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Modell: Japanisches U-Boot I-400
Hersteller: Tamiya
Maßstab: 1/350
Art.Nr.: 78019
Material: Spritzguß + Fotoätzteile
Preis: 58,99 Euro (moduni)

 

Geschichte

Die Idee ein Flugzeug von einem Unterwasserfahrzeug transportieren und starten zu lassen ist wohl so alt wie die Seefliegerei selbst. Als ein erstes historisches Datum kann in diesem Zusammenhang der 6. Januar 1915 genannt werden, als eine modifizierte Friedrichshafen FF29a vom schmalen Vordeck des kleinen Küstenunterseeboots U-12, innerhalb der Mole von Zeebrügge, zu Wasser gelassen wurde.
Tatsächlich begann die Geschichte aber erst mit dem Beginn der Erprobung der Brandenburg W 20 auf dem Plauener See im Spätherbst 1917. Dieses kleine, einsitzige Flugboot war speziell dafür konstruiert worden, in wenigen Teilen zerlegt, in einem U-Boot transportiert zu werden, von diesem aus zu starten und nach beendetem Flug auch wieder aufgenommen zu werden.
Von diesem Tage an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, haben alle großen Marinen der Welt die Einsatzmöglichkeiten von U-Boot gestützten Flugzeugen, vor allem zur Unterstützung des U-Boots bei der Suche nach gegnerischen Schiffen, erforscht. Jedoch verlor sich das Interesse mit der Zeit und nur im Japanischen Kaiserreich wurde diese Idee konsequent weiterverfolgt und letztlich radikal modifiziert. Die Einsatzbestimmung des Bordflugzeugs wurde von einem dem U-Boot dienenden Aufklärer hin zum eigenständigen Kampfflugzeug, dem das U-Boot als Absprungbasis diente, geändert.
Die Idee einen tauchfähigen Flugzeugträger zu bauen, der in der Lage war Luftangriffe gegen gegnerische Ziele weitab des Einflußbereich der sonstigen maritimen Streitkräfte zu starten, entstand innerhalb des Marineoberkommandos schon einige Monate vor Beginn des Pazifikkrieges. Diese Idee verlangte in der Konsequenz nach einer Flottille von übergroßen Langstreckenunterseebooten, die in der Lage waren den Pazifik zu überqueren, Kampfflugzeuge zu starten und wieder von der Oberfläche zu verschwinden, nur um zu einem berechneten Zeitpunkt erneut aufzutauchen und die zurückkehrenden Maschinen wieder an Bord zu nehmen um dann endgültig ab zu tauchen. In den Augen der Planer wäre somit zu den verursachten geringeren Bombenschäden, die nicht hoch genug einzuschätzende psychologische Wirkung auf die Bevölkerung hinzu gekommen, dass nämlich die Verteidiger keinerlei Spur des Angreifers mehr hätte ausmachen können. Zu dem könnte ein solches U-Boot nach erfolgtem Luftschlag ja noch ganz konventionell eingesetzt werden, indem es mit seinen Torpedos Schiffe im gegnerischen Küstengebiet versenkt.
Das Projekt wurde unter maximaler Geheimhaltung voran getrieben und tatsächlich erfuhren die Amerikaner erst nach Ende der Kampfhandlungen von der Existenz dieser Boote und ihrer besonderen Flugzeuge.
Die Planungsarbeiten an den nun "sen toku" zu deutsch "spezial U-Boot" genannten Neubauten begann zu Beginn des Jahres 1942 und der Grundentwurf lag bereits im Frühling 1942 vor. Zu diesem Zeitpunkt ging man davon aus, dass 18 solcher Boote für die geplanten Aufgaben benötigt würden.
Der Ausgangsentwurf sah eine Verdrängung von 4125 t (aufgetaucht) und die Mitnahme von 2 Flugzeugen vor. Doch noch bevor am 18. Januar 1943 der erste Kiel auf der Marine Werft in Kure gelegt wurde, war der Grundentwurf auf eine Verdrängung von 4738 t und die Mitnahme von drei Flugzeugen plus Teilen für eine vierte Maschine vergrößert worden.
Am Ende der Entwicklung standen die größten U-Boote der Welt mit folgenden Daten:


Länge: 	      122 Meter
Breite:        12 Meter
Verdrängung: 5223 t (aufgetaucht/beladen)
             6560 t (getaucht)


Erst im Jahre 1959 verloren die drei "sen toku" Boote ihren Status als größte U-Boote der Welt, aber bis heute sind sie die größten U-Boote die je mit konventionellem Antrieb gebaut wurden, geblieben.

