20.07.1969 - 50 Jahre Erste Mondlandung

 

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Heute vor 50 Jahren, am 20. Juli 1969, setzte die Mondlandefähre Eagle der Apollo 11-Mission auf dem Mond auf - die erste Landung von Menschen auf einem anderen Himmelskörper (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Das Apollo-Programm wurde auch von zahlreichen Schiffen unterstützt, u.a. für die Bergung der Kapseln, die Verfolgung der Raketen und die Kommunikation mit den Fähren. Eines der Schiffe war USNS Range Recoverer.

Das Original

Die USNS Range Recoverer (T-AGM-2) wurde 1944 für die US Army als Küstenfrachter FS-278 nach dem Design 381 gebaut. Sie wurde zu einem Bahnverfolgungsschiff umgebaut, wobei viel dafür spricht, dass dies ursprünglich in den späten 1950ern für die US Air Force geschah. Auf jeden Fall wurde die Bewaffnung entfernt und an Stelle der 2 cm-Flak über der Brücke wurden Radargeräte eingebaut, die mit Radomen abgedeckt waren. Hinter der Brücke wurde ein weiteres Deckshaus hinzugefügt und auch die Frachträume wurden wohl genutzt, um weitere Elektronik einzubauen. Im Dienst der US Navy erhielt Range Recoverer andere Radargeräte, ein weiteres Deckshaus vor der Brücke und eine hochentwickelte Sonaranlage, um Teile von Raketen auf dem Meeresboden orten zu können.

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Die Range Recoverer ist 53,8 m lang, 9,8 m breit und verdrängte 935 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Dieselmotoren mit insgesamt 1000 PS, womit 10 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 24 Personen.

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Die Range Recoverer wurde 1944 von Wheeler Shipbuilding in Whitestone als FS-278 gebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von der US Coast Guard bemannt und diente im Pazifik. Sie wurde schon 1945 außer Dienst gestellt. Ihre weitere Geschichte lässt sich anhand der von mir gefundenen Sekundärliteratur nicht wirklich rekonstruieren. Es gibt zahlreiche Widersprüche. So gibt es die Information, dass sie 1950 an die US Navy ging und als AG-161 klassifiziert wurde. Nach anderen Quellen wurde sie jedoch erst 1960 von der US Navy erworben. Es spricht aber vieles dafür, dass sie einer der sechs eingemotteten Küstenfrachter war, die 1956-58 für die US Air Force zu Bahnverfolgungsschiffen umgebaut wurden, um die ballistischen Raketenprogramme zu unterstützen, und dass sie unter der Bezeichnung E 42 1834 fuhr. Diese Schiffe wurden schon 1959 außer Dienst gestellt, was zu einer Übernahme durch die US Navy 1960 passt. Auf jeden Fall erhielt sie erst 1960 den Namen Range Recoverer und wurde für die US Navy von Pacific Ship Repair in San Francisco umgebaut. Im gleichen Jahr wurde sie in T-AGM-2 umklassifiziert und danach vom Military Sealift Command betrieben. Sie diente anfangs dazu militärische Raketen der US Navy im Bereich der Pacific Missile Range (bei Vandenberg Air Force Base) zu verfolgen.

1962 wurde sie nach Little Creek verlegt, um die NASA auf Wallops Island zu unterstützen. Auf der Insel wurde 1945 ein Raketenstartplatz errichtet. Hier wurden Tests für das Mercury- und Apollo-Programm durchgeführt sowie Höhenforschungsraketen gestartet. Range Recoverer operierte zwischen Little Creek und Bermuda zur Verfolgung der Raketen. Ab 1966 diente sie auch selbst zum Start von Höhenforschungsraketen und ersetzte in dieser Funktion den ehemaligen Geleitträger USNS Croatan (T-AVG-25). 1966 fuhr sie nach Griechenland, um während einer Sonnenfinsternis bei Koroni Boosted Arcas-Höhenforschungsraketen zu starten. So sollte die Elektronen- und Ionenverteilung in der D-Schicht der Ionosphäre während der Sonnenfinsternis untersucht werden. 1969 unterstützte sie ein Forschungsprogramm, das mit Ballons aus großer Höhe Luftaufnahmen machte. 1970 unterstützte sie die tragische Apollo 13-Mission. 1971 half sie beim Planetary Atmosphere Experiments Test (PAET)-Programm. Neben der Aufgaben für die NASA unterstützte Range Recoverer auch andere Forschungsinstitute, u.a. das Virginia Institute of Marine Science und das Woods Hole Oceanographic Institute bei der Meeresforschung.

1972 wurde sie außer Dienst gestellt und 1974 verkauft. Sie wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt zu einem Mutterschiff für Fischerboote in der Chesapeake Bay umgebaut und fuhr unter dem Namen Reedville bis mindestens 2016, eventuell heute noch.

