Schachteldeckel

Modell: Mikoyan. Eisbrecher der Yosif Stalin-Klasse
Hersteller: HP Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: WWII-WL-SU-004
Preis: 36 €

Das Original

Um die Erforschung der Arktis und die Nutzung der Nordostpassage voran zu treiben, wurde 1932 in der UdSSR mit der Entwicklung einer neuen Klasse von Eisbrechern begonnen.

Man orientierte sich an dem Eisbrecher Krasin von 1917, favorisierte aber ursprünglich einen diesel-elektrischen Antrieb. Da aber ein Schiff mit Dampf-Antrieb schneller zu realisieren war, wurde die veraltete Variante gewählt. Im Vergleich zur Krasin fiel die neue Josif Stalin-Klasse (Projekt 51) größer aus. Die Wohnbedingungen für die Besatzung wurden verbessert, hydrologische, chemische und biologische Laboratorien für die Forschung waren vorhanden. In Leningrad wurde die Josif Stalin (Bauzeit 1935-38) und die Wjatscheslaw Molotow (1938-41), in Nikolajew die Lazar Kaganowitsch (1935-39) und Anastas Mikojan (1938-41) gebaut. Die beiden in der Ostsee gebauten Schiffe hatten gerade Schornsteine, die der beiden im Schwarzen Meer gebauten Schiffe hatten einen leichten Fall. Auf den ersten beiden Schiffen – Stalin und Kaganowitsch - war Platz für drei Bordflugzeuge (eine Dornier Wal, zwei Polikarpov U-2) vorhanden, die aber nur auf dem Wasser oder dem Eis starten und landen konnten. Die hierfür benötigten Kräne waren an den großen Zweibein-Großmast befestigt. In den 1950ern erhielten die Schiffe eine Hubschrauberlandeplattform achtern und der Großmast wurde entfernt.

Die Schiffe waren 106,7 m lang und 23,1 m breit. Die Verdrängung betrug 11 000 t. Ihre Dampfmaschinen leisteten 10 000 PS, womit 15,5 kn erreicht wurden.

Bewaffnung Mikojan 1942
3 x 7,62 cm
10 x 2 cm
4 x 12,7 mm MG
4 x 7,62 mm MG

Die Josif Stalin unternahm vor dem Krieg noch diverse Fahrten, u.a. zur Befreiung der im Eis eingeschlossenen Georgi Sedow. Im Zweiten Krieg war sie bewaffnet zum Geleit von Konvois auf der Nordroute und der Nordostpassage eingesetzt. 1953 erfolgte die Umbenennung in Admiral Lazarew. Sie wurde 1958 in Wladiwostok modernisiert, u.a. erhielt sie einen Dieselantrieb und die Anzahl der Schornsteine wurde auf einen reduziert. 1960 wurde sie in Sibir umbenannt, 1973 erfolgte die Verschrottung. Kaganowitsch wurde noch vor Kriegsausbruch in die Arktis verlegt, u.a. geleitete sie 1940 den deutschen Hilfskreuzer Komet (getarnt als Donau) durch die Nordostpassage. Sie blieb dort auch während des Kriegs. 1960 wurde sie in Admiral Lazarew unbenannt und Ende der 1960er außer Dienst gestellt. Molotow sollte 1941 als Hilfskreuzer fertig gestellt werden, wurde im belagerten Leningrad bald wieder abgerüstet und konnte erst nach dem Krieg zu seinem eigentlichen Zweck in die Arktis verlegt werden. 1953 (1958?) wurde sie in Admiral Makarow umbenannt, 1966 außer Dienst gestellt und 1967 verschrottet.

Mikojan sollte ursprünglich Otto Schmidt heißen und wurde 1941 als Hilfskreuzer fertig gestellt. Als solcher wurde sie z.B. zur Verteidigung von Odessa und Sewastopol verwendet. Um das Schiff zu retten und sinnvoller verwenden zu können, wurde sie Ende 1941 aus dem Schwarzen Meer verlegt. Hierfür wurde sie wieder abgerüstet, da nur unbewaffnete Schiffe den Bosporus passieren durften. Unbewaffnet überlebte sie mehrere Angriffe italienischer Schnellboote und Flugzeuge in der Ägäis. In den USA wurde sie erneut bewaffnet und anschließen zum Schutz von Geleitzügen nach Russland auf der Nordroute bzw. der Nordostpassage verwendet. Nach dem Krieg wurde sie wieder entwaffnet und weiter in der Arktis eingesetzt. Mikojan wurde in den 1960er Jahren außer Dienst gestellt.

