Bundesmarine plant Umbau der Gorch Fock zum Rotorschiff

Die Ausgangssituation

Von der Verkleinerung der Bundeswehr ist natürlich auch die Deutsche Marine betroffen. Die deutliche reduzierte Anzahl an Seekadetten hat zwangsläufig Auswirkungen auf den Betrieb des Segelschulschiffes Gorch Fock. Denn die Personalstärke aus Stammbesatzung und Kadetten reicht nicht mehr aus um die Takelage der Dreimastbark zu bedienen. Unter dem Eindruck des allgemeinen Ressourcenmangels - Geld und Personal - wird deshalb in der Marineführung und im Bundesministerium für Verteidigung über die Zukunft der Gorch Fock diskutiert.

Eine Außerdienststellung des Segelschulschiffes mit anschließendem Abwracken oder Auflegen als Museumsschiff im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven ist eine im Ministerium bevorzugte Option. Die Marineführung möchte dagegen den Betrieb als Schulschiff erhalten und plant deshalb einen radikalen Umbau der Gorch Fock zum Flettner-Rotorschiff. Die Gorch Fock ließe sich somit mit deutlich verringerter Mannschaftsstärke segeln. Gleichzeitig wäre die Unfallgefahr deutlich reduziert, da niemand mehr in die Masten aufentern müßte.

Bundesmarine plant Umbau der Gorch Fock zum Rotorschiff Bundesmarine plant Umbau der Gorch Fock zum Rotorschiff

Die Technik

Das Prinzip des Rotoschiffes geht auf den Erfinder und Konstrukteur Anton Flettner zurück. Flettner forschte nach dem Ersten Weltkrieg an modernen, personalsparenden Segelantrieben. Dabei erfuhr er von den Forschungsergebnissen über die Strömungsverhältnisse an rotierenden Zylindern an der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen. Auf dieser Basis entwickelte er den Flettner-Rotor, der den Magnus-Effekt zur Erzeugung von Vortrieb nutzt. 

Mit dem Rotorschiff Buckau konnte 1924 die technische Nutzbarkeit des Flettner-Rotos bewiesen werden. Das billige Öl und der Siegeszug des Dieselmotors verhinderte in der Folgezeit jedoch die weitere Erforschung und den Einsatz der Rotorschiffe. Erst in unserem Jahrhundert mit stark steigenden Ölpreisen erinnerte man sich wieder an diese Antriebstechnik. Das E-Ship 1 ist ein Spezialschiff für den Transport von maritimen Windenergieanlagen und ist mit vier von Enercon entwickelten Flettner-Rotoren mit 4 m Durchmesser und 27 m Höhe ausgestattet.

Bundesmarine plant Umbau der Gorch Fock zum Rotorschiff

Damit stehen moderne und erprobte Flettner-Rotoren als Antriebseinheit für eine umgebaute Gorch Fock zur Verfügung. Die Umbaupläne sehen eine komplette Entfernung der Masten und des Riggs vor. An ihrer Stelle werden die wesentlich leichteren und kleineren Flettner-Rotoren aufgebaut. Aufgrund der Effizienz der Flettner-Rotoren kann die Gorch Fock bei optimalen Windverhältnissen nahezu die gleiche Geschwindigkeit erreichen wie mit der alten Bark-Takelung. Durch die hohe Gewichtsersparnis - die Rotoren wiegen etwa 1/7 der Stahlmasten und des Riggs - muss zusätzlicher Ballast im Schiffsrumpf untergebracht werden.

Während für Rumpf- und Aufbauten das freundliche Standardgrau der Deutschen Marine vorgesehen ist, sollen die Rotoren einen weißen Anstrich bekommen, um an die Ära der Rahsegler zu erinnern.

Bundesmarine plant Umbau der Gorch Fock zum Rotorschiff

Nach den Plänen der Deutschen Marine soll der Beschluss zum Umbau der Gorch Fock noch in dieser Legislaturperiode fallen. Der Umbauzeit selbst wird mit ca. zwei Jahren veranschlagt, somit könnte das Rotorschiff Gorch Fock voraussichtlich im Jahr 2019 in Dienst gestellt werden und den Schulungsbetrieb für Kadetten wieder aufnehmen.

Stefan