19.06.1944 - 75 Jahre Schlacht in der Philippinensee

 

Heute vor 75 Jahren, am 19. Juni 1944, wurde der japanische Flugzeugträger Taiho in der Schlacht in der Philippinensee versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Vier Tage zuvor hatte die US-Landung auf Saipan begonnen, ein Teil der Operationen zur Eroberung der Marianen und ein Teil der Insel-Springen-Strategie. Die Kaiserlich Japanische Marine versuchte dies zu einer Entscheidungsschlacht zu nutzen und mobilisierte einen Großteil der Marine. Die japanische Marine und die US Navy hatten ihre Trägerstreitkräfte, die durch die Verluste in den Schlachten von 1942 stark dezimiert worden waren, wieder aufgebaut. Es kämpften neun japanische Träger gegen 15 US-amerikanische, die industrielle Kapazitäten der USA hatten der US Navy also ermöglicht eine quantitative, aber auch qualitative Überlegenheit aufzubauen. Am ersten Tag der Schlacht griffen die Japaner mit vier Wellen von Trägerflugzeugen an, die aber erhebliche Verluste erlitten und praktisch keine Erfolge erzielten. Die US Navy blieb defensiv und konzentrierte sich auf die Abwehr der Flugzeugangriffe. Allerdings versenkte zwei U-Boote zwei der größten und besten japanischen Flugzeugträger, die Shokaku und eben die Taiho:

Das Original

Die Taiho (大鳳) war der wohl fortschrittlichste Flugzeugträger der japanischen Marine im Zweiten Weltkrieg. Gebaut wurde die Taiho von der Kawasaki Werft in Kobe. Die Taiho war über alles 260 m lang, 30 m breit und hatte eine Einsatzverdrängung von ca. 38.000 t. In vielen Aspekten war die Taiho ein weiterentwickelter Entwurf der vorangegangenen Shokaku-Klasse. Folgende entscheidende Verbesserungen und Neuerungen wurden bei ihrem Bau jedoch zum Teil erst-/einmalig umgesetzt: Sie erhielt einen vollkommen umschlossenen Bug, sehr ähnlich dem der englischen Illustrious-Klasse. Nicht nur das Hangardeck wurde mit 12,5 cm dicken Panzerplatten geschützt, auch Taihos Flugdeck wies eine 7,6 cm dicke Panzerung auf. Diese sollten in der Lage sein, einer 500 kg Bombe zu widerstehen.

Der Umstand, dass die Taiho ein gepanzertes Flugdeck besaß, bringt ihr bis heute den Vergleich mit der britischen Illustrious-Klasse ein. Das Schutzkonzept bzw. die Philosophie hinter der Illustrious-Klasse war jedoch eine andere. Die Illustrious-Klasse verfügte über eine sogenannte „armoured box“. Bei ihr waren nicht nur das Flugdeck und das Hangardeck gepanzert, sondern auch die seitlichen Schiffswände. Bei der Taiho waren diese jedoch ungeschützt, sie besaß keine „armoured box“ wie die Illustrious-Klasse. Vielmehr ähnelte das Schutzkonzept der Taiho dem der zukünftigen amerikanischen Midway-Klasse. Dadurch war die Taiho auch in der Lage mehr Bordflugzeuge als die Illustrious-Klasse aufzunehmen.

Zwischen 60 und 75 Bordflugzeuge konnten je nach Zusammensetzung und Flugzeugtypen in dem 152 m langen und 4,9 m hohen Hangar an Bord aufgenommen und eingesetzt werden. Wie die Hiyo besaß die Taiho eine ausgewachsene Schiffsinsel mit einem Schornstein an Steuerbord. Das Flugdeck verfügte, da es gepanzert war, nur über zwei Aufzüge vom Hangar zum Flugdeck. Das gepanzerte Flugdeck bedingte, dass die Taiho ein Deck niedriger ausfiel als die vorangegangene Shokaku-Klasse.

Die Flugabwehrbewaffnung der Taiho verfügte über die neuen, sehr effektiven 10 cm-Flugabwehrgeschütze, die bereits auf den Zerstörern der Akizuki-Klasse eingesetzt worden waren.

Im Juli 1941 wurde die Taiho auf Kiel gelegt, im April 1943 erfolgte der Stapellauf und im März 1944 die Indienststellung.

Einsatzgeschichte

Für die japanische Marine war dieser Zeitraum durch die ersten erfolgreichen Schlachten gegen die US Navy von Dezember 1941 bis zum Sommer 1942 geprägt. Dann die katastrophale Niederlage bei Midway mit dem Verlust von vier der wichtigsten Flottenträger und den Abnutzungsschlachten bei den Salomonen im Kriegsjahr 1943.