Der Bausatz

HP Models bietet ein Modell dieser Großeisbrecher an: die Mikoyan im Zustand, nachdem sie in den USA wieder bewaffnet worden war und dann Geleitzüge im Nordmeer geleitete, also ca. 1942-1945.

Der Rumpf entspricht von den Abmessungen und der Form weitgehend dem Vorbild. Vier Splitterwannen für Oerlikon-Flaks, die Unterbauten für zwei weitere plus die Unterbauten für die drei 7,62 cm-Flaks sind neben anderen Details wie Anker- und Schleppwinde schon am Rumpf angegossen.

Rumpf

Falsch ist die Form des Hecks. Hier fehlen die charakteristische Schlepprinne und die gewaltigen Fender. Man kann die Form auf den Fotos und der dem Bausatz beigelegten Zeichnung gut erkennen. Dieses Merkmal sollte aber nicht zu schwer zu ergänzen zu sein.

Rumpf Rumpf

Die meisten weiteren Teile sind in einem dünnen Gussgrat eingegossen, so dass man einen Teil nur schwer abfotografieren kann. Hier zuerst Teile für die Aufbauten, insbesondere die Deckshäuser unterhalb der Schornsteine und dahinter sowie Teile der Brücke. Die Bauteile sind gut detailliert.

Aufbauteile

Der nächste Satz enthält zwei weitere Brückendecks (enthalten hier Luftblasen) plus zahlreiche Lüfter, Splitterschutzwannen, Scheinwerfer, Entfernnungsmesser und Flaks. Die 7,62 cm-Flaks (es liegen sechs bei) sind ok - das genaue Modell auf dem Original habe ich bisher nicht identifizieren können. Die Oerlikons sehen wie alte PitRoad-Teile aus und müssen noch mit Rohren (Ätzteile, gezogene Gussäste) ergänzt werden. Die Lüfter sind vorne nicht aufgebohrt.

Aufbauteile, Lüfter, Oerlikons Aufbauteile, Lüfter, Oerlikons

Die Schornsteine sind mit der Gitterstruktur gegossen, aber sonst gut detailliert.

Schornsteine

Hier finden sich dann zwei kleine seitliche Aufbauten, die Splitterschutzwannen für die 7,62 cm-Flaks, Beiboote, Rettungsflöße, Kräne und was feinere Alternativteile für die Flakgeschütze sein könnten. Die meisten Teile sind gut gemacht, die Kranausleger kann man aus anderen Materialien besser machen. Die Beiboote kann man eventuell noch gegen bessere austauschen - oder einfach abdecken.

Diverse Plattformen, Beiboote, Kräne

Oder man gleich die abgedeckten Varianten hier von diesem Satz Teile:

Diverse Plattformen, Beiboote, Kräne

Dieser scheint mir überwiegend Alternativteile zu erhalten. Die dünnen Mastplattformen hatten wohl überwiegend offene Relings, d.h. die geschlossenen der Teile müssen entfernt werden.

Dazu gibt es noch einen Satz mit sowjetischen Flaggen.

Flaggen

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Explosionszeichnung sowie einem Plan der Mikojan von der Seite und oben. Dem erfahrenen Modellbauer sollte so ein Zusammenbau möglich sein, dem Anfänger dürfte insbesondere die fehlende Teileliste vor Probleme stellen. Angaben in Bezug auf den Anstrich finden sich nicht.

Anleitung Enthaltene Zeichnung

Auf den meisten Fotos ist nur der Vorkriegs- und frühe Nachkriegsanstrich zu sehen: schwarzer Rumpf mit weißen Aufbauten inklusive weiß gestrichenen Splitterschutzschildern. Josif Stalin hatte zumindest zeitweise einen hellgrauen Anstrich mit dunkelgrauen Splittermuster.

Man sollte den Bausatz aber auch ohne größere Probleme in eines der anderen Schiffe während des Kriegs und natürlich in eine zivile Variante vor dem Krieg (nur für Stalin, Kaganowitsch) oder nach dem Krieg umbauen können - eventuell sogar mit Hubschrauberplattform oder die Sibir mit Dieselantrieb.

Fotos gibt es auf den unten verlinkten überwiegend russischen Seiten.

Quellen

Fazit

HP Models hat mit diesem Bausatz eine gute Basis für ein Modell eines dieser Großeisbrecher gelegt. Direkt aus dem Bausatz ist nur die Mikojan in der Kriegsversion baubar, mit leichten Veränderungen auch die anderen Schiffe sowohl in der zivilen als auch militärischen Variante. Die Teile sind überwiegend gut detailliert, Abzüge gibt es wegen der nicht vorhandenen Schlepprinne. Insgesamt ist der Bausatz


alt empfehlenswert


Lars