Das Original

Nachdem tragischen Verlust des Segelschulschiffs Niobe der Reichsmarine wurde der Bedarf an einem Ersatz mehr als offensichtlich, konnte doch die Lösung mit den Booten Gud-Win, Edit, Jutta, Duhnen und Orion auf Grund deren geringer Größe nur als Notbehelf angesehen werden.

Durch den Erlös aus dem Verkauf einer Gedenkmünze der Niobe und durch Spenden gelang es 200.000 Reichsmark aufzubringen. Geld, welches für den Neubau eines neuen Segelschulschiffes genutzt wurde, das im Dezember 1932 auf Kiel gelegt wurde und im Januar 1933 vom Stapel lief. Hierbei erhielt der Neubau den Namen Gorch Fock. Dieses Schiff stellt den Stammvater aller späteren deutschen Segelschulschiffe dar. So auch ihre Halbschwestern Horst Wessel, Albert Leo Schlageter sowie die unvollendete Herbert Norkus als auch die heutige Gorch Fock (II).

Der Bedarf an mehr Ausbildungsschiffen und somit auch Segelschulschiffen wurde durch den forcierten Aufbau der Kriegsmarine, der durch den deutsch-englischen Flottenvertrag ratifiziert worden war, immer deutlicher.

Somit wurde die Horst Wessel im Februar 1936 bei Blohm & Voss als verbesserte Nachfolgerin der Gorch Fock auf Kiel gelegt und lief im Juni 1936 Stapel. Hierbei wurde sie auf den Namen eines Sturmführers der Berliner SA getauft, eben jenen Horst Wessel, welcher auch das gleichnamige Lied verfasste.

Im September wurde sie der Inspektion des Bildungswesens unterstellt und nahm somit ihre Tätigkeit als Schulschiff auf, welche sie auf ihren Reisen unter anderem nach Las Palmas, Norwegen, Edinburgh oder Westindien führte.

Mit Kriegsbeginn wurde die Horst Wessel in Kiel aufgelegt und im Mai 1940 der 7. SStA für Ausbildungszwecke unterstellt. Sie verbrachte den Krieg in wechselnden Verwendungen, z.B. als Beischiff des Flottentenders Hela oder als stationäres Ausbildungsschiff.

Mit Kriegsende wurde sie als Beute den U.S.A. zugesprochen, wo sie nach einigen kleineren Arbeiten in der Marinewerft Wilhelmshaven im Juli 1946 im Hafen von New York eintraf.

Sie wurde nach einer, durch die Überfahrt erforderlich gewordenen, Werftüberholung unter dem Namen Eagle für die USCG in Dienst gestellt, zu der sie auch heute immer noch gehört. Allerdings liegt sie die meiste Zeit des Jahres untätig in ihrem Heimathafen New London.

Der Bausatz

Bei dem genutzten Bausatz handelt es sich um den recht bekannten und betagten Bausatz der Firma Revell im Maßstab 1:350, welcher angeblich die Gorch Fock (II) darstellt. Der Bausatz entspricht zwar nicht mehr dem, was heutzutage im Bereich des Spritzguss´ möglich ist, bietet aber eine akzeptable Ausgangsbasis, wenn auch einiges an Nacharbeit erforderlich ist.

Das Modell

Die Segelschulschiffe der Kriegsmarine führen eigentlich stets ein Dasein im Schatten von Bismarck und Co. Als ich den Revell-Bausatz allerdings günstig erwerben konnte war mir klar das ich, zumindest in meiner Sammlung, diese Lücke würde schließen könnten.

Nach Begutachtung der Teile fiel schnell der Entschluss einen Großteil davon durch Eigenanfertigungen zu ersetzen.

So wurde das Deck aus 1 mm Plastiksheet erstellt und wie bereits bei meinem Modell der Köln mit einem Holzdeck versehen.

