Deckelbild Zerstörer B 98 (1/700)

Modell: SMS B-98
Hersteller: NNT
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 70012
Preis: 36 €

Am 31. Mai jährt sich zum 100. Mal die Skagerrakschlacht. Modellmarine/IG Waterline hat dazu ein Gemeinschaftsprojekt gestartet. Einer der passenden Bausätze (für eine Liste siehe hier) ist der hier vorgestellte Bausatz der B 98 der B 97-Klasse. Alle sechs Zerstörer der Klasse kämpften in der Skagerrakschlacht als Teil der II. Torpedoboots-Flottille mit B 98 als Führerboot. B 109 und B 110 waren daran beteiligt, den Kontakt zwischen den beiden Flotten herzustellen. Die Flottille war auch am Angriff auf die 3rd Battlecruiser Squadron beteiligt, d.h. dem Angriff der deutschen Flottillen kurz vor dem Aufeinandertreffen der Schlachtflotten, sowie einem letzten Angriff auf die britische Schlachtflotte bei Einbruch der Nacht.

Das Original

Der deutsche Zerstörer B 98 war eines von sechs Schiffen der B 97-Klasse, die für die Kaiserliche Marine gebaut wurden und als Große Torpedoboote klassifiziert waren. Der Ursprung der Klasse lag in bei Blohm & Voss vorhandenen Antriebsanlagen und Schiffsbauteilen, die von der deutschen Werft für die russischen Zerstörer der Leitnant Ilin/Orfej/Gawril-Klasse hergestellt wurden. Diese wurden nach Blohm & Voss-Plänen u.a. von der russischen Putilow-Werft gebaut, an der Blohm & Voss beteiligt war. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die Teile nicht mehr geliefert, so dass Blohm & Voss anbot, diese für Zerstörer für die Kaiserliche Marine zu verwenden.

Die russischen Zerstörer der Leitnant Ilin/Orfej/Gawril-Klasse gingen auf den Prototypen Nowik zurück, die 1910-13 von der Putilow-Werft nach Plänen von Vulcan gebaut wurden. Diese Schiffe waren Teil der Programme, um die Verluste aus dem Russisch-Japanischen Krieg zu kompensieren. Sie waren wesentlich größer als die damals typischen Zerstörer (fast 2000 t Verdrängung), schwer bewaffnet und schnell. Die beiden deutschen Werften, die an dem Programm beteiligt waren, Blohm & Voss und Vulcan, boten an entsprechende Schiffe für die Kaiserliche Marine zu bauen. Blohm & Voss erhielt im August 1914 den Auftrag für B 97 und B 98, Vulcan für V 99 und V 100. Ende 1914/Anfang 1915 erhielt Blohm & Voss Aufträge für weitere vier Schiffe (B 109 bis B 112). Das Angebot von Blohm & Voss für vier zusätzliche Schiffe wurde nicht angenommen.

Die B 97-Klasse ähnelte von der Auslegung und Abmessungen den russischen Schiffen stark, erhielt aber typische Modifikationen. Statt der langen Back und der auf dieser angeordneten Brücke der russischen Schiffe, erhielten die deutschen Schiffe eine kürzere Back, eine Torpedokuhl und eine dahinter angeordnete Brücke - typisch für damalige deutsche Zerstörer. Die beiden in der Torpedokuhl aufgestellten Einzeltorpedorohre konnten fast nach vorne feuern. Allerdings macht diese Anordnung die Schiffe nass. Die B 97-Klasse fiel mit einer Verdrängung von fast 2000 t fast doppelt so schwer aus wie der damalige 1913er-Standardtyp. Trotz dieser deutlich größeren Abmessungen war die Bewaffnung anfangs ähnlich: vier (statt drei) 8,8 cm-Geschütze und ebenfalls sechs Torpedorohre. Die russischen Schiffe waren mit vier 10,2 cm-Geschützen und neun Torpedorohren wesentlich schwerer bewaffnet. Nach negativen Erfahrungen mit der schwachen Geschützbewaffnung deutscher Zerstörer gegen britische und russische Schiffe, wurden die 8,8 cm-Geschütze 1916 durch 10,5 cm-Geschütze ersetzt. Die sechs Zerstörer der B 97-Klasse bildeten zusammen mit den vier ähnlich großen und gleich bewaffneten Zerstörern der G 101-Klasse (ursprünglich für Argentinien als Santiago-Klasse begonnen) die II. Torpedoboots-Flottille.

