Almirante Cochrane Titelbild

Modell: Almirante Cochrane (1874)
Hersteller: Brown Water Navy Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck (Gray Fine Detail Plastic-Qualität)
Art.Nr.: DFED9UZL4
Preis: 21,9 €

Das Original

Die chilenische Panzerfregatte Almirante Cochrane war das erste von zwei 1872-75 gebauten Schiffen der Klasse. Wie viele größere Schiffe südamerikanischen Marinen dieser Epoche, wurde diese Schiffe wegen eines drohenden Konflikts bestellt, in diesem Fall mit Argentinien. Es gab auch Überlegungen die Schiffe nach der friedlichen Lösung des Konflikts zu verkaufen. Dieser Verkauf kam aber nicht zustande und beide Schiffe bildeten den Kern der chilenischen Marine und spielten eine entscheidende Rolle im Pazifikkrieg (Salpeterkrieg) die Seeherrschaft gegen die peruanische Marine zu erringen, u.a. erbeutete Almirante Cochrane das peruanische Panzerschiff Huáscar. Almirante Cochrane und ihr Schwesterschiff Blanco Encalada waren als Zentralbatterieschiffe ausgelegt, d.h. ihre Hauptbewaffnung war in einer mittschiffs angeordneten gepanzerten Box angebracht. Sie verfügten außerdem über einen vollständigen Gürtelpanzer.

Beide Schiffe der Klasse wurden in den 1880ern modernisiert. Blanco Encalada wurde 1891 während des chilenischen Bürgerkriegs durch das chilenische Torpedokanonenboot Almirante Lynch versenkt - und wurde damit zu dem ersten Opfer eines selbst fahrenden Torpedos. Almirante Cochrane wurde ab 1892 auch als Artillerieschulschiff genutzt und 1900 zum einem solchen umgebaut.

Almirante Cochrane war 64,0 m lang (Länge zwischen den Loten), 13,9 m breit und verdrängte voll beladen 3617 t. Der Antrieb erfolgt durch sechs Kessel und zwei Dampfmaschinen mit 2920 PS, womit 12,8 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 300 Mann.

Bewaffnung 1874
6 x 22,9 cm L/15 Armstrong 12 t (Einzellafetten)
1 x 12 cm L/22 Armstrong 12-Pfünder
1 x 6,6 cm L/29 Armstrong 9-Pfünder
1 x 6,3 cm L/19 7-Pfünder
1 x 2,5 cm L/42 Nordenfeldt

Almirante Cochrane wurde 1872-74 von Earle's Shipbuilding Co. in Hull gebaut. Sie wurde im noch nicht ganz fertigen Zustand - ohne die Kupferbeplankung des Unterwasserrumpfs - nach Chile verlegt, da ein Krieg mit Argentinien und Bolivien befürchtet wurde. Nach der Ankunft des Schwesterschiffs Blanco Encalada in Chile wurde sie 1877 nach Großbritannien wieder in die Werft geschickt, um die Kupferplatten zu ergänzen. Im Pazifikkrieg war sie 1879-81 sehr aktiv, u.a. wurde sie zur Blockade von Iquique eingesetzt, beschoss die Hafenstädte Mollendo, Mejillones, Callao, Arica, Chancay, Chorrillos und Ancón. Am 8. Oktober 1879 konnte sie in der Schlacht von Angamos das peruanische Panzerschiff Huáscar erbeuten, womit die peruanische Marine ihr stärkstes Schiff verlor. Außerdem unterstützte sie die Landung bei Pisagua und die chilenische Armee in der Schlacht von Miraflores. Nach dem Krieg war sie noch länger in Peru stationiert.

1887-90 wurde Almirante Cochrane von Earle in Hull modernisiert und erhielt neue Kessel und Maschinen sowie eine neue Bewaffnung aus 20,3-cm-Geschützen, neuen leichten Geschützen und Torpedorohren. Während des chilenischen Bürgerkriegs 1891 kämpfte sie auf der Seite des Kongress gegen den Präsidenten. U.a. bombardierte sie mit dem Kreuzer Esmeralda die Forts von Valparaíso. Ab 1892 wurde sie verstärkt als Schulschiff genutzt, nur 1898 - wegen eines drohenden Konflikts mit Argentinien - wurde sie wieder zur aktiven Flotte eingeteilt. 1900 wurde sie zum Artillerieschulschiff umgebaut. 1913 wurde sie Hulk in Talcahuano und dort als Depot und Flaggschiff verwendet. 1933 wurde sie außer Dienst gestellt. Ihr Kommandoturm ist im Marinemuseum Valparaíso und einige ihrer 20,3-cm-Geschütze vor der Marineakademie in Valparaíso erhalten.

Der Bausatz

Brown Water Navy Miniatures auf Shapeways stellt die Almirante Cochrane im Zustand von 1874 dar. Das gedruckte Modell besteht nur aus einem Teil. Auf den Fotos ist es nach der Grundierung zu sehen.

Das Modell wirkt von den Abmessungen und Formen originalgetreu. Ich habe allerdings keine guten Pläne als Vergleich vorliegen. Am Rumpf sind die vordere und achtere Brücke, Schornstein, Lüfter und vier Beiboote angedruckt.


Diese Teile sind relativ gut gemacht. Die Anker wirken etwas klein und die Davits sind (wegen der Vorgaben von Shapeways) viel zu dick.

Einige Teile muss man selbst ergänzen, primär die Masten. Hier muss man sich überlegen, welchen Bauzustand man darstellen will. Ursprünglich war Almirante Cochrane mit einer Barktakelung ausgerüstet. Während des Pazifikkