Deckel

Modell: German Pocket Battleship (Panzer Schiff) Admiral Graf Spee 1939
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss, Abziehbilder
Art.Nr.: 05774
Preis: ca. 22 €

Das Original

Als Ersatz für die total veralteten Pre-Dreadnought-Schlachtschiffe der Braunschweig-Klasse wurden die „Panzerschiffe“ der Deutschland-Klasse gebaut. Aufgrund der Beschränkungen des Versailler Vertrags war die Verdrängung auf 10000 ts beschränkt – nur etwas mehr als ein Drittel der Verdrängung der letzten Schlachtschiffe, der Bayern-Klasse. Ein Schlachtschiff war somit ausgeschlossen.

Bei einem der Faktoren – Geschwindigkeit, Bewaffnung, Panzerung – mussten Abstriche gemacht werden. Möglich war entweder ein langsames Küstenpanzerschiff oder ein schneller Kreuzer. Die Reichsmarine entschied sich für den Kreuzer. Dieser wich von der Konzeption stark von den zeitgenössischen Schweren Kreuzern anderer Marinen ab. Beim Antrieb setzte man auf Diesel, der einen für den Kreuzerkrieg notwendigen großen Fahrbereich ermöglichte, anderseits die Geschwindigkeit auf 28 kn begrenzte. Die Bewaffnung fiel mit 28 cm-Geschützen plus einer 15 cm-Mittelartillerie dagegen sehr schwer aus, während die Panzerung für damalige Kreuzer typisch schwach war. Die Schiffe folgten der Logik der für den Kreuzerkrieg gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Panzerkreuzer: schneller als jedes stärkere Schiff und stärker als jedes schnellere Schiffe. Allerdings existierte der Geschwindigkeitsvorteil nur gegenüber älteren Schlachtschiffen, aber nicht gegenüber den damals existierenden Schlachtkreuzern und den später gebauten schnellen Schlachtschiffen, die die Konzeption schnell veralten ließen. Insgesamt wurden drei Schiffe der Deutschland-Klasse gebaut – Deutschland (später Lützow), Admiral Scheer und Admiral Graf Spee. Statt weiterer Schiffe dieses Typs baute die Kriegsmarine konventionelle Schlachtschiffe bzw. Schwere Kreuzer. Klassifiziert wurde die Schiffe als Panzerschiffe - was eine Übersetzung des französischen Begriffs für "Schlachtschiff" aus dem Vertrag von Versailles war und technisch keinen Sinn machte. Die beiden überlebenden Schiffe wurden 1940 zu Schweren Kreuzer umklassifiziert, was ihren Eigenschaften viel mehr entsprach.

Admiral Graf Spee war 186 m lang und 21,7 m breit. Voll beladen verdrängte sie 16 200 ts. Ihre acht Diesel leisteten 55400 PS, womit 28,5 kn erreicht wurden.

Bewaffnung 1939

6 x 28 cm L/52 C/28 (zwei Drillingstürme)
8 x 15 cm L/55 C/28 (acht Einzellafetten)
6 x 10,5 cm L/65 C/33 (drei Zwillingslafetten)
8 x 3,7 cm L/83 C/30 (vier Zwillingslafetten)
8 x 2 cm L/65 C/30 (acht Einzellafetten, 14 Positionen für die Lafetten vorhanden)
8 x 53,3 cm Torpedos (zwei Vierlingsrohre für G7A-Torpedos)
2 Arado Ar 196 Bordflugzeuge (eines auf dem Katapult, eines zerlegt mitgeführt)

Admiral Graf Spee wurde 1932-36 auf der Marinewerft Wilhelmshaven gebaut. 1936-38 wurde sie fünf Mal zur Unterstützung der Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt, 1937 nahm sie sie an der Flottenparade anlässlich der Krönung von George VI. in Spithead teil. Am 21. August 1939 lief sie – noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – in Richtung Südatlantik aus, wo sie am 30. September den Kreuzerkrieg aufnahm. Sie konnte insgesamt neun britische Handelsschiffe mit 50.089 BRT im Südatlantik und Indischen Ozean versenken: Clement, Newton Beach, Ashlea, Huntsman, Trevanion, Africa Shell, Doric Star, Tairoa und Streonshalh. Versorgt wurde sie dabei von dem Trossschiff Altmark. Am 13. Dezember gelang es einem britischen Geschwader unter Kommodore Harwood mit dem Schweren Kreuzer HMS Exeter und den Leichten Kreuzern HMS Ajax und HMNZS Achilles die Admiral Graf Spee vor der Río de la Plata-Mündung zu stellen. Die Admiral Graf Spee konnte Exeter schwer und die beiden Leichten Kreuzer leicht beschädigen, wurde aber selbst beschädigt. Um Reparaturen durchzuführen, lief sie in Montevideo ein, während der neu eingetroffene britische Schwere Kreuzer Cumberland und die beiden Leichten Kreuzer den Hafen blockierten. Wegen der Schäden, des Munitionsverbrauchs und der britische Schiffe vor dem Hafen (deren Zahl zu hoch eingeschätzt wurde) und wurde Admiral Graf Spee am 17. Dezember in der Mündung des Río de la Plata selbst versenkt. Das Wrack liegt dort heute noch, lediglich einzelne Wrackteile konnten bisher gehoben werden.

