Typ IXc von Mirage, Bausatzvorstellung im Paket: Kit, Ätzteile und Buch

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Auch ich neige zu Impulskäufen. Und hier war es wieder mal soweit. Ein Sonderangebot bei moduni in Mirage-Bausätzen, der vage Gedanke, wenn Du jetzt nicht zugreifst, kriegst Du es nicht mehr, und ich war dran. Also schauen wir mal, was ich so eingekauft habe. Übrigens mußte ich mir den eigentlichen Kit bei buyamodel.com besorgen, weil er bei moduni denn doch schon ausverkauft war. Glück gehabt ;-) Aber nachdem ich auf den Kit so lange warten mußte, hatte ich genug Gelegenheit, mir das Buch durchzulesen und wußte, worauf ich beim Kit zu achten hatte.
Mirage aus Polen hat eine ganze Reihe Schiffe in 1:400 herausgebracht und sich auch den deutschen Ubooten gewidmet. Vom Typ IX gibt es locker fünf Bausätze, die die unterschiedlichen Untertypen wiedergeben. Ich kaufte den Bausatz des U-176, eines relativ frühen Bootes, das jedoch mit einem Turmumbau modernisiert wurde.
Generell war der Typ IX für Fernunternehmungen gedacht und deutlich größer als der berühmte Typ VII. Die technischen Daten des Typschiffs sind wie folgt:
Maße
Länge über alles: 76,76 m
Breite: 6,76 m
Mittlerer Tiefgang: 4,36 m
Gesamthöhe: 9,60 m
Formverdrängung: 1540 cbm
Antrieb
2 Dieselmotoren 2200 PS Dauerleistung
2 E-Maschinen 210 PS Dauerleistung
Fahrbereich bis zu 11000 sm
Höchstgeschwindigkeit aufgetaucht ca. 19, untergetaucht ca. 7 kn
Bewaffnung
4 Bugtorpedorohre, 2 Hecktorpedorohre mit 12 Torpedos im Druckkörper und zuerst vier, später zehn Torpedos in druckfesten Oberdeckstuben.
1 x 105 mm Kanone am Vordeck, 1 x 37 mm Flak und 1 x 20 mm MG
Ein Überblick über die Untertypen findet sich u.a. in Wikipedia . Die Entwicklung während des Krieges ging zuerst in Richtung erhöhter Reichweite. So wurden die weiterentwickelten Boote vergrößert, um mehr Treibstoff und mehr Torpedos unterzubringen. Die gesteigerte Luftbedrohung führte zu Vergrößerungen der Flakbewaffnung, die in unterschiedlichen Versionen auf dem erweiterten und umgebauten Turm untergebracht wurde. Die Sekundärbewaffung in Form einer 105 mm Kanone wurde stattdessen entfernt. Im Verlauf des Krieges stellte sich heraus, daß diese großen Boote entscheidend und bedrohlich länger zum Tauchen brauchten als die kleineren Boote vom Typ VII. Das lag an den großen Oberdeckaufbauten, in denen sich Luft fing und das Boot länger an der Oberfläche hielt. Als Folge wurde unter Verzicht auf zusätzlichen Torpedostauraum ein "taillierter" Oberdeckumbau, die sogenannte Schnelltauchback entwickelt. Manche Boote wurden auch zu Transportern umgebaut und zu Versorgungsunternehmen in anderweitig nicht mehr erreichbare Stützpunkte sowie zu Reisen zum Verbündeten nach Japan benutzt, bei denen Rohmaterial, Baupläne (z.B. von den neuen Düsenjägern) und anderes ausgetauscht wurden. Boote vom Typ IX wurden meist einzeln gegen Einzelfahrer in entlegenen Gebieten eingesetzt, die die Typ VII Boote nicht erreichen konnten, also vom Golf von Mexiko bis weit in den Pazifik hinein.
Mit verschlechternder Kriegslage stiegen die Verlustziffern dieser Boote rapide an, sie wurden jedoch zur Überbrückung bis zum Frontreifwerden der neuen Elektroboote in Dienst gehalten. Eine Übersicht der Schicksale der deutschen Uboote findet sich hier (englisch)
Erhalten sind vom Typ IX nur U-505 in Museum of Science and Industry Chicago sowie U-534 in Birkenhead bei Liverpool, England.
Das Boot:
U 176 gehörte zum Typ IX C und wurde am 6.2.1941 bei dere AG Weser in Bremen auf Stapel gelegt. Es wurde am 15.12.1941 unter Kptlt. Reiner Dierksen in Dienst gestellt. Dierksen kommandierte das Boot bis zum Schluß. Nach Ausbildung bei der 4. Flottille wurde es ab dem 1.8.1942 als Frontboot bei der 10. Flottille eingesetzt. Auf drei Feindfahrten wurden zehn Schiffe mit insgesamt 45.850 BRT versenkt und ein Schiff von 7.457 BRT beschädigt. U 176 wurde am 15.5.1943 nordöstlich von Havanna von einer OS2U Kingfisher gesichtet, die ein kubanisches Patrouillenboot heranführte, welches das Boot mit Wasserbomben versenkte. Es gab keine Überlebenden.
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Der Kit:


