Quelle: Karl-Heinz Marquardt: "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts", Delius & Klasing Verlag, 1986

Die Wanten werden immer paarweise wie in Abb. 199 dargestellt angebracht. Die Schlaufe wird über den Masttop gelegt. Man beginnt mit dem 1. Steuerbordpaar, danach das 1. Backbordpaar, dann 2. Steuerbordpaar etc. Ist die Anzahl der Wanten ungerade, wird als letztes ein einzelnes Want gesetzt. Dieses einzelne Want geht sowohl nach Steuerbord, als auch nach Backbord. Der Bereich um den Masttop ist dann wie eine Öse geformt.
Abb. 202 ist wie ein normales Wantenpaar geformt, der eine Schenkel ist allerdings für die Aufnahme des Masttakels (zum Heben von Lasten) bestimmt. Dieses einzelne Want müßte immer das erste Want sein, da die Masttakelschenkel vor den Wanten sitzen.
Die Wanten waren immer geteert. Das für die Wanten bestimmte Garn färbe ich in dunkelbrauner oder schwarzer Holzbeize.



Beispiel für ein Wantenpaar. Ich schnüre die Schlaufe normalerweise erst am Modell. Der Schnürfaden wird mit einer Pinzette nach oben geschoben, die Schlaufe zieht sich am Mast zu. Der Knoten wird mit Kleber gesichert.
Ich numeriere die Wanten, in dem ich mit weißer Farbe Markierungen anbringe. Ein Ring für das erste Want der Schiffsseite, zwei Ringe für das zweite Want der Schiffsseite usw.
Die Jungfern stelle ich selbst aus Pappe her.





Mit einer Lochzange stanze ich Papp-Plättchen aus. Je zwei werden eine Jungfer bilden. Die nächsten beiden Bilder zeigen die zusammengeklebten Scheiben vor und nach der Bemalung mit Holzbeize
Mit einer Stecknadel werden die Löcher auf der Jungfer markiert
Anschließend werden mit einem leichten Hammer die Löcher eingeschlagen.


Das fertige Resultat

In das Want wird eine U - förmige Schlaufe gelegt, und mit einem Zwirn gesichert. Die beiden Want - Schenkel müssen parallel liegen, sonst kann der Faden nicht darauf rutschen. Dies ist eine Vereinfachung, da in Realität die beiden Schenkel gekreuzt sind.
Der Rand der Jungfer wird mit Leim bestrichen, die Jungfer wird in die Schlaufe gelegt. Anschließend wird der Faden mit einer Pinzette bis zur Jungfer vorgeschoben. Es wird ein Zweiter Knoten gesetzt und mit Kleber gesichert.



Die beiden Want - Schenkel werden mit noch zwei weiteren Fäden zusammengebunden.
Anmerkung: Die hier gezeigte Montage der Jungfer im Want wird normalerweise direkt am Modell gemacht. Das große Problem dabei ist, alle Jungfern auf gleicher Höhe zu halten. In manchen Büchern wird ein Abstandhalter aus Draht beschrieben, damit kam ich allerdings nicht zurecht.
Die gleichbleibende Höhe zu halten ist knifflig und ich habe ab und zu auch Probleme damit. Das Legen der U - förmigen Schlaufe ist der entscheidende Moment. Um die Höhe zu treffen, muß das Want unter Zug gehalten werden (Pinzette, die Fäden sind erstaunlich elastisch!). Eine Markierungslinie im Hintergrund ist sehr hilfreich. Dies kann die Reling, eine Zierleiste oder ein Stück Papier mit Markierung sein.
Bei kleineren Höhenunterschieden siegt bei mir die Faulheit und ich lasse die Toleranzen zu. Nur bei groben Patzern entferne ich die Jungfer wieder und lege die Schlaufe neu.
Die Jungfern an den Rüsten stelle ich ebenfalls vereinfacht her. Das Rüsteisen ist einfacher schwarzer Zwirn. Die Rüsteisen aus Draht zu bauen ist nicht das Problem, ich fürchte nur, daß die Klebung zwischen Metall und Holz die doch beträchtlichen Zugkräfte der Wanten nicht aushalten. Bei Zwirn in Holz ist das kein Problem.


Die "Rüsteisen" müssen noch mit schwarzem Lack bemalt werden. Die Befestigung am Rumpf ist noch nicht gekürzt, über die Stirnseite des Rüstbrettes muß noch eine Schlußleiste geklebt werden.
Über den Abstand zwischen den Jungfern konnte ich keine genauen Angaben finden, oder ich habe sie überlesen. Was man zu sehen bekommt ist sehr vielfältig und reicht von dicht an dicht bis sehr weit auseinander. Ich habe als Richtlinie die Reling hinter den Jungfern verwendet. Irgendwie mußten die Matrosen ja noch in die Wanten kommen.
Die Webeleinen müssen sehr viel dünner sein als die Wanten. Die Wanten stützen schließlich den Mast ab, die Webeleinen waren nur zum Aufentern da.
Beim Leopard Modell hatte ich alle Wanten aufgeklebt. Ich hatte zu dieser Zeit noch keinen richtig dünnen Zwirn. Die Webeleinen und die Bramtakelage sind eigentlich zu dick.
Aufgeklebte Wanten zeigen zwar einen "Leitereffekt", aber in diesem Maßstab wirkte der Webeleinensteg zu dick. Ein Knubbelmuster auf den Wanten war die Folge. Deshalb entschied ich mich für das kleinere Übel.
Inzwischen habe ich aber sehr dünnes Material gefunden. Die Großwanten habe ich noch geklebt, bei den Fockwanten probierte ich nochmals den Webeleinensteg aus. Das Knubbelmuster blieb aus, die geknoteten Wanten sehen einen Tick besser aus als die geklebten. Aus der Entfernung fällt der Unterschied allerdings nicht mehr auf. Ich werde trotzdem alle übrigen Webeleinen knoten.
Ob die Webeleinen geteert waren oder nicht, konnte ich nicht einwandfrei klären. In Darstellungen habe ich beides gefunden. Bei Leopard verwendete ich noch schwarzen Zwirn, hier habe ich grau/braunen Faden verwendet.



Die Webeleinen der Großwanten auf dem ersten Bild habe ich geklebt, das zweite Bild zeigt die mit Webeleinensteg angebrachten Fockwanten in der Entstehung.
Mit Knoten stehe ich auf Kriegsfuß! Ich steh jedesmal davor und denke Sch.... kommte der Faden nun von links oder rechts? Liegt er unten oder oben? Deshalb habe ich mir eine Skizze gemacht, die ich direkt vor dem Modell liegen habe. Sie mir schon gute Dienste geleistet!



Am ersten und letzten Want war übrigens kein Webeleinensteg geknotet, der hätte hier nicht mehr halten können. Die Webeleinen besaßen an den Enden Augen, die mit dem Want verbändselt waren. Für den Modellbau ist das allerdings nicht so wichtig.



Vom Großmars kommen die Püttingswanten herunter und treffen an der Schwichtungswurst auf die Großwanten. Die Wurst hat den gleichen Durchmesser wie die Wanten und ist direkt auf diese geklebt. Die Püttingswanten kommen von oben, werden einmal um die Wurst geschlungen und dann parallel zu einem Want geklebt. Normalerweise war das Püttingswant am Unterwand beigebunden, die Knoten würden aber zu dick auftragen.
Die Schwichtung ist analog Abb. 208, die Bändselung wurde weggelassen und die Schwichtung mit einer einfachen Schlaufe eingebunden und verklebt.



Noch ein Blick auf den Großmast