UB 5 und U 10 (Quelle Wikimedia Commons)

UB 5 und U 10, Quelle: Wikimedia Commons

Modell: UB I Klasse, deutsche Ausfuehrung 1915-1918
Modell: UB I Klasse, KuK Ausfuehrung 1915-1918
Hersteller: UB1418
Maßstab: 1/72
Umfang (UB I-Klasse): 57 3D-gedruckte Teile aus PLA (Hülle) bzw. Resin (Turm, Kleinteile)
Umfang (k.u.k. U 10): 60 3D-gedruckte Teile aus PLA (Hülle) bzw. Resin (Turm, Kleinteile)
Art.Nr.: -
Preis (UB I-Klasse): 51,75 €
Preis (k.u.k. U 10): 52,5 €

Das Original

Spätestens mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges begann man damit, über den Bau kleiner und vor allem schnell zu bauender Küsten-U-Boote nachzudenken, da es möglich schien, schon bald von Belgien aus zu Einsätzen vor der französischen Küste auslaufen zu können.

Es bedurfte mehrerer Ansätze, bis schließlich am 5. Oktober 1914 die Genehmigung zum Bau von 15 Booten, des nunmehr UB genannten Typs, erteilt wurde. Am 15. Oktober wurden die Boote UB 1 - 8 bei der Germania Werft und UB 9 - 15 bei der AG Weser bestellt. Da schon frühzeitig entschieden worden war, UB 1 und UB 15 an die k.u.k Marine abzugeben, wurde am 25. November noch UB 16 und 17 bei der AG Weser nachgeordert.

Die vertraglich vereinbarte Bauzeit betrug vier Monate. Tatsächlich wurde UB 1 aber bereits nach 100 Tagen von der Germania Werft fertiggestellt. Das letzte der 17 Boote folgte im Mai 1915.

Der Transport erfolgte in der Mehrzahl per Bahn. Hierzu wurden die Boote zerlegt und auf mehrere Waggons verteilt. Der Zusammenbau, in Hoboken bei Antwerpen und in Pola (heute Pula, Kroatien), dauerte 14 Tage.

Ihre geringe Größe, sowie eine hohe Zahl von Flutöffnungen der Tauchtanks, ermöglichte es den Booten innerhalb von nur 22 Sekunden zu tauchen.

UB 1 wurde am 29. Januar 1915 für die kaiserliche deutsche Marine in Pola in Dienst gestellt. Die Außerdienststellung und erneute Indienststellung, diesmal für die österreich-ungarische Marine (k.u.k) als U 10, erfolgte am 12. Juli 1915.

Als UB 1 versenkte das Boot am 26. Juni 1915 im Golf von Venedig ein italienisches Torpedoboot und wurde als U 10 beinahe das Opfer des britischen U-Boots H4, das am 11. Mai 1917 vor Pola kreuzte und einen erfolglosen Torpedoangriff auf U 10 fuhr. Am 9. Juli 1918 lief das Boot auf eine Mine und konnte mit schweren Schäden, aber ohne Verlust von Leben auf den Strand gesetzt werden. Das Boot wurde am 26. Juli geborgen und nach Triest eingeschleppt. Die Instandsetzungsarbeiten konnten aber nicht mehr bis Kriegsende zum Abschluss gebracht werden. Das Boot wurde Italien als Reparationsleistung zugesprochen und schliesslich im Jahr 1920 in Pola abgewrackt.

Technische Daten

Länge: 28,1 m (Lüa)
Breite: 3,20 m
Tiefgang: 3 m
Verdrängung: ↑127 t , ↓142 t
Antrieb: diesel-elektrisch auf eine Welle,
60 PS Daimler-Dieselmotor, 120 PS SSW-Elektromotor
Geschwindigkeit: ↑ 6,5 kn , ↓ 5,5 kn
Reichweite: ↑ 1650 sm bei 5 kn, ↓ 45 sm bei 4 kn
Tauchtiefe: 50 m, Zerstörungstiefe ?
Bewaffnung: 2 Bugtorpedorohre, 2 x C/03 Torpedos ⌀ 45 cm
                   1 x MG 08 zur Fliegerabwehr
                   1 x Schnellladekanone L/23 3,7 cm, ab Nov. 1917 4,7 cm
Besatzung: 14