Einsatzgeschichte


Im März 1945 wurde ein Plan entwickelt der 100% mit den Vorüberlegungen zum Bau dieser U-Flugzeugträger übereinstimmte. Die Boote sollten Ihre Flugzeuge dicht an den Panamakanal heranbringen, damit diese dann die Schleusentore zerstörten.
Sechs Wochen lang wurde trainiert doch angesichts des zu erwartenden letzten Schlages der alliierten Streitkräfte gegen das japanisches Mutterland erließ das japanische Marineoberkommando am 25. Juni 1945 den Befehl Nr. 95 wo nach keine strategischen Angriffsoperationen mehr durchgeführt werden durften, deren zu erwartender Erfolg zu spät kommen würde um dem bedrängten Kaiserreich zu helfen.
Für die 1. U-Flottille mit den beiden "sen toku" Booten I-400 und I-401, sowie den AM-Type Booten I-13 und I-14, wurde ein neuer Plan ersonnen. Sie sollten nun die sog. Operation "Arashi" ("Sturm") durchführen. Der Plan sah vor das die Boote Kurs auf das Ulithi Atoll nehmen sollten, dem aktuellen Ankerplatz der Task Force 38, eines Großteils der US-Navy Flugzeugträgerflotte. Hier sollten die sechs "Seiran" Kampfflugzeuge zu einem Kamikaze-Einsatz starten um so viel Schaden anzurichten wie nur eben möglich. Wie groß hätte dieser Schaden wohl sein können, angesichts der schieren Masse der dort ankernden Schiffe? Übrigens wurden mindestens die drei "Seiran" von I-400 für den "Hikari" Einsatz, vor dem Auslaufen, umlackiert. Sie erhielten, mit Ausnahme der Kanzelstreben und eines Antireflexionsstreifens vor der Kabine, einen silbernen Anstrich. Die Hinomarus wurden "frei Hand", mittels Pinseln, mit "Stars 'n Bars" übermalt.
Für die Piloten entwertete diese Maßnahme ihren geplanten Selbstopfereinsatz und brachte außerdem Schande über die gesamte Kaiserliche Marine, aber sie waren machtlos. Doch auch dieser Einsatz kam nicht zur Durchführung denn auf dem Anmarsch zum Einsatzgebiet wurde die Nachricht von der Kapitulation des Kaiserreiches aufgefangen, ebenso wie die Anweisung alle Geheimunterlagen und Waffen zu vernichten. Die Besatzungen katapultierten daraufhin Ihre Flugzeuge ins Meer und begaben sich auf den Rückmarsch.
Das Ende kam für die beiden verbliebenen "sen toku" Boote, nach eingehender Untersuchung, am 31. Mai bzw. 4. Juni 1946, als sie vor der Küste Hawaiis versenkt wurden.

Der Bausatz


Mit einer gewissen Verzögerung ist der von Trumpeter ausgelöste 1:350er "boom" nun auch im kleinen bei Tamiya angekommen. Aber kann man überhaupt "im kleinen" sagen? Knapp 35 cm ist dieses Model lang und kann somit problemlos mit manch einem Zerstörer mithalten. Vielleicht erstmal nur eine "Fingerübung" für künftige "Großtaten"?
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Der Bausatz stellt sich schon beim ersten Betrachten als, für ein U-Boot, überdurchschnittlich umfangreich heraus. Kein Wunder, besteht er doch nicht allein aus Teilen für das Boot an sich, sondern verfügt außerdem noch über Teile für sechs Bordflugzeuge des Typs M6A1 "Seiran", doch dazu später mehr.

Der Rumpf


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Der massige Rumpf ist zweigeteilt und beide Hälften passen sehr gut auf einander. Unglücklich ist, dass die Klebenaht am Bug mittig durch die Mündungsklappenmulde des obersten Torpedorohrs läuft. Salopp gesagt: eine selten doofe Stelle um zu spachteln und zu schleifen! Das Unterwasserschiff ist mit hauchzarten erhabenen Schweißnähten versehen und weist auch alle Flutöffnungen auf, die letztlich das Überwasserfahrzeug vom U-Boot unterscheiden. Nur zum Vergleich: das 1:72 "Gato" von Revell hat nicht eine dieser Öffnungen und könnte somit nie tauchen!