Nachdem dies erledigt war ging es an die Fertigung der Spanten im Bereich des Mitteldecks, welche im Bausatz komplett fehlen, aber beim Original doch sehr prominent sind und einiges zum Erscheinungsbild dieses Bereiches beitragen. Ebenfalls wurden die komplett fehlenden Poller, Nagelbänke, Bänke und der Mastgarten selbst gefertigt und angebracht.

Da auch die Aufbauten keinerlei Ähnlichkeit mit dem Original aufweisen wurden sie ebenfalls selbstgefertigt und mittels diversen PE-Teilen anhand von Skizzen detailliert. Auch wurde das komplette Bootsablagegestellt selbst gefertigt, da das Bausatzteil nicht zu gebrauchen war. Vom Bausatz wurde dann noch der Aufbautenteil im achteren Bereich des Mitteldecks genutzt, wenn auch unter Hinzufügung des fehlenden Lüfters aus dem Hause BMK.

Die Niedergänge sind Ätzteile aus meinem Restfundus welche hierfür genau das passende Maß aufweisen. Auf dem Achterdeck wurde die Hütte komplett selbstgefertigt und mittels Ätzteilen detailliert. Auch hier wurden die fehlenden Poller, Lüfter und Nagelbänke ergänzt und das Spill durch ein selbstgefertigtes Teil ersetzt, da das Bausatzteil nicht zu gebrauchen war.

Gleiches gilt für die Grätings im Bereich des Ruders und der Nocken während im Bereich der Kutterdavits noch Trommel aus Ätzteilen zum Einsatz kamen. Dafür ließ sich mit ein wenig Verfeinerung das Notruder, Klavier genannt, nutzen.

Auch auf der Back war einiges an Ergänzungsarbeit von Nöten. Sämtlich Poller, die gesamte Ankereinrichtung, inklusive des im Bausatz fehlenden Bb-Ankers, die Positionsleuchten sowie Oberlicht und Lüfter und Mastgarten wurden hinzugefügt bzw. durch Eigenbauten ersetzt.

Im Bereich des Klüvers wurden sämtlich Streben ergänzt und ein Netz hinzugefügt, während der aufgeprägte Stb-Anker entfernt und durch einen Anker aus der Grabbelkiste ersetzt wurde und auch das Ruder eine Überarbeitung erfuhr.

Da ich die Segel, auf Grund der gruseligen Bausatz-„Segel“, im geborgenen Zustand darstellen wollte/musste, wurden die Masten hierfür entsprechend angepasst, da ja die oberen Rahen bei geborgenen Segeln gefiert werden.

Sämtliche Segel entstanden aus Zellstofftuch mittels Weißleim und wurden von mir entsprechend gepackt und verzurrt. Die Verzurrungen hierfür sind aus eingefärbtem Tamiya-Tape entstanden.

Hiernach kam der aufwendigste Teil des Ganzen: Das Takeln. Manchmal ist Unwissenheit ein Segen, fiel es mir doch, auf Grund meiner Fahrenszeit an Bord der Gorch Fock (II), schwer mich zu entscheiden welche Teile ich vereinfacht darstellen könnte ohne das allzu sehr auffällt. Ich denke, dass ich einen guten Kompromiss gefunden habe. Allerdings kostete mich das Anknüppern der Webleinen am meisten Zeit und Nerven.

Zum Schluss wurden noch die beiden Kutter an ihren Davits aufgehängt, nachdem ich ihnen ein neues Innenleben und Riemen aus PE-Teilen angepasst hatte.

Die Takelung erfolgte sowohl mit gezogenem Gussast, als auch mit Angelsehne.

Die Lackierung erfolgte mit Revell Aquacolors gemäß der Informationen, die mir die netten Betreiber der der Gorch Fock (I) zukommen ließen.

Die Figur am Steuerrad ist von L´Arsenal.

Quellen:

  • Koop - Die deutschen Segelschulschiffe

Mathias Carl