Deckelbild

Modell: Bergamini Class Italian FREMM Frigate
Hersteller: Gwylan Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: -
Preis: 27,5 britische Pfund (ca. 38 €)

Das Original

Die Carlo Bergamini ist die erste italienische Fregatte des FREMM (Fregata Multi-Missione bzw. Frégate Multi-Mission)-Typs. Nach der erfolgreichen Kooperation der französischen und italienischen Marine bei den auf Flugabwehr spezialisierten Lenkwaffenzerstörern (Fregatten) der Horizon/Orizzonte-Klasse wurde die Zusammenarbeit auch bei einer neuen Fregatten-Klasse fortgesetzt. Die französische Marine benötigt Ersatz für die U-Jagdschiffe der Tourville- und Georges Leyques-Klasse sowie die Flugabwehrschiffe der Cassard-Klasse. Auf italienischer Seite müssen die Fregatten der in den 1980ern gebauten Lupo- und Maestrale-Klasse ersetzt werden. Entsprechend sind mehrere Varianten vorgesehen: für die französische Marine eine U-Jagd- und eine Flugabwehrvariante (FREDA), für die italienische Marine eine Mehrzweck-, U-Jagd- und Flugabwehrvariante.

Die Fregatten haben einen gemeinsamen Rumpf. Auch einige andere Baugruppen sind identisch, z.B. der Bugsonar und Teile der Bewaffnung. Erhebliche Unterschiede gibt es bei den Aufbauten. Bei den italienischen Schiffen werden diese von dem Turmfockmast mit dem passiv phasengesteuerten (phased aray) EMPAR-Radar dominiert. Die bisherigen französischen Schiffe haben stattdessen einen deutlich niedriger angebrachten, aktiv phasengesteuerten, pyramiden-förmigen Herakles-Radar. Bei den italienischen Schiffen fällt auf, dass im Gegensatz zur Horizon/Orizzonte-Klasse kein zweiter weitreichender Suchradar zur Ergänzung des kurzwelligen EMPAR vorhanden ist - lediglich SPS-791 für die Detektion von Schiffen und SPN-730 als Navigationsradar.

Für die italienische Marine sollen zehn Schiffe als Ersatz für die zwölf noch in Dienst befindlichen Fregatten der Lupo (Artigliere)- und Maestrale-Klasse gebaut werden: vier der Mehrzweckvariante, vier der U-Jagd-Variante und zwei einer Flugabwehrvariante mit der Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Raketen. Fertig gestellt bzw. im Bau befinden sich vier Schiffe der Mehrzweckvariante (Carlo Bergamini (F 590), Luigi Rizzo (F 595) sowie die noch nicht benannten F596-F597) und vier der U-Jagd-Variante (Virginio Fasan, Carlo Margottini, Carabiniere und Alpino (F 591-594)). Beide Varianten ähneln sich äußerlich stark, weisen aber einige Unterschiede auf:

Beide Varianten sind dafür ausgelegt, mit Sylver A-70-Senkrechtstartern für SCALP Naval-Marschflugkörper nachgerüstet zu werden, was die Offensivfähigkeiten weiter steigern würde.

Der FREMM-Typ folgt dem allgemeinen Trend der Größenzunahme bei Fregatten: die italienischen Schiffe sind mehr als doppelt so schwer wie ihre Vorgänger und wären früher mindestens als Zerstörer klassifiziert worden (die französischen Schiffe haben Zerstörer (D)-Kennnummern). Man kann auch hier wieder feststellen, dass die alte Einteilung in Fregatten, Zerstörer und Kreuzer heute keinen Sinn mehr macht und es wohl logisch ist, einfach alle diese Schiffe Fregatten zu nennen - wie es die deutsche, französische und italienische Marine macht. Eine Fregatte ist historisch gesehen eine Form von Kreuzer, auch wenn seit dem Zweiten Weltkrieg ebenso langsame U-Jagd-Schiffe (Geleitschiffe) diese Bezeichnung trugen. Heute sind die Geleitschiffe und Kreuzer wieder in einem Typ fusioniert. Obwohl es auf bestimmte Aufgaben spezialisierte Schiffe, wie eben auch beim FREMM-Typ, gibt, sind doch auch diese in der Lage, für sehr verschiedene Aufgaben eingesetzt zu werden.

Bei den Probefahrten zeigte sich, dass die Schiffe zu schwer ausgefallen sind und deshalb am Bug verstärkt werden mussten. Außerdem wurden sie achtern um 3,5 m verlängert, um auch die Transporthubschrauber-Variante des Typs EH-101 problemlos einsetzen zu können.

