Titel: Das etwas andere Schiffsmodell
Autor: Werner Zimmermann
Verlag: Neckar-Verlag
Erscheinungsjahr: 2004
ISBN: 978-3-7883-0682-3
Seiten: 104
Fotos: schwarz-weiss und zahlreiche Skizzen
Preis: 11,50 Euro

Inhalt

„Das etwas andere Schiffsmodell“, es lag wohl an dem etwas sonderbaren Titel, dass es so lange gedauert hat, bis ich mir das Buch gekauft habe. Obendrein war da noch so ein komischer Dampfer im Packeis abgebildet – brrrrr! Dann wurde das Buch in Mondfelds neuer Enzyklopädie als nicht gerade unwichtig erwähnt, und die knapp zwölf Taler bedeuten auch nicht die Welt.
Vorneweg: Neben dem Dampfer taucht auch noch ein U-Boot auf, aber sonst geht es in erster Linie um hölzerne Segelschiffe.

Das eher schmale Bändchen ist alphabetisch nach Stichworten gegliedert: mit „Abziehbilder“ fängt es an, mit „Webeleinen“ findet es sein Ende. Die einzelnen Artikel sind manchmal nur ein paar Absätze lang, andere erstrecken sich über mehrere Seiten. So ist „Farbgebung historischer Schiffe“ sieben Seiten lang. Dabei handelt es sich um den überabeiteten grundlegenden Aufsatz aus dem ‚Logbuch’. Allein dieser Abschnitt ist schon den Kaufpreis wert. Nach der Lektüre dürfte kein Modellbauer mehr ein Schiff, das vor dem Ende des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, blau anmalen.

Zimmermann erläutert den ‚realistischen’ Schiffsmodellbau, den er gegen den ‚akademischen’ abgrenzt. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sind seine Ausführungen zu „Detaillierungsgrad“ und „Maßstab“ (so heißen auch die entsprechenden Abschnitte, deshalb die Anführungszeichen). Die Konsequenzen aus seinen Thesen sind manchmal schon erstaunlich: In kleineren Maßstäben hält er die plastische Ausarbeitung kleinerer Details nicht nur für überflüssig, sondern für falsch. Spanten von Beibooten etwa sind seiner Ansicht nach nicht mehr originalgetreu auszuführen, sondern einfach durch (sorgfältige!) Pinselstriche zweidimensional darzustellen. Ähnliches fordert er für die Plankenverdübelung. Segel aus Stoff – und sei er noch so fein – würden eigentlich nie dem originalen Eindruck entsprechen können, mit Papier käme man zu weitaus besseren Resultaten.

Manches was der ‚herkömmliche’ Modellbauer sich unter Mühen abringt, wird schlicht als überflüssig über Bord geworfen: Taue selbst schlagen? Kein Gedanke.
Und so geht das munter weiter.

Bei jedem Absatz kommt irgendetwas Verblüffendes, und der Leser, der sich schon näher mit der Materie beschäftigt hat, kommt ins Grübeln: Vielleicht sollte man den einen oder anderen Ratschlag wirklich einmal selbst umsetzen. Denn dummes Zeug steht da nirgends, und die Modelle von Werner Zimmermann gehören bekannterweise in die absolute Oberliga.

 

Fazit

Das Büchlein ist mehr als sein Geld wert und gehört in jeden (Schiffsmodellbauer-)Haushalt.

uneingeschränkt empfehlenswert


Claus Schaefer