Der Bausatz

Der Bausatz ist kein Großserien-, ja nicht einmal ein Kleinserienbausatz im herkömmlichen Sinne, sondern eher noch ein Kleinstserienbausatz. Er besteht auch nicht aus den Materialien, mit denen wir es üblicherweise zu tun haben. Der Hersteller ist auch keine Modellbaufirma wie jene, deren Produkte wir hier regelmäßig vorstellen. Nein, Hans-Joachim Koerver ist studierter Historiker und Autor von Büchern, die sich mit dem U-Bootkrieg im Ersten Weltkrieg befassen. Er ist aber auch IT-Consultant und versiert im Umgang mit 3D-Konstruktionsprogrammen. Er hätte immer gerne Modelle jener Boote gehabt, mit deren Geschichte er sich schon so viele Jahre beschäftigt, doch leider wollte bislang kein Hersteller an U-Boote dieser Epoche im Maßstab 1/72 ran (außer „Das Werk“ mit seinem U 9, siehe Bausatzbesprechung). Also fing Herr Koerver selber damit an, deutsche U-Boote des Ersten Weltkriegs für den 3D-Druck zu konstruieren. Er verfügt zu diesem Zweck über zwei unterschiedliche Drucker, so dass er größere Bauteile aus PLA und alles andere aus einem speziellen Resin „drucken“ kann.

Ich hatte die Gelegenheit, Herrn Koerver ab einem bestimmten Zeitpunkt zur Seite zu stehen und Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen, dennoch konnte ich nicht alles „retten“.

Die Rümpfe unterscheiden sich in erster Linie durch die unterschiedlichen Flutschlitzmuster. Außerdem verfügt U 10 über eine feste Geschützplattform vor dem Turm. Bei anderen Booten mit Plattform wurde je ein Plattformteil von den Seiten aus hochgeklappt und arretiert. Die Oberflächen der PLA-Druckteile sind in typischerweise geriffelt rau und weisen keinerlei Oberflächendetails auf. Die Ausnahme bildet eine erhabene, schmale Verstärkungsplatte, die seitlich am Rumpf, über alle drei Teile entlang, verläuft. Alles, was einen derartigen Druckkörper „auszeichnet“, wie zum Beispiel die Massen an Nieten, aufgedoppelte Bleche etc. fehlt natürlich, da sich diese Details nicht sinnvoll drucken lassen. Ich empfehle, nach eingehender Fotorecherche, unterschiedliche Nieten-Decals von „Archer fine transfers“ zu verwenden. Nachdem die Oberflächen mit Spritzfüller und mehreren Nassschleifgängen geglättet wurden, werden die Decal-Nieten sicher zu einem deutlich realistischeren Erscheinungsbild beitragen. Aufgedoppelte Bleche lassen sich sicher mit dünnstem Plastikplatten darstellen, aber auch hier ist eine gute Vorabrecherche von Nöten.

Seitlich am Rumpf, knapp unterhalb der Deckskante, sollen an Bug und Heck sowie vor und hinter dem Turm beider Modelle kleine Umlenkrollen montiert werden. Aber Vorsicht: dies betrifft hier nur k.u.k. U 10, nicht generell jedes UB-Boot. Die Rollen dienten dazu, die Minenabweiserkabel vom Turm abwärts nach vorne, über den Turm zum Heck und von da wieder zurück zum Turm zu führen. Die Löcher am Rumpf und am Turm des deutschen Modells müssen also geschlossen werden. Am Turm haben die Rollen ohnehin nichts verloren. Hier gehören Spannschlösser, als Anfangs- und Endpunkte, hin.

Die unterschiedlichen Decks weisen an verschiedenen Stellen geöffnete Bereiche/Lasten auf. So auch direkt hinter dem Turm. Dort ist die Torpedoladeöffnung dargestellt worden. Leider falsch, denn die Öffnung des schräg auf den Druckkörper gesetzten Einführrohrs wurde in einem schrägen Winkel dargestellt, weshalb dann auch das dazugehörige Luk oval und nicht rund ist. Schwer zu retten, also Schwamm, ähhhm Deckel drüber!

Torpedos gibt es auch, aber über die breite ich lieber den Mantel des Schweigens aus.

