Der Bau der Merlin hat mit Pausen über ein Jahr gedauert. Ich habe viele neue Techniken an diesem Modell ausprobiert, denn dazu war es gedacht – als Übungsmodell.

Neben meiner Ätzteil-Premiere ist es auch meine Bodenplatten-Premiere und dazu auch noch meine Figuren-Premiere. „Figuren – They make it or they break it“ hat mir mal ein wirklich guter Modellbauer geflüstert, und entsprechend lang habe ich überlegt dieses Thema überhaupt anzugehen. Als sie dann fertig waren hab ich ebenso lang überlegt sie überhaupt auf der Platte zu montieren. Letztlich ging der Daumen dann aber nach oben. Aber fangen wir noch mal von vorn an.

Das Original

Der EH-101 Merlin (heute AW-101) ist ein von Agusta und Westland entwickelter Hubschrauber, der in vielen verschiedenen Versionen für die unterschiedlichsten Aufgaben verwendet wird. Neben der Rolle in der U-Boot- und Schiffsbekämpfung gibt es auch Versionen für CSAR, Truppentransport oder auch in der klassischen SAR-Rolle. Er gewann sogar die Ausschreibung als nächster Helikopter für den Präsidenten der USA, das Programm wurde aber mittlerweile wegen der Kostenentwicklung eingestellt. Für weitergehende Informationen rund um das Thema AW-101 empfehle ich diesen Link: http://de.wikipedia.org/wiki/AgustaWestland_EH101

Das Modell

Die hier gezeigte Maschine ist eine HM.1, die von der britischen Marine als Bordhubschrauber in der Schiffs- und U-Boot-Bekämpfung eingesetzt wird. Gleichzeitig kann sie aber dank der großen Kabine und eines externen Lasthakens und einer Winde auch für SAR, Boarding oder auch im Transport eingesetzt werden. Bei meinem Modell handelt es sich um ZH860, die für die Flugschau 2002 in Culdrose eine Sonderbemalung mit Tigerstreifen erhalten hat. Auf späteren Bildern ist ZH860 ohne Tigerstreifen auf dem Heckausleger zu sehen, da dieser im Rahmen einer Wartung komplett erneuert wurde, ohne die Streifen erneut aufzubringen. Mein Merlin ist entsprechend noch vor diesem Zeitpunkt dargestellt.

Verwendet wurde der Revell-Bausatz 04410 und der Italeri-Bausatz HMA.1 mit der Nummer 1248, aus dem ich die Verkleidungen der Rotorblattwurzeln entnommen habe, die im Revell-Bausatz nicht um die Blattwurzel herum führen. Außerdem kam der sehr umfangreiche Ätzteilsatz von Eduard zum Einsatz und die Royal Navy Deck Crew von The Aviation Workshop. Die Verzurrung erfolgte mit Ätzteilen von White Ensign Models und Airwaves.

Des weiteren kam Draht aus Kupfer und Stahl, Polystyrol und Aluminium zum Einsatz. Die Farbgebung erfolgten in Farben von Xtracrylics Revell und Humbrol.

Einer der Gründe, warum ich ein sehr großer Fan der Marineflieger bin ist, dass sie unter dem selben Platzproblemen leiden wie ich und ihre Fluggeräte darum zusammengefaltet werden können. Neben der Platzersparnis ist es für mich aber auch einfach optisch interessanter die Maschinen so darzustellen. Neben meinem Lieblings-Helikopter, dem Sea King gefällt mir der Merlin außerordentlich gut. Er hat sehr elegante Linien und wenn’s nach mir ginge, würden unsere Marineflieger eher heute als morgen den Merlin als Sea King Ersatz bekommen.

In meinem Fall wurde der Merlin mit den nötigsten Abdeckungen versehen und nur „leicht“ an Deck verzurrt. Schließlich ist Open Ship auf der Ark Royal und die vielen Besucher sollen vom Flieger ja auch noch was sehen. Darum wurde auch die Display-Bewaffnung in Form von zwei Stingray-Torpedos und zwei Mark 11 Wasserbomben am Helikopter montiert.