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Das Überwassschiff ist ebenso fein detailliert. Die Entmagnetisierungskabel sind superfein dargestellt und die vorhandenen Flutschlitze und Freiflutöffnungen sind sehr "knackig" ausgeführt. Sobald sie mit dunkler Farbe ausgelegt worden sind, werden sie sicher überzeugend wirken.
Ebenso "knackig" stellen sich die Decksdetails dar. Selbst ein evtl. zu dick geratener Farbauftrag wird hier nicht viel zusetzten können.

Die Spritzlinge


Bevor man die beiden Rumpfteile zusammenkleben kann, sind einige Vorarbeiten auszuführen. Um das Modell auf seinem Sockel fixieren zu können sind Schrauben vorgesehen. Dafür muß man zuvor zwei Muttern im Kiel einbauen. Tamiya hat dem Bausatz zwei Gewichtsplatten beigelegt die für eine gewisse Standfestigkeit des fertigen Modells auf dem Sockel und später im Regal sorgen sollen und die ebenfalls im Unterwasserschiff fest eingebaut werden müssen. Eine Kunststoffnabe sorgt dann noch für den beweglichen Einbau des Ruders in einem späteren Bauschritt.
Im Überwasserschiff müssen die vorderen Tiefenruder eingebaut werden. Hier gilt es zu entscheiden ob die Ruder aus dem Rumpf herausstehen, oder ob sie in der eingezogenen Version dargestellt werden sollen. Desweiteren werden bereits in diesem Bauabschnitt der aufrichtbare Flugzeugkran, sowie der Funkmast eingebaut.
Übrigens sind der Kranausleger und der Haken als Ätzteile ausgeführt.
Zwei Kunststoffnaben sorgen später dafür, dass sich das 14 cm Deckgeschütz und das große, druckfeste Hangartor bewegen lassen.


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Der lange Röhrenhangar, der dem Boot sein ungewöhnliches Aussehen verleiht, ist von vorne bis hinten mit feinen Spantendetails, einigen Leitungen und sonstigen Details versehen. Allerdings ist auch in diesem Maßstab kein allzu tiefer Einblick möglich. Dafür ist die "Röhre" einfach zu lang und eng. Dementsprechend ist es eigentlich auch nicht notwendig mehr als zwei "Seiran" einzubauen, denn schon die Zweite ist kaum noch sichtbar. Schade nur, dass die kleinen Röhren für die separat verstauten Schwimmer der "Seiran" nicht geöffnet dargestellt werden können.
Die Brücke erinnert schon auf den ersten Blick an den Turm eines deutschen Typ IX Bootes. Sie ist aber deutlich kleiner und vor allem enger. Also nicht wundern wenn evtl. eingebaute 1:350er Figuren kaum Platz nebeneinander finden. Das ist richtig so.
Der Sehrohr- und Antennenkomplex liegt dem Bausatz einmal mit ausgefahrenen und einmal mit eingefahrenen Sehrohren bei.
Die Flakgeschütze, ein einzelnes und drei 25 mm Drillingsgeschütze, sind o.k. Nicht mehr aber auch nicht weniger.


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Nun zu den M6A1 "Seiran".
Dem Bausatz liegt der Spritzling 'C' zweimal bei. Somit kann der Modellbauer vier "Seiran" in Staustellung und zwei "Seiran" in komplettiertem Zustand darstellen.
Wer möchte kann die komplettierten "Seiran" auch auf je einem Transportkarren platzieren. Für eine Maschine hat Tamiya sogar einen extra Sockel beigelegt.
Die kleinen Flugzeuge überzeugen mit fein gravierten Oberflächendetails. Ein Knackpunkt ist in diesem Maßstab oftmals der Propeller, doch hier hat Tamiya mitgedacht und die Propeller als Fotoätzteile ausgeführt. Ebenso die Katapultwagen. Auch sie werden aus kräftigen Ätzteilen erstellt, bei denen man nur die Seitenteile hoch falten muß. Insgesamt sind die "Seiran" gut wiedergeben und ebenfalls gut detailliert. Übrigens, einen alliierten Codenamen haben die M6A1 nie erhalten, da ihre Existenz ja bis zuletzt unentdeckt geblieben war.


