Die Crux mit der Beleuchtung oder warum weiss nicht einfach weiss ist...


Bei Bauberichten und Galerieeinträgen liest man oft Kommentare wie "die Farbe ist in Wirklichkeit etwas blauer" oder "in Echt wirkt das Braun etwas röter". Ist es nicht möglich, eine Farbe halbwegs originalgetreu ins Internet zu bekommen? Doch! Anbei zwei kleine Beispiele und Tips sowie etwas Hintergrundwissen...

Was macht eigentlich der Weissabgleich?


Der Weissabgleich ist dazu da, die verschiedenen Farbtemperaturen der Lichtquellen auszugleichen. Je nach Lichtquelle ist die Farbtemperatur höher (zB Sonnenlicht) oder tiefer (zB Glühlampe). Früher konnte man das durch verschiedene Filmsorten kompensieren, es gab solche für Aussen- oder Innenaufnahmen. Mit den Digicams ginge das eigentlich einfacher, man kann die Temperatur für jedes Bild anpassen. Bloss, das macht nicht jeder, weil die Automatik kriegt das schon irgendwie hin....
Die Elektronik versucht nun in der Automatik, die Temperatur der Lichtquelle zu "erraten" und entsprechend zu kompensieren. Wenn das Licht zum Beispiel sehr gelblich ist, vermutet die Kamera, dass das Objekt von einer Glühlampe beleuchtet wird. Die Elektronik kompensiert das, und erhöht den Blauanteil. Wenn es sich wirklich um ein Glühlampe-beleuchtetes Objekt handelt, haben wir Glück: das Bild wirkt neutral. Wenn das Gelb aber in Wirklichkeit eine Detailaufnahme von einem Holzdeck ist, so wirkt es unnatürlich bläulich, weil etwas kompensiert wurde, was nicht zu kompensieren war. Da hat uns die Elektronik also einen Bärendienst erwiesen. Dieser Modus wird als "automatischer Weissabgleich" bezeichnet. (AWB, Automatic White Balance). Für Schnappschüsse meist in Ordnung, aber im "Studio" meist mehr lästig als nützlich. Bei der Spitfire unten ist die Automatik wegen dem dunklen Hintergrund relativ gut geworden.

Die voreingestellten Weissabgleiche


Als Kompromiss zwischen der Vollautomatik und der Handeinstellung haben die meisten Digitalkameras vordefinierte Lichtbedingungen, zB für Kunstlicht, Fluerszenzröhren, Sonnenlicht etc. Damit kann man oftmals gute Resultate erreichen, wie man unten sieht. Der Unterschied zwischen dem manuellen Modus und der Glühlampen-Voreinstellung ist bei der Spitfire relativ klein.. Wie die einzelnen Einstellungen heissen und wie sie angewählt werden, entnimmt man am Besten der Gebrauchsanweisung der Kamera. Bei der Minolta Dimage 7i (womit die ich Fotos gemacht habe) werden kleine Symbole eingeblendet, beispielsweise eine kleine Sonne für Tageslicht. Das ist aber herstellerspezifisch.

Die manuelle Einstellung


Die meisten Kameras bieten auch die Möglichkeit, die Farbtemperatur von Hand einzustellen. Dazu muss man den "Set"-Modus irgendwie anwählen, und eine weisse oder graue Fläche formatfüllend fotografieren. Da heutzutage Papier oftmals Aufheller enthält und daher etwas bläulich erscheint, könnte das die Kamera überkompensieren, und die weiteren Bilder leicht gelblich korrigieren. Von daher ist eine Graukarte (oder auch ein Papiertaschentuch - die enthalten keine Aufheller!) besser. Ist das Foto gemacht, so ist die Kamera auf die momentane Lichtsituation geeicht und die weiteren Photos sollten recht farbecht sein. Wenn man den Weissabgleich abspeichern kann, umso besser. So kann man zum Beispiel eine Einstellung für den Hobbyraum reservieren.
Eine Spitfire mit den verschiedenen Einstellungen

Die kleine Testserie


Mit den kleinen Fotoserien wollte ich die Wirkung demonstrieren. Wie zu erwarten war, ist die manuelle Korrektur am besten geworden. Jedenfalls sind die Farben der Spitfire auf dem Schreibtisch am ähnlichsten. Ebenfalls gut geworden ist das Bild mit der Glühlampeneinstellung. Irgendwie logisch, wurde die Spit doch von einer Halogenlampe beleuchtet. Auch der automatische Abgleich lieferte ein brauchbares Ergebnis, aber nicht ganz so gut wie die Glühlampeneinstellung. Das Ergebnis wäre sicherlich schlechter ausgefallen, wenn die Spit auf einem braungelben Wüstendiorama gestanden wäre. In dem Fall hätte die Automatik richtung blau kompensiert. Die dunkelgraue Schneidmatte kam hier der Automatik entgegen. Ganz abfallen tun erwartungsgemäss die Einstellungen für Tageslicht und FL. Da waren die aktuellen Bedingungen zu weit weg von den Vorgaben. Eine Swordfish, bei Tageslicht fotografiert
Die Aufnahmen der Swordfish entstanden am späten Morgen unter der prallen Sonne. Auch hier war das Resultat zu erwarten. Ganz brauchbare Ergebnisse lieferte die Automatik sowie die Tageslichteinstellungen, und am deutlichsten fiel die Einstellung für Glühlampen ab. Der Manuelle Abgleich brachte nicht mehr so viel, da die realen Bedingungen nicht viel von den voreingestellten abwichen. Der sehr neutrale Hintergrund kam auch hier der Automatik gelegen.
Alex