Die B 98 war 98,0 m lang, 9,4 m breit und verdrängte voll beladen 1843 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinen, die 40.000 PS leisteten, womit sie 36,5 kn schnell waren. Bei Probefahrten wurde im leichten Zustand (1354 t) bis 38,1 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich aus 114 Mann zusammen. Ein Stab aus 14 Angehörigen konnte eingeschifft werden.

Bewaffnung 1916
4 x 10,5 cm L/45 TK C/16 (Einzellafetten)
6 x 50 cm-Torpedorohre (zwei Einzelrohre, zwei Zwillingsrohre)
24 Minen

Die sechs Zerstörer der B 97-Klasse wurden 1914-15 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Sie gehörten zur II. Torpedoboots-Flottille, die meist mit den Aufklärungsgruppen in erster Linie oder unabhängig für Vorstöße in der Nordsee gegen britische Verbände und Handelsschiffe operierte. Bei einem ihrer ersten Vorstöße trafen B 98, B 109 und B 110 gemeinsam mit G 103 und G 104 am 16/17. August 1915 auf den britischen Minenleger HMS Princess Margaret, der von acht Zerstörern gesichert wurde. Der Minenleger wurde verfehlt, aber der Zerstörer HMS Mentor durch einen Torpedo beschädigt. Bei einem weiteren Unternahmen trafen B 97, B 109, B 110 und B 112 mit insgesamt 21 weiteren Zerstörern am 10./11. Februar 1916 bei der Doggerbank auf britische Sloops (Minensucher) der Flower-Klasse, die für Kreuzer gehalten wurden. Die britische Sloops HMS Arabis wurde versenkt. Die II. Torpedoboots-Flottille war auch an dem Angriff mit den Schlachtkreuzern auf Lowestoft und Yarmouth am 24/25. April beteiligt.

Alle sechs Boote der Klasse waren in der Skagerrakschlacht am 31. Mai/1. Juni 1916 dabei. Sie fuhren zusammen mit den Leichten Kreuzern Frankfurt, Pillau, Elbing und Wiesbaden und weiteren Zerstörern der II. und VI. Torpedoboots-Flottille Aufklärung vor der Flotte. B 109 und B 110 wurden zur Untersuchung des dänischen Dampfers N.J. Fjord abgestellt. Dessen Abblasen der Kessel beim Stoppen wurde von dem britischen Leichter Kreuzer HMS Galathea entdeckt, wodurch der Kontakt zwischen den beiden Flotten hergestellt wurde. Galathea griff zusammen mit dem Schwesterschiff Phaeton die beiden Zerstörer an, die von Elbing und B 111 und kurz darauf auch von Pillau und Frankfurt unterstützt wurden. Als die Schlachtkreuzer beider Seiten zur Hilfe kamen, entwickelte sich das bekannte Schlachtkreuzergefecht zu Beginn der Skagerrakschlacht. Die II. Torpedoboot-Flottille befand sich während dieses Gefechts im Feuerlee an der Spitze der deutschen Flotte und griff von dieser Position die 3rd Battlecruiser Squadron an, als diese als Vorhut der britischen Schlachtflotte in Sicht kam. Dabei war u.a. B 98 daran beteiligt, den britischen Zerstörer Shark zu versenken. Nach der zweiten Gefechtskertwende der deutschen Schlachtflotte blieb die II. Torpedoboot-Flottille am Ende der Flotte und wurde zusammen mit Zerstörer der 12. Torpedoboot-Halbflottille für einen Nachtangriff auf die britischen Schlachtschiffe eingesetzt, der aber abgewehrt wurde. Die gesamte II. Torpedoboot-Flottille konnte in der Schlacht nur einen Torpedo abfeuern, setzte aber zum Teil im großen Umfang die eigene Artilllerie ein. Die B 98 erhielt einen Treffer, der zwei Mann tötete und elf verletzte sowie das hintere Torpedorohr zerstörte.

