HMS Jupiter und I-60 Deckelbild

Modell: HMS Jupiter SP (Teile für HMS Jupiter und I-60 enthalten)
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Abziehbilder
Art.Nr.: 057650
Preis: ca. 19 € (bei HLJ)

Aoshima hat einen Bausatz mit dem britischen Zerstörer HMS Jupiter und dem japanischen U-Boot I-60 herausgebracht. Die Kombination erinnert an ein Gefecht vom 17. Januar 1942, in dem Jupiter I-60 versenkte – in einem überwiegend über Wasser mit Artillerie ausgefochtenen Duell.

Das Original HMS Jupiter

Der britische Zerstörer HMS Jupiter war eines von 24 zwischen 1937 und 1942 gebauten Schiffen der J/K/N-Klasse. Diese Klasse war in vollkommener Abkehr von den bisherigen Prinzipien britischer Zerstörerkonstruktionen entworfen worden. Der Rumpf beruhte auf Längsspanten, nicht mehr auf Querspanten wie bei der A- bis I-Klasse. Die Zahl der Kessel wurde auf zwei verringert, wodurch die Zahl der Schornsteine auf einen reduziert werden konnte. Die Bewaffnung beruhte nicht mehr auf vier 12-cm-Einzellafetten, sondern bestand aus drei 12-cm-Zwillingen. Hier wurde das gleiche Modell wie bei den Großzerstörern der Tribal-Klasse verwendet. Die starke Torpedobewaffnung der vorgehenden I-Klasse wurde beibehalten. Die ersten 16 Schiffe, die J- und K-Klasse, wurden noch vor dem Krieg bestellt. Wegen der hohen Kosten der folgenden L/M-Klasse wurden nach Ausbruch des Kriegs noch einmal acht Schiffe nach dem Entwurf der einfacheren J- und K-Klasse bestellt, die N-Klasse. Die N-Klasse diente während des Zweiten Weltkriegs bei der australischen, niederländischen und polnischen Marine. Jeweils acht Schiffe der J/K/N-Klasse wurden als Flottille gebaut und je eines davon wurde als Flottillenführer ausgerüstet: Jervis, Kelly und Napier. Im Gegensatz zu früheren Flottillenführern waren diese weder größer noch stärker bewaffnet als die normalen Zerstörer, sondern hatten lediglich vergrößerte Aufbauten.

Die J/K/N-Klasse hatte anfangs diverse Probleme, insbesondere mit dem Antrieb. Auch die neue Bugform bewährte sich nicht und die Schiffe nahmen mehr Wasser über. Während des Kriegs erlitt die Klasse schwere Verluste, 13 Schiffe wurden versenkt, überwiegend 1941/42. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten der Schiffe außer Dienst gestellt. Nur die beiden niederländischen Zerstörer dienten bis in die 1950er. Einer von ihnen wurde 1951 an die indonesische Marine übergeben, wo er bis 1961 diente.

Jupiter war 108,7 m lang, 10,9 m breit und verdrängte 2370 t. Der Antrieb erfolgte mit zwei Kesseln und zwei Dampfturbinen, die zusammen 44.000 PS leisteten, womit 36 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 183 Mann.

Bewaffnung
6 x 12 cm L/45 QF Mk XII (drei Zwillingslafetten)
1 x 10,2 cm Mk V QF
4 x 4 cm Mk VII PomPom (eine Vierlingslafette)
2 x 2 cm Oerlikon (Einzellafetten)
8 x 1,27 cm Mk III (zwei Vierlingslafetten)
5 x 53,3 cm Torpedorohre (ein Fünflingstorpedorohr)
Wasserbomben

Jupiter wurde 1937-39 von Yarrow in Scotstoun gebaut. Der Zerstörer diente zunächst bei der Home Fleet, seine Einsatzfähigkeit litt anfangs stark unter Problemen mit den Maschinen. Im September 1939 kollidierte Jupiter zudem mit dem Schwesterschiff Jervis. Im Oktober 1940 verlegte sie in den Ärmelkanal, wo sie mehrfach erfolglos versuchte, deutsche Zerstörer bzw. Torpedoboote abzufangen. Ab Januar 1941 gehörte sie zur Force H und wurde im Mittelmeer eingesetzt. Im Juni diente sie im Nordmeer und war an dem Aufbringen des Wetterschiffs Lauenburg beteiligt. Im August 1941 verlegte Jupiter in den Indischen Ozean. Nach dem japanischen Angriff wurde sie zu Verteidigung der alliierten Kolonien verwendet. Dabei traf der Zerstörer am 17. Januar auf I-60. Er ortete das U-Boot unter Wasser und zwang es mit Wasserbomben zum Auftauchen. I-60 eröffnete darauf mit dem Bordgeschütz das Feuer und traf die vordere 12-cm-Lafette der Jupiter, wodurch drei Mann starben und neun verwundet wurden. Jupiter versuchte mit der leichten Flak die Geschützbedienung des U-Boots auszuschalten, was schließlich durch mehrere Treffer mit den verbliebenen 12-cm-Lafetten gelang. Sie versenkte I-60 schließlich mit einer Salve Wasserbomben, die aus nächster Nähe abgeworfen wurden. Einen Monat später wurde der Zerstörer selbst versenkt. Jupiter war Teil des ABDA-Kommandos in der Schlacht in der Javasee, als sie am 27. Februar 1942 auf eine Mine lief. Diese war am gleichen Tag von dem niederländischen Minenleger Hr. Ms. Gouden Leeuw gelegt worden. 84 Mann der Besatzung der Jupiter starben, 97 wurden von den Japanern gefangengenommen, 83 konnten sich an Land retten oder wurden von dem US-amerikanischen U-Boot S-38 geborgen.

Das Original I-60

Das japanische U-Boot I-60 war eines von fünf 1926-30 gebauten Flotten-U-Booten des Typs Kadai IIIb (KD3B). Diese U-Boote sollten zur Aufklärung für die Schlachtflotte dienen und waren entsprechend für hohe Geschwindigkeit über Wasser und große Reichweite optimiert. Zudem sollten sie die US-amerikanische Schlachtflotte während deren Vormarschs über den Pazifik dezimieren. Der Typ KD3B war eine verbesserte Version des Typs KD3A und unterschied sich vom Vorgänger durch eine veränderte Bugform sowie Modifikationen an Turm und Heck. Eines der Boote, I-63, sank vor dem Krieg nach einer Kollision. I-60 wurde wie oben beschrieben 1942 versenkt. Die verbliebenen drei U-Boote dienten nach der Schlacht von Midway meist nur als Schulboote. Sie wurden 1942 umbenannt und erhielten eine Hunderternummer (I-156, I-157 und I-159 statt I-56, I-57 und I-59). 1946 wurden alle drei von der US Navy versenkt.

I-60 war 101,0 m lang, 7,9 m breit und verdrängte 1800 t (aufgetaucht) bzw. 2300 t (getaucht). Der Antrieb bestand aus zwei Dieselmotoren mit insgesamt 6800 PS, womit über Wasser 20 kn erreicht wurden. Unter Wasser wurden mit Hilfe von Batterien zwei Elektromotoren angetrieben, die 1800 PS leisteten, womit 8 kn erreicht wurden. Die Besatzung umfasste 60 Mann. Die Bewaffnung bestand aus einem 12-cm-Geschütz, einem 0,8-cm-Maschinengewehr und acht 53,3-cm-Torpedorohren.