Die französischen und italienischen Werften bieten ihre jeweiligen Varianten auch zum Export an. Bisher wurden an Ägypten und Marokko je ein Schiff der französischen U-Jagd-Variante verkauft. Der FREMM-Typ wurde dazu Algerien, Brasilien, Bulgarien, Griechenland (eventuell werden französische Schiffe geleast), Kanada und Saudi-Arabien angeboten.

Die Carlo Bergamini -Klasse ist 144,6 m lang und 19,7 m breit. Die Verdrängung beträgt 6500 - 6900 t (je nach Quelle). Der Antrieb besteht aus vier Dieselmotoren, die Strom u.a. für zwei Elektromotoren erzeugen, die zwei Schrauben antreiben. Für die Maximalgeschwindigkeit wird eine Gasturbine zugeschaltet. Insgesamt leistet diese Antriebsanlage 57 650 PS, womit 27 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 165-167 Mitgliedern zusammen, wobei Unterbringungsmöglichkeiten für 200 Personen vorhanden sind.

Bewaffnung Mehrzweckversion
1 x 12,7 cm L/64 LW Oto Melara
1 x 7,62 cm L/62 SR Strales Oto Melara
2 x 2,5 cm L/80 OTO Melara KBA
4 Zwillingsstarter für Teseo Mk2 Block IV-Antischiffsraketen (auch gegen Landziele)
1 16fach Sylver A-50-Senkrechtstarter für Aster 15 und 30-Flugabwehrraketen (Platz für einen zusätzlichen 16fach Sylver A-70 vorhanden, der auch SCALP-Marschflugkörper verfeuern könnte)
6 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Drillinge für MU-90-Torpedos)
2 NHIndustries SH-90A (NH90 NFH)-Bordhubschrauber oder ein SH-90A und ein WestlandAugusta EH101-Bordhubschrauber

Bewaffnung U-Jagd-Variante
2 x 7,62 cm L/62 SR Strales Oto Melara
2 x 2,5 cm L/80 OTO Melara KBA
2 Zwillingsstarter für Teseo Mk2 Block IV-Antischiffsraketen (auch gegen Landziele)
2 Zwillingsstarter für Milas-U-Jagd-Raketen
1 16fach Sylver A-50-Senkrechtstarter für Aster 15 und 30-Flugabwehrraketen (Platz für einen zusätzlichen 16fach Sylver A-70 vorhanden, der auch SCALP-Marschflugkörper verfeuern könnte)
4 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Zwillinge für MU-90-Torpedos)
2 NHIndustries SH-90A (NH90 NFH)-Bordhubschrauber oder ein SH-90A und ein WestlandAugusta EH101-Bordhubschrauber

Die italienischen Schiffe wurden bzw. werden von Fincantieri in Riva Trigoso und Muggiano gebaut: Carlo Bergamini 2008-13, Virginio Fasan 2009-13 und Carlo Margottini 2010-14. Carabiniere wurde 2011-15 gebaut und soll bald in Dienst gestellt werden. Alpino soll 2016, Luigi Rizzo 2017 fertig werden, die weiteren Schiffe dann jeweils in einem Abstand von einem Jahr bis  2021. Die ersten vier Schiffe sind in La Spezia beheimatet, spätere Schiffe sollen auch in Taranto stationiert werden. 

Der Bausatz

Dieser Bausatz ist ein komplett überarbeiteter Bausatz des ersten Bausatzes der Carlo Bergamini von Gwylan Models. Der neue Bausatz berücksichtigt die Verlängerung der Originalschiffe. Weitere Pluspunkte sind, dass er den Bau von jedem der ersten sechs Schiffe ermöglicht - also sowohl der Mehrzweck- als auch der U-Jagd-Variante - und nun zwei SH-90(NH-90)-Hubschrauber anstatt eines EH-101-Hubschraubers enthält.

Noch wichtiger ist, dass die Kritik am ersten Bausatz beherzigt wurde. Diesem sah man die gedruckte Herkunft des Urmodells noch sehr deutlich an. Die jetztige Version ist hier wesentlich besser. Die meisten Teile haben komplett glatte Oberflächen, keine Pixel sind mehr zu sehen. Ausnahmen sind nur der Bereich um den Schornstein und auf der Unterseite einer der Plattformen am Fockmast. Dazu sind viele der Kleinteile dieses Mal als Extrateile entworfen und nicht bereits am Rumpf angegossen, so dass die Detaillierung besser ist.