Rechtzeitig für eine der letzten großen Seeschlachten, insbesondere unter einer maßgeblichen Beteiligung der Trägerflotte, kam die Taiho im Frühjahr 1944 in Dienst. Im April 1944 verlegte sie nach Singapur. Am 15. April wurde sie das Flagschiff der dritten Flotte und Admiral Ozawa kam mit seinem Stab von der Shokaku an Bord der Taiho. Im Mai verlegte die Taiho mit weiteren Schiffen der dritten Flotte für die kommende große Trägeroperation (A-GO) nach Borneo (Tawitawi).

Operation A-GO

Gemeinsam mit den Trägern Shokaku und Zuikaku gehörte die Taiho zur A-Force des japanischen Angriffsverbandes unter Admiral Ozawa. Am 13. Juni 1944 verließen die japanischen Einheiten ihren Ankerplatz bei Tawitawi und nahmen Kurs auf die Philippinen. Am 15. Juni wurden sie bereits von amerikanischen U-Booten gesichtet und gemeldet.

Der 19. Juni sollte der eigentliche Angriffstag werden. Am Morgen starteten die ersten Trägerflugzeuge von der Taiho. Kurz danach feuerte das amerikanische U-Boot Albarcore sechs Torpedos auf die Taiho ab. Einer der Torpedos traf die Taiho kurz nach 08:00 Uhr im Vorschiff. Die Entwicklung, die nun ihren Lauf nahm, wurde durch Konstruktionsfehler bei der Verlegung der Treibstoffleitungen, Pech und Unvermögen geprägt. Der Torpedotreffer verursachte Lecks in den Treibstoffleitungen, wodurch sich erhebliche Treibstoffdämpfe im gefechtsmäßig verschlossenen Schiff ausbreiteten. Der vordere Aufzug war durch den Treffer in der oberen Position verklemmt und konnte zum Lüften des Hangars nicht mehr heruntergefahren werden. Schließlich kam es im Rahmen der Leckarbeiten zu gewaltigen Explosionen im Schiff, die zum Untergang der Taiho gegen 16:30 Uhr führten.

Es kann spekuliert werden, was der ausschlaggebende Grund für den Verlust des Schiffes war, wahrscheinlich ist aber, dass die Summe von mehreren Gründen maßgeblich war. Das Schiff war neu und noch nicht wirklich eingefahren, die Besatzung noch nicht zu 100% mit dem Schiff vertraut. Die Bauweise der Taiho begünstigte, dass sich im Schiff gefährliche und explosive Dämpfe bilden und ausbreiten konnten, und der verklemmte vordere Aufzug verhinderte, dass man hier schnell Abhilfe schaffen konnte. Die Lage und Konstruktion der Treibstoffleitungen erwiesen sich als schlecht durchdacht.

Die Operation A-GO war somit der erste und einzige Kampfeinsatz der Taiho.

Das Modell

Im Maßstab 1/700 gab es lange Zeit nur einen einzigen Bausatz, und zwar den von Tamiya. Fujimi brachte ebenfalls einen Bausatz der Taiho unter Berücksichtigung neuester Erkenntnisse zum Schiff auf den Markt. Eine Besonderheit stellt hier die Option eines Holzdecks zum bekannten Stahldeck dar.

In mehreren japanischen Foren wurde darüber spekuliert, ob die Taiho auf ihrem gepanzerten Flugdeck über ein Holzdeck verfügte. Verschiedenste „Beweise“ und Hinweise wurden herangezogen, unter anderem soll es eine Aussage eines ehemaligen Besatzungsmitgliedes hierzu geben. Es scheint wohl auch ein Werftmodell existiert zu haben, welches über ein Holzdeck verfügte. Die wenigen noch existierenden Fotos der Taiho können keine Klarheit liefern. Detailaufnahmen, die zu 100% das Flugdeck der Taiho zeigen, gibt es meines Wissens nicht. Insofern obliegt es dem Modellbauer, welche Variante er bauen möchte.

Bei meinem Modell habe ich mich damals für das Holzdeck von Fujimi entschieden. Einfach aus dem Grund, weil es mal etwas anderes war und es mir auch gefiel.

Das Diorama soll die Taiho beim Versorgen bei Tawtawi zeigen, nur wenige Tage bevor sie zur Operation A-GO ausläuft.

Christoph Mentzel