Das Original

"Der Sikorsky H-3 Sea King oder S-61, in seiner SAR-Version auch als Jolly Green Giant bekannt, ist ein zweimotoriger Mehrzweckhubschrauber des US-amerikanischen Hubschrauberherstellers Sikorsky Aircraft Corporation. Er wurde von der US-Marine und bei anderen Truppen und Staaten rund um die Welt eingesetzt. Sikorskys Sea King flog zum ersten Mal 1959 und war ab Juni 1961 bei der US-Marine im Einsatz. Er war von Anfang an für einen schiffsgestützten Einsatz vorgesehen. Die fünfblätterigen Rotoren können gefaltet werden, um den Platzbedarf des Hubschraubers im Schiffshangar zu verringern. Haupteinsatzgebiet war die Bekämpfung von U-Booten (engl. Anti-Submarine Warfare, ASW), er konnte auch für Anti-Schiffs-, SAR-, Transport-, Kommunikations- und Frühwarn-Aufgaben verwendet werden. In der US-Marine wurde er ab Anfang der 1990er-Jahre in der ASW- und SAR-Rolle durch den SH-60F Sea Hawk ersetzt. Nur noch das US Marine Corps setzt den Hubschrauber zu Trainings- und Testzwecken ein."

(Quelle: Wikipedia)

Das Modell

Bereits vor Jahren hatte ich mir bei einer Bestellung bei HobbyLink Japan eine Sea King im 1/144er Maßstab mitkommen lassen. Ein wenig enttäuscht war ich dann schon, zeigte sich doch beim Auspacken der Transparent-Tüte ein eher „rudimentärer Modellbausatz“, bei dem die beiden Rumpfhälften bereits zusammensteckten! Bisher war ich von Sweet tolle, hochdetaillierte Bausätze gewohnt, im Fall der Sea King schien man wohl eine Kooperation mit dem (Halb-) Fertigmodellhersteller F-Toys eingegangen zu sein, der völlig fertig bedruckte und nur mit wenigen Teilen zu komplettierende Modelle anbietet. Dieser Schluss liegt auf der Hand, wenn man sich die fertigen F-Toys-Sea Kings ansieht.

Wohl war der Sea King-Bausatz von Sweet nicht bedruckt, aber die die Detailfülle beschränkte sich lediglich auf einen mit feinen Gravuren versehenen Rumpf. Das war es dann aber auch schon! Auflistung der Negativ-Punkte:

  • keinerlei Cockpit oder sonstige Inneneinrichtung, noch nicht einmal ansatzweise!
  • keinerlei Details am Rotor bzw. Rotorkopf
  • Fahrwerk vollplastisch gegossen, Seilwinde und MAD-System ebenfalls
  • keine Fenster im Rumpf, sie sollen mit Abziehbildern dargestellt werden

Das wollte ich so nicht stehen lassen. Außerdem wollte ich der Sea King ja gefaltete Rotorblätter spendieren, denn sie war für mein Trägerdeckausschnitt der USS Nimitz vorgesehen, auf dem ich Baumuster aus den frühen 80er Jahren zeigen wollte, allesamt aber mit gefalteten Tragflächen und Rotoren!

Somit schlummerte der Klassiker der US Navy-Hubschrauber lange Monate in meinem Regal. Als ich mich jedoch an die ersten Schritte eines Umbaus einer CH-53D in eine E-Version mit drei Triebwerken und sieben Rotorblättern machte, kam mir die Idee zur Verfeinerung des Sea King-Rotors. Somit war der Startschuss zum Bau gegeben!

Als erstes färbte ich die oberen Fenster mit transparent-grüner Farbe von Tamiya. Sehr schade, dass das komplett transparent ausgeführte Bugteil nicht wirklich klar, sondern leicht milchig war! Die Rumpfnähte wurden ebenso verspachtelt wie der Ansatzpunkt für die Winde. Zu allem Übel bestand diese auch noch aus Weichplastik, so dass sie in keiner Weise zu gebrauchen war. Also Eigenbau an dieser Stelle, im Cockpit ebenfalls. Hier zog ich eine Platte aus 1 mm starkem Polystyrol ein, das ich mit Evergreen-Profilstückchen für die Instrumententafeln und Sitzen aus der Grabbelkiste bestückte. Mit 0,3 mm Messingdraht und Besenborsten baute ich die Verstrebung der Winde neu auf.