I-60 wurde 1927-29 von der Marinewerft Sasebo gebaut. Am 2. Februar 1939 kollidierte sie mit dem Schwesterschiff I-63, das sank, wobei 81 Mann starben und nur sieben gerettet wurden. Zum Zeitpunkt des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor war sie in der Werft und konnte erst Ende Dezember zur Unterstützung der japanischen Invasion von Niederländisch-Ostindien auslaufen. Am 11. Januar deckte sie die japanische Landung auf Celebes. Am 17. Januar wurde I-60 in der Javasee von HMS Jupiter entdeckt und versenkt. 84 Mann der Besatzung starben, nur drei konnten gerettet werden.

Der Bausatz HMS Jupiter

Aoshima hat zu den Zerstörer der J/K/N-Klasse eine Reihe von Bausätzen herausgebracht. Bisher sind Jervis und Jupiter erschienen. Jervis hat als Flottillenführer das größere Deckshaus und ist bisher in der normalen Version und als "Super Detail"-Variante mit einer Fotoätzteilplatine erhältlich. Jupiter ist in der hier besprochenen Version erschienen, in der auch der Bausatz der I-60 enthalten ist. Im Dezember 2020 soll Jupiter auch einzeln herauskommen. Neben Aoshima hat auch FlyHawk Bausätze der Klasse herausgebracht: einen Zerstörer der J-Klasse im "Battle of the Atlantic: Anti-Submarine Warfare Set I" und den Flottillenführer Kelly der K-Klasse (siehe Bausatzbesprechung). Ein Bausatz der Jupiter ist angekündigt. Außerdem gibt es im Maßstab 1/700 ältere Bausätze von White Ensign Models (siehe Bausatzbesprechung) sowie Matchbox, letztere Formen sind auch von Revell wieder aufgelegt worden.

Die Jupiter wird von Aoshima in ihrem letzten Zustand 1942 als Wasserlinienmodell dargestellt. Auf dem ersten Spritzling finden sich die Teile für den Rumpf sowie einige Teile für die Aufbauten und Beiboote. Die Beiboote wirken etwas flach.

Jupiter Spritzling A Jupiter Spritzling A Jupiter Spritzling A

Der Spritzling B enthält die Torpedorohre, die Masten und weitere Teile für die Aufbauten. Leider ist nur ein Fünflingtorpedorohr enthalten, so dass man sich für die Darstellung anderer Schiffe der Klasse, die mit zwei Fünflingen ausgerüstet wurden, ein zweites aus anderen Quellen besorgen muss. Die Brücke ist meiner Meinung nach gut dargestellt, der Gasdruckabweiser etwas grob. Die Masten würde ich durch Metallteile ersetzen.

Jupiter Spritzling B Jupiter Spritzling B Jupiter Spritzling B

Spritzling C umfasst diverse Kleinteile wie Feuerleitgeräte, den Pom-Pom-Vierling und ein weiteres Beiboot. Den Pom-Pom würde ich durch einen aus dem Zubehörhandel ersetzen, insbesondere wegen der dicken Rohre.

Jupiter Spritzling C

Die 12-cm-Geschütze, Davits, Flöße und 2-cm-Oerlikon finden sich auf dem zwei Mal enthaltenen Spritzling D. Diese Teile sind recht gut gemacht, die 12-cm kann man durch Messingrohre und eventuell eine detailliertere Lafette verbessern. Bei der 2-cm-Flak fehlen die Schutzschilde und die Teile sind auch insgesamt zu dick.

Jupiter Spritzling D Jupiter Spritzling D Jupiter Spritzling D

Auf dem letzten Spritzling F gibt es weitere Teile für die Aufbauten, weitere Beiboote, die 10,2-cm-Flak und vier 1,27-cm-Vierlings-Maschinengewehre. Die Maschinengewehre, eventuell auch die 10,2-cm-Flak, könnte man durch Teile aus dem Zubehörhandel ersetzen.

Jupiter Spritzling F Jupiter Spritzling F

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen Kennnummern, Flaggen und Schornsteinbänder.

Jupiter Abziehbilder

Jupiter hatte die Kennungen F85 und G85.

