Modell: U.S. Navy Guided Missile Frigate USS Oliver Hazard Perry FFG-7
Hersteller: Academy
Maßstab: 1:350
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 14102
Preis: 24,90 € (moduni)
Das Original
Anfang der 1970-er Jahre stellte sich der US Navy die Frage, wie sie die große Zahl noch aus dem 2. Weltkrieg stammenden Geleitschiffen ersetzen solle. Zwar waren diese, meist Zerstörer durch das FRAM-Programm der 1950-er und 1960-er Jahre modernisiert worden, es war jedoch klar, dass sie schon bald das Ende ihrer Rentabilität erreichen würden. In der Zwischenzeit hatte man mit den 46 Fregatten der Knox-Klasse zwischen 1969-1974 leistungsfähige ASW-Schiffe geschaffen. Die Forderungen, die nun an diese neue Fregattenklasse gerichtet wurden ähnelten sehr stark den Geleitschiffen des Zweiten Weltkriegs. Nur war es diesmal die sowjetische Marine, die den überseeischen Nachschub von den USA nach Europa bedrohte. So sollten sie zum einen zum Geleitdienst von Konvois fähig sein, aber auch amphibische Operationen unterstützen helfen und U-Jagd und Luftabwehraufgaben übernehmen können.
Während die Knox-Klasse ganz klar vorrangig zur U-Jagd verwendet werden sollte, legte man bei den Schiffen der Oliver Hazard Perry-Klasse ganz klar den Schwerpunkt auf die Luftabwehr. Auch ein gelegentliches Zusammenwirken mit Flugzeugträgerkampfgruppen war von vornherein in Betracht gezogen worden. Die ersten Entwurfsstudien begannen etwa 1970 und nachdem man etwa 300 verschiedene Entwürfe erarbeitet hatte, ging man ein Jahr später an den eigentlichen Vorentwurf. Während erste Planungen noch von 74 geplanten Einheiten dieser Klasse ausgingen pendelte sich die Zahl bereits Ende der 1970-er Jahre auf 59 ein. Der Bau wurde an mehrere Werften vergeben, die die günstigsten Angebote abgegeben hatten. Trotzdem gerieten die Kosten dieser Klasse im Laufe der Entwicklung außer Kontrolle. Da die ersten Schiffe noch den LAMPS I Hubschrauber an Bord nehmen sollten, später man in Form des SH-60B aber den LAMPS III Hubschrauber in Dienst stellte, reichte das achtern befindliche Flugdeck nicht mehr aus, weswegen bei einer Reihe von Schiffen das Flugdeck verlängert wurde. Daher gibt es bis heute grundsätzlich zwei Versionen der Fregattenklasse, „short-hull“ und „long-hull“ (s.u.). Kritisiert wurde an der Oliver Hazard Perry-Klasse vor allem die Tatsache, dass sie nur über eine einzige Welle und Schraube verfügen, die sie im Ernstfall sehr verwundbar macht. Daneben sind jedoch zwei ausfahrbare Hilfsantriebe vorhanden, die den Schiffen eine Geschwindigkeit von ca. 5 Kn verleit und so eine „Emergency bring home“ Fähigkeit zur Verfügung stellen.
Wie gut diese Schiffe aber wirklich konstruiert sind, zeigte sich in den 1980-er Jahren während es Iran-Irakkriegs. So wurde die USS Stark im Mai 1987 durch zwei irrtümlich von irakischen Jets abgefeuerte Exocet Flugkörper getroffen und schwer beschädigt, konnte jedoch repariert und wieder in die Flotte eingereiht werden und ein Jahr später wurde die USS Samuel B. Roberts durch eine Treibmine im persischen Golf beschädigt. Die Reparatur dauerte ein Jahr. Nach Ende des Kalten Krieges wurden in der Zwischenzeit eine Reihe von Fregatten an befreundete Marinen abgegeben, da die US Navy nach dem Wegfall der Bedrohung durch die UdSSR nicht mehr eine so große Zahl von Geleitschiffen braucht. Aber nicht nur für die US Navy wurden Fregatten dieses Typs neu gebaut, sondern auch für Australien, Spanien sowie Taiwan. Die taiwanesischen Schiffe stellen insofern eine Besonderheit dar, da sie mit einer anderen SSM Komponente, dem in Taiwan selbst entwickelten Hsiung Feng 2 Flugkörper ausgerüstet sind, die sich in zwei 4-fach Startern auf den Aufbauten befinden.
Der Bausatz
Das Modell kann als Fullhull oder Waterline gebaut werden. Für die Wasserlinienoption muß der zeiteilige Rumpf an einer im Inneren gelegenen Nut getrennt werden. Zusätzlich liegt hierfür eine Wasserlinienplatte bei.
Interessant ist, dass der Bausatz die Unterschiede der Short-Hull- und Long-Hull-Version mit zusätzlichen Teilen berücksichtigt. Allerdings bieten die Anleitung und die Decals nur die Möglichkeit des Baus des Typschiffes „USS Oliver Hazard Perry FFG-7“. Somit bleibt zu erwarten, dass auch andere Einheiten dieser Klasse zu einem späteren Zeitpunkt als Bausätze erscheinen.
