Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700

Modell: USS Coontz DDG-40
Hersteller: Niko Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: 7043
Preis: 63,60 € (NNT)

Historie

DDG Farragut-Klasse

Dies sind zugleich mit der Charles F. Adams-Klasse Lenkwaffenschiffe der ersten Generation. In Anlehnung an die seinerzeitige Dreiteilung in die Lenkwaffensysteme Talos, Terrier und Tartar wurden diese drei Systeme ihrer unterschiedlichen Grösse wegen auf verschieden großen Schiffe installiert.

Die zehn Einheiten der Farragut-Klasse gehörten zu der mittleren Gruppe der Terrier-Träger und erhielten damals die Kennung DLG-6 bis 15. Ihre direkten Nachfolger waren dann die Schiffe der zweiten Lenkwaffengeneration, die Leahy- und die Belklnap-Klasse, sowie die beiden Parallelentwicklungen mit Atomantrieb Bainbridge und Truxtun. Schiffe der Farragut-Klasse blieben bis zum 1. Juli 1975 DLG. Die damals erfolgte Umklassifizierung von Lenkwaffenschiffen brachte Inkonsequenzen mit sich. So wurden im Zuge dieser Neuordnung die zehn Frarraguts als Lenkwaffen-Zerstörer zu DDG-37 bis 46 reklassifiziert. Dies war im übrigen die einzige Klasse, die hierbei auch ihre taktischen Kennungen wechseln musste. Hierdurch wurden Schiffe dieser Klasse die einzigen Zerstörer, die Terrier-FK führten. Offensichtlich war man der Ansicht, dass Schiffe mit 5.800 ts Wasserverdrängung denn doch etwas zu klein sind, um als Kreuzer angesprochen zu werden. Die Atomkreuzer der California-Klasse dagegen (vormals noch als DLGN eingestuft) erhielten "nur" die Tartar-D-Anlage mit weit geringerer Reichweite, wurden aber ab 1975 wegen ihrer Größe zu Kreuzern befördert. Soviel zur Klassifikation.

Die vier zuerst fertiggestellten Schiffe Farragut, Luce, Dewey und Preble wurden zunächst mit der ersten Terrier-Version ausgestattet, der "beam riding" BW-1, wobei die assoziierten Leitgeräte SPQ-5 waren. Die übrigen Einheiten erhielten gleich die "homing"-Version BT-3 mit den Kontroll- und Leitgeräten SPG-55.

Bereits 1964 begann die Planung für eine umfangreiche Modernisierungsaktion, die - in unterschiedlichem Aussmaß durchgeführt - ab FY 66 begann und zum Ziele hatte, nunmehr alle Einheiten auf einen Standard zu bringen. Das letzte Schiff wurde erst 1977 fertig.

Manches wurde bei dieser Modernisierung verändert:

  • Nachdem Coontz und King von Anbeginn NTDS an Bord hatten, erhielten nunmehr auch die restlichen Schiffe diese wertvolle Anlage.
  • Auf Farragut wurde vor der Brücke ein Nachlademagazin für ASROC und ein Rechenzentrum angebracht. Aus Gründen der Schiffs-Stabilität und zur Einsparung von Geldmitteln wurde diese Maßnahme bei den restlichen Schiffen nicht mehr wiederholt.
  • Alle Einheiten erhielten vorne einen neuen Vierbein-Gittermast an Stelle des alten Dreibeinmastes.
  • Nachdem alle Einheiten der Klasse mit SPS-39-Radaranlagen fertiggestellt worden waren und relativ kurze Zeit danach lediglich die Antenne des Nachfolgesystems SPS-52 erhielten, wurde diese zweite Antenne auf allen Schiffen durch SPS-48 ersetzt. Die SPS-29/37 auf dem achteren Mast wurden durch SPS-49 ersetzt.
  • Die seitlich des achteren Mastes befindlichen Doppel-Lafetten mit Geschützen des Kalibers 7,6 cm L/50 wurden samt den dazugehörigen FL-Geräten Mk 70 entfernt und durch Harpoon-Starter ersetzt.
  • Durch den Einbau der FL-Anlage Mk 76 wurde die Voraussetzung zur Verwendung der Flugkörper-Standard SM-1 ER an Stelle der inzwischen veralteten Terrier geschaffen. Auf den vier erstgebauten Schiffen wurde dabei SPQ-5 gegen SPG-55 ausgetauscht.
  • Bei der Modernisierung erhielt Farragut einen etwas höheren Antennenmast auf dem achteren Gittermast als die übrigen Schiffe.

