japanischer Torpedokreuzer ex. Kuma-Klasse "Oi"


Artikelnummer: W46
Preis: 25,20 € (NNT Modell + Buch)
Material: Spritzguss
Teile: 113



Historischer Hintergrund

"torpedo boats on steroids" - Eine bessere Beschreibung als die von www.combinedfleet.com kann es wohl nicht geben!
Die "Oi" war das vierte Schiff der 5000-Tonnen-Kreuzer der Kuma-Klasse. Am 5. Mai 1921 bei der Kawasaki Schiffswerft in Nagasaki fertiggestellt, diente sie in der ersten Zeit als Flaggschiff der modernen Zerstörereinheiten. Als 1934 die neuen "Long Lance"-Torpedos eingeführt wurden, musste das Konzept der Kriegsführung nach Ansicht der Marineführung geändert werden.
Das neue Konzept sah vor, während der Nacht Torpedoangriffe gegen die feindliche Flotte durchzuführen, um im Morgengrauen mit der eigenen Schlachtflotte die Entscheidung herbeizuführen.
Nach der Aufkündigung aller Flottenverträge wurden die ursprünglich zur Verschrottung bestimmten alten Kreuzer der Kuma-Klasse auf ihre weitere Verwendung überprüft. Man entschied sich, deren Umbau zu Schulschiffen zu streichen und drei ("Kitakami", "Kiso" und "Oi") zu Torpedokreuzern umzubauen. Im Gegensatz zu den alten Torpedokreuzern wurden hier elf(!) Vierlingssätze, also 44 Torpedorohre geplant. Aufgrund Lieferschwierigkeiten konnten jedoch nur 10 Sätze verbaut werden. Auch entfiel der Umbau der "Kiso".
Beide umgebauten Schiffe wurden der 9. Division als Schutz der Schlachtflotte unterstellt. Entsprechend sah der Einsatz der "Oi" in den Anfangsmonaten aus: außer wenigen Begleiteinsätzen verblieb sie vorwiegend im Flottenstützpunkt von Hashirajima.
Nach Midway wurde "Oi" in Kure zum schnellen Transportschiff umgebaut. Sie verlor 4 ihrer Torpedosätze und nahm zwei Daihatsu-Landungsschiffe an Bord. Für die beiden folgenden Jahre wurde sie dementsprechend nur noch als Transportschiff eingesetzt.
Erst am 1. Juni 1944 wurde sie zum Schutzschiff des Hafens von Surabaya auf Java erklärt. Am 18. Juli 1944 verließ "Oi" zusammen mit dem Zerstörer "Shikinami" Manila und nahm Kurs auf Singapur. "Shikinami" musste aufgrund Maschinenprobleme umkehren, so dass "Oi" vorerst ohne Begleitung weiterfuhr. Einen Tag später wurde sie vom amerikanischen Unterseeboot "USS Flasher" (SS-249) gesichtet. Gegen 11.11 Uhr trafen zwei Torpedos das Schiff. Während einer sich als Blindgänger erwies, führte die Explosion des zweiten Torpedos zum Fluten des hinteren Maschinenraums. Zum gleichen Zeitpunkt kehrte "Shikinami" zur "Oi" zurück und begann erfolglos mit Gegenmaßnahmen.
Um 17.25 Uhr sank "Oi" auf Position 13°12'Nord und 114°52'Ost. 368 Besatzungsmitglieder und Kapitän zur See Shiba konnten gerettet werden, für 153 weitere Seeleute bedeutete "Oi" ihr Grab.
"Oi" und "Kitakami" faszinieren noch heute von ihrer Schlagkraft und ihrem Schicksal: Es gibt keinen Beleg, dass sie jemals eine volle Torpedosalve abgefeuert haben und ob sie dies überhaupt unbeschadet hätten tun können. Sie wurden zu Transportschiffen umgebaut, weil sie ihren Kampfwert nicht zeigen konnten. Und dies, weil die Schlachtflotte, für deren Schutz sie bereitgehalten wurden, kaum eingesetzt wurde.
technische Daten
Abmessungen und Verdrängung
    Länge 163,00 / 152,40 Meter Wasserlinie
    Breite 17,45 Meter
    Tiefgang 5,60 Meter
    Standardverdrängung 5100 Tonnen
    Maximalverdrängung 6900 Tonnen

Antriebsanlage
    12 Kessel, 4 Turbinen mit 90000 PS
    Antrieb über 4 Wellen
    Höchstgeschwindigkeit 36 Knoten
    Reichweite 6000 Seemeilen bei 15 Knoten

Bewaffnung
    4 x 140 mm L/50 Einzelgeschütze
    6 x 25 mm in 2 Drillingsgeschützen
    40 x 610 mm Torpedorohre in Vierlingssätzen

