Teil 4 – Tauwerk
Bis hierher hat es Spaß gemacht – nun wird es langweilig, so sollte man nicht denken. In Holz zu arbeiten mit den Werkzeugen ist aber tatsächlich etwas anderes als die Fummelei mit den Garnen.
Die Probleme fangen schon mit der Auswahl der Garne an. Es sollten keine fussligen Nähgarne sein, sondern möglichst echt aussehende kleine Seile. Nun kann man die selbst auf einer gebastelten Reeperbahn erstellen oder kaufen. Ich entschied mich für kaufen und nutzte eine Adresse im Internet zur Bestellung. Die dort erhältlichen Seile sind zwar aus Polyester, sehen aber sehr gut aus und sind wirklich wie Seile zu behandeln, das heißt, sie können nicht einfach geschnitten werden ohne die Trennstelle vorher mit einem Mikrotropfen Sekundenkleber oder Wärme zu fixieren und sie längen auch nach. Das nimmt man aber gerne in Kauf, wenn man das Ergebnis sieht. Diese Taue sind relativ teuer und werden in 5m Stücken verkauft, lassen dafür aber von der Optik her keine Wünsche offen.
Hier der Link für die Garne:
http://home.foni.net/~agondesen/tauwerk.htm#Zwirn
Bei dieser Adresse erhält man auch bekleidete Garne in jeder Stärke und von einer sehr guten Qualität. Allerdings nur in 1 Meter Stücken. Dabei benötigt man für die vorderen Wanten schon insgesamt fast 10m. Die benötigten Längen darf man insgesamt nicht unterschätzen. Ich habe von den benötigten Stärken anfangs je etwa 30m bestellt – und die waren schnell aufgebaucht.
Das Ankertau stammt aus dem Baukasten und ist einfach schlecht. (Ich tauschte es dann auch aus)

Alle anderen Taue habe ich auch nicht aus dem Bausatz genommen.
Viel Geduld ist von Nöten und man darf den Sekundenkleber nicht unterschätzen. Zweimal stand ich mit zusammengeklebten Fingern und spülte diese in Aceton solange, bis die Finger sich trennten. Als Werkzeug dienen vor allem eine Pinzette mit Klemmfeder und eine spezielle Zange mit geradem Schnitt, mit der man sehr nah an die Schneidestelle herankam, so dass die Wanten nicht aussehen wie eine Kleiderbürste.
Als Kleber kommt UHU Sekundenkleber mit aufgesteckter Kanüle zum Einsatz, der wirklich blitzschnell fest wird. Andere Kleber benötigen zu lange zum Aushärten.
Die Arbeit beginnt mit den Wanten. Dazu sollte man unbedingt einen Abstandshalter in X – Form aus hartem Messing für die Jungfern löten, damit man die Seile mit der anzuklebenden Jungfer so straff vorspannen kann, dass nachher im gespannten Zustand die Abstände auch möglichst gleich sind. Die Stropps, also das lose Ende um die Jungfer sollte immer zum Heck zeigen. Hier gibt es zwar widersprüchliche Aussagen in der Literatur, aber ich habe es einfach so gemacht. Die Wanten als stehendes Gut sind aus 0,8 mm Seil schwarz und die Spannseile aus 0,6 mm hell.

Als unterste und oberste Linie für die Wanten verwendet man je einen Messingsdrahtsteg, den man dann natürlich schwarz färben muss, um die Abstände der stehenden Seile bewahren zu können.
Für das Knüpfen der Wantensprossen (0,4mm in der untersten Ebene und 0,25mm in den oberen Ebenen) mit dem dafür bekannten Knoten kommt man nicht umhin, mit einer Schablone zu arbeiten. Für eine Seite eines Mastes muss man dann aber schon so 4h Knüpfen rechnen!
Wenn man das Foto hier aufmerksam betrachtet, sieht man, dass die Stropps falsch angeordnet sind – das passiert, wenn man wochenlang Jungfern setzt – musste natürlich noch einmal gemacht werden.
Die Verwendung eines sog. Wantenknüpfers verbietet sich schon im Ansatz, da man die nötigen Abstände und die waagerechte Lage der Seile (waagerecht zur Wasserlinie) damit nicht gestalten kann.
Hat man zu straff geknüpft, ist es durch die „echten“ Seile kein Problem, eine Dehnung herbeizuführen und damit die in der Realität ja auch durchhängenden Seile abzubilden.
Für die hier sichtbare Knüpfarbeit in der unteren Ebene und das Setzen der Wanten in der mittleren Ebene habe ich etwa 2 Monate benötigt.
Hier die Schablone, die Zeilen in 6mm Abstand enthält. Eigentlich dürften es bei Maßstab 1:75 nur 4mm sein, hier hat die Geduld aber meine Grenze erreicht und ich entschied mich für 6mm Abstand.

Die Spanntaue werden hinter den Jungfern final hochgeführt und oberhalb gebunden. Hier hilft jeweils ein winziger Tropfen Sekundenkleber.

Anfang August 2006 waren dann auch die Wanten in der „mittleren“ Ebene gespannt, so dass hier erneut das große Knüpfen beginnen konnte.



Link zur Lothars Seite über die Mirage