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Modell: USS Baltimore cruiser, 1890
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: 70094
Material: Resin
Preis: 32,3 €

 

Original


Nach einer Phase der Vernachlässigung der Marine wurde in den 1880ern die "Neue Marine" aufgebaut. Nach vier Geschützten Kreuzern, die nach US-Plänen gebaut wurden, wurden zwei weitere auf der Basis von Plänen der britischen Werft Armstrong gebaut: die Charleston auf der Basis des Plans der japanischen Naniwa und die Baltimore. Der Entwurf der Baltimore war von Armstrong ursprünglich für die spanische Reina Regente vorgesehen. Die spanische Marine hatte sich aber für einen Entwurf der Konkurrenz entschieden. Baltimore ähnelte vielen der Geschützten Kreuzer, die von Armstrong in Elswick gebaut wurden: zwei Schornsteine und eine erhöhte Back und Poop. Der Rumpf war aber im Vergleich zu den meisten Elswick-Kreuzern seetüchtiger und damit der Bewaffnung eher angemessen. Von den Zeitgenossen wurde die Baltimore scharf kritisiert, tatsächlich war sie aber wohl der beste Geschützte Kreuzer, der für die US-Marine in den 1880ern auf Kiel gelegt wurde. Dies wurde besonders im Vergleich zur ihrer Halbschwester Philadelphia deutlich, die zwar den gleichen Rumpf hatte, aber von der Maschine und der Bewaffnung mehr den US-Entwürfen Newark und San Francisco ähnelte. Baltimore war von 1890 bis 1922 aktiv (abgewrackt 1942) - Philadelphia nur von 1890 bis 1902 (abgewrackt 1927).
Baltimore war 102,11 m lang und 14,78 m breit. Voll beladen verdrängte sie 5436 Tonnen, ihr Tiefgang betrug 5,94 m. Angetrieben wurde sie von zwei horizontalen Dreifachexpansions-Dampfmaschinen, die 10064 PS leisteten, womit bei den Probefahrten 20,1 Knoten erreicht wurden.
Bewaffnung 1890
4 x 20,3 cm BL Mk 3 L/35
6 x 15,2 cm BL L/30
4 x 5,7 cm RF (6-Pfünder)
2 x 4,7 cm RF (3-Pfünder)
2 x 3,7 cm RF (1-Pfünder)
4 x 3,7 cm Hotchkiss Revolver-Kanonen
Bewaffnung 1903
12 x 15,2 cm RF Mk 7 L/40
4 x 7,62 cm (?)
Bewaffnung 1918
4 x 12,7 cm L/51
2 x 7,62 cm Flak
175 Minen
Baltimore wurde von 1887 bis 1890 von Cramp in Philadelphia gebaut. Nach ihrer Indienststellung wurde sie im Nordatlantik eingesetzt, zeitweise als Flaggschiff des "North Atlantic Squadron". 1891 wurde sie in den Südpazifik verlegt, wo sie an dem erfolglosen Versuch beteiligt war, die chilenische Regierung gegen eine Revolution zu verteidigen. Ende 1892 wurde kurzeitig wieder an die US-Ostküste verlegt, ab Dezember 1893 war sie Flaggschiff des "Asiatic Squadron". Zwischen Februar 1896 und Oktober 1897 war sie außer Dienst, anschließend war sie in Hawaii stationiert. Bei Ausbruch des Spanisch-Amerikanischen Kriegs wurde sie nach Hong Kong zum Geschwader Kommodore Deweys verlegt, wobei sie dringend benötigte Munition für das Geschwader transportierte. Zusammen mit den Geschützten Kreuzern Olympia, Raleigh und Boston sowie den Kanonenbooten Concord und Petrel besiegte sie am 1.5.1898 in der Schlacht von Manila ein spanisches Geschwader (ungeschützte Kreuzer Reina Cristina, Castilla, Don Antonio de Ulloa und Don Juan de Austria, Velasco, kleine Geschützte Kreuzer Isla de Cuba und Isla de Luzón sowie das Kanonenboot Marques del Duero). Baltimore, die auch den stärksten spanischen Schiff klar überlegen war, spielte als zweitstärkstes Schiff des US-Geschwaders nach der Olympia eine entscheidende Rolle. Nach diesem Sieg war sie an der Eroberung der Philippinen und der Unterdrückung der dortigen Bevölkerung beteiligt.
Im September 1900 kehrte sie nach New York zurück, wo sie bis 1903 modernisiert wurde. Die Brücke wurde verändert, ihre Bewaffnung ausgetauscht und die Mastkörbe entfernt. 1903 war sie in der Karibik stationiert, 1904 in Europa, bis sie wieder zum "Asiatic Squadron" verlegt wurde. Zwischen 1907 und 1915 war sie erneut außer Dienst. 1913-14 wurde sie in Charleston zum Minenleger umgebaut und als solcher 1918 im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Sie legte u.a. Minensperren zwischen Irland und Schottland sowie zwischen den Orkney-Inseln und Island.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie 1919 erneut zur Pazifik-Flotte verlegt, wo sie am 15.9.1922 in Pearl Harbor außer Dienst gestellt wurde. Als Hulk überlebte sie noch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7.12.1942, wurde dann aber am 16.2.1942 zum Abwracken verkauft. Je nach Quelle wurde sie entweder abgewrackt oder im teilweise abgewrackten Zustand am 22.9.1944 versenkt.