Die Qualität und Detaillierung der Bauteile ist bis auf einige wenige Ausnahmen durchweg sehr gut. Einziger Kritikpunkt beim Betrachten der Teile sind die auf dem Aufbautendeck mit angeformten Kisten und Flaggenkästen. Die ebenfalls angeformten Schotten und Luken sind so fein ausgeführt, dass diese keinen Ersatz durch Ätzteile benötigen. Insgesamt ist der Aufbau des Modells durchdacht und logisch aufgebaut. Zwar sind manche Baugruppen auf den ersten Blick in zu viele Elemente unterteilt bei genauerer Betrachtung stellt sich dann aber heraus, dass dies notwendig ist, um die hohe Authentizität des Modells zu gewährleisten.
Beim Mk 13 Starter fehlt auf der Grundplatte zwischen den Beinen des Schwenkarms die Luke, durch welche die senkrecht gelagerten Raketen aus dem Silo der Startschiene zugeführt werden. Das Kanonenrohr der 76 mm OTO Melara ist beweglich gelagert und die runde Zugangsluke am hinteren Ende des Geschützturmes wird als eigenes Bauteil eingeklebt. Das Phalanx-Nächstbereichabwehrsystem ist in der Dimensionierung der Gabelhalterung zu gedrungen. Sehr positiv bewerte ich die SRBOC Störkörperstarter. Die jeweils sechs Startrohre müssen alle einzeln auf die Grundplatte geklebt werden. Bei anderen Herstellern sind diese wesentlich einfacher wiedergegeben.
Sehr gut ist auch der Schornstein aufgebaut. Der Grundkörper ist als ein Stück dargestellt. Daran werden seitlich die Lüftungsschlitze und sogar das Backbord achtern befindliche Schott einzeln in einer Vertiefung angebracht.
Für die fliegende Komponente liegen dem Bausatz zwei Hubschrauber vom Typ Sikorski SH-60B „Seahawk“ bei. Einer der beiden wird mit gefalteten Rotoren und Heckausleger dargestellt. Der andere ist „Ready-to-fly“. Für beide Helos ist eine Bewaffnung mit Torpedos vorgesehen. Die unter dem Bug befindlichen Sensoren und die MAD-Antenne sind als separate Bauteile vorhanden. Einziger Wermutstropfen sind die zu massig ausgeführten Rotorblätter.
Für das gesamt Schiff befinden sich auf den Spritzlingen Relings. Diese sind maßstäblich zu dick. Der Anfänger hat aber dadurch die Möglichkeit das Schiff „komplett“ zu bauen. Fortgeschrittene werden diese sicherlich durch Ätzteile ersetzen, um ein stimmigeres Erscheinungsbild zu erreichen. Genauso verhält es sich bei den Sicherheitsnetzen um das Helodeck. Hierbei werden nur die Rahmen (ebenfalls maßstäblich zu dick) ohne Netze dargestellt.
Um das Full-Hull-Modell präsentieren zu können befindet sich noch ein zweifüßiger Displayständer mit Namenszug im Bausatz.
Decals
Der beigelegte Decalbogen umfasst die Markierungen für die Sicherheitskreise und an den Hangartoren, das Helodeck, die rechteckige Markierung auf dem Vorschiff für VERTREP, eine US Flagge und taktische Nummern sowie den Namenszug für USS Oliver Hazard Perry.
Die Anleitung
Die Bauanleitung ist in elf Abschnitte unterteilt. Die einzelnen Baustufen werden häufig durch weitere, klar abgegrenzte Teilabschnitte ergänzt. Insgesamt wirkt die Anleitung trotzdem etwas überladen, da in einigen Arbeitsgängen sehr viele Teile gleichzeitig verbaut werden sollen. Teilweise ist auch die Positionierung einiger Bauteile/-gruppen nicht sofort erkenntlich.
Auf einem zusätzlichen schwarz-weiß gedruckten Blatt finden sich die Bemalungshinweise und eine Übersicht über den Bausatzinhalt. Die Farbangaben beziehen sich auf die Sortimente von Gunze Sangyo Aqueous Hobby Color und Mr. Color, Life Color, Humbrol und Model Master Enamel und Acryl.
Fazit
Ein Spitzenbausatz abseits vom "Mainstream"! Hier und da finden sich ein paar verbesserungswürdige Ecken. Allein nur aus der Schachtel gebaut ergibt der Inhalt ein sehr schönes und ansehliche Modell eines Geleitschiffes. Neben den Flugzeugträgern, Lenkwaffenkreuzern und -zerstörern schließt dieser Bausatz eine Lücke für alle, die Interesse an modernen Überwassereinheiten der US Navy haben. Bislang war das Modell einer Fregatte der Perry-Klasse nur als Resinbausatz erhältlich. Academy hat hier große Arbeit geleistet und einen sehr guten Bausatz zu einem sehr günstigen Preis geschaffen, welcher den Vergleich mit denen anderer Hersteller nicht zu scheuen braucht. Daher ist er
uneingeschränkt empfehlenswert
Sven
Quelle: Simon Beerbaum