Arktika

Weiterbau

Das war natürlich der letzte Schritt – vorher musste der Dampfer noch fertig gebaut werden. Die Passung ist nicht wirklich immer optimal, aber besser als erwartet.

Nur ausgerechnet der Brückenaufbau passt nicht ganz zum Rumpf, der erforderliche Korrekturaufwand wäre mir jedoch zu hoch gewesen. Nach all dem Schleifen und Sägen begann ich nun mit der Detaillierung, wobei ich mich nach einem im Netz gefundenen Plan der Arktika und den mir zugänglichen Fotos richtete. Die Schotten wurden durch welche aus meinem Ätzteil-Fundus ersetzt, die zum Großteil aus dem WEM-Satz für die HMS Hood in 1:350 stammen. Davon brauchte ich eine ganze Menge.

Die Bauanleitung des Grauens wurde sehr oft mit tief gerunzelter Stirn konsultiert, wenn es um die Platzierung und den Zusammenbau der Bausatzteile ging; besonders haarig wurde es bei den beiden Masten mit ihren Plattformen, Auslegern, Antennen usw. Diese Masten sind kleine Bausätze für sich und haben einiges an Zeit gekostet, insbesondere wenn es darum ging, mit welchen Teilen ich sie verbessern konnte. Ich richtete mich nach den mir zugänglichen Fotos und einer Zeichnung von einer russischen Internetseite. Die Gitterausleger sind japanische Katapulte, der Fachwerkmast entstammt japanischen Scheinwerferplattformen (beides 1:700), der Rest sind Polystyrolprofile, Drähte und Ätzteilreste. Die extrem fummeligen Radarantennen sind aus dem erwähnten LionRoar-Satz zusammengestellt.

Die Kräne wurden mit Ätzteilresten detailliert, so ergaben z.B. Stücke von 1:350er Reling schöne Glaskanzeln. Nützlich ist auch immer der Standardätzsatz Kleinteile von Scheuer&Strüver in 1:250 – hier gibt es jede Menge Handräder und andere Bauteile, z.B. Umlenkrollen und Kranhaken. Die Kranausleger wurden aus Polystyrolprofilen neu gebaut, das war unterm Strich einfacher als die Bausatzteile zu versäubern. Zahlreiche Niedergänge von Saemann fanden ihren Weg auf das Schiff, ebenso wie erhebliche Mengen an Reling, die erfreulicherweise sehr schön paßte. Die Beiboote wurden durch Ersatz von groben Bauteilen und Verwendung von Ätzteilen etwas aufgewertet, ebenso die Davits. Das Dach des Brückenaufbaus erhielt ein maßstabsgetreueres Schanzkleid aus mit Sekundenkleber getränktem Papier, das an der Vorderfront mit Ätzteilresten etwas profiliert wurde.

Die Bemalung

Ich hatte mir alles an Vorbildfotos aus dem Netz heruntergeladen und ausgedruckt, dessen ich habhaft werden konnte; zudem hatte ich eine Fernsehdokumentation über den atomgetriebenen Containerfrachter Sevmorput aufgenommen und mir davon Standfotos gesichert. So bekam ich einen gewissen Eindruck über Farbgebung und Abnutzung dieser hart beanspruchten Schiffe. Bei anderen Projekten riskiert man leicht, es mit Abnutzungsspuren zu übertreiben, hier bestand diese Gefahr nicht. Also wurde der Rumpf zuerst mit einer rotbraunen Grundierung gespritzt. Es folgte die Schiffsbodenfarbe und nach dem Abkleben das Überwasserschiff. Dieses wurde dunkelgrau in mehreren Schattierungen lackiert. Es folgte ein ausgiebiges Altern mithilfe von Ölfarben und Pastellkreiden, bis der Rumpf den erwünschten Eindruck von Ablaufspuren und Rost erweckte. Am Bug wurde ein weißer „Schnurrbart“ aufgetragen, den ich auf den Vorbildfotos gesehen hatte und der meinem Empfinden nach von gefrorenen Wasserspritzern herrührt.

Die Decks wurden mit Revell Acrylfarbe Nr. 48 lackiert, was sehr gut funktionierte. Die Aufbauten wurden dunkel vorgespritzt, um das nachher benutzte Amaranth Red von Vallejo gleich etwas abzutönen und stumpfer zu gestalten. Mit diesen drei kräftigen Tönen orange, grün und dunkelgrau-schwarz sticht das Schiff sehr stark von der reinweißen Eisfläche ab und wirkt umso wuchtiger. Auch die Aufbauten wurden ausgiebig und mehrfach gealtert, wobei wieder Ölfarben (als Washes und in Trockenmaltechnik) sowie Pastellkreiden verwendet wurden. Der Schiffsname am Rumpf wurde mittels Abreibebuchstaben (Fa. Seno) erstellt, die Namenstafel am Aufbau entstand am PC und wurde auf eine Polystyrolplatte geklebt. Die Takelung erfolgte mit schwarzen gezogenen Gussästen. Nach einem letzten unregelmäßigem Überzug mit seidenmattem Klarlack wurden die zahlreichen Brückenfenster dünn mit Ponal Weißleim ausgefüllt. Ein paar Bestzungsmitglieder von Preiser drücken sich im Windschutz der Brücke herum und beobachten die Eisbären.

Das Fazit

Das hat mehr Spaß gemacht als erwartet – hier kann man so richtig vor sich hin bauen, von sehr rustikal bis sehr fein. Jedem bleibt benommen, wie weit das Modell vom Ursprungszustand ausgehend verändert wird. Die Form des Bausatzes wirkt stimmig und das Endergebnis ist, wie man in meiner nordhessischen Heimat zu sagen pflegt, „ma was anneres.“

Frank Spahr