Klasse 205 und 206 Deckelbild

Modell: Deutsche U-Boote Typ 205mod und 206A
Hersteller: NNT
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Metallstäbe, Abziehbilder
Art.Nr.: 70024
Preis: 30 €

Das Original

Die Klassen 205 und 206 stellten das Rückgrat der U-Boot-Waffe der Bundesmarine während des Kalten Kriegs. Nach der Wiederbewaffnung war der Bundesmarine nur erlaubt, kleine U-Boote für den Einsatz in Küstengewässern zu bauen. Diese sollten zur Küstenverteidigung dienen. Der erste Entwurf war die Klasse 201, von der ursprünglich zwölf Boote gebaut werden sollten. Nach drei 1960-64 gebauten Booten, U 1 bis U 3, ging man aber zur verbesserten Klasse 205 über, von der das erste Boot, U 4, 1961 noch während des Baus der Klasse 201 auf Kiel gelegt wurde.

Die Klasse 205 war länger, hatte deshalb eine größere Batteriekapazität und Reichweite, und hatte eine verbesserte Turmform. Als Maßnahme gegen Magnetminen und magnetische Sensoren zur U-Jagd wurden die Boote der Klasse 201 und 205 aus nicht-magnetisierbarem Stahl gebaut. Dieser erwies sich aber nicht als korrisionsbeständig genug, dazu zeigten die U-Boote sehr bald erste Risse: ein als Stahlkrise bezeichneter Skandal. Deshalb wurde der Bau nach U 4 bis U 8 gestoppt. U 4 bis U 8 erhielten einen Überzug aus Zink, um die Korrosion zu stoppen, konnten aber nur als Schulboote eingesetzt werden und wurden bis 1974 außer Dienst gestellt. U 9 bis U 12 wurden 1964 auf Kiel gelegt. Für ihren Bau wurden verschiedene Stahlarten ausprobiert. Auch U 1 und U 2 wurden aufgrund der Materialprobleme nach nur einem Jahr in Dienst außer Dienst gestellt und nach dem Entwurf der Klasse 205 aus anderem Stahl neu gebaut. Diese sechs Boote werden auch der Klasse 205A zugerechnet. Zwei weitere Boote des Typs wurden 1965-70 aus normalen Stahl von der Orlogsværftet in Kopenhagen in Lizenz für die dänische Marine gebaut: Narhvalen und Nordkaperen. Eine Weiterentwicklung der Klasse 205 war die Klasse 207 (Koppen-Klassen), von der 1964-67 15 Boote für die norwegische Marine gebaut wurden. Von diesen dienten drei 1989-2004 bei der dänischen Marine, vier sind seit 2002/03 bei der polnischen Marine. Von der Klasse 205 sind noch U 9 in Speyer, U 10 in Wilhelmshaven und U 11 (umgebaut zum Torpedozielschiff) in Burgstaaken als Museumsschiffe erhalten. Von der Klasse 207 existieren noch die norwegische Utstein in Horten, die dänischen Boote Sælen und Springeren in Kopenhagen bzw. in Søndenbro und die polnische Jastrząb (nur als Ersatzteilspender genutzt) in Gydnia.

Die Klasse 206 war eine Weiterentwicklung der Klasse 205. Der Rumpf wurde verlängert, um mehr Batterien unterzubringen und so die Geschwindigkeit und Reichweite unter Wasser zu steigern. Auch die Antriebsanlage fiel stärker aus, außerdem wurden die Sensoren verbessert. Der sichtbarste Unterschied zur Klasse 205 ist der Sonardom auf dem Bug der Klasse 206. Insgesamt 18 Boote wurden 1969-75 für die Bundesmarine gebaut, von denen zwölf 1988-91 auf den Stand der Klasse 206A mit neuen Sensoren, Torpedos und Feuerleitsystem modernisiert wurden. Aus der Klasse 206 wurde die Gal-Klasse (Type 540) entwickelt, von der drei U-Boote 1975-77 für die israelische Marine bei Vickers gebaut wurden. Außerdem bildete die Klasse 206 die Grundlage für die größere Klasse 209, von der ab 1971 über 60 Boote für 14 verschiedene Marinen in verschiedenen Versionen gebaut wurden. Bisher ist keines der Boote der Klasse 206 als Museumsschiff erhalten, es existieren aber noch zwei Boote im Dienst der kolumbianischen Marine und zwei als Ersatzteilspender. Die israelische Gal kann in Haifa besichtigt werden.