Die Anleitung

Die sehr übersichtlich wirkende Bauanleitung erklärt den Zusammenbau in neun Schritten mit Hilfe von perspektivischen Zeichnungen. Zudem ist eine Übersicht aller Teile sowie eine Bemalanleitung enthalten. Die Farbangaben beziehen sich auf Farben von GSI Creos Corporation (Mr. Hobby und Aqueous Hobby Color).

Jupiter Anleitung Jupiter Anleitung Jupiter Anleitung

Jupiter hatte 1940 ein noch eindrucksvolleres dreifarbiges Tarnschema (siehe Wikipedia). Um sie in diesem Anstrich zeigen zu können, müsste man u.a. die Flak etwas modifizieren, d.h. die Positionen für die 2-cm-Oerlikon neben den Scheinwerferplattformen entfernen. Die Darstellung eines der anderen Schiffe der J/K/N-Klasse in einem Zustand zu Kriegsbeginn (mit 10,2-cm-Flak und nur einem Torpedofünfling) dürfte unproblematisch sein - mit Ausnahme der Flottillenführer Jervis, Kelly und Napier, die größere Aufbauten hatten. Bei späteren Zuständen muss man das zweite Torpedorohr ergänzen und die Flak verstärken. Außerdem erhielten wenn nicht alle so zumindest viele der überlebenden Schiffe einen Gittermast.

Der Bausatz I-60

Der Bausatz der I-60 ist meines Wissens der erste Spritzgussbausatz des KD3B-Typs. Aoshima bringt im November 2020 den Bausatz auch einzeln als I-156 heraus - mit Teilen für zwei U-Boote.

I-60 kann im Zustand bei der Versenkung sowohl als Vollrumpf- als auch als Wasserlinienmodell gebaut werden. Auf dem ersten Spritzling finden sich das Deck, die Wasserlinienplatte und mehrere Details - von denen einige für diese Version nicht gebraucht werden. Einige der Kleinteile sind relativ massiv, so der Wellenbrecher, die Schrauben, der Schraubenschutz, die Peilantenne und die Periskope.

I-60 Spritzling A I-60 Spritzling A I-60 Spritzling A

Der zweite Spritzling enthält u.a. die Rumpfteile, den Turm, die Wellen, Beiboote und Kräne. Auch hier sind die kleineren Teile relativ massiv, z.B. die Kräne.

I-60 Spritzling B I-60 Spritzling B I-60 Spritzling B

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen Kennungen für alle fünf U-Boote der Klasse sowie Flaggen.

I-60 Abziehbilder

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Übersicht der enthaltenen Teile, der eigentlichen Bauanleitung, die den Zusammenbau in sechs Schritten erklärt, sowie der Bemalanleitung. Diese bezieht sich auf Farben von GSI Creos Corporation (Mr. Hobby und Aqueous Hobby Color).

I-60 Anleitung I-60 Anleitung I-60 Anleitung

Die Darstellung eines früheren Zustands würde leichte Veränderungen bei den Masten erfordern, wobei die erforderlichen Teile sogar schon enthalten zu sein scheinen. Die überlebenden U-Boote sollen ab 1944 mit Schnorchel und Kaiten-Kamikaze-Kleinst-U-Booten ausgerüstet worden sein. Hierfür wären, neben der notwendigen Recherchen, auch etwas größere Änderungen erforderlich.

Quellen

Fazit

Dieser Bausatz ist meines Wissens nach der erste Spritzgussbausatz eines japanischen U-Boots des Typs KD3B. Es ist allerdings nicht der erste Bausatz eines Zerstörers der J/K/N-Klasse. Die Konkurrenz von Flyhawk ist deutlich besser detailliert, allerdings auch teurer. Sowohl bei I-60 als auch bei Jupiter kann das Modell durch den Austausch vieler Kleinteile durch solche aus dem Zubehörhandel verbessert werden - was man allerdings bei den meisten Spritzgussbausätzen schreiben kann. Die Bausätze sind

alt guter Durchschnitt

Lars