Modell: HMS GLAMORGAN COUNTY CLASS modified with exocet
Hersteller: Skytrex
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: NN MD508A
Material: Weißmetall
Preis: 35 Britische Pfund (ca. 50 Euro)

Original


HMS Glamorgan gehörte zu den Schiffen, die vor 25 Jahren im Falkland-Krieg eingesetzt wurden. Sie gehörte zur Devonshire-Klasse, die auch County-Klasse genannt wurde. Die Royal Navy versuchte in der Nachkriegszeit neue Kreuzer und Zerstörer anzuschaffen. Aber trotz zahlreicher Studien, wurde aus Kostengründen keine Schiffe gebaut. Die Kreuzer-Entwürfe waren zu groß (mehr als 18 000 t) und damit zu teuer. Der Entwurf für einen Kreuzer/Zerstörer als Gegengewicht gegen die russischen Leichten Kreuzer der Sverdlov-Klasse scheiterte ebenso. Der Versuch ein Lenkwaffensystem in eine verbesserte Daring-Klasse (1946-59 gebaute Zerstörer-Klasse) einzubauen, führte zu einer starken Größenzunahme. Angesichts fehlender Kreuzer-Neubauten wurde dieser Entwurf weiter vergrößert und sollte so auch als Flaggschiff dienen können. Er erhielt deshalb nicht nur erweiterte Kommandoeinrichtungen, sondern auch Räume für einen Admiral und seinen Stab. Ansonsten wurde der Entwurf von den Erfordernissen für die Flugabwehrrakete Seaslug dominiert. Ihr Magazin für 24 Raketen (39 nach anderen Quellen) reichte vom Starter achtern bis unterhalb des Fockmasts! Die Schiffe fielen letztendlich doppelt so groß wie die Vorgänger-Klasse aus, so dass man die Klassifikation als Zerstörer damals wohl in erster Linie wählte, um die Schiffe leichter finanzieren zu können. Die Wahl von typischen Kreuzer-Namen unterstreicht, welchen Stellenwert die Klasse bei der Royal Navy hatte.
Die ersten vier Schiffe (Devonshire, Hampshire, Kent und London) wurden 1959-61 gebaut. Ein zweites Baulos (Glamorgan, Fife, Antrim und Norfolk) wurde 1961-67 gebaut und erhielt verbesserte Seaslug-Raketen und Radare. Das auffälligste Merkmal des zweiten Bauloses war die "doppelte" 965-Radarantenne. Dieses Baulos erhielt 1972 zur Verbesserung der Anti-Schiffs-Fähigkeiten statt des zweiten 11,4 cm-Geschützes vier Exocet-Starter. Das größte Manko der Klasse blieb aber: das umständliche Seaslug-System mit seinem problematischen Feuerleitsystem.
Die Schiffe des ersten Bauloses wurden 1976-80 außer Dienst gestellt, Babur (ex London) fuhr noch bis 1993 bei der pakistanischen Marine. Die Schiffe des zweiten Bauloses wurden 1982-87 an die chilenische Marine verkauft. Abgesehen von Almirante Latorre (ex Glamorgan) wurden bei den anderen Schiffen (Blanco Encalada ex Fife, Almirante Cochrane ex Fife und Capitán Prat ex Norfolk) der Seaslug-Starter durch einen vergrößerten Hubschrauberhangar ersetzt. Die modernisierten Schiffe wurden 2003-06 außer Dienst gestellt.
