Zerstörer USS Ward

Das Original

USS Ward (DD-139) war ein Zerstörer der als Four-Piper oder Flush-Decker bezeichneten Wickes/Clemson-Klasse. Diese Schiffe wurde nach dem Kriegseintritt der USA 1917 in Massenproduktion hergestellt und bildeten mit knapp 270 Einheiten die größte Klasse an Hauptkampfschiffen, die je gebaut wurde.

Ward wurde am 15.05.1918 auf Kiel gelegt und schon am 27.07.1918 in Dienst gestellt. Sie wurde zunächst in der Karibik und im Atlantik eingesetzt. 1919 wurde sie an die Westküste verlegt, wo sie 1921 in Reserve versetzt wurde. Am 10.02.1941 wurde sie nach einem Umbau wieder in Dienst gestellt. Ihr eigentlicher Kriegseinsatz begann am 07.12.1941, als sie noch vor dem japanischen Luftangriff vor Pearl Harbor ein japanisches Kleinst-U-Boot versenkte. Genau drei Jahre später, am 07.12.1944, wurde sie, inzwischen zum Schnellen Landungsschiff umgebaut, bei einem Kamikaze-Angriff schwer beschädigt und schließlich selbst versenkt.

Zerstörer USS Ward
Zerstörer USS Ward: Zwischen dem mittleren Aufbau und dem vorderen Torpedosatz befanden sich 1918 noch keine Davits mit einem Whaler Zerstörer USS Ward Zerstörer USS Ward

Das Modell

Schon beim ersten Blick in die Schachtel des Bausatzes von FlyHawk hat mich der Reichtum an fein ausgebildeten Details beeindruckt. Ich entschloss mich deshalb spontan zum Kauf, und zwar gleich für die „Limited Version“ mit zusätzlichen Ätz-, Dreh- und Resinteilen. Eine genauere Inspektion zeigte später jedoch einige unerwartete Schwachpunkte. Am auffälligsten sind die seitlich abgeflachten Schornsteine, die eigentlich rund sein müssten. Die schön aufgeprägte Struktur der Stahlträger der mittleren Plattform war 1941 nicht mehr sichtbar. Gerade diese Darstellung brachte mich dann auf die Idee, das Modell im Bauzustand von 1918 zu bauen.

Zerstörer USS Ward
Zerstörer USS Ward Zerstörer USS Ward Zerstörer USS Ward

Zurückschnitte

Vom Brückenaufbau habe ich die Windabweiser und die Seitenwände sowie die Brüstungen des Daches weggeschnitten. Auf das Brückendach habe ich ein neu hergestelltes Peildeck gesetzt und darauf eine Gitterkonstruktion gestellt, die eine neue Plattform trägt (Bild 1). Die mittlere Geschützplattform habe ich vorne und hinten schräg eingeschnitten, und die Seitenwände wurden herausgetrennt. Außerdem habe ich ein neues, durchgehendes Deckshaus unter diese Plattform gebaut (Bild 2). Die Schornsteine habe ich durch ca. 12 mm lange Stücke eines Gussastes von 2,5 mm Durchmesser ersetzt (Bild 3). Aus dem achteren Aufbau musste ich einen 2 mm breiten Streifen herausschneiden, um ihn auf die Länge von 1918 zu kürzen. Hinten auf diesen Aufbau kam dann noch der neue Scheinwerferstand (Bild 4). Diesen habe ich aus einer Kopie des Ätzteils A 11 herausgeschnitten, zusammen geklebt, mit Sekundenkleber getränkt und mit Spachtelmasse verstärkt

Bild 1: Der vordere Aufbau wird zurückgeschnitten und durch neue Teile ergänzt Bild 2: Die mittlere Plattform muss verkleinert werden, und die Seitenwände werden durch niedrigere Brüstungen ersetzt.
Bild 3: Runde Gussaststücke, die am Ende aufgebohrt wurden, ersetzen die flachen Schornsteine des Bausatzes Bild 4: Der achtere Aufbau wird verkürzt und erhält einen neuen Scheinwerferstand

Licht und Schatten

Für einen Aufpreis von ca. 10,00 Euro enthält die „Limited Version“ eine zusätzliche Ätzteilplatine und fünf Tütchen mit Resin- und Drehteilen. Damit lassen sich einige Details sinnvoll verfeinern (Bild 5). Bei anderen erschien mir der Nutzen eher fraglich. Die Poller aus einer geätzten Platte und Drehteilen haben mich überzeugt (Bild 6).