Die Klasse 205 war 45,7 m lang (nach anderen Quellen 43,5 m), 4,6 m breit und verdrängte 450 t (370 t?) aufgetaucht und 500 t (450 t?) getaucht. Der Antrieb bestand aus zwei Dieseln mit insgesamt 1200 PS, die über Wasser die Energie für einen Elektromotor mit 1500 PS bereitstellten, der Unterwasser mit Hilfe von Batterien betrieben wurde. Damit waren 10 kn aufgetaucht und 17 kn getaucht möglich. Die Besatzung bestand aus 22 Mann, die Bewaffnung aus acht 53,3 cm Torpedorohren, aus denen auch Minen gelegt werden konnten.

Die Klasse 206 war 48,6 m lang, 4,6 m breit und verdrängte 450 t aufgetaucht und 498 t getaucht. Der Antrieb bestand aus zwei Dieseln mit insgesamt 1500 PS und einem Elektromotor mit 1800 PS. Aufgetaucht wurden 10 kn, getaucht 17-18 kn erreicht. Die Besatzung bestand aus 22 Mann, die Bewaffnung aus acht 53,3 cm-Torpedorohren. Minen konnten aus den Torpedorohren oder externen Minenbehältern gelegt werden.

Von der Klasse 205 wurden 1961-64 U 4 bis U 8 von HDW in Kiel gebaut. Sie dienten nur bis 1969 beim 1. U-Bootgeschwader in Kiel, wurden danach aber nur als Schulboote bei der U-Bootlehrgruppe in Neustadt eingesetzt. Sie wurden 1974 außer Dienst gestellt und verschrottet. 1964-69 wurden bei HDW U 9 bis U 12 sowie U 1 und U 2 der verbesserte Klasse 205A gebaut. Diese dienten bis 1991-93 beim 1. U-Bootgeschwader in Kiel. U 11 diente noch bis 2003 als Zielschiff, wofür es eine zweite Außenhaut erhielt, während U 12 bis 2005 als Erprobungsboot (u.a. für Schleppsonars) diente. Die für die dänische Marine bei der Orlogsværftet in Kopenhagen von 1965-70 gebauten Narhvalen und Nordkaperen dienten bis 2003 bzw. 2004.

Von der Klasse 206 wurden von 1969-75 U 13 bis U 30 von HDW in Kiel und NSW in Emden gebaut. Sie dienten beim 1. und 3. U-Bootgeschwader in Kiel bzw. Eckernförde. 1988-91 wurden U 15 bis U 18, U 22 bis U 26 sowie U 28 bis U 30 zur Klasse 206A modernisiert. Ab den 1990ern wurden die Boote nicht nur in Nord- und Ostsee, sondern auch regelmäßig im Mittelmeer eingesetzt, u.a. bei der Blockade Jugoslawiens (Operation Sharp Guard) und Operation Active Endeavour. Die nicht modernisierten Boote wurden 1996-98 außer Dienst gestellt. Die übrigen zwölf Boote wurden 2004-11 außer Dienst gestellt. U 23 und U 24 wurden 2012 an Kolumbien verkauft und als ARC Intrépido und ARC Indomable in Dienst gestellt. U 16 und U 18 existieren noch, um für diese beiden Boote als Ersatzteilspender zu dienen.

Der Bausatz

Dieser Bausatz von NNT ermöglicht den Bau von je zwei U-Booten der Klasse 205 und zwei der Klasse 206. Alle U-Boote können nur als Wasserlinienmodelle gebaut werden. Daneben sind Teile einer Pier erhalten, so dass der Bau eines Dioramas möglich ist. Ein dazu passender Bausatz der Tender der Lahn-Klasse (Klasse 403) ist in Vorbereitung.

Die Teile für die Klasse 205 ermöglichen den Bau der sechs Boote der zweiten Serie (U 9 bis U 12, U 1, U 2; Klasse 205 mod bzw. 205A). Die beiden Rümpfe der Klasse 205, die dem Bausatz beiliegen, unterscheiden sich leicht. Bei einem sind der Fahrstand und die Poller ausgefahren, bei einem eingefahren. Der Rumpf entspricht in Form und Abmessungen dem Plan der dänischen Variante aus der Forsvarsgalleriet und stimmt auch gut mit Fotos der deutschen U-Boote überein. Der Guss und die Detaillierung ist sehr gut.