Glamorgan war 158,7 m lang und 16,5 m breit. Bei 6800 t Verdrängung betrug der Tiefgang 6,3 m. Ihre vier Gasturbinen und zwei Dampfturbinen (COSAG-Antrieb) leisteten zusammen 60000 PS und wirkten auf zwei Schrauben, womit 32,5 kn erreicht wurden.
Bewaffnung 1966
4 x 11,4 cm Mk VI Mod 1 (zwei Zwillinge)
2 x 2 cm Oerlikon
1 x Seaslug-SAM-Zwillingsstarter (24-39 Raketen)
2 x Seacat-SAM-Vierfachstarter (60 Raketen)
1 x Westland Wessex-Bordhubschrauber
Bewaffnung 1982
2 x 11,4 cm Mk VI Mod 1 (ein Zwilling)
2 x 2 cm Oerlikon
4 x Exocet MM.38-SSM-Starter
1 x Seaslug-SAM-Zwillingsstarter (24-39 Raketen)
2 x Seacat-SAM-Vierfachstarter (60 Raketen)
6 x 32,4 cm STWS.1-Torpedorohre (zwei Drillinge)
1 x Westland Wessex-Bordhubschrauber
Bewaffnung 1984
2 x 11,4 cm Mk VI Mod 1 (ein Zwilling)
2 x 4 cm Bofors
2 x 2 cm Oerlikon
4 x Exocet MM.38-SSM-Starter
1 x Seaslug-SAM-Zwillingsstarter (24-39 Raketen)
6 x 32,4 cm STWS.1-Torpedorohre (zwei Drillinge)
1 x Westland Lynx-Bordhubschrauber
HMS Glamorgan wurde von 1962-66 von Vickers, Tyne gebaut. 1972 erhielt sie Exocet-Starter. Bei Ausbruch des Falkland-Kriegs wurde Glamorgan am 2.4.1982 als Flaggschiff von Admiral Woodward zu den Falkland-Inseln beordert. Dort bombardierte sie am 1.5.1982 zusammen mit den Fregatten Arrow und Alacrity Port Stanley, wobei sie von argentinischen Mirage III bombardiert wurde. Nahtreffer verursachten leichte Schäden am Heck. Am 14. und 15. Mai unterstützte Glamorgan einen Angriff der SAS gegen ein Flugfeld auf Pebble Island und bombardierte mit ihren 11,4 cm-Geschützen argentinische Stellungen. In den folgenden Tagen folgten weitere Bombardierungseinsätze, später auch zu Unterstützung der britischen Truppen an Land. Bei zwei von diesen Einsätzen, am 25. und 30. Mai, wurde sie erfolglos mit Exocet angegriffen. Als sie am 12.6. zur Unterstützung von britischen Truppen auf Two Sisters abgeordnet wurde, erzielten argentinische Kräfte mit einem landgestützten Exocetstarter einen Treffer, der dazu führte, dass der Hangar und Teile des Decks darunter ausbrannten und wohl durch das Löschwasser die Decks (u.a. das Seaslug-Magazin) darunter geflutet wurden. Nach ersten Reparaturen mit Hilfe des Reparaturschiffs Stena Seaspread erfolgten weitere Reparaturen nach der Kapitulation der argentinischen Truppen am 14.6. Eine Woche später konnte sie in Richtung Portsmouth abreisen, wo sie am 10.7. eintraf. Nach den Reparaturen, die 1983 abgeschlossen waren, erfolgte 1984 ein Einsatz zur Unterstützung britischer Truppen im Libanon. 1986 wurde Glamorgan an Chile verkauft und als Almirante Latorre in Dienst gestellt. 1998 erfolgte die endgültige Außerdienststellung. 2005 soll sie auf der Fahrt zum Abwracken gesunken sein.

Bausatz


Der Bausatz zeigt Glamorgan in einem Mischzustand vor und nach den Reparaturen der Schäden im Falklandkrieg. Die Abmessungen des Rumpfes und Proportionen sind korrekt wiedergegeben. Wie man an den folgenden Photos sehen kann, sind nicht nur die Aufbauten, sondern auch viele Details schon am Rumpf angegossen.




Teilweise sind die Oberflächen etwas rau und Luftblasen sind vorhanden – insbesondere an den Rumpfseiten. Metall lässt sich aber genauso leicht verspachteln und verschleifen, wie andere gängige Materialien. Um die Davits herum findet sich sehr viel Grat, der Rest des Rumpfes ist aber gratfrei.
Die Details haben eine unterschiedliche Qualität. Die Beiboote sind gelungen. Bei den 324 mm-Torpedorohren fehlt die Basis. Die Rohre sitzen direkt auf dem Deck. Die Exocet wirken etwas flach und die seitlichen Panzerungen fehlen. Die Öffnungen der Strahlabweisern hinter den Startern sind nicht vorhanden.



Auf den Rumpf sollen nur wenige Teile montiert werden. Hier die Teile für die Masten, Feuerleitgeräte sowie Radar- und Satellitenantennen.


Die Rahe und seitlichen Antennen an den Masten sind sehr dick und sollten durch feinere Eigenkonstruktionen ersetzt werden. Der Unterbau für die beiden SCOT-Satellitenantennen (auf den Photo oben rechts) ist von der Form falsch. Die drei "Fenster" finden sich direkt am Großmast und dieser Bogen sollte offen sein. Man muss ihn also freischnitzen. Die Typ 278- (links unten) und Typ 965- (AKE-2) (Mitte) Radarantennen sollte man durch Ätzteile ersetzten, z.B. von GMM oder WEM. Den Typ 975-Radar am Fockmast sollte man entfernen und durch einen Eigenbau ersetzen. Die Feuerleitgeräte – MRS 3 (für Artillerie), die beide GWS22/Typ 904 (für Seacat) und der Typ 901-Feuerleitradar (für Seaslug) sollten brauchbar sein.
Hier dann noch die restliche Bewaffnung:

Das 11,4 cm-Geschütz ist recht gut gelungen, die verbogenen Rohre kann man problemlos zurechtbiegen (ein Vorteil von Weißmetall). Die 2 cm-Oerlikons sind hoffnungslos überdimensioniert und sollten durch Teile von anderen Anbietern ersetzt werden. Die Seacat-Starter sehen gut aus. Das Problem ist der recht prominente Seaslug-Starter. Im Original besteht er aus einer sehr komplizierten Gitterstruktur, die man so natürlich nicht aus Weißmetall richtig darstellen kann. Ätzteile als Alternative gibt es aber auch nicht. Ein Bordhubschrauber fehlt – da muss man sich ebenfalls mit Teilen von anderen Herstellern, z.B. WEM, helfen.
Abziehbilder für die Kennungen und Flugdeckmarkierungen liegen nicht bei.
Skytrex bietet mit HMS Kent auch ein Schiff des ersten Bauloses an. Diesen Bausatz kann ich nicht beurteilen, aber eventuell eignet sich dieser Bausatz auch am besten für HMS Glamorgan oder ein anderes Schiff des zweiten Bauloses im ursprünglichen Zustand: also mit einem zweiten 11,4 cm-Turms statt den Exocet-Startern und noch ohne Torpedorohre (aber schon mit dem Typ 956-Radar in der "doppelten" Ausführung (AKE-2) und anderen Fockmast). Der Umbau in den ursprünglichen Zustand aus dem hier besprochenen Bausatz dürfte recht aufwändig sein. Zwischen 1975 und dem Falklandkrieg erhielt Glamorgan, wie im Bausatz dargestellt, zwei 324 mm-Drillingstorpedorohre. Hierfür musste an Steuerbord ein Beiboot (das Mittlere) weichen, während an Backbord das hintere Beiboot weiter achtern positioniert wurde. Bei den Reparaturen der Schäden durch den Exocet-Treffer wurden die beiden Seacat-Starter nicht mehr eingebaut, sondern stattdessen auf den Positionen ihrer ebenfalls entfernten GWS22/Typ 904-Feuerleitgeräte je eine 4 cm-Bofors eingebaut. Neben den Brückenaufbauten auf der Höhe des Fockmast wurden auf beiden Seiten zusätzliche Störkörperwerfer aufgestellt – diese sind beim Bausatz schon an den Rumpf angegossen. Für die Variante im Falkland-Krieg muss man diese Störkörperwerfer mitsamt den Plattformen, auf denen sie positioniert sind, entfernen. Für die Variante nach den Reparaturen muss man die Seacat-Starter und ihre Feuerleitgeräte weglassen und stattdessen zwei 4 cm-Bofors aufstellen. Bei der chilenische Marine wurde Almirante Latorre ex Glamorgan im Gegensatz zu den Schwesterschiffen nicht stark umgebaut. Eventuell erhielt sie statt der 4 cm-Bofors Barak-Flugabwehrraketen.
Gekauft habe ich den Bausatz direkt bei Skytrex.

Anleitung


Meinem Bausatz lag keine Anleitung bei. Aufgrund der geringen Teilezahl und mit Hilfe von Photos kommt man auch ohne Anleitung zurecht. Seltsam ist das Fehlen aber trotzdem.

Quellen


Fazit


Der Skytrex-Bausatz bietet eine gute Grundlage für die Darstellung der HMS Glamorgan - im Gegensatz zum Airfix-Modell sind die Proportionen richtig wiedergegeben. Allerdings eignet sich der Bausatz wegen der fehlenden Anleitung nur für fortgeschrittene Modellbauer, die auch entsprechende Recherchen über das Original durchführen wollen. Negativ wirkt sich die Mischung aus dem Zurüststand vor und nach der Reparatur der Schäden durch den Exocet-Treffer aus, so dass für jede Version Nacharbeiten nötig sind. Diverse Kleinteile müssen ersetzt werden. Zudem fehlen Abziehbilder und ein Bordhubschrauber sowie Ätzteile für den Seaslug-Starter und die Radarantennen. Insgesamt ist der Bausatz
DURCHSCHNITT OHNE BESONDERE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN


Lars