Nach der Schlacht verlegte die II. Torpedoboot-Flottille, mit Ausnahme der B 98, die in die Werft musste, nach Flandern. Dort trafen sie 22./23. Juli auf die britischen Leichten Kreuzer HMS Carysfort und HMS Canterbury und acht Zerstörer, wobei es aber keine Seite Treffer erzielte. Ende Juli kehrte die Flottille nach Wilhelmshaven zurück. Danach waren sie an mehrere Vorstößen mit Kreuzern und anderen Zerstörern, teilweise mit der Hochseeflotte beteiligt. Im Oktober 1917 wurden die Zerstörer der II. Torpedoboot-Flottille, inzwischen verstärkt durch V 100, im Rahmen der Landung bei Ösel eingesetzt. B 98, B 110, B 111 und B 112 versenkten am 14. Oktober den russischen Zerstörer Grom. Am nächsten Tag wurde B 98 durch einen Minentreffer das Vorschiff abgerissen und B 112 wurde durch Auflaufen beschädigt. Am 18. Oktober wurde auch B 111 durch eine Mine schwer beschädigt und verlor ihr Vorschiff.

Nach der Rückkehr in die Nordsee folgten erneute Vorstöße in die Ostsee. Bei einem dieser kam es am 17. November 1917 zu einem Gefecht mit britischen Schlachtkreuzern, Kreuzern und Zerstörern. Am 11./12. Dezember versenkten B 97, B 109, B 110 und B 112 zwei Dampfer (oder nur einen schwedischen?) in der Tyne-Mündung. Bei einem Angriff auf britische Patrouillen im Kanal versenkten B 97, B 109 und B 110 zwei britische Drifter und beschädigen mehere weitere.

Die sechs Zerstörer wurden mit der Hochseeflotte in Scapa Flow interniert. Dort versenkten sich B 109 bis B 112 am 21. Juni 1919 selbst. Alle vier wurden 1925/26 gehoben und abgewrackt. B 97 und B 98 waren als Postboote eingesetzt und während der Selbstversenkung nicht in Scapa Flow. B 98 lief am Tag danach ein und lief kurz danach auf, als sie an einen anderen Liegeplatz geschleppt wurde, und wurde aufgegeben. Die Reste des Wracks liegen noch in der Bay of Lopness auf Sanday. B 97 wurde an Italien ausgeliefert. Die italienische Marine baute das Schiff zum leichten Spähschiff (esploratore leggero) Cesare Rossarol um. Dabei wurde die Back bis zur Brücke verlängert. Die Bewaffnung bestand aus drei 12 cm-Geschützen, zwei 7,62 cm-Flak und vier 50 cm-Torpedorohren (ab 1931 45 cm-Torpedorohren). Sie fuhr von 1924 bis 1939 für die italienische Marine, teilweise als Versuchsschiff, und wurde danach aus der Marineliste gestrichen.

Der Bausatz

Dieser Bausatz der B 98 von NNT gehört zu ihren früheren Bausätzen. Er stellt das Schiff nach den ersten Modifikationen dar, als die die Scheinwerfer auf höhere Plattformen verlegt wurden, um die Schiffe mit Entfernungsmessern ausrüsten zu können. Die Geschütze entsprechen von der Länge der Rohre bereits den 10,5 cm-Geschützen.

Der Rumpf ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Die Abmessungen und Formen sind gut wieder gegeben. Viele Teile sind bereits angegossen, u.a. auch die Lüfter. Diese sind vorne leider nicht offen dargestellt. Ansonsten ist er gut detailliert und die Gussqualität ist sehr gut. An der Wasserlinie muss man einen leichten Anguss entfernen.

Die Aufbauten bestehen nur aus wenigen Teilen für die Brücke sowie die diversen anderen Plattformen. Diese Teile sind gut gemacht. Man muss allerdings beachten, dass statt der an den Teilen angegossenen festen (geschlossenen) Reling an den Plattformen beim Original offene Reling war, die aber teilweise mit Persenning versehen war. Die Plattformen für die beiden Geschütze zwischen den Schornsteinen und die Scheinwerferplattform am Fockmast hatten laut den Fotos keine Bespannung mit Persenning. Die Schornsteine sind auch gut gemacht, aber oben geschlossen und sehr vereinfacht dargestellt. Wegen dem breiten Anguss ist beim Entfernen der Schornsteine vom Gussast Vorsicht geboten, um die Schornsteine nicht zu beschädigen.

Die Beiboote ähneln leider den Kuttern auf den Originalen nicht, sondern stellen später Motorboote dar und sollten ersetzt werden. Dazu sind Rettungsflösse und Scheinwerfer enthalten.