Das Instrumentenpanel erhielt noch Abziehbilder aus der Grabbelkiste, zusätzlich formte ich noch aus Messingdraht den Blattverstellhebel und den Steuerknüppel. Den an den rechten Fahrwerksausleger angegossenen AN/ASQ-81 (V)-2 Magnetic Anomaly Detector (MAD) habe ich ausgefräst und aus einer Sparrow-Rakete neu gestaltet.

Somit ging es recht zügig ans Abkleben und Lackieren mit Vallejo-Farben. Nach dem Auftragen einer Sperrschicht mittels Tamiya-Glanzlack hob ich die Gravuren mit grauer Ölfarbe von Schminke hervor. Abziehbilder (sehr schön, drei Versionen sind möglich, sehr gute Qualität!), erneut Klarlack und schließlich der Abschlusslack in matt von Revell. Einige der Abziehbilder habe ich selbst gedruckt, um die Maschine an die Staffel HS-9 „Sea Griffins“ an Bord der Nimitz anzupassen.

Soweit, so gut. Jetzt also die Hardcore-Rotor-Geschichte! Lange versuchte ich mich davor zu drücken, indem ich nach weiteren Hubschraubern in diesem Maßstab suchte, die ein fünfblättriges Tragwerk hatten und als „Schlachtvieh“ halbwegs passen konnten – vergeblich! Also zurück zur Eigenbau-Version:

Ich zerteilte den sechsblättrigen Rotorkopf der CH-53 von Revell in seine Einzelteile – auf dem zweiten Foto sieht man in der Mitte das Originalteil, außen herum ein bereits zerteiltes, identisches Bauteil. Von diesen Segmenten brauchte ich nun fünf – das sechste wird mein siebtes für die CH-53E, die schon in den Startlöchern steht!

Die notwendigen fünf Aufhängungen klebte ich auf eine dünn geschliffene Panzerlaufrolle im 1/87er Maßstab, die den richtigen Durchmesser hatte. Den richtigen Winkel bzw. die Abstände der Teile zueinander habe ich auf ein Stück Papier als „Spinne“ aufgezeichnet. Hier galt es, 72° einzuhalten. Entsprechend musste nun auch das Gegenstück des Rotorkopfes zerteilt werden. Nur keine Hemmungen und ran an die MiniTool mit Kreissägeblatt:

Nun wurde ein Bauteil am Stück verklebt, es stellt das mittlere, auf dem Rumpfrücken liegende Rotorblatt dar, welches nicht angewinkelt ist. Die anderen vier stellte ich mittels der Fotoätzteile von Brengun für die angeklappten Rotorblätter der SH-60 in verschiedenen Winkeln dar. Diesen Ätzteilesatz hatte ich bereits beim Bau meiner RH-53D Sea Stallion verwendet.

Den mittleren Bereich im Rotorkopf verstärkte ich mit ein wenig Spachtelmasse – wohl eher eine Vorsichtsmaßnahme. Fertig lackiert und mit ein wenig Kupferlitze detailliert sah die Geschichte schließlich so aus:

Einziger Wermutstropfen: Eigentlich müsste die schwarz-gelbe Rotorkappe gewölbt sein, ich fand bisher jedoch noch kein passendes Teil. Somit ist sie zunächst nur flach dargestellt und nur leicht verklebt – bei passender Gelegenheit wird sie ersetzt.

Fertig! In meinem kleinen Diorama macht sich die Sea King sehr gut:

Und schließlich das unvermeidliche Beweisfoto, mit dem die 1/72er-Fraktion ein wenig geärgert werden soll, denn es ist mittlerweile so viel im kleinen Bonsai-Maßstab möglich – wer braucht da noch 1/72?

Go 1/144 – beat 1/72!

Matthias Pohl,
PMC Fritzlar-Homberg e.V.