Der Rohbau des Schiffes ging recht flott voran. Generell wurden die Bullaugen ausgebohrt, die Schotten, Leitern und Niedergänge durch Ätzteile ersetzt. Die am Bausatz fehlenden Brückenfenster und diejenigen der Flugdeckkontrolle wurden durch passende Stücke aus geätztem Leitermaterial ersetzt. Überdimensionierte Splitterschutzschilde wurden mit einer Fräse in der Minibohrmaschine ausgedünnt, die angegossenen Niedergänge abgefräst.

 



In diesem Baustadium begann ich mit der Grundplatte, die wie bei mir üblich aus einem Bilderrahmen entstand. Die Glasscheibe wurde entfernt und eine dünne Styroporplatte so eingepasst, dass von der Oberseite des Rahmens ausreichend Platz für das Schiff blieb. Wegen des offenen und unter der Wasserlinie liegenden Bootsdecks konnte ich das Unterwasserschiff zum Einbau in das Diorama nicht abtrennen; also goß ich das Schiff in eine erste Schicht Gips ein, allerdings nachdem ich es in Frischhaltefolie eingewickelt hatte. So konnte ich es wieder aus dem Gips herausnehmen. Die Wasserbereiche um das Schiff wurden mit dünnem Gips übergossen und mit Alufolie abgedeckt, um die Wellenstruktur nachzubilden. Das ging nicht ohne einige Blasen und entsprechende Nacharbeit am Gips ab, ließ sich aber bewältigen.




Um das Diorama etwas zu beleben, entschloss ich mich, ein LCU hinzuzufügen. Dieses wurde mit geätzten Brückenfenstern verfeinert und mit dem charakteristischen Tigerstreifenmuster der Fearless–LCUs bemalt. Als Beladung benutzte ich einen überzähligen Exocet-Kanister.
Zur Aufnahme des Landungsboots wurde der Gips entsprechend ausgeschnitten. Die Bemalung der Basis erfolgte mit verschiedenen blauen, grünen sowie weißer Dispersionsfarbe aus dem Baumarkt, etwas heller um das Schiff herum. Die Oberfläche wurde mit mehreren Schichten hochglänzenden Klarlacks versiegelt.
Währenddessen baute ich weiter am Schiff. Neben den Arbeiten am Schiff selbst entstanden zahlreiche Unterbaugruppen, darunter die Raketenwerfer, Masten, Boote, Kräne, die Bordkanonen und die Flugzeuge. Die Sea Cats von WEM wurden mit geätzten Startschienen und Raketen aus bemalten Zahnstocherspitzen verfeinert. Corvus – Düppelwerfer entstanden aus gezogenen Gußästen und Polystyrolprofilen.


Gegen Ende der Falklandkampagne führte die Fearless auf ihrem Flugdeck eine den Argentiniern abgenommene 20 mm–Zwillingsflak (Spitzname "Turm Y") aus deutscher Produktion. Diese wurde aus Polystyrolprofilen und Injektionskanülen nach dem mir vorliegenden Foto gebaut.



Der Sea Harrier wurde wie folgt verändert: Die Kanzel wurde vorsichtig abgefräst, die Fahrwerke etwas dünner geschliffen; Zusatztanks und Sidewinders entstanden aus Gussastmaterial. Bemalt wurde das Flugzeug in einem Blaugrau, das dem verwendeten Extra Dark Sea Grey in diesem kleinen Maßstab am besten zu entsprechen schien. Nach einem Glanzlacküberzug wurden die RAF-Rondelle auf den Tragflächen angebracht. Diese Decals stammen von Starfighter Decals. Ein Überzug mit seidenmattem Klarlack schloß die Lackierung ab. Die Kanzel entstand abschließend aus einem Tropfen Kristal Kleer (Weißleim).
Die Bemalung erfolgte praktisch vollständig mit Acrylfarben, zum Großteil aus dem Programm von JPS Modell, Für das helle Admiralitätsgrau benutzte ich eine eigene Mischung auf Basis von RAL 7035 Lichtgrau, für das dunkle Decksgrau verwendete ich IJN Maizuru Grey. Langwierig war es, die Farbgrenzen zwischen den dunklen Decks und der hellen Farbe der senkrechten Flächen hinzubekommen. Die sich bei modernen Schiffen abzeichnende Spantenstruktur wurde durch Übernebeln eines Mückennetzes mit dunklerer Farbe und darauf folgendes Abtönen mit Rumpffarbe angedeutet.



Die Flugdeckmarkierungen der Fearless scheinen mehrfach gewechselt zu haben. Die Airfix-Decals wurden, soweit möglich, benutzt, erwiesen sich aber als schwer zu verarbeiten. Kaum hatten sie das Deck berührt, ließen sie sich nicht mehr verschieben. Die Landemarkierung Nr. 2 ist deshalb auch schief. Um dieses Missgeschick etwas zu verbergen, stellte ich einen Wessex-Hubschrauber darauf. Zwar gehe ich davon aus, dass während des Aufenthalts des Harriers eigentlich kein anderes Fluggerät landen durfte, aber dann war ich mir darüber auch nicht so sicher, dass ich es ganz ausgeschlossen hätte.
Die Flugdeckkennung der Fearless war "FS"; zwar konnte ich sie auf den Vorbildfotos nicht erkennen, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, meine Initialen auf dem Schiff zu sehen. Immerhin steht die Beute-Flak mehr oder weniger auf der Kennung.
Wie bei jedem Projekt kam irgendwann alles zusammen; die Baugruppen wurden angebracht, schließlich konnte ich die Relings ankleben, die Bemalung soweit möglich korrigieren und das Schiff altern. Hierzu verwendete ich Wasserfarben, mit destilliertem Wasser angemischt – noch besser geht Sidolin streifenfrei oder ein ähnliches Produkt. Wichtig ist eine kalkfreie wässrige leicht alkoholische Lösung mit etwas Detergentien drin.



Die Relingzüge wurden mit schwarzem wasserfestem Filzstift dunkler eingefärbt, um den Farbunterschied zwischen den stählernen Relingsstützen und den Zügen aus Draht wiederzugeben. Die Takelung erfolgte mit schwarzem gezogenem Gussastmaterial, das mit einem angespitzten Zahnstocher und Flüssigkleber befestigt und mit einem erhitzten zahntechnischen Modellierinstrument gespannt wurde. Die fotogeätzte Besatzung stammt aus dem Programm von LionRoar. Ein Überzug mit Mattlack beendete die Arbeiten am Schiff.



Nun konnte es in das Diorama eingebaut werden. Hierzu verwendete ich klares Acrylgel. Nach dem Durchtrocknen wurden die aufgewühlten Bereiche um das Schiff mit weißer Künstler-Ölfarbe betont. Die Ankerkette aus dem Sortiment der Firma Saemann wurde mit Acrylgel in ein vorgebohrtes Loch im Gips eingeklebt.

 

 

Teil 1

Frank Spahr