Museums seine Kronen loswerden. Der Shop bietet eine Auswahl an hauptsächlich dänischsprachigen Büchern und Heften, nautische Souvenirs, Spielzeug sowie u.a. Basecaps mit Schiffsnamen und T-Shirts. Bis auf das U-Boot und das Schnellboot ist die Ausstellung übrigens rollstuhlgerecht.


Adresse: Aalborg Soefarts- og Marinemuseum
Vestre Fjordvej 81
DK-9100 Aalborg
Website: www.aalborgmarinemuseum.dk

Ein sehenswertes Museum, das man sich bei einem Dänemarkurlaub nicht entgehen lassen sollte. Obwohl die Modelle nicht alle Museumsqualität haben, finden sich in der Sammlung neben den Originalexponaten eine Anzahl absolut sehenswerter und auch als Vorbild zum Nachbau anregender Modelle, gerade aus der Pre-Dreadnought-Zeit. Hut ab vor dem Einsatz derjenigen, die dieses Museum betreiben und diese Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen!

Fazit: Empfehlenswert!

Frank Spahr