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Fotoätzteile und Ständer

 


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An dieser Stelle bietet es sich an ein paar Worte über die Ätzplatine selbst zu verlieren. Außer den bereits beschriebenen Propellern und Katapultwagen beinhaltet die Platine u.a. Teile zu Darstellung der Funk- und Radarantennen, sowie die Stehringe für die Ausgucks. Die Ätzteile sind "kräftiger" als bei manch einem "reinen" Ätzteile Produzenten, aber schließlich soll ja jeder Käufer dieses Bausatzes, also auch ein Anfänger, mit den Ätzteilen klarkommen und so betrachtet geht das vollkommen o.k.
Sehr gut wirkt das Ätzteil welches in das Hangartor eingebaut werden soll. Auch in einem so großen U-Boot war Platz Mangelware. Deshalb wurde auch der Platz im Inneren des Tores als Stauraum für allerlei Material genutzt. Damit dieses Material auch an seinem Platz blieb, gab es zwei "Etagen" die mit Lochblechen bzw. Gitterrosten gesichert waren. Dieses Bauteil verlangte geradezu nach einem Ätzteil. Super! Ebenfalls prima ist das Ätzteil mit dem die Katapultlaufbahn detailliert wird. Durch die Kombination mit den beiden senkrecht geteilten Spritzgusshälften der Laufbahn erhält man somit eine Baugruppe die volle Details an den senkrechten Außenflächen der Bahn aber auch eine toll detaillierte Lauffläche selber aufweist.
Leider ist die Fotoätzplatine auch das größte Manko dieses ausgesprochen hochpreisigen Bausatzes. Aus einem unerklärlichen Grund bietet Tamiya keine Relings an ! Das fällt besonders beim langen Flakdeck auf, das beim Original von einer umlaufenden, einzügigen Reling gesichert wurde. Aber auch das Hauptdeck verfügt nahezu überall über starre Relings. Angesichts der generell vorhanden Platine und des wirklich hohen Preises ist es einfach nicht zu begreifen, dass die Relings fehlen. Schade, Tamiya! Hier war die Chance, trotz des Preises, eine Spitzennote zu ergattern.


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Decals


Der Decalbogen hält sauber gedruckte Markierungen für alle "Seiran", sowie je zwei Bootsnummern und jap. Flaggen, für das Boot selber, bereit. Leider fehlen die gefälschten US-Markierungen. Da muß dann wohl der "Fundus" herhalten. Da die Rümpfe der "Seiran" in einem Stück in grünem Plastik gespritzt wurden und somit die Kanzeln nicht klar sind, beinhaltet der Decalbogen auch Decals für die Cockpitverglasung. Meiner Meinung nach beschreitet z.B. Hasegawa mit der komplett durchsichtig gespritzten "Emily", die dem ersten "Yukikaze" Bausatz als Bonus beilag, einen besseren Weg.


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Anleitung


Nun noch zum Bauplan. Dieser ist als querformatiges Heftchen ausgeführt und erklärt nicht nur den Zusammenbau des Bootes sonder liefert auch detaillierte Ansichten der "Seiran" oder erklärt die Raumaufteilung des I-400. Prima!


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Zur Bemalungsanleitung noch eine Anmerkung:
Tamiya gibt an, dass die Unterwasserschiffe jap. U-Boote mit roter Schiffsbodenfarbe gestrichen waren. In einem mir vorliegenden Buch über die I-400 Boote "I-400 Japan's Secret Aircraft-Carrying Strike Submarine – Objective Panama Canal", erschienen bei "Hikoki Publications", wird das Boot von einem japanischen Grafiker mit einem dunkel grauen Unterwasserschiff dargestellt, welches kaum dunkler ist als das dunkle Überwasserschiff daher kommt. Da alle abgebildeten Fotos leider keinen definitiven Aufschluß darüber geben, welche Farbe tatsächlich verwendet wurde, bleibt es dem Modellbauer überlassen welche Farbe er auswählt. Glückliche "waterliner"!

Fazit


Tamiya hat mit dem I-400 in 1:350 vielen Modellbauern einen Wunschtraum erfüllt.
Die Ausführung ist durchweg gut bis sehr gut, nur leider steht der Preis in keinem Verhältnis zum Schachtelinhalt. Zum Vergleich: legt man bei 'moduni' 24 Euro drauf, erhält man z.B. eine "Essex" oder "Franklin" von Trumpeter!
Dennoch Prädikat
alt empfehlenswert

Olaf (Text) und Stefan (Fotos)
Wir bedanken uns bei Dickie-Tamiya für das Bausatzmuster