Der Rumpf zeichnet sich durch sehr gute Details aus und entspricht in Form und Abmessungen den Schiffen nach der Rumpfverlängerung, also dem aktuellen Zustand. Der Großteil der Aufbauten ist bereits angegossen. Für die restlichen Teile sind Öffnungen vorgesehen, in die diese eingesteckt werden. Dadurch ist auch klar, wie diese positioniert werden und der Zusammenbau wird erleichtert. Für einen Kleinserienhersteller ist das eine sehr lobenswerte Vorgehensweise! Die Gussqualität meines Exemplars ist leider nicht perfekt. Im Bereich des Wellenbrechers, der Brückenfenster und der Unterbauten der Teseo-Starter mittschiffs findet sich Resin, das aus der Form gequollen ist und wieder weggeschnitzt werden muss. Dazu finden sich im Achterschiff zahlreiche Luftblasen und der Rumpf ist an der Wasserlinie vorne nicht ganz ausgegossen. Von den Luftblasen sieht man immerhin nach der Grundierung nichts mehr, sie mussten also nicht verspachtelt werden.

Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf Rumpf

Die meisten Kleinteile sind an einen Spritzling angegossen, der an einen Spritzgussbausatz erinnert. Leider  gibt es etwas Formenversatz, der sich insbesondere bei dem Turmfockmast bemerkbar macht. Die Detaillierung der Teile ist sonst sehr gut. Man muss etwas Grat entfernen, was aber leicht möglich ist. Am Spritzling finden sich einige alternative Teile, z.B. die verschiedenen Unterbauten für das 12,7 cm-Geschütz der Mehrzweckversion bzw. das 7,62 cm-Geschütz der U-Jagdversion auf dem Vorschiff.

Kleinteile Kleinteile
Kleinteile Kleinteile Kleinteile

Die Gussqualität der beiden SH-90 (NH-90)-Bordhubschrauber ist dagegen perfekt. Außerdem sind bereits Fotoätzteile für die Rotoren enthalten. Eine der Maschinen kann abflugfertig dargestellt werden, die andere dagegen mit umgeklapptem Heckrotor und eingeklapptem Hauptrotor.

Resinteile NH-90(SH-90A) Fotoätzteile NH-90(SH-90A)

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteilplatine ist sehr umfangreich. Sie enthält schöne Details für die beiden Masten, die Stabantennen, die Gitter am Hubschrauberdeck, die Abdeckungen der Beiboothangars sowie Reling, die bereits abgelängt und genau an die Teile angepasst ist.

Fotoätzteile

Für diejenigen, denen das noch nicht reicht, hat Regia Marine als Zubehör eine kleine Platine herausgebracht, die fotogeätzte Namensschilder, Netze um die 2,5 cm-Geschütze, den Backbordanker, Leitern etc. enthält.

Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern und Namensschilder der ersten sechs Schiffe sowie die Markierungen für das Hubschrauberdeck. Die Namensschilder sind so gedruckt, dass sie golden (metallisch) glänzen.

Abziehbilder

Abziehbilder für die Bordhubschrauber liegen nicht bei, da diese laut Hersteller zu klein sind, um sie maßstabsgerechet zu drucken.

Die Anleitung

Die Bauanleitung erklärt den Zusammenbau in zehn Schritten an Hand von perspektivischen Zeichnungen. Alternative Teile für die Mehrzweck- bzw. U-Jagdversion sind klar markiert. Außerdem gibt es eine Seitenansicht und eine Aufsicht, die als Bemalanleitung sowie als Erklärung für die Positionen der Abziehbilder dient.

Anleitung Anleitung

Die Farbangeben beziehen sich nicht auf einen bestimmten Hersteller, sondern sind allgemein gehalten (schwarz, weiß etc.). Bei Seitenansicht und Aufsicht sind auch nicht alle Teile eingezeichnet, so dass man diese nicht als zusätzliche Hilfe für die Positionierung einiger Fotoätzteile an den Masten nutzen kann.

Insgesamt ist die Anleitung aber sehr übersichtlich und sollte auch Anfängern bei Resinbausätzen einen problemlosen Zusammenbau ermöglichen.

Quellen

Fazit

Insgesamt ist dieser Bausatz eine massive Verbesserung des ersten Bausatzes der italienischen FREMM-Fregatten. Durch eine deutlich verbesserte Qualität des Urmodells und zusätzliche Teile für die U-Jagd-Version wurde der Bausatz deutlich aufgewertet. Leider ist die Gussqualität bei meinem Exemplar nicht perfekt. Allerdings sind diese Teile auch schnell korrigiert bzw. von Grat befreit und man bekommt für relativ wenig Geld einen leicht zusammenbaubaren und gut detaillierten Bausätz, der außerdem bereits Fotoätzteile und Abziehbilder enthält. Man kann auf die angekündigten Bausätze der französischen U-Jagd-Variante (Aquitaine-Klasse) sowie der französischen Flugabwehrvariante (FREDA) gespannt sein!

Insgesamt ist der Bausatz sehr gut, Abzüge gibt es wegen der Gussqualität einiger Resinteile.

alt empfehlenswert

Lars