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Das Modell

Das Modell der Range Recoverer habe ich aus dem 3D-gedruckten Modell der USS Deal von Bill's Models auf Shapeways umgebaut. USS Deal war einer der vielen Küstenfrachter des Designs 381, in dem Fall in der Variante als Camano-Klasse der US Navy. Auf der Basis des Rumpfs sind zahlreiche Modelle möglich: die Frachter der US Army im Zweiten Weltkrieg, die der US Navy im Vietnamkrieg, einige Spionageschiffe wie die berühmte USS Pueblo, das Forschungsschiff NOAA George B. Kelez und eben einige Bahnverfolgungsschiffe wie USNS Range Recoverer. Hier das Modell von Bill's Models, wie es von Shapeways kommt:

Modell der USS Deal, dahinter Fischkutter St. Gilles (1/700)

Ich habe es mit Spülmittel und Zahnbürste gereinigt und dann mit einer weißen Grundierung versehen, um es besser beurteilen zu können:

grundiertes Modell grundiertes Modell grundiertes Modell

Leider muss man einiges überarbeiten, so ist die Rumpfform des Modells sehr merkwürdig: sie ist auf der Wasserlinie rund und auf der Höhe des Backdecks spitz statt umgedreht. Auch ragen einige Teile über die Bordwand hinaus, insbesondere die Galerie achtern und etwas auch das Schanzkleid hinter dem Backdeck. Die Brückenfenster sind auch etwas zu hoch und die Brückenflügel sind nicht stimmig. Sehr positiv ist, dass die seitlichen Galerien offen dargestellt sind, etwas, das bei einem einteiligen Modell nur mit 3D-Druck möglich ist.

Es gibt noch einen alternativen Anbieter für die gleiche Klasse: Mini and beyond auf Shapeways, der sowohl eine Variante als Küstenfrachter aus dem Zweiten Weltkrieg als auch aus dem Vietnamkrieg anbietet. Dieses Modell habe ich mir aber noch nicht drucken lassen.

Als erstes entfernte ich die Masten, das 7,62 cm-Geschütz inklusive dessen Splitterschutz und die 2 cm-Oerlikon (aber hier blieb der Splitterschutz an Bord). Die Form des Bugs und Hecks wurden etwas überarbeitet und die Rumpfseiten glatt geschliffen. Außerdem wurden die Brückenflügel niedriger gemacht, um hier noch ein Schanzkleid ergänzen zu können. Auch die geschlossene Reling zwischen den beiden Wannen für die 2 cm-Geschütze wurde entfernt.

überarbeitetes Modell

Nachdem jetzt einiges entfernt war, ging es daran, die spezifischen Änderungen durchzuführen. Ich habe mich für den Bauzustand entschieden, der auf dem Foto des Wikipedia-Artikels gezeigt wird, aber leider nicht datiert ist. Auch bei Navsource finden sich Fotos dieses Bauzustands. Vermutlich sind es Aufnahmen, die nach 1962 entstanden sind, also als sie für die NASA eingesetzt wurde. Die Radarantennen von Range Recoverer wurden mehrfach ausgetauscht. Die Variante mit der großen Antenne auf dem Mast schien mir am attraktivsten zu sein. Vor der Brücke ergänzte ich ein kleines Deckshaus und einen Niedergang. Achtern wurde das Aufbautendeck nach hinten verlängert und ein neues Deckshaus darauf errichtet. Alle diese Änderungen führte ich mit diversen Plastikstreifen und -platten durch. Die Brückenflügel erhielten ein Schanzkleid, was ich auch dazu nutzte, die Brückenfenster etwas niedriger zu machen, indem ich vor die Brückenfront eine Plastikplatte in der Höhe des Schanzkleids klebte. Die Form der Decksstützen unter den Brückenflügeln unterschied sich beim Original von den weiter achtern befindlichen, was ich versuchte mit Plastik und Weißleim darzustellen. Die Masten bestehen aus diversen Metallstäben plus einigen Plastikteilen. Die diversen Lüfter bestehen ebenfalls aus Plastikteilen mit der Ausnahme eines Lüfters hinter der Brücke, der ein Resinteil von BMK ist.

Umbau Umbau Umbau

Die Radarantennen sind aus Metallstäben verschiedener Stärken gebaut. Die Peitschenantennen sind aus 0,05 mm dickem Kupferdraht, der zwischen zwei Glasplatten (Objektträgern) glatt gerollt wurde. Die Beiboote habe ich irgendwo auf Ebay gefunden. Für die Davits fand ich keine passenden Fotoätzteile, so dass ich diese aus Plastikstreifen gebaut habe. Auf das achtere Deckshaus kam noch eine Gitterstruktur unbekannter Funktion, die aus Resten eines fotogeätzten Gittermasts gebaut wurde. Die Anker und Ankerketten sind Fotoätzteile von BJ-Modellbau. Die Verspannung der Masten ist aus 20 Denier-Faden von UNI Caenis, die mit Hitze (einem Wachsspachtelgerät) nachgespannt wurden.

Bemalt habe die USNS Range Recoverer mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für die vertikalen Flächen benutzte ich 4 (820) Cremeweiss, für die Decks 110 (986) Achatgrau und 159 (991) Staubgrau. Die Farbe der Decks ist von Schwarz-Weiß-Fotos geraten, d.h. ich nehme an, dass der sichtbare Kontrast auf holzbeplankte Decks sowie in dem typischen USN-Decksgrau gestrichene Stahldecks hindeutet.

Hier noch links ein Vergleich mit dem Forschungsschiff RV Sir Horace Lamb, die ebenfalls aus dem Zweiten Weltkrieg stammt und etwa parallel mit der Range Recoverer wissenschaftlichen Zwecken diente. Beide Schiffe waren winzig, wie ein Vergleich rechts mit dem in den 1960ern neuen japanischen Polarforschungsschiff Fuji zeigt.

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer und Forschungsschiff RV Sir Horace Lamb (1/700) Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer und Polarforschungsschiff Fuji (1/700)
Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Quellen

Bahnverfolgungsschiff USNS Range Recoverer (1/700)

Lars