Bild 5: Die Ätzteile für den Ankerkran und die Bootsaufleger stellen eine deutliche Verbesserung gegenüber den plumpen Plastik-Teilen dar Bild 6: Die Poller aus Drehteilen auf einer geätzten Platte sehen richtig gut aus. Die Ätzteil-Klampen sind dagegen viel zu groß.

Bei den Geschützen habe ich nur die Zieleinrichtungen übernommen, (Bild 7) und den Resin-Schutzschild des vorderen Geschützes. Auf die Resin-Torpedosätze habe ich ganz verzichtet (Bild 8). Sie stellen keine wirkliche Verbesserung dar.

Bild 7: Während die Sitze der Richtschützen etwas unförmig sind, wirkt die Zieleinrichtung recht gut. Die gedrehten Rohre stellen aber kaum eine Verbesserung dar Bild 8: Die Zieleinrichtung des Torpedosatzes hätte man besser als Ätzteil ausgeführt. Das Resin-Teil wirkt zu plump

Die Schotts sind zu breit und zu niedrig, weshalb ich stattdessen L'Arsenal-Teile genommen habe. Der Schraubenschutz-Bügel war mir etwas zu plump. Ich habe ihn durch einen Eigenbau ersetzt (Bild 9). Die gedrehten Wasserbomben sind eine tolle Idee, leider aber auch etwas zu lang, um in die geätzten Racks zu passen (Bild 10).

Bild 9: Der Schraubenschutz wirkt besser, wenn man ihn aus dünnem Draht ersetzt, auch wenn das ziemlich nervenaufreibend sein kann Bild 10: Das geätzte Wasserbomben-Rack ist sehr filigran, aber zu eng für die gedrehten Wasserbomben

Schönheitschirurgie

Da die Ward, wie viele Schiffe dieser Klasse, keine Regenabweiser über den Bullaugen hatte, musste ich auch diese schönen Details wegschleifen. Die aufgeprägten, entlang des Rumpfes verlaufenden „Stoßnähte“ sind deutlich überdimensioniert und mussten ebenfalls weg. Ich habe einfach die ganze Bordwand glatt geschliffen und die Scheuerleiste aus einem schmalen Plastikstreifen später wieder aufgeklebt. Am Unterwasser-Rumpf musste ich die Schraubenwellen etwas nach außen spreizen und deren Abstützungen durch schmalere und dünnere Plastikstreifen ersetzen (Bild 11). Der achtere Aufbau erhielt zur Vervollständigung einen Hilfs-Steuerstand, den ich selbst herstellen musste (Bild 12). Außerdem habe ich noch einige Lüfter ergänzt, die 1941 nicht mehr vorhanden waren.

Bild 11: Am Unterwasser-Rumpf werden die Schraubenwellen leicht abgespreizt und mit neuen Abstützungen versehen Bild 12: 1918 stand das achtere Geschütz noch auf dem Achterdeck und der Y-Gun-Werfer auf dem achteren Aufbau. Davor befindet sich der Hilfs-Steuerstand

Die Farbe macht es

Der Reiz dieses Umbaus lag für mich auch in dem Tarnanstrich Type N12/Design B, den Ward 1918 trug (Bild 13). Die Farben waren White, No.1 Blue-grey, No. 3 Blue und Black. Ich habe mich an den WEM Colourcoats orientiert und folgende Acrylfarben verwendet: White - Vallejo 004/820; No. 1 Blue-grey - Life Color UA 061; No. 3 Blue - Vallejo 051/965 und 002/913 (2:1); Black - Revell 09 und 78 (2:1). Die Decks habe ich mit Revell 77 gestrichen und den Unterwasser-Rumpf mit Vallejo 137/982. Für die Bordnummer musste ich auf die kleinste Nummer des Abziehbilderbogens zurückgreifen, weil ich nichts Besseres fand.

Bild 13: Auf einer Kopie des offiziellen Tarn-Diagramms habe ich die wichtigsten Flächen koloriert. An den Schornsteinen und am vorderen Aufbau zeigte Ward einige Abweichungen

Fazit

Man kann natürlich fragen, ob das nicht ziemlich viel Aufwand für so ein kleines Modell war. Mir hat dieser Umbau jedenfalls Spaß gemacht. Und es hat sich wieder einmal gezeigt, dass nicht alles was nach einem fein ausgeprägten Detail oder einem schönen Zurüstteil aussieht, auch passend und originalgetreu ist.

Zerstörer USS Ward

Literatur/Quellen

Falk Pletscher