Kleinteile aus Resin-Druckteilen vervollständigen das Bild. Es gibt Poller und die Hecklaterne, den Flaggenstock, einen Pilzanker, sowie im Bausatz des österreichischen Bootes die Netzsäge. Das ist aber etwas merkwürdig, denn ich kenne kein einziges Foto von U 10 mit Netzsäge. Der U 10-Bausatz beinhaltet natürlich noch das Decksgeschütz. Die offen dargestellten Torpedorohrmündungen können mittels zweier Resinteile auch geschlossen dargestellt werden. Sollte man auch besser machen, denn es gibt gar keine Teile um die geöffneten Mündungsklappen darzustellen. Ach ja, vorne am Bug müssen noch die beiden starren Stabilisierungsflossen (nicht Tiefenruder) montiert werden.

Beinahe die gesamte Ruderanlage inklusive Ruderhacke ist in einem Stück gedruckt. Lediglich die Anlenkstangen sind noch zu montieren. Die kann man aber bei der Gelegenheit auch gleich gegen dünneres Rundmaterial austauschen.

Der Propeller ist separat vorhanden, nur ist die Form der Blätter schlecht getroffen. Leider unbrauchbar.

Die Türme sind ebenfalls aus Resin gedruckt. Die Oberflächen sind bei diesem Druckverfahren feiner und lassen sich auch deutlich leichter bearbeiten als die PLA-Rumpfteile. Der deutlichste Unterschied der beiden Türme ist natürlich das feste Schanzkleid, das der Turm von k.u.k. U 10 aufweist. Es verleiht dem Boot einen komplett anderen „Look“. An Backbord achtern ist eine Leiter bereits mit angedruckt. Die einzelne, senkrecht stehende Stange auf der Leiter ist sehr empfindlich und war bei einem meiner Musterbausätze abgebrochen. Ich würde die Leiter aber eh entfernen, um die Oberflächen dahinter leichter glätten zu können, und eventuell eine neue, filigranere Leiter selbst bauen oder eine aus dem Zubehörhandel anbauen.

Die seitlichen Positionslaternen sind leider falsch dargestellt, lassen sich aber relativ leicht selbst neu erstellen. Fotos davon lassen sich auch im Netz finden.

Der Einstieg ist als hohle Öffnung erstellt. Das Turmluk mit Süll (und ziemlich großen, dicken Handrädern, die sollte man ersetzen) ist sowohl geöffnet als auch geschlossen gedruckt worden, sodass man hier die freie Wahl der Darstellung hat. Allerhand Kleinteile vervollständigen das Bild. Es gibt zwei unterschiedliche Steuersäulen. An einer wird das Steuerrad horizontal auf der Säule montiert, bei der anderen vertikal vor der Säule. Die Säulen selber sind zu einfach und klobig. Diese sollte man besser selbst bauen. Des Weiteren gibt es Periskope und die Stützen für die Abweiserkabel. Relingstützen gibt es nicht. Die wären aber auch nicht wirklich maßstabsgetreu als 3D-Druck zu erstellen.

Markierungen in Form von Abziehbildern gibt es nicht, sodass man die Turmnummer(n) selber erstellen muss, falls man eine benötigt, wie zum Beispiel bei k.u.k U 10. Aber es gibt immerhin einen Flaggensatz, der sauber auf Papier gedruckt wurde. Außer Flaggen für die Marinen des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns, gibt es auch noch eine bulgarische Flagge, die für das einzige bulgarische UB-Boot, UB 8, verwendet werden kann.

Was es auch nicht gibt, ist ein Bemalplan, geschweige denn auch nur bloße Farbangaben.

Einen Bauplan gibt es ebenfalls nicht. Lediglich ein paar DIN A4-Blätter mit Fotos der Teile in Bauabschnitte unterteilt. Das mag unzureichend erscheinen, aber wirklich schwierig ist es nicht, die Teile zuzuordnen, wenn man kein vollkommener Modellbaunovize ist.

Fazit

Die Initiative von Hans-Joachim Koerver, der Modellbauwelt diese Bausätze zu geben, ist grundsätzlich zu begrüßen, seien sie auch noch so vereinfacht. Sie stellen für mich eine Basis dar, die geradezu einlädt, verbessert zu werden. Wie weit man dabei gehen will, bleibt jedem selbst überlassen. Verbessert man nichts, erhält man ein einfaches Modell eines nicht unwichtigen U-Boottyps des Ersten Weltkriegs. Kann und will man was verfeinern, kann ein deutlich besseres Modell aus diesem Bausatz entstehen, aber das wird nicht ohne ein gehörig Maß an Einsatz vonstatten gehen können.

guter Durchschnitt


Olaf Krabbenhöft