Deckelbild Forbin (Horizon)-Klasse

Modell: French Navy Horizon Class Destroyer
Hersteller: Dodo Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, gedrehte Messingrohre, Fotoätzeile, Abziehbilder
Art.Nr.: No.70005
Preis: 82,6 € (bei NNT)

Das Original

Der französische Lenkwaffenzerstörer Forbin ist das erste französische Schiff der Horizon/Orrizonte-Klasse. Diese Klasse geht, wie viele heutige Flugabwehrschiffe europäischer Marinen, auf das NFR-90-Programm (NATO Frigate Replacement for 90s) zurück. Als dieses scheiterte, entwickelten Frankreich, Großbritannien und Italien ab 1992 zusammen ein Flugabwehrschiff, um ihre dann zu Beginn des 21. Jahrhunderts veralteten Lenkwaffenzerstörer (Suffren-, Cassard-, Typ 42-, Audace- und Luigi Duran de la Penne-Klasse) ersetzen. Der Kern des Programms war das PAAMS (Principal Anti-Air Missile System): Es besteht aus dem Sylver A50-Senkrechtstarter sowie den passenden Aster 15 (mittlere Reichweite)- und Aster 30 (große Reichweite)-Flugabwehrraketen.

Die Schiffe sollen Flugzeugträgerverbände und anderen Flotteneinheiten gegen Luft- und Raketenangriffe verteidigen können. Weitere Aufgaben sind Verbandsführung, unabhängige Operationen sowie die Bekämpfung von Schiffen und U-Booten. Für die Flugabwehr verfügen sie über zwei Radarsysteme: den weitreichenden passiven phasengesteuerten (phased array) S1850M-Radar (eine Variante des SMART-L) und den ebenfalls passiven phasengesteuerten EMPAR-Radar, der im mittleren und nahen Bereich auch zur Feuerleitung dient. Als Großbritannien 1999 aus dem Horizon-Programm ausstieg und stattdessen den Typ 45 (Daring-Klasse) baute, wurde zwar PAAMS übernommen, aber statt des EMPAR-Radar der aktive phasengesteuerte SAMPSON-Radar verwendet. Beide Radarsysteme haben eine bzw. zwei rotierende Radarantennen – im Gegensatz zum dritten, ähnlichen europäischen System, APAR, das über vier fest montierte Antennen verfügt.

Frankreich und Italien bauten sehr ähnliche Schiffe. Unterschiede gibt es u.a. bei den Anti-Schiffsraketen (Exocet bzw. Teseo), leichten Geschützen (2 cm bzw. 2,5 cm) und der Zahl der 7,6 cm-Geschütze (zwei bzw. drei). Beide Marinen bauten aus Kostengründen statt der ursprünglich geplanten vier Schiffe nur je zwei Schiffe. Die beiden französischen Schiffe, Forbin (D620) und Chevalier Paul (D621), ersetzen somit nur die Suffren-Klasse. Als Ersatz für die beiden Schiffe der Cassard-Klasse wird eventuell eine Flugabwehrvariante der FREMM-Klasse gebaut. Die relativ großen Schiffe der Forbin-Klasse werden von der französischen Marine Fregatten genannt, sind aber als Zerstörer klassifiziert.

Die Forbin ist 152,7 m lang, 20,3 m breit und verdrängt voll beladen 6807 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Gasturbinen und zwei Diesel, die insgesamt 74.310 PS leisten und eine Geschwindigkeit von 29 kn ermöglichen (31 kn bei den Probefahrten). Die Besatzung setzt sich aus 195 Mitgliedern zusammen. Dazu kann ein Stab aus 27 Personen untergebracht werden.

Bewaffnung
2 x 7,62 cm L/62 Oto Melara SR
2 x 2 cm F2A
2 Vierfach MM-40 Exocet Block III-Anti-Schiffsraketen-Starter
1 48fach Sylver A50-Senkrechtstarter (für Aster 15 und Aster 30; für einen 64fach-Starter vorhanden)
2 x 32,4 cm-Torpedorohre (24 MU90 Impact-Torpedos; auch für Hubschrauber)
1 Bordhubschrauber (ursprünglich ein Eurocopter Panther, heute ein NH-90 Caïman)

Die Forbin und Chevalier Paul wurden 2004-09 von DCNS in Lorient gebaut. Ein Teil der langen Zeit bis zur Indienststellung wurde von der Erprobung beansprucht. Beide Schiffe sind in Toulon stationiert. Schon vor der vollen Einsatzreife wurde Forbin im Indischen Ozean im Rahmen Operationen der Trägers Charles de Gaulle gegen Ziele in Afghanistan eingesetzt. Voll einsatzbereit waren beide Schiffe 2010 bzw. 2011. Bei Schiffe kamen 2011 bei Operation Harmattan zum Einsatz, d.h. im Libyenkrieg. Sie dienten auch bei weiteren Operationen im Mittelmeer, so geleitete Chevalier Paul die Charles de Gaulle 2015, als diese Ziele (Stellungen des Islamischen Staats) im Irak bombardierte.

Der Bausatz

Einen Bausatz der italienischen Variante der Klasse gibt es von Delphis Models schon seit 2007. Die französische Variante wurden schon von verschiedenen Herstellern angekündigt. Dodo Models brachten jetzt als erste einen Resinbausatz im Maßstab 1/700 der Forbin-Klasse heraus. In den ersten Bausätzen liegen sowohl Teile für die aktuelle Version als auch für den Zustand von 2008 bei.

