Nachdem die wesentlichen Elemente des Bootes fertig gestellt sind, befasst sich dieses Kapitel mit Detaillierungsarbeiten und der Grundlackierung.
Sowohl in der Literatur als auch im Internet findet man eine Reihe Lackierungen, die den Eindruck vermitteln, dass S-100 Boote recht bunt getarnt waren. Das war nicht der Fall. Tarnschemata wurden nur für Spezialeinsätze und Tagesmärsche kurzfristig aufgetragen. Die bei S-100 Modellen häufig anzutreffenden Tarnmuster wurden ausnahmslos von Booten der Klassen S-26 –S38 adaptiert, die während der Norwegenfeldzuges dunkelgrau und im baltischen Raum weiß mit verschiedenen grauen Streifenmustern bemalt waren. Im Schwarz- und Mittelmeerraum waren die Decks dieser Boote häufig grün lackiert, um eine Entdeckung aus der Luft in den grünalgenreichen Gewässern zu erschweren.
Die Rumpffarbe der S-100 Schnellboote war zu 99% ein gebrochenes Weiß, das so genannte Schnellbootweiß. Das Unterwasserschiff war mit schwarzer Anti-Foulingfarbe gestrichen und das Deck war dunkelgrau lackiert.
Mit der gleichen grauen Farbe waren die Grätings und Holzroste lackiert. Die einzigen sichtbaren Holzflächen sollten beim Modell die Auflagen der Torpedoracks sein.

Rumpf im bauDie Propeller bestanden aus Edelstahl und sollten keinesfalls in Messing oder Kupfer bemalt werden. Eine Mischung aus Silber und Hellgrau, die in leichten Schlieren aufgetragen wird, ist hier die bessere Wahl. (#1)Schiffspropeller S100
Ein oft anzutreffender Fehler betrifft die Farbgebung der Torpedos. Die Sprengköpfe waren üblicherweise dunkelgrau/schwarz und das Heck bestand entweder aus poliertem Stahl oder Messing. Der Torpedokörper selbst war ein unlackiertes, blankes Stahlrohr, das von den Besatzungen häufig mit Fett eingestrichen wurde, um die Seewasserbeständigkeit zu erhöhen.
Beim Modell wurden die Sprengköpfe anthrazit und Antriebsblock silbern lackiert. Der Mittelteil wurde mit Bare-Metal-Foil beklebt.
S100-TorpedoUm ein Bootsmodell im Maßstab 1:72 interessant zu machen, muß man fast zwangsweise auf Zubehörteile und die eigene Phantasie zurückgreifen. Einen großen Teil deckt der hervorragende Ätzteilbogen von White Ensign Models ab; trotzdem bietet das Modellboot noch unzählige Detaillierungsmöglichkeiten, stellenweise sogar Bessere als die Verwendung von etched parts. So wurden grundsätzlich alle Relings aus 0,4mm und 0,6mm Draht nachgefertigt. Sie vermittlen ein wesentlich authentischeres Bild als die dicken Plastikteile und die flachen geätzten Handläufe.Plattform mit DrahtStellenweise war die Qualität der Kunststoffteile so schlecht, dass man keine andere Wahl als eine Nachfertigung hatte. So z.B. bei der achternen Mittelstütze der Reling mit dem Heckscheinwerfer und dem Rettungsringhalter. Mittelstütze HeckDie umfangreichsten Erweiterungen fanden am Steuerhaus und der Brücke statt. Nach dem Austausch aller Handläufe wurden neue Halter für Stahlhelme und Lüfterabdeckungen gebaut, sowie Trittplatten hinzugefügt. Der Rahmen für die Brückenverglasung stammt von WEM. Wird er gemäß Anleitung gebogen, ist der Winkel der Scheiben zu flach. Das ließ sich nur beheben, indem man den Rahmen in seine Segmente zerlegte und jede Scheibe einzeln anklebte. Positiver Nebeneffekt: Die drei Frontscheiben konnten abgeklappt werden, um der Zieloptik ein freies Sichtfeld zu geben Die Führungsstangen und Isolatoren der Drahtantenne wurden aus Draht und Stecknadeln nachgebaut und tief in der Bücke verankert. Sie sehen den Originalteilen ähnlicher und sind eine außerordentlich stabile Basis zum Spannen der Antennendrähte.
Die Funkanlage wurde durch drei passive Radardetektoren für die Anlagen FuMB 32 „Flores“, FuMB 28 „Naxos“ und FuMB 24 „Cuba 1“ sowie einen Funkpeilrahmen erweitert. Abschließend wurden neue Glaseinsätze für die Positionslampen angefertigt.BrückendetailsPositionslichterIm Mittschiffsbereich füllte ich vorhandene Lücken mit Ladegut in Form von Fässern, Säcken, Planen und Kisten.
Seilwerk, Taue, Festmachleinen und Zurrseile wurden im gesamten Decksbereich hinzugefügt und bilden ein wesentliches Detailelement.LadegutEin anschauliches Beispiel für die These, das PE-Teile nicht der Weisheit letzter Schluss sind, sieht man an den Nebelkannen auf dem Achterdeck.
Im Vergleich mit dem Originalbild gibt das Bausatzteil bestenfalls die grobe Geometrie wieder. Das geätzte Zubehör ist eine brauchbare Annäherung, aber erst mit ein paar Zentimetern Kupferlackdraht und einem Ventilkopf aus Zinnguss sieht das Bauteil aus wie eine Nebelkanne.NebelkannenZu Beginn der Bauarbeiten hatte ich die schlecht nachgebildeten Rauchbojen auf dem hinteren Bootshaus entfernt. Dummerweise fand ich selbst nach stundenlanger Suche keine Bilder von zeitgenössischen Rauchbojen. Da ich aber die 37mm Flak gegen den 20mm Vierling ausgetauscht hatte, bot sich eine andere Lösung an. Ich habe einfach den achternen Mun-Bereitschaftskasten des Maschinenhauses aus Sheet nachgebaut, das Originalteil aufs Achterhaus und den Nachgebauten aufs Maschinenhaus gesetzt. Das ist durch den hohen Munitionsverbrauch des Vierlings durchaus schlüssig und füllt den freien Platz.Munitionsschrank

Ende Teil 4
 
(#1)
Oktober 2009
Die Information zum Propellerwerkstoff erhielt ich von einem ehemaligen Schnellbootfahrer und sie bestätigte sich kurz darauf bei der Bergung von S-97, welches leider nicht erhalten werden konnte und abgebrochen wurde.
Im Sommer 2009 wurden Teile von  versenkten S-100 Booten vor der Küste Dänemarks geborgen, um sie bei der Restaurierung von S-130 zu verwenden. Darunter befanden sich auch Propeller aus Bronzeguss. Die alleinige Verwendung von Edelstahl ist somit vom Tisch und auch kupfer-/bronzefarben lackierte Propeller sind vorbildgetreu.