Auch von der Klasse 206 liegt ein Rumpf mit ausgefahrenen Fahrstand und Pollern und einer mit eingefahrenen bei. Der Rumpf entspricht den mir vorliegenden Zeichnungen in Form und Abmessungen. Teilweise sind leider die Leisten am Turmhinterende angebrochen - diese sind sehr fein ausgeführt. Auch hier sind Detaillierung und Guss der winzigen U-Boote sehr gut.

Hier noch ein Vergleich der Rümpfe der Klassen 205 und 206 - diese U-Boote waren wirklich winzig.

Für die Ausfahrgeräte liegen die Schnorchel für beide Klassen als Resinteile bei. Für die Radarmasten und Persikope liegen Drähte verschiedener Stärken bei, die man selbst zurechtschneiden muss. Das ermöglicht natürlich nur eine vereinfachte Darstellung dieser Teile.

Dem Bausatz liegen noch zwei Pierteile sowie Lampen und Laufstege bei, so dass man mit den vier U-Booten ein kleines Hafendiorama bauen kann. Auf den Pierteilen sind einige der Poller bei meinem Exemplar des Bausatzes abgebrochen.

Abziehbilder

Der Bausatz enthält die Kennnummern für die 24 U-Boote, die von den 1970ern bis zu den 1990ern die U-Boot-Flottille der Bundesmarine bildeten (1. und 3. U-Boot-Geschwader): U 1, U 2, U 9 bis U 12 der Klasse 205 mod/A sowie U 13 bis U 30 der Klasse 206. Außerdem finden sich noch Flaggen für vier Boote.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst Angaben über die Originale und ihre technischen Daten auf Deutsch und Englisch. Außerdem werden alle baubaren U-Boote, ihre Kennnummern und Geschwaderzugehörigkeit aufgelistet. Sowohl für die U-Boote als auch die Pier finden sich Farbangaben, die sich auf Farben von Revell und Humbrol beziehen. Die Anleitung enthält auch einige Literaturempfehlungen. Für den Zusammenbau findet sich ein beschriftetes Foto der enthaltenen Teile sowie zwei Fotos von gebauten Modellen. Für die Ausfahrgeräte, die man selbst aus den enthaltenen Drahtteilen bauen soll, finden sich Angaben zu den Abmessungen. Aufgrund der wenigen Teile sollte dies ausreichend sein. Eine Zeichnung wäre aber nicht schlecht gewesen, insbesondere da sich auf den Türmen mehr Öffnungen für Ausfahrgeräte finden, als man montieren soll - und die Funkantenne und der Flaggmast z.B. fehlen.

Es gibt einige alternative Möglichkeiten die Teile zu verwenden. Am einfachsten wäre der Bau der Klasse 205 als dänische Narhvalen (S320) oder Nordkaperen (S321). Diese waren weitgehend identisch, abgesehen von kleineren Unterschieden an den Leisten der Turmoberseiten und den Ausfahrgeräten. Man kann sogar aus den enthaltenen Abziehbildern die Kennnnummern erstellen. Der Anstrich der dänischen Boote war ein sehr dunkles Blaugrau. Der Umbau in die ersten fünf U-Boote der Klasse 205 (U 4 bis U 8), dürfte aufwendiger sein, da die Vorderkante des Turms anders war (mehr wie bei der Klasse 206) und der kleine Sonardom auf dem Rumpf fehlte. Auch für eine Darstellung der Klasse 201 müsste der Turm modifiziert, der Sonardom entfernt und die Rumpflänge angepasst werden. Eventuell ist auch ein Umbau der Klasse 205 in ein Boot der Klasse 207 der dänischen, norwegischen oder polnischen Marine möglich, wobei die Form des Turms erneut abweicht. Die Klasse 206 könnte in ein Modell der israelischen Gal-Klasse umgebaut werden. Deren Turmform ähnelte mehr der Klasse 205 und sie hatten eine sichtbare Heckflosse.

Quellen

Fazit

Mit diesem Bausatz kann man nun zum ersten Mal die beiden wichtigsten U-Boot-Klassen der Bundesmarine während des Kalten Kriegs als Wasserlinienmodelle bauen. Außerdem sind noch Teile für eine Pier dabei, so dass man ein kleines Hafendiorama erstellen kann. Die Rumpfteile sind gut detailliert und gut gegossen. Die Teile bieten auch einige Umbaumöglichkeiten. Bei meinem Bausatz gab es ein paar kleinere Transportschäden, insbesondere an den Pierteilen. Auch die Ausfahrgeräte könnten etwas detaillierter und vollständiger sein. Insgesamt ist der Bausatz  

alt empfehlenswert

Lars

Wir danken NNT für das Bausatzmuster