Der Rumpf ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Der Rumpf gibt das Original sehr gut wieder. An den Rumpf sind bereits die Großteile der Aufbauten inklusive des Fockmasts und der Schornsteine angegossen. Der Guss ist bemerkenswert, z.B. bei der Wiedergabe der nach außen geneigten Schornsteine und der Öffnungen auf der Oberseite der Schornsteine. Die Brücke ist nicht mit angegossen. Für diese liegen Fotoätzteile bei.

Die Zahl der übrigen großen Teile ist übersichtlich. Etwas Arbeit scheint bei den links abgebildeten Teilen anzufallen: sowohl bei den Teilen für den EMPAR- als auch den S1850M-Radar soll laut Anleitung etwas entfernt werden. Dazu sollen man die ganzen kleinen Teile für das Brückendach von dem Resinteil abmachen und auf das entsprechende Fotoätzteil kleben. Es wäre wohl leichter gewesen, diese Teile mit einem Gussast, von dem sie leichter zu entfernen sind, herzustellen. Eventuell kann man auch das Resinteil mit etwas Anpassungen für das Dach der Brücke verwenden. Etwas Vorsicht dürfte beim Entfernen der Plattform unterhalb des EMPAR-Radars von dem Gussast geboten sein, da die Angüsse recht massiv sind. Ich bin gespannt, ob bei der von Dodo Models verwendeten Methode die Kanten der Plattform weniger leicht beschädigt werden, als wenn die Angüsse direkt auf einer Ebene mit der Plattform selbst sind. Den oberen Teil des Großmasts kann man eventuell besser und stabiler aus Metall bauen. Die Gussqualität ist hier sehr gut.

Die Kleinteile kommen an drei Spritzlingen, u.a. NGDS-Tauschkörperwerfer, SLAT-Antitorpedosystem, Türme für die 7,62-Geschütze im heutigen Zustand, Unterbauten der Maschinengewehre, weitere Plattformen, Kommunikationsantennen, Behälter für Rettungsinseln und Beiboote. Auch diese Teile sind schön detailliert und gut gegossen.

Den ersten Bausätze der Forbin-Klasse liegt ein Gussast mit alternativen Teilen für die Forbin während der Erprobung bei, u.a. die alte Form der 7,62 cm-Türme, andere Kommunikationsantennen, ein andere Plattform unterhalb des EMPAR-Radars und Behälter für die See-zu-See-Versorgung (oder ein Rettungssystem?).

Als Bordhubschrauber liegt ein NH-90 bei. In den ersten Jahren war eine Panther an Bord. Falls man diesen Bauzustand bauen will, kann man mit einer Harbin Z-9 von Orange Hobby eine Panther darstellen.

Für die beiden 7,62 cm-Geschütze liegen sehr detaillierte gedrehte Messingrohre bei, die im Vergleich zu denen, die ich bisher gekauft habe, deutlich originalgetreuer sind.

Die Fotoätzteile

Dem Bausatz liegen zwei sehr umfangreiche Platinen mit fotogeätzten Teilen bei. Auf diesen finden sich nicht nur die üblichen Teile wie Relings (bereits abgelängt), Fallreep und Rotoren für den Bordhubschrauber, sondern z.B. auch das Hubschrauberlandedeck und die Teile für die Brücke. Die Brücke besteht aus zwei Teilen: den Seitenwänden und ein extra Teil für das Dach. Die Brückenfenster können so offen dargestellt werden und es liegen auch tatsächlich auch Konsolen aus Resin für die Inneneinrichtung bei. Der Bau des Brückendachs könnte etwas kompexer sein.

Nicht so gut finde ich, dass die kompletten 2 cm-Geschütze fotogätzt sind, also auch deren Lafette und Rohr. Dadurch wirken sie leicht zwei-dimensional und sind von vorne kaum sichtbar. Ob die Darstellung der zum Großmast gespannten Funkantennen aus Fotoätzteilen realistisch wirkt, bleibt abzuwarten. Ich vermute, dass die Fotoätzteie hierfür viel zu dick sind.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen neben Flaggen und Markierungen für das Hubschrauberdecks auch die Kennungen und Kennnummern für sowohl die Forbin als auch die Chavalier Paul.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst neben allgemeinen Bemalangaben (ohne Bezug auf die Farben eines bestimmten Herstellern) eine Anleitung, die den Zusammenbau in 14 Schritten erklärt. Dazu gibt es eine extra Seite für die alternativen Teile.

Wer die italienische Variante bauen will, sollte beachten, dass es neben den auffälligen Unterschieden wie dem dritten 7,62 cm-Geschütz auf dem Hangar noch eine Reihe von Unterschieden im Detail gibt, u.a. bei den Lufteinlässen um die Schornsteine. Hier empfiehlt es sich auf einen Bausatz der italienischen Version zu setzen. Bisher ist diese von Delphis Models erhältlich.

Quellen

Fazit

Der neue Bausatz der französischen Lenkwaffenzerstörer (Fregatten) Forbin und Chavalier Paul zeichnet sich durch einen tollen Guss, eine sehr gute Detaillierung und die bereits enthaltenen Fotoätzteile, Abziehbilder und Messingrohre aus. Dazu liegen den ersten Bausätzen auch alternative Teile des ersten Bauzustands bei. Damit sollte man eine sehr gut Grundlage für ein vorbildgetreues Modell haben. Allerdings könnte es etwas schwieriger im Zusammenbau sein, insbesondere im Bereich der Brücke, auf deren Dach man noch zahlreiche kleine Resinteile übertragen muss. Insgesamt ist der Bausatz für den erfahrenen Modelbauer

alt sehr empfehlenswert

Lars