Bausatz


Kombrig stellt die Baltimore in etwa im Zustand von 1890 bis 1900 dar. Der Rumpf ist von den Abmessungen her korrekt und ist gut detailliert:

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Die Brücke ist allerdings für den Zustand vor 1900 falsch – was man schon mit Hilfe der Zeichnung in der Anleitung erkennen kann! Das Steuerhaus muss etwas nach achtern versetzt werden, davor befand sich wahrscheinlich ein niedrigerer gepanzerter Kommandoturm, auf dem sich eine offene Brücke befand.
Die Schornsteine und zahlreiche Lüfter sind noch nicht am Rumpf angegossen. Sie passen nicht in die vorgesehenen Löcher auf Deck. Des Weiteren findet man die (falsche geformte) offene Brücke, Mastkörbe, Masten (besser durch Metallteile ersetzen), Scheinwerfer, Anker, Davits etc.

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Diese Teile sind überwiegend von guter Qualität. Dies gilt auch für die für 20,3 cm- und 15,2 cm-Geschütze:

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Diese bestehen jeweils aus Lafette, Schutzschild und Rohr. Die zwölf leichten Geschütze fehlen dafür gänzlich. Deren Positionen sind auf Photos schwer auszumachen. Vier befanden sich in Öffnungen in Back und Poop, jeweils zwei in den Mastkörben und wahrscheinlich vier mittschiffs zwischen den 15,2 cm-Geschützen.
Die beigelegten Boote sind gut gemacht, es ist aber ein typischer Kombrig-Satz Boote, den man auch in Bausätzen von russischen Schiffen findet.

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Leider liegen mir keine Angaben über die vorhandenen Boote vor, teilweise sind die beigelegten verwendbar. Es scheint aber zumindest eine Gig zu fehlen.

Anleitung


Die Anleitung ist typisch Kombrig. Neben einer Seitenansicht und einer Aufsicht, findet man englisch-sprachige Angaben über die technischen Daten und den Lebenslauf.

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Für den Zusammenbau soll man sich an einer Explosionszeichnung orientieren, teilweise aber auch an den Zeichnungen des Originals. Diese entsprechen nicht in jeder Hinsicht z.B. denen in Warship 2004, es ist also ein Studium von Photos empfehlenswert.
Angaben über den Anstrich fehlen. Vor dem Spanisch-Amerikanischen Krieg hatte Baltimore einen Tropenanstrich, also weißer Rumpf (sowie weiße Schutzschilde und Rümpfe der Beiboote), ockerfarbene Schornsteine und Lüfter (und eventuell Masten) und schwarze Geschützrohre. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg soll sie grau gestrichen gewesen sein, Photos, die dies beweisen, liegen mir aber nicht vor.

Quellen

 

    • Armstrong’s Contribution to the New United States Navy von Peter Brook, in Warship 2004 von Antony Preston (Herausgeber), London, 2004

 

    • U.S. Cruisers An Illustrated Design History von Norman Friedman, Annapolis, 1984

 

    • History of U.S. Cruisers, Ships of the World 1993 No. 464

 

    • Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

 

 

 

 

 

 

 

 

Fazit


Der Bausatz der Baltimore von Kombrig bietet eine gute Grundlage für ein vorbildgetreues Modell. Guss und Detaillierung sind überwiegend gut bis sehr gut. Neben der sehr rudimentären Anleitung fallen die falsche Brücke, die fehlenden leichten Geschütze und die generischen Boote negativ auf. Insgesamt ist der Bausatz

alt DURCHSCHNITT OHNE BESONDERE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN



Lars