Die Torpedos waren im Bausatz enthalten, die Wasserbomben wurden scratch gefertigt. Die vielen Abdeckungen am Merlin stammen aus dem Eduard-Set, die Abdeckungen der Turbinenauslässe hingegen bestehen aus Alufolie. Sämtliche „Remove Before Flight“-Tags wurden aus Kassenbon-Papier angefertigt.

Das Gelenk für den Heckrotorausleger wurde mit Draht und Gussast aufgewertet, da der Bausatz hier doch eher dürftig detailliert ist. Um die Rotorblätter in dieser Form falten zu können, musste der Rotorkopf aufwändig umgebaut werden. Zwar sind die Rotorblätter im Bausatz schon „von Werk“ aus faltbar gestaltet, diese Faltung ist dann aber nebeneinander und damit nicht Vorbildgerecht gestaltet.

Die Bodelplatte entstand aus deinem mit Schleifpapier beklebten Frühstücksbrettchen, in das die Verzurrpunkte versenkt wurden. Alle Linien und Zahlen wurden mit der Airbrush aufgetragen. Die Verschmutzung wurde mit Ölfarbe gestaltet, wobei ich bei den Vorbildfotos eher saubere Flugdecks bei den Briten gefunden habe.

Die Außenspiegel sind eine Mischung aus Bausatz (Gehäuse) und Stahldraht (Streben). Die seitlichen Cockpitfenster wurden gegen Blistermaterial ausgetauscht. Auf diesem Bild ist auch eine der aus Papier angefertigten Sonnenschutz-Jalousien zu sehen.

Auf dem rechten Bild ist der „Aircraft Director“ zu sehen, der den Merlin vor dem Open Ship noch mal abnimmt. Um die weißen Hosen nicht zu einfarbig und damit tot wirken zu lassen, wurden diese zunächst in einem hellen Grau lackiert und dann mit Weiß trockengemalt. Dadurch kann man wesentlich mehr Tiefe erreichen. Genau so wurde auch die blaue Jacke gestaltet. Nach der Bemalung aller Details erhielt die Figur ein Washing mit brauner Ölfarbe und einen Überzug mit Mattlack.

Hier will der „Plane Captain“ noch mal in den Merlin um nach dem Rechten zu sehen. Auch diese Figur wurde in dem eben genannten Schema gestaltet. Die Figuren mussten noch von diversen Graten befreit werden, sind aber in meinen Augen sehr ansprechend gestaltet.

Hier kann man den Aircraft-Director auch mal von vorn bewundern. Die Figuren sind mit Stahlstiften ins Deck gesteckt und dadurch jederzeit entfernbar.

Im Hintergrund ist auch noch mal die mit Draht detaillierte Seilwinde erahnbar.

Die Fotos für diesen Rollout entstanden auf meinem Balkon, da es für wirkliche Außenaufnahmen zu windig war.

Merlin HM.1 Merlin HM.1

Besonders wichtig an diesem Merlin war mir sein „Gesicht“, also die Front. Revell hat der Frontverglasung leider einen sehr breiten Mittelsteg spendiert, der von mir abgeschliffen wurde um dann in wesentlich dünnerer Form in Schwarz aufgesprüht zu werden. Das wirkt für mich gleich viel realistischer. Und damit möchte ich auch zu meinem Fazit kommen.

Da der Merlin mein Übungsmodell war, an dem ich viele für mich neue Dinge wie Ätzteile, Filtern, schleifen von Klarsichtteilen und vieles mehr ausprobieren konnte, ist natürlich vieles nicht ganz perfekt geworden und ich würde auch viele Details mit meinem heutigen Wissen anders angehen. Auch stecken im Merlin noch ein paar Fehlerchen, und Unsauberkeiten, die ich heute gern ungeschehen machen würde aber insgesamt bin ich doch zufrieden, sodass er nicht in der Rundablage, sondern in meiner Vitrine landet.

Stefan "Ice"