Vergleich Vosper Fast Patrol Boat


Der Champion:

Modell: Vosper Fast Patrol Boat Perkasa
Hersteller: Tamiya, Japan
Maßstab: 1:72
Bauteile: 200 + Elektrozubehör
Art. Nr. : 79001
Preis ca. : 50-60 Euro Restbestände

Der Herausforderer:

Modell: Vosper Fast Patrol Boat Perkasa
Hersteller: Mini Hobby Models, China
Maßstab: 1:72
Bauteile: 178
Art. Nr. : 81102
Preis ca. : 10,5 Euro Beschreibung:
1960 entwickelte Vosper die Schnellboote der Brave Klasse, weltweit die ersten Schnellboote mit Gasturbinenantrieb. In den folgenden Jahren wurden die Boote erst zur Soloven Klasse (Dänemark 1962 ) später zur Ferocity Klasse weiterentwickelt.
1967 bestellte die Marine Malaysias 4 Ferocity-Boote ( Perkasa, Gempita, Handalan und Pendekar) und stellte sie unter der Klassenbezeichnung Perkasa in Dienst.
Perkasaboote verfügen über 3 Gasturbinen (Rolls Royce Proteus 270) mit einer Wellenleistung von je 4250 PS. Außerdem besitzen sie zwei weitere Turbinen für die Generatoren, sowie zwei Hilfsdiesel. Die Höchstgeschwindigkeit der Holzboote liegt bei 54 Knoten. Mit einer Länge von 30m und einer max. Breite von 7,8m verdrängen die Schiffe rnd. 95 tons.
Die Hauptwaffe sind vier 21"-Torpedos in Abrollracks. Zur Eigenverteidigung sind auf der Back eine vollautomatische 40mm Bofors-Schnellfeuerkanone und auf dem Heck ein 20mm Oerlikon Zwillings-MG montiert.

Die Bausätze:

Tamiya:
Der Tamiyabausatz ist seit einigen Jahren nicht mehr im Fertigungsprogramm, kann aber noch recht problemlos im Einzelhandel oder bei ebay bezogen werden.
Der Bausatz besteht aus dem einteiligen,in den Farben rot und grau gespritzten Rumpf, einem dunkelgrünen Deck und insgesamt sieben Spritzrahmen in den Farben Grau, Rot, Schwarz, Ocker, transparent und messingbedampft. Die Aufbauten liegen als separate Teile bei. Wenn die Ansprüche an das Modell gering sind, kann folglich auf eine Lackierung verzichtet werden. Die Spritzlingkenung enthält u.a die Jahreszahl 1971; wahrscheinlich gleichzusetzen mit dem Alter der Spritzwerkzeuge.
Die Bauteilequalität ist tamiya-üblich hervoragend. Die Teile sind weitestgehend gratfrei und es gibt keine Formfehler. Die Paßgenauigkeit ist vorbildlich. Lediglich ein Gußrahmen zeigt einen seitlichen Versatz der Formhälften von ca 1/10 mm. Der Bausatz ist für eine Badewannen-Version vorgerüstet. Die Teile umfassen Batteriegehäuse für Monozellen, Motorlager, einen Elektromotor, Antriebswelle mit Nylonschraube und Wellenrohr. Alles recht simpel und rudimentär. Die Druckqualität des Decalbogens ist durchschnittlich. Heutzutage gehts präziser.

Die in englisch verfaßte Bauanleitung in Form einer 16 seitigen A4-Broschüre in blau/schwarz/weißem Zweifarbendruck beinhaltet einen bebilderten Kurzbericht zur Entwicklung und Ausrüstung der Boote, eine Teileliste mit Darstellung aller Spritzrahmen, eine detaillierte, bebilderte Anleitung zur Bemalung und Vertakelung und die eigentliche Bauanleitung. Alle Schritte sind sind in 7/42° Isomerie (3D) dargestellt, Klebeflächen blau unterlegt. Bautexte, Bauteilefotos und Realfotos erleichtern die Montage