Diese relativ großen Schiffe waren stets gut für die Verwendung als Versuchsplattform für neue Waffen und Geräte. So wurde auf Coontz 1968 das elektronische "check-out"-System TEAMS ausprobiert, das später auf den Fregatten der Knox-Klasse Einzug fand. Unmittelbar vor der ein Jahr andauernden Modernisierung erhielt Coontz 1972 zwei 20-mm-Geschützanlagen Vulcan , die hier im Zusammenwirken mit der bordeigenen FL-Anlage Mk 68 getestet wurden und nicht etwas als Bestandteil der damals so bezeichneten Vulcan/Phalanx-Anlagen anzusehen sind. Nach Ende der Testreihe verblieben die Geschütze noch an Bord, um etwas 1977/78 gegen Harpoon-Starter ausgetauscht zu werden. King dagegen führte zu Testzwecken vom August 1973 bis zum März 1974, also noch vor der großen Modernisierung, die komplette CIWS-Anlage Vulcan/Phalanx Mk 15, die auf dem Achterschiff aufgestellt war. Auf Mahan wurde etwa 1978/79 die Ergänzungs-Ortungsanlage SYR-1 erprobt. Dewey war Anfang. 1971 das erste modernisierte Schiff, das die verbesserte Terrier II-FK erhielt. Preble führte bereits etwa 1964 zu Testzwecken SPS-48-Radar, also lange bevor diese Anlage in Serie ging.

Die Coontz wurde 1955 bestellt und am 1. März 1957 in der Puget Sound Naval Shipyard auf Kiel gelegt. Zu diesem Zeitpunkt lautete ihre Designation noch DLG-9, das Schiff war also ein Zerstörerführer mit Lenkwaffen. Nach einer Bauzeit von 21 Monaten lief das Schiff am Nikolaustag 1958 vom Stapel und wurde von Mrs. Robert J. Coontz getauft, der Ehefrau des Enkels des Namenspatrons des Schiffes. Die offizielle Indienststellung der Coontz fand am 15. Juli 1960 statt. Bis April 1961 folgten Übungen und Trainingsfahrten, dann meldete sich die Coontz voll dienstbereit in der Pazifikflotte. Das Schiff wurde Flaggschiff der Destroyer Division 152 und zwischenzeitlich auch der Destroyer Squadron 15. Heimathafen der Coontz war San Diego, Kalifornien. Im August 1961 verlegte die Coontz zum ersten Mal. Die Fahrt ging in den Westpazifik, auf der insgesamt 55.000 Seemeilen langen und sieben Monate dauernden Tour legte das Schiff Liegezeiten in Häfen in Japan, Korea, Hong Kong, Australien und Amerikanisch Samoa an. Zurück im März 1962, diente die Coontz den Rest des Jahres als Flaggschiff für verschiedene Verbände und Flottillen. Im Oktober war der Zerstörer außerdem als Reserveschiff für die Bergungsoperation der NASA vorgesehen. Mercury-Atlas 8 ging aber nicht in der Region um die Coontz nieder, sondern wasserte nur neun Kilometer von dem Flugzeugträger USS Kearsage (CVS-33) entfernt und wurde von diesem aufgenommen. Im Anschluss folgte eine weitere Fahrt in westpazifische Gewässer, wiederum mit Hafenliegezeiten in Japan und Hong Kong. Nach der Rückkehr im Mai 1963 folgte im Juni noch ein großer Auftritt: In einer Vorführung für Präsident John F. Kennedy demonstrierte die Coontz die Fähigkeiten ihre Luftabwehrraketen in einer Übung gegen Drohnen.

Daraufhin folgte eine erste Modernisierung, in der vor allem die Lenkwaffensysteme erneuert wurde. Von Oktober 1963 bis April 1964 lag das Schiff dafür in der Long Beach Naval Shipyard. Am 4. Oktober 1989 wurde der Zerstörer in Philadelphia offiziell außer Dienst gestellt. Bis zum 26. Januar 1990 gehörte das Schiff der Reserveflotte an, wurde aber dann aus dem Schiffsregister der Navy gestrichen. Im April 1994 wurde das Schiff zum Abbruch verkauft, wurde jedoch im Oktober 1996 an die Navy zurückgegeben, da der Auftrag von der Firma nicht durchgeführt werden konnte. So wurde die Coontz im Februar 1999 an Metro Machine verkauft, die den Abbruch des Schiffes am 26. März 2003 beenden konnte. Das Metall wurde an Camden Iron and Metal weiterverkauft.

 
Technische Daten und Bewaffnung
 

Verdrängung          5800 Standard-Tonnen
Länge                    156,2 Meter
Breite                    15,80 Meter
Tiefgang                7,6 Meter
Besatzung             21 Offiziere, 356 Matrosen, ggf. 19 Stab
Antrieb                  2 Propeller, über 2 Getriebeturbinen angetrieben; 85.000 PS
Geschwindigkeit    34 Knoten
 

 

Bewaffnung          1 Doppelarmstarter für Raketen, 1 ASROC-Starter, 2 Dreifach-Torpedowerfer, 1 

                             Geschütz 127 mm, später zusätzlich 8 Seezielflugkörper  

 

Der Bausatz

Gerade von der Zeitschrift Modell-Fan zum Modell des Jahres 2008 gekürt, erwartet den versierten Modellbauer hier ein Bausatz von überdurchschnittlich guter Qualität. Der Rumpf ist sorgfältig in Luftpolsterfolie und die einzelnen Gussäste mit den Bauteilen in kleinen Tüten verpackt. Alles zusammen kommt inklusive PE-Platine und Anleitung in einem stabilen Karton zum Modellbauer.
 
alt
 
Allein der Schiffsrumpf mit schon fast komplett angegossenen Aufbauten, Plattformen und Schanzkleidern ist ein Zeugnis meisterhaften Formenbaus - plan, verwerfungsfrei und ohne Sinkstellen. 
Die Brücke ist schön detailliert mit filigranen Schanzkleidern, die teilweise gerade mal 0,4 mm in der Stärke messen. Die Aufbautenwände enthalten schön umgesetzte Bullaugen und bereits mit angegossene wasserdichte Türen. Die Poller sind hauchfein, ein Wunder, dass beim Transport nichts beschädigt wurde, was letztlich ein Plus für die professionelle Verpackung ist.
 
Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700
Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700
 
Die Haarpoon- und der ASCROC-Starter sind sehr schön detailliert, das Mk 68-Feuerleitradar gut umgesetzt. Gleiches gilt für die SPG-55-Radarbeleuchter für das Terrier-System im rechten Bild. Die Doppelarm-Starter selbst sind ebenfalls gut wiedergegeben, der Anker filigran, Rettungsboote, Schornsteine, Radarantennen und Rettungsinseln fein detailliert. Enthalten sind weiterhin Rahen, ECM-Antennen und Kleinteile, die später an den beiden Vierbein-Gittermasten verbaut werden.
 
Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700

Die Fotoätzteile

Niko überrascht mit einer qualitativ hochwertigen Platine. Enthalten sind die kompletten Relings, sowie schon vorgebogene für die Bugsektion. Gut umgesetzt wurden die beiden Vierbein-Gittermasten mit Plattformen, das feingeätzte SPS-48 und SPS-49 Luftraum-Such- und Ortungsradar, Davits, die TACAN-Antenne. Weiterhin sind enthalten Niedergänge und Leitern, filigrane Schanzkleider und Zubehör für die Antennenmasten.
 
Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700

Die Anleitung

Der Bauplan besteht aus zwei beidseitig bedruckten DIN-A4-Blättern, die zum einen die Teileübersicht und zum anderen die Montageanleitung in Explosions-Darstellung plus Hinweise zum Verarbeiten und Verbauen der Fotoätzteile beinhalten. Auf der Rückseite von Blatt 2 ist eine Bemalungsanweisung gedruckt, die sich allerdings recht oberflächlich mit der Farbgebung befasst, so dass hier Recherche erforderlich ist. Zu bemerken ist, dass der Beginner hier mit Sicherheit überfordert wäre.

 
Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700 Niko Model: Lenkwaffenzerstörer USS Coontz DDG-40, 1/700

Ergänzung nach Bau eines Modells

Beim Bau meines Modells der Preble sind mir (Lars) folgende Punkte aufgefallen: 

  • Die Abstützungen der Brückenflügel fehlen
  • Auf der Backbordseite der Brücke fehlt eine Plattform für Störkörperwerfer und ihre Nachlademagazine. Diese ist beim Bausatz nur an Steuerbord vorhanden. Beide Plattformen wurden aber beim Original zur selben Zeit nachgerüstet. Der Bausatz enthält allerdings genügend SBROC-Störkörperwerfer
  • Die OE-82-Satellitenantennen sind viel zu groß, praktisch mehr als doppelt so groß! Auch die Mk 32-Torpedorohre sind viel zu dick. Diese Teile scheinen aus den alten Skywave (Pit-Road)-Bausätzen zu stammen
  • Im Bausatz gibt es auf der Brücke neben dem Mk 68-Feuerleitgerät eine dritte Satellitenantenne (Teil 24), die es wohl bei den meisten Schiffen nie gab (meistens sind die Satellitenantennen in Paaren aufgestellt)
  • Das Mk 68-Feuerleitgerät mit dem SPG-53-Feuerleitradar sieht sehr gut aus - ist aber leider im Maßstab 1/350!
  • Beim SPS-48 kann man beim Original nicht durchsehen, das Fotoätzteil stellt die Antenne aber als Gitterstruktur dar
  • Die Rettungsinseln neben der Brücke waren beim Original erhöht angeordnet und hatten Abstützungen
  • Die SM-2ER-Raketen ähneln dem Original nicht wirklich. Insbesondere die Startstufe sollte dicker als die Rakete vorne sein
  • Achtern hatte die Klasse ein kleines Hubschrauberlandedeck, um das die typischen Sicherheitsnetze angeordnet waren - nicht normale Reling, wie im Bausatz dargestellt

Fazit

Qualitativ hervorragender Resin-Guss, gedacht für den versierten Modellbauer. Erfahrung im Bau von Resin-Modellen und in der Verarbeitung von Fotoätzteilen im Maßstab 1/700 zwingend erforderlich. Der Anfänger wäre hier sicherlich überfordert. Decals mit taktischen Nummern, Markierungen und Flaggen sucht man leider vergebens. Der ambitionierte Modellbauer allerdings wird diesbezüglich sicherlich im Zubehör fündig werden.

  alt sehr empfehlenswert

Jörg

Quellen