Mora,ca.1066

 

Herstellung von Bauteilen des stehenden und laufenden Guts

Nach einer Kunstpause, in der ich verschiedene Quellen gewälzt hatte, entschied ich mich schlussendlich zur Realisierung des Riggs nach Vorbild des Gokstadschiffs. Hierfür sind einige zusätzliche Kleinteile zu fertigen, z. B. ein Bügelrack, rollenlose Blöcke, Knebel mit und ohne Bohrungen, Wikingerjuffern, Wantnadeln und Doppelblöcke. Zur weiteren Ausstattung, die in dieser Bauphase gefertigt werden, zählen die Ruderpfortenverschlüsse und die Mastzier.

Bügelrack und rollenlose Blöcke habe ich aus Sperrholz gefertigt und mit Nadelfeilen fein bearbeitet, Knebel und Wantnadeln sind aus Rundmaterial herausgearbeitet. Das folgende Bild zeigt eine kleine Auswahl diverser Rund- und Flachteile. Für das Einkerben der Knebel habe ich mir eine kleine Hilfskonstruktion gebaut. Das Stangenmaterial wird durch eine passende Bohrung gesteckt und mit der linken Hand fortwährend gedreht, während ich mit der rechten Hand mit einer Nadelfeile die Kerbe feile. Die beiden Bohrungen habe zuvor mit einer Ständerbohrmaschine gefertigt.

 

Die Herstellung der acht Wantnadeln war eine etwas knifflige Angelegenheit. Im Grunde sind sie aus Rundmaterial herausgearbeitet. Zunächst werden eine Kerbe mit der Dreikantfeile und der S-Schlag mit einer Rundfeile gefertigt. Die Lage und die Richtung der notwendigen schrägen Bohrung wird durch Positionierung des noch am Rundstab verbliebenen Rohlings und einem Anschlag in der Ständerbohrmaschine bestimmt und vorsichtig mit einem 0,5 mm Bohrer gebohrt. Im letzten Arbeitsgang wird die Wantnadel verrundet und vom Rundstab getrennt.

 

Die Herstellung der Wikingerjuffern erfolgt in ähnlicher Weise aus dem schon erwähnten Material „Eis am Stiel“. Die Vorlage wird aufgeklebt und 4 Bohrungen gesetzt, die die Kreissegmente der Juffer darstellen. Mittels diverser Nadelfeilen wird die Kontur erzeugt, ausgedünnt und verrundet. Schlussendlich wird die Juffer mit einem Messer vom Stiel getrennt.

 

Bei der Herstellung der beiden Doppelblöcke für die Falltalje habe ich auf die bewährten „Eis am Stiel“ zurückgegriffen und sie aus mehreren Schichten hergestellt. Zunächst werden zwei kleine Leisten aufgeklebt, vier Aussparungen für die Rollen mit dem Messer ausgeschnitten und die mittels einer Lochzange aus 1 mm Sperrholz gefertigten Rollen eingeklebt.

 

Jeweils zwei Abschnitte werden seitenverkehrt mittels einer 1 mm Sperrholzschicht getrennt zusammengeklebt und anschließend vom Stiel getrennt. Es folgt die obligatorische Feil- und Schleiforgie zur Fertigstellung des Doppelblocks.

 

Für die Ruderpfortenverschlüsse habe ich mit der Lochzange runde Pappelemente auf eine 1 mm Leiste geklebt, die Form vorgezeichnet und mit dem Messer ausgeschnitten und anschließen verschliffen.

 

Anschließend ein kleiner Ausflug zur Tauwerksverarbeitung. Die beiden Doppelblöcke benötigen jeweils zwei gespleißte Tauringe. Die beim Spleißen der Wantbefestigung gemachte Erfahrung, dass es sehr mühsam ist, mittels Holzleim die Tauenden zu versteifen und mittels Nadel und Pinzette durchzustecken, hat mich nach einer besseren Technik suchen lassen. Ich wurde fündig in der Nähmaschine meiner Frau. Zum Einfädeln von Faden in eine Nähnadel gibt es einen Einfädler mit einer kleinen Drahtschlinge, mit der man mühelos einen Faden durch eine Öse ziehen kann. Dieses Tool ist ein unschätzbares Hilfsmittel beim Spleißen an ungünstigen Stellen und kleinen Taudurchmessern. Man zwirbele die Tauenden auf, sichere sie mit einem einfachen Tauwuhling und stecke die beiden Tauenden versetzt ineinander. Nun kann man mit die Drahtschlinge des Einfädlers durchstecken, das entsprechende Tauende einlegen und einfach zurückziehen. Für einen Spleiß habe ich nach etwas Übung ca. zehn Minuten benötigt.

 

Zu guter Letzt sei mir hier ein kleiner Rundgang gegönnt, bei dem ich mit Hilfe eines englischen Matrosen zum Größenvergleich ein paar Details des Innenlebens der Mora aufgenommen habe.

Mora,ca.1066

Bruno Schilli