Mirages Bausatz von U176 besteht 42 sauber gespritzten Kunststoffteilen an drei Gußrahmen, die ein Vollrumpfmodell des Bootes ergeben. Die modulare Bauweise ermöglicht, die unterschiedlichen Turm- und Rumpfformen wiederzugeben. Die versenkten Gravuren sind nicht besonders scharf ausgefallen, und die Oberfläche des Kunststoffs ist nicht ganz eben. Am Rumpf sind die Flutschlitze vertieft wiedergegeben, es fehlen die Umrisse der Mündungsklappen der Torpedorohre. Die Anordnung der Flutschlitze entspricht nicht der bei U 176 (wen das stört ...) Das Oberdeck weist noch den Wellenbrecher auf, den nur ganz frühe IX C - Boote hatten. Die Schrauben sind produktionsbedingt zu dick und vereinfacht dargestellt. Geländer für Wintergarten und Oberdeck fehlen, wären aus Spritzguß aber sowieso überdimensioniert. Die Waffen sehen recht ordentlich aus. Über die Paßgenauigkeit der Bauteile kann ich noch nichts sagen.
Die Bauanleitung ist grafisch übersichtlich, jedoch leider fast rein polnisch. Wenige Angaben zu den Farben (es werden keine Farbnummern angegeben) und zur Positionierung der Schraubenwellen sind auch auf englisch vorhanden. Der kleine Decalbogen enthält eine Kriegsflagge, vier Tonnagewimpel sowie zwei Bugnummern. Alles in allem ein angenehmer Bausatz, der im Maßstab 1:400 nicht viel Platz wegnimmt, aber einiges an Details bietet, und zudem mit anderen Kits in Dioramen kombinierbar ist.
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Der Ätzteilsatz:


Natürlich läßt sich im Spritzguß nicht alles darstellen. Also bietet sich der Gedanke an einen Ätzteilsatz auch für ein Uboot mit den diversen filigranen Relings und Netzabweisern an. Mirage hat freundlicherweise hier selbst ein Angebot gemacht, und mir gefällt es gut. Die Ätzplatine enthält 23 unterschiedliche Bauteile, wobei die Relings, die Schrauben sowie die miniwinzigen Verstrebungen an der Kanonenlafette mehrfach vorhanden sind. Die Teile sind sauber reliefgeätzt, besonders das zweiteilige Deck ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Plastikteil. Netzabweiser, Wintergarten mit dazugehöriger Reling und Leitern, Basen der Poller, ein Anker, Funkpeilantenne "Samoa", Peilrahmen, Kleinteile für das Geschütz, all das sollte das Modell effektiv aufwerten. Wenig gefallen haben mir fürs Erste die Schrauben, aber mal sehen, wie sie aussehen, wenn man sie ein bißchen zurechtbiegt (vorzugsweise nach einem kurzen Weichglühen) . Die Bauanleitung ist knapp und übersichtlich, jedoch rein polnisch. Das sollte aber kein großes Problem darstellen.
Alles in allem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!
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Die Literatur:


Das ist nun mein drittes Heft aus der Reihe "Vom Original zum Modell", und bislang das beste. Die Reihe ist der preiswerte Einstieg in das Programm des Verlags, der deutlich ausführlichere Werke und Plansätze für Modellbauer anbietet. In diesem Fall gibt es kein anderes Buch, und deshalb ist schon hier der Inhalt recht ausführlich und umfassend. Weiterführend gibt es eine großformatige Planrolle, die wirklich alle Aspekte des Boots zeigt. Die Pläne sind auch kleinformatig in diesem Heft enthalten und geben einen guten Eindruck. Für 1:400 meines Erachtens genug.
Das Heft enthält einen geschichtlichen Abriß über die Entwicklung und Verwendung des Typs IX, es befaßt sich mit den diversen Modifikationen und enthält einen sehenswerten "Walkaround". Zahlreiche Fotos aus der Kriegszeit sowie aus dem erhaltenen U 505 zeigen den Typ von innen und außen mit verblüffend vielen Einzelheiten, teilweise in Farbe. Zusätzlich sind Tabellen enthalten, die die Produktion und den Verbleib der Boote, aber auch für den Modellbauer wichtige Aspekte wie Baunterschiede beleuchten. So wüßte ich die Sache mit den Flutschlitzen nicht ohne eine Tabelle, in der die Unterscheidung der Boote anhand dieses Merkmals beschrieben wird. Der Bausatz hat ein Flutschlitzmuster, das in dieser Tabelle nicht vorkommt. Ebenso werden die unterschiedlichen Geländerformen dargestellt. Auch ist eine Zusammenstellung der Boote mit Schnelltauchback und eine der mit Schnorchel ausgerüsteten Boote enthalten. Eine Seite zeigt Tarnmuster von einigen Booten, jedoch ohne konkrete Farbangaben. Wie gewöhnlich wird auch ein Modell vorgestellt, hier ist es ein Scratchbau von U 532 in 1:75, der von einem ehemaligen Besatzungsmitglied angefertigt und dem Traditionsarchiv Unterseeboote in Cuxhaven gestiftet wurde. Abschluß des Hefts sind die erwähnten Pläne im Kleinformat. Enthalten sind:
- Generalpläne (Längsschnitt / Einrichtung und Querschnitte)
- Zellen-, Bunker- und Tankplan
- Dockplan
- Umbauplan vorderes Oberdeck ("Schnelltauchback")
- Linienriß dazu
- Pläne des Schnorchels, des Lukendeckels, der Sehrohre, der verschiedenen Funkpeilrahmenanlagen, Bewaffnung und Schnorchelkopfvarianten.
Alles in allem ein Glücksgriff und zusammen mit den Internetseiten wie z.B.
Uboat.net
Ubootarchiv
Wikipedia
sollte man ein schönes Modell hinbekommen - hoffe ich!

Frank Spahr
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