Der Bausatz

Trumpeter hat die Admiral Graf Spee nach einer 1937-Version nun auch als 1939-Version herausgebracht. Das Schiff kann als Vollrumpfmodell oder als Wasserlinienmodell gebaut werden. Abmessungen und Form des Rumpfs ist gut wiedergeben und die Detaillierung ist ebenfalls gut. Die Darstellung der Schlinkerkiele und des Seitenpanzers am Unterwasserschiff ist gelungen. Allerdings ist auch bei diesem Bausatz die Ankerklüse des Heckankers falsch herum dargestellt.

Der Spritzling A enthält das Achterdeck und einen Teil der Aufbautendecks, die gut detailliert sind. Lediglich die angegossen Niedergänge bzw. die sehr tiefen Positionierungshilfen für Niedergänge stören etwas, wenn man die Niedergänge durch Ätzteile ersetzen will.

Der Rahmen B enthält überwiegend Teile für die Aufbauten, die Trumpeter aus Gründen des Formenbaus in einzelne Wände und Decks zerlegt. Die Detaillierung ist gut, der Turmmast weist auch die Merkmale der Admiral Graf Spee im Bauzustand 1939 auf (z.B. vergrößerte geschlossene Navigationsbrücke, nur eine Scheinwerfplattform auf der Vorderseite).

Auf Spritzling C finden sich weitere Teile der Aufbauten, Schornstein, Masten, Wellenhosen, Katapult und Landesegel. Letzteres wurde während der Operationen im Atlantik entfernt und war beim letzten Gefecht nicht mehr an Bord.

Während die bisherigen Teile überwiegend guter Qualität waren, findet sich auf Spritzling D, der zwei Mal dem Bausatz beiliegt, eine seltsame Ausnahme: die offenen Kutter. Deren Bordwand ist viel zu dick, muss also entweder nachgebessert werden, die Boote müssten abgedeckt dargestellt werden oder gleich ganz ersetzt werden. Dazu finden sich hier weitere Teile wie Minenotter, Anker, Kräne, Scheinwerfer etc.

Auch der Spritzling E ist zwei Mal enthalten. Hier finden sich die Geschütze und Torpedorohre. Die 3,7 cm-Zwillinge können inzwischen in Spritzguss deutlich besser dargestellt werden, ebenso die 2 cm-Flaks. Ansonsten sind diese Teile gut.

Für die Vollrumpfversion liegt ein einfacher Ständer bei.

Der letzte Spritzling - G - enthält überwiegend Aufbauteile, die wohl für die 1939-Version spezifisch sind. Die Radarantenne ist natürlich durch ein Ätzteil besser darstellbar.

Dazu gibt es zwei Arado Ar 196, die leider wieder in dem etwas brüchigen, durchsichtigen Plastik ausgeführt sind. Die Form ist im Bereich der Motorabdeckung und der Hinterkante des Seitenleitwerks nicht ganz richtig.

Abziehbilder

Als Abziehbilder liegen Flaggen, Markierungen für die Ar 196, Bugwappen und Heckadler bei.

Das Abziehbild zur Andeutung des übermalten Bugwappens (Nr. 10) ist etwas seltsam, ebenso die Vorkriegskennung L2+X41 für das Bordflugzeug. Die Ar 196 der Admiral Graf Spee während ihrer letzten Operation hatte die Kennung T3+AH. Die Hoheitszeichen des Bordflugzeugs waren zumindest zeitweise übermalt.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Übersicht der enthaltenen Teile, 14 Schritte, die den Zusammenbau übersichtlich erklären und Ansichten von beiden Seiten und oben. Auf letzteren wird auch die Takelage dargestellt.

Als Farbschemen wird das Vorkriegsschema und das Schema zum Zeitpunkt des Gefechts am Río de la Plata vorgeschlagen. Die Farbangaben beziehen sich auf Vallejo, Model Master, Mr. Hobby, Tamiya und Humbrol.

Leider hat es Trumpeter versäumt alternative Teile für die Turmattrappe auf der Brücke und die Attrappe für den zweiten Schornstein beizulegen. Laut der Anleitung sollen 14 2 cm-Flaks aufgestellt werden - es existierten auch tatsächlich 14 mögliche Positionen. Die Angaben, wie viele Waffen tatsächlich an Bord waren, sind widersprüchlich (8 bis 12). Auf den Fotos in Montevideo kann man acht erkennen: zwei auf der Vormars, vier auf der Scheinwerferplattform und zwei hinter dem achteren 28 cm-Turm. Es fehlt in der Anleitung der Hinweis daruf, dass das Landesegel von Bord gegeben wurde.

Quellen

Fazit

Der neue Bausatz der Admiral Graf Spee ist ein willkommener Ersatz für die inzwischen doch sehr in die Jahre gekommenen Bausätze von Italerie (auch von Revell vermarktet) und Fujimi. Überwiegend ist der Bausatz sehr gut. Abstriche gibt es wegen der Kutter, der Heckankerklüse und der leichten Flak. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert

Lars

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster