Modell: Polar Research Vessel Chinare Xuelong
Hersteller: VM Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin (Guss und 3D-Druck), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: CHK-7001
Preis: 96,6 € (bei HobbyEasy)
Das Original
Das chinesisches Polarforschungsschiff Xuelong (雪龙) fährt für das Polarforschungsinstitut PRIC, sowohl als Forschungsplattform als auch zur Versorgung der chinesischen Forschungsstationen in der Antarktis. Xuelong wurde 1990-93 als eisbrechendes Versorgungsschiff des Projekts 10621 (Iwan Papanin-Klasse) gebaut. Diese Klasse war eine Weiterentwicklung des Projekts 10620 (Witus Bering-Klasse) und sollte wie diese die Amguema-Klasse ersetzen. Das Projekt 10621 unterschied sich vom Projekt 10620 durch einen Dieselantrieb statt eines dieselelektrischen Antriebs, leicht andere Abmessungen und Anordnungen der Laderäume. Xuelong wurde unfertig von China angekauft und modifiziert in der Ukraine fertig gestellt.
Xuelong verfügt hinter dem Brückenaufbau über mehrere Ladeluken und vier große Kräne. Achtern ist ein Hubschrauberhangar und -deck vorhanden. 2007 wurde sie stark modifiziert, wobei der Brückenaufbau von der Form stark verändert wurde. 2013 erhielt sie einen neuen Dieselmotor.
Außer Xuelong wurden von den Schiffen des Projekts 10621 noch zwei weitere Schiffe fertig gestellt:
- Iwan Papanin (Иван Папанин), die ab 1990 von Murmansk aus für die Murmansker Seereederei fuhr und auch Expeditionen in der Arktis und Antarktis unterstützte. Sie wurde 2018 abgewrackt.
- Alexander Sledzuk (Александр Следзюк), die als Yuvent 1991 für eine russische Reederei fertig gestellt wurde, aber 1993 an die südafrikanische Marine verkauft wurde, für die sie als Versorger SAS Uteniqua in Dienst war, auch zur Versorgung der südafrikanischen Stationen in der Antarktis. 2004 wurde sie außer Dienst gestellt, erst in Paardeberg umbenannt, 2007 in Ice Maiden I. Der Umbau in ein Hotelschiff scheiterte und sie wurde 2013 abgewrackt.
Ein viertes Schiff wurde nie in Dienst gestellt.
Xuelong ist 167,0 m lang, 22,6 m breit und verdrängt voll beladen 21.250 t. Der Antrieb besteht aus einem Dieselmotor mit 17.700 PS, womit 17,9 kn erreicht werden (1,5 kn in 1,1 dicken Eis). Die Kernbesatzung besteht aus 34 Seeleuten, 128 Wissenschaftler und Techniker können untergebracht werden. Als Bordhubschrauber dient ein Kamow Ka-32 oder ein Harbin Z-9.
Xuelong wurde 1990-93 in Cherson gebaut. Sie wurde bisher für mindestens 25 Expeditionen in die Antarktis sowie neun in die Arktis verwendet. 2013 war sie an dem Versuch beteiligt, dass russische Kreuzfahrtschiff (ehemaliges Forschungsschiff) Akademik Shokalskiy aus dem Eis der Commonwealth-Bucht zu befreien, was ihr aber nicht gelang, da sie selbst zeitweise im Eis feststeckte. Sie war aber an der Evakuierung der Passagiere per Hubschrauber beteiligt.
Der Bausatz
Das chinesische Polarforschungsschiff Xuelong wurde von dem chinesischen Hersteller VM Models herausgebracht. Das Modell stellt den Zustand nach 2007 bzw. etwa 2016 dar. Über den Hersteller konnte ich nicht viel herausbringen. Er bietet wohl eine Reihe von Spritzgussbausätzen in verschiedenen Maßstäben an, die etwas an die alten Boxscale erinnern, da kein einheitliches Muster erkennbar ist. Der Bausatz der Xuelong unterscheidet sich von den anderen einerseits darin, dass er in einem Standardmaßstab ausgeführt ist, und andererseits, weil es ein Resin-Bausatz mit 3D-gedruckten Kleinteilen und Fotoätzteilen ist. Ich habe den Bausatz über HobbyEasy kaufen können.
Die Verpackung ist sehr edel gemacht. Beim Öffnen sieht man eine aufwendig gestaltete Anleitung, darunter dann zahlreiche schön präsentierte Fotoätzteilplatinen und darunter sorgfältig verpackte Resin- und 3D-Druckteile:
Der Rumpf ist detailliert und sauber gegossen. Lediglich am Heck muss man Angüsse entfernen, die aber auf der Unterseite angeordnet sind, so dass sie hoffentlich problemlos entfernbar sind. Das Urmodell des Bausatzes wurde in zwei Teilen gedruckt und mittschiffs zusammen geschraubt - wie man noch gut am gegossenen Teil sehen kann.
Auch der Brückenaufbau ist sauber gegossen und gut detailliert. Auch hier müssen Angüsse entfernt werden, die auf der Unterseite angegossen sind. Die Seiten des Brückenaufbaus soll man mit enthaltenen Fotoätzteilen darstellen - deshalb die auf den ersten Blick irritierenden seitlichen Öffnungen.
Ähnlich detailliert ist der achtere Aufbau mit dem Schornstein und Hubschrauberhangar gemacht:
Die Kleinteile sind 3D-gedruckte Resinteile und von sehr guter Qualität. Hier finden sich u.a. Teile für die schweren Kräne (aber leider nicht deren Ausleger), die leichteren Kräne für das Vorschiff, einen Harbin Z-9-Hubschrauber, Rettungsboote, Rettungsinseln, A-Rahmen, Anker, Winden...
Zusätzlich findet man noch den gegossen Aufbau für die Kräne mittschiffs und 3D-gedruckte Poller:
Ein großer Radom, den das Schiff 2016 auf dem Hangar hatte, kann man als 3D-gedrucktes Resinteil extra für 10,16 € erwerben:
Die Fotoätzteile
Es liegen insgesamt neun Platinen mit Fotoätzteilen bei, die sorgfältig an zwei Kartonbögen befestigt sind. Auf diesen befinden sich u.a. Davits, bereits abgelängte Reling, die Ausleger für die schweren Kräne (die so nicht so einfach zu bauen sein dürften), Container (aber nicht die auf dem Original auch oft zu sehenden Tanks im Containerformat), Niedergänge, Fallreep, Mast, Seitenwände des Brückenaufbaus, Decks des Brückenaufbaus, Seile der Kräne sowie Details des Hubschraubers.
Die Abziehbilder
Die Abziehbilder umfassen u.a. Hubschrauberdeckmarkierungen, Nummern auf den Kranluken, die Beschriftung "CHINARE" (Abkürzung für "Chinese National Arctic Research Expedition" bzw. "Chinese National Antarctic Research Expedition"), Flaggen, Symbol des chinesischen Polarforschungsinstituts, Namensschilder...
Die Anleitung
Die Anleitung umfasst eine farbige Übersicht über die enthaltenen Teile, diverse farbige Explosionszeichnungen, um den Zusammenbau zu erklären, sowie Seitenansichten und Aufsichten als Anleitung für die Bemalung und die Abziehbilder. Den letzteren Teil der Anleitung finde ich etwas klein abgedruckt. Die Beschriftung der Anleitung ist überwiegend auf Chinesisch, wirkt aber so, als müsste man nicht unbedingt das Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone bemühen, um das Modell erfolgreich zusammen bauen zu können.
Es sind Container enthalten, aber diese werden in der Anleitung nicht erwähnt. Hier muss man sich an Fotos des Originals orientieren. Wie oben schon erwähnt, werden auch oft Tanks in Containergröße auf den Ladeluken mitgeführt, die aber nicht im Bausatz enthalten sind. Die Xuelong führte auch oft einen Kamow Ka-32-Hubschrauber statt des enthaltenen Harbin Z-9 mit. Diesen könnte man mit einer Kamow Ka-27, z.B. von Orange Hobby, darstellen.
Um die Bemalung zu erleichtern, sind auch Schablonen für die Decks enthalten.
Da der Bausatz das Schiff nach dem Umbau von 2007 darstellt, unterschiedet sich insbesondere der Brückenaufbau der Xuelong deutlich von den Schwesterschiffen Iwan Papanin und SAS Uteniqua, die sich farblich deutlich von der Xuelong unterschieden und deshalb eigentlich interessante Varianten darstellen würden.
Quellen
Fazit
Der Bausatz des chinesischen Polarforschungsschiffs Xuelong ist ein toller Bausatz dieses mir bis dahin unbekannten Herstellers. Durch die Kombination von gegossenen und 3D-gedruckten Resinteilen, Fotoätzteilen und Abziehbildern sollte ein sehr detailliertes Modell möglich sein. Bemerkenswert ist auch die hochwertige Ausführung, sowohl der Verpackung als auch der Anleitung. Der Preis mag hoch erscheinen, aber man sollte beachten, dass Xuelong nicht gerade ein kleines Schiff ist und der Bausatz eben sehr detailliert ist. Es bleibt zu hoffen, dass von dem Hersteller weitere Bausätze im Maßstab 1/700 erscheinen werden, z.B. von der Xuelong 2? Insgesamt ist der Bausatz
sehr empfehlenswert
Lars