Mini Hobby Models:
Auch der MHM-Bausatz kommt mehrfarbig daher. Die sechs Platinen sind in Grau, Rot, transparent gespritzt und messingbedampft, das Deck ist ebenfalls dunkelgrün, lediglich der Rumpf ist einfarbig grau. Auch hier liegen die Aufbauten lose bei. Der Copyrightvermerk des Bausatzes stammt aus dem Jahr 2001.
Die Fertigungsqualität beurteile ich mit "gerade noch gut". Die Formhälften schließen paßgenau, aber die Teile haben einen minimalen Grat. Außerdem zeigen sich auf sämtlichen Teilen Schlieren und matte Stellen, ein Indiz für zu hohen Wasseranteil im Kunststoffgranulat und/oder zu niedrige Formmassentemperatur.
Der Aufkleber "Static Model" auf dem Karton kennzeichnet das Boot schon als Standmodell. Folgerichtig enthält der Bausatz keine Teile zur Motorisierung.
Die Bauanleitung besteht aus 10 A4-Seiten in Form eines fünffach gefalteten Endlosblattes: Eine Seite Titelbild, eine Seite Spritzrahmendarstellung und 8 Seiten eigentliche Bauanleitung in schwarz/Weiß-Druck. Die Darstellung der Bauteile erfolgt ebenfalls räumlich und ist durch Farbangaben ergänzt. Die Decals liegen nicht als Naßschiebebilder bei, sondern als Aufkleber auf relativ dicker Transparentfolie.
Titelbild
Der Vergleich:
Anhand der unterschiedlichen Spritzrahmengeometrie sieht man sofort, dass MHM nicht mit den alten Tamiyaformen produziert. Trotzdem sind alle Bauteile identisch. Somit ist klar, dass die Chinesen jedes Teil des Tamiyabausatzes vermessen haben und passende Formwerkzeuge für ihre Spritzgießmaschinen hergestellt haben. Technologisch sind sie dabei nicht auf dem Stand, den Tamiya 1971 hatte. Zum einen steht ihnen keine Maschine zur Verfügung die zwei unterschiedliche Formmassen gleichzeitig verarbeiten kann; deshalb der einfarbige Rumpf. Desweiteren sind die MHM-Bauteile übersäht mit einer Vielzahl von Auswerfermarken (Pi x Daumen schätze ich doppelt so viele wie Tamiya) - allerdings an Positionen, die nach dem Bau größtenteils verdeckt sind. Auch die Präzision und Detailtiefe reicht bei weitem nicht an das Tamiyaniveau heran. Man sieht förmlich jedem Bauteil an, dass die Spritzformen unter hohem Kostendruck auf preiswerten (ungenauen) Maschinen hergestellt wurden. Besonders deutlich ist das an der Innenseite des Rumpfes zu erkennen, der deutliche Schleifriefen erkennen läßt.
Die etwas geringere Teilezahl erklärt sich durch den Verzicht auf den Batteriehalter und das Motorlager. Im Gegensatz zu Tamiya enthält der MHM-Bausatz auch keine Figuren.
Die MHM-Bauanleitung ist ebenfalls eine 1:1 Kopie des Tamiyaplans, reduziert auf das unbedingt notwendige. Für einen halbwegs talentierten Modellbauer aber absolut ausreichend.
Vergleichsbilder:
BausatzinhalteKavitationsplatte Heck, sichtbare Oberseite
Die Vielzahl der Auswerfermaken und geringe Präzision am MHM-Bauteil sind deutlich sichtbar.
Bild 1
Dies sind Teile der Torpedoracks. Kein Kommentar !
Bild 2Bootshaus, backbord
MHM: Schlecht konturierte Gravuren, Fensterrahmendicke ungleichmäßig, rechter Bereich diagonal matt
Bild 3Deck, Heckabschluß
MHM: Fehlende bzw. grobe Details (runder Lukendeckel), Schlieren
Bild 4Die schlechte Qualität des MHM- Bausatzes ist hier eindrucksvoll wiedergegeben Bild 5Fazit:
Müßig noch irgendwas zur Qualität zu sagen. Nur wo Tamiya draufsteht ist auch Tamiya drin. Wer ein schönes Standmodell dieses Schnellbootes haben möchte, greift bitte zu den 2 Sternen.
Trotzdem hat auch das MHM-Boot seine Lebensberechtigung. Die Bruttoverdrängung des Rumpfes beträgt 360 gr. Abzüglich Aufbauten und Lack bleiben ca. 200gr für ein erweitertes Innenleben. Mit einem leichten Motor und geringer Energieversorgung ist es durchaus RC-fähig. Die Rumpfproportionen lassen eine stabile Schwimmlage erwarten und aufgrund des geringen Modellgewichtes sollten ausreichende Fahrgeschwindigkeiten erreichbar sein, die das Boot in die Gleitphase bringen.Die ungenauere Detaillierung spielt hierbei eine untergeordnete Rolle.
Für 10 Euro hält der Bausatz alles, was er verspricht. Billiger kommt man kaum an eine RC-Basis. Zugreifen, solange der Preis so niedrig bleibt.