Besatzung
    468 Mann

Der Bausatz


Während Fujimi und Tamiya die Kuma- und ihre Nachfolger der Nagara-Klasse in ihren Standardversionen im Angebot haben, hat sich Pit-Road den Schätzen dieser Einheiten angenommen. Sowohl "Kitakami" als auch "Oi" sind im Angebot, beide in ihrer Ausführung als Torpedokreuzer. Und da die beiden anderen Hersteller für ihre recht "großzügige" Umsetzung bekannt sind, soll die "Oi" von Pit-Road einer genaueren Untersuchung unterzogen werden. Wie üblich bei japanischen Kreuzern, werde ich hier auf meinen LaCroix zurückgreifen.
Pit-Road hat die "Oi" entsprechend des Ausführungen neuester Nachforschungen erstellt. Demnach sind die Torpedosätze ungeschützt. Wer den Ausführungen des ehemaligen Mannschaftsmitgliedes der "Kitakami" Abe Tatsu Glauben schenkt, nach dem die Sätze in geschützten Türmen untergebracht waren, muss sich des Ergänzungskits "Equipment for Japan Navy Ship WW2 V" bedienen. Hier müssten dann allerdings gleich drei Sets gekauft werden, um die benötigten zehn Sets zu bekommen, da nur jeweils vier vorhanden sind.
Die Bauanleitung

Die Bauanleitung kommt Pit-Road-typisch auf einer Din-A4-Seite daher. Seite 1 liefert einen kurzen Überblick zum Original, gefolgt von der Teileliste, welche leider nur in Japanisch gehalten ist. Nach vorbereitenden Arbeiten wird das Schiff in vier größeren Schritten zusammengebaut, wobei Detailzeichnungen etwaige Unklarheiten beseitigen helfen.


Die Farbgebung finden wir wie gewohnt auf der Karton-Rückseite. Als Rumpffarbe gibt Pit-Road Gunze-Color G32 Dark Grey (2) an. Für WEM-Benutzer und Liebhaber genauer Farbgebungen sei Maizuru Grey genannt.
Die Decals

Es sind nicht viele. Die Vorhandenen sind dafür dünn gedruckt und weisen nur einen minimalen Versatz auf.

Die Details

Den Rumpf mit der zugehörigen Wasserlinien-Platte finden wir bei Ast A. Erfreulich ist die Tatsache, dass die Rumpfwand im Bugbereich beidseitig gleich stark ausgefallen ist. Sinkstellen suchen wir vergeblich, dafür finden wir wieder die bekannte feine Gitterstruktur. An der Rumpfunterseite findet sich ein leichter Grat, der durch seine Positionierung jedoch leicht entfernt werden kann.


Ast B liefert die restlichen benötigten Bauteile. Hier finden wir also die zehn ungeschützten Torpedosätze, die fein detaillierten Schornsteine. Die Anordnung der Angüsse ist hier bestens gelungen - keinerlei Detaillierung muss durch deren Verschleifen wegfallen. Die Geschütze in halboffenen Geschütztürmen sind ein Problem, welches auch Pit-Road in diesem Maßstab nicht lösen vermag. Die Rückseite sieht einfach nur hässlich aus... Die Rohre lassen sich dafür in zwei Höhenrichtungen bauen. Das bringt wenigstens etwas Leben. Merkwürdig, dass Pit-Road fast immer bei den Rettungsbooten versagt. Auch hier finden wir wieder die unglücklichen Sinkstellen, so dass man schon fast von Vorsatz ausgehen könnte. Der umbaute Hauptmast besteht aus 9 Teilen. Ätzteile würden hier nicht viel bringen.
Vergleich mit dem Original


  • Der Rumpf ist im Großen und Ganzen korrekt wiedergegeben. Lediglich Die Anordnung der Fenster unterscheidet sich geringfügig vom LaCroix.
  • Die Schornsteine lassen sich mit wenig Aufwand korrigieren. Bauteil B52 sollte entfallen, der hintere Schornstein analog zum ersten gestaltet werden.


  • Die Bewaffnung. LaCroix gibt als Torpedosatz die geschützten Türme vom Typ 92 Modell 3 an. Demnach benötigt man das oben bereits genannte Ergänzugskit in dreifacher Anzahl. Da Photos beider Schiffe aufgrund der damaligen Geheimhaltung nicht oder kaum vorhanden sind, muss jeder selbst entscheiden, welcher Satz Verwendung finden soll.
  • Der Hauptmast bereitet die größten Schiwerigkeiten. Die Artilleriebeobachtungsplattform (1. Ebene) war ebenso offen, wie die darüberliegende Feuerleit-Station (2. Ebene) und die oben angesetzte Torpedo-Leitkontrolle (3. Ebene). Pit-Road hat hier scheinbar den Mast der "Kitakami" aus dem Zeitraum 1933 - 1941 als Vorlage genommen. Sowohl für "Oi" als auch "Kitakami" ist diese Konfiguration nun nicht zu gebrauchen.



Fazit



Vorteile
  • übersichtliche Bauanleitung
  • Ausführung der Details
  • Rumpfform und Aufbauten im Wesentlichen korrekt wiedergegeben

ohne Wertung
  • Torpedosätze nur als ungeschützte Versionen verfügbar
  • Preis-/Leistungs-Verhältnis

Nachteile
  • Kanonen-Detaillierung
  • Hauptmast der "Kitakami" aus der falschen Zeit und somit nicht zu gebrauchen (nach LaCroix)

In Worten
Auf dem ersten Blick liefert Pit-Road eine saubere Arbeit ab. Erst im Vergleich mit dem LaCroix finden sich einige Fehler. So ist vor allem der Hauptmast ein Quell reiner Freude für den passionierten Selbstbauer. Für den Anfänger hingegen ist ein Modell herstellbar, welches leicht baubar sein sollte, aber gewisse Schwächen in der Authenzität aufweißt.
empfehlenswert