Die Geschütze entsprechenen von den Abmessungen den 10,5 cm-Geschützen. Die Rohre sind aber nicht konisch und die Lafette ähnelt nur grob dem Original. Bei den Torpedorohren muss man deren Unterbauten selbst bauen.

Für die Masten liegen Zeichnungen bei, die die Abmessungen darstellen - allerdings ohne Angaben für die Dicke. Ein paar weitere Teile muss man selbst ergänzen, z.B. den Peilkompass auf der Plattform zwischen den beiden Zwillingstorpedorohren und die Entfernungsmesser auf der Brücke und Hütte.

Die Fotoätzteile

Der Fotoätzteilsatz umfasst die Verstrebungen unterhalb der Brückenflügel, die Bootslager, den Unterbau der Peilkompassplattform, Schraubenschutz, Bootskran, weitere kleine Kräne, Flaggestenge, Steuerrad und Anker.

Damit sollte man über alle notwendigen Ätzteile verfügen, die für die Klasse spezifisch sind. Rettungsringe und Relings sind nicht enthalten.

Abziehbilder

Der Bausatz enthält eine Flagge.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst technische und historische Angaben über die Originale, eine Explosionszeichnung, die den Zusammenbau erklärt, sowie eine Aufsicht und Seitenansicht. In der Kombination der Zeichnungen sollte beim Zusammenbau kein Problem auftreten.

Die sechs Schiffe der Klasse ähnelten sich stark. Laut Gröner hatten die letzten vier Schiffe andere Lüfter am vorderen Schornstein (eckige neben dem Schornstein). Fotos, die das bestätigen, konnte ich bisher nicht finden (nur Fotos mit runden Lüftern hinter dem Schornstein, wie im Bausatz dargestellt). Im ursprünglichen Zustand waren die Scheinwerfer auf dem Peildeck bzw. direkt auf der Hütte aufgestellt und die Schiffe hatten 8,8 cm-Geschütze, die etwas kleiner als die im Bausatz enthaltenen Geschütze waren.

Es gibt keine Angaben zur Bemalung. Bei den Probefahrten waren die Schiffe hellgrau gestrichen. Wahrscheinlich fuhren sie danach im typischen "Dunkelgrau" der Kaiserlichen Marine, was aber tatsächlich ein relativ helles Grau war. Die Farbe entspricht der Rumpffarbe der größeren Einheiten, wurde aber bei den Zerstörern (Torpedobooten) auch auf den Aufbauten verwendet wurden. Die Decks waren schwarz. Es gibt viele Angaben, dass diese Zerstörer schwarz über alles gestrichen waren. Das trifft sicher für andere deutsche Zerstörer vor dem Ersten Weltkrieg und wahrscheinlich für den Beginn des Kriegs zu. Aber auf den meisten Fotos sind die Schiffe der B 97-Klasse eindeutig hellgrau gestrichen und es gibt nur wenige, die einen dunkleren Anstrich vermuten lassen.

Quellen

  • Z-vor! Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten 1914 bis 1939 von Harald Fock, Herford, 1989
  • Zerstörer Typ B 97 (Wikipedia)
  • Nowik (Schiff, 1911) (Wikipedia)
  • Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945 von Erich Gröner, München, 1966
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1906-1921 von Robert Gardiner, London, 1985
  • Jutland. The German perspective von V.E. Tarrant, London, 1995
  • Naval Weapons of World War One von Norman Friedman, Barnsley, 2011

Fazit

Dieser Bausatz von NNT bietet eine gute Grundlage für den Bau eines dieser Zerstörer. Es ist einer der älteren Bausätze von NNT (auf den Fotoätzteilen steht 2003), was man u.a. an den sehr einfach gestalteten Oberseiten der Schornsteine sieht. Der Bausatz enthält Fotoätzteile und eine Flagge. Einige Teile müssen aber selbst ergänzt (z.B. die Entfernungsmesser und Masten), ersetzt (z.B. die Beiboote) oder können verbessert werden (z.B. die festen Relings an den Plattformen durch offene ersetzt werden). Das sollte aber überwiegend einfach sein. Insgesamt gibt es nur wenige Bausätze von Zerstörern (Großen Torpedobooten) der Kaiserlichen Marine, so dass dieser Bausatz immer noch sehr willkommen ist.

alt empfehlenswert

Lars