Die Bemastung und Takelung des Modells sind nicht ganz einfach, da in der Architectura nur die Rümpfe gezeigt werden.
Über die Takelung speziell von schwedischen Schiffen weiß ich sehr wenig, mir fehlen auch die Möglichkeiten in dieser Richtung Grundlagenforschung zu betreiben. Ich habe mich deshalb an allgemein zugängliche Literatur gehalten. Dadurch haben sich mit Sicherheit Fehler oder Ungenauigkeiten eingeschlichen.
Für die Rekonstruktion habe ich Marquardt: „Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts“, Delius&Klasing 1986; Boudriot: „The seventy – four gun ship Vol. 3“, Jean Boudriot Publications 1987 und Boudriot: „John Paul Jones and the Bonhomme Richard“, Jean Boudriot Publications 1987 verwendet.
Die Replik des schwedischen Ostindienfahrers Götheborg wurde streng nach französischem Vorbild getakelt. Ich bin bei der Befestigung des Klüverbaums davon abgewichen, da eine Skizze in der Architectura eher die englische Methode zeigt. In dieser Skizze ist auch ein baumloses Gaffelsegel zu sehen, das ich ebenfalls verwendet habe.
Modellfotos der schwedischen Fregatten der Bellona – Klasse von 1780 zeigen noch eine Rute am Besanmast. Die Eselshäupter der Masten scheinen eher flach zu sein, und die Befestigung des Klüverbaums ist nicht deutlich genug zu erkennen.


Die Segelskizze aus der Architectura Navalis Mercatoria


Das Modell einer schwedischen Fregatte der „Bellona“ – Klasse

Die Situation in der das Modell dargestellt werden soll


Die Segel sollen so wie auf den folgenden Fotos zu sehen dargestellt werden.
Besansegel, Großsegel, Blinde und alle Bramsegel geborgen. Die Fock und die Marssegel gesetzt. Bei den Schratsegeln bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Wahrscheinlich zeige ich nur das Klüversegel gesetzt, alle anderen geborgen.
Das Schiff soll sich in mäßigem Seegang befinden. Ein bis zwei Beiboote werden geschleppt, die übrigen sind noch an Bord.



Die Masten


Die Masten sind aus Buchenstäben hergestellt. Die Mastwangen (Auflage für die Längssailing) sowie Längs- und Quersailing (Unterbau der Marsplattform) sind als Einzelzeile am Mast angebaut. Die Marsplattform ist aus einzelnen Planken zusammengesetzt. Die Eselshäupter (obere Verbindung zwischen Untermast und Stenge) haben kontinentale Form. Der Frontfisch (Brett, daß die Mastvorderseite abdeckt) ist aus Furnierholz zusammengesetzt. Er wird durch Wuhlings am Mast gehalten und endet oberhalb des Decks. Die metallenen Mastbänder werden durch schwarz lackierte Papierstreifen imitiert.



Die Untermasten und der Buspriet sind weiß gestrichen. Mastwangen, Marsplattform, Masttop und Eselshaupt sind schwarz gebeizt. Sämtliche Stengen und der Klüverbaum sind Eiche Mittel gebeizt. Der Bereich zwischen Stengehummer (Auflage der Sailing) und Eselshaupt ist ebenfalls schwarz. Die Bramstenge besitzt ein Normaltop.
Sämtliche Rahen und die Gaffel sind ebenfalls schwarz, die Leesegelspieren sind wiederum Eiche Mittel

Das Besansegel


Ich takele meine Modelle von hinten nach vorn und von unten nach oben. Folglich ist das Besansegel immer das erste Segel, das ich in Angriff nehmen. Da das Besansegel geborgen ist, ist es leichter Gaffel und Segel anzuschlagen bevor der Besanmast eingesetzt wird.


Die Gaffel und der Mast wurden mit einer Reihleine versehen, Gordingblöcke, Gaffelgeeren, Piek- und Klaufallblöcke sind befestigt. Die Gaffelklaue wurde mit einem Stück Draht an den Mast gestiftet.
Das Segel wurde aus Papiertaschentuch hergestellt. Bis auf zwei Papierlagen wurden alle entfernt. Das Segel wird zugeschnitten und in verdünnten Weißleim getaucht, dem etwas braune Holzbeize zugesetzt ist. Das noch feuchte Tuch wird zusammengeschlagen und an den Stellen wo die Gordinge ansetzen zusammengebunden. Das Segel wird mit Sekundenkleber an Gaffel und Mast befestigt. Das Schothorn wird gesondert hergestellt und später eingesteckt.
Den überwiegenden Teil der Blöcke stelle ich selbst aus Fimo her. Nur einige größere Doppelblöcke kaufe ich ein.



Der Mast mit angeschlagenem Besansegel ist im Modell eingeklebt.
Am Fuß des Besanmastes sind Belegklampen für das Laufende Gut des Mastes zu sehen. Auf dem letzten Bild sind das Besansegel und die Gaffel teilweise aufgetakelt.

Die Unterrahen






  1. Fallblöcke: zum Hochziehen der Rah

  2. Marsschot/Topnantblock: Durch den unteren Teil geht die Marsschot, durch den oberen Teil wird die Topnant geführt. Diese diente dazu die Rah waagrecht zu halten

  3. Brassblöcke: zum Drehen der Rah am Mast

  4. Rahtakel: zum Heben von Gewichten; z.B. zum Aussetzen der Boote

  5. Leitblock für das Rahtakel

  6. Fußpferde: zum Drauftreten bei Arbeiten an der Rah

  7. Gaitaublöcke: zum Heraufziehen der Schothörner zur Rah (hinter der Rah)

  8. Rackleinen: zum Sichern der Rah gegen den Mast

  9. Marsschotleitblöcke: von hier gehen die Marsschoten zum Deck. Unter den Marsblöcken sind die Kleineren Schlappleinblöcke angebracht. Mit den Schlappleinen konnte der Segelfuß etwas angehoben werden, um bessere Sicht nach vorn zu haben

  10. Bug- und Nockgordingblöcke: zum Heraufziehen des Segelfußes und der Seiten Richtung Rah (vor der Rah).

  11. Hanger: Zum Sichern der Rah am Mast und zur Entlastung der Fallen


Das Focksegel





Die gesetzten Segel habe ich anders hergestellt als die geborgenen. Das Segel besteht aus Seidenpapier, Stoff wäre in diesem Maßstab viel zu dick.
Vor dem Ausschneiden muß bedacht werden, daß das Segel einen Saum hat. An jeder Seite wird 1,5 mm zugegeben.
Das Seidenpapier ist durchscheinend und wurde deshalb mit einem matten Weiß, dem eine Spur Ocker beigemischt war, bemalt.
Die Säume werden umgeknickt und festgeklebt. In den Saum wurde ein dünner Kupferdraht eingelegt, dadurch soll das Segel später besser seine Form halten können.
Die einzelnen Kleider wurden mit einem Bleistift aufgezeichnet. Um das Segel herum wurde mit Zwirn das Liektau gelegt. In den Schothörnern werden die Blöcke für die Halsen, Schoten und Gaitaue des Focksegels eingeknotet (3). An den Segelrändern werden die Legel für die Bulins und Gordinge angebracht (2). Mit einer Nadel wird der Zwirn eingefädelt, eine Schlaufe gelegt und diese mit Sekundenkleber fixiert.
Die Reffbändsel werden mit einer Nadel durch das Segel gezogen und mit einem Knoten gesichert und einem Tropfen Kleber fixiert. Anschließend werden die Fäden auf Länge geschnitten.
Auf der Rückseite des Segels sind Dopplungen angebracht. Diese verstärken den Segelrand, die Legel der Buggordings und das Reffband. Die Dopplungen bestehen aus unbemaltem Seidenpapier, das mit grauer und ockerfarbener Pastellkreide leicht gefärbt wurde.



Das an der Rah angeschlagene Focksegel. Die Gaitaue sind bereits durch die Blöcke geschoren.



Die am Modell gesetzte Fock



Blick von vorn auf das Modell. Besan- und Großsegel sind geborgen, Focksegel gesetzt. Die Herstellung des Großsegels ähnelt der des Besansegels. Die Schothörner werden auf der Vorderseite des Segels von oben eingesteckt und dann über das Segel heruntergezogen.
Das Vorstag und die Takelung des Bugspriets sind die nächsten Arbeitsschritte.



Blick auf die Großrah und in in den Großmars. Großstag und Großborgstag sind bis zur Maus bekleidet, d.h. Das Stag ist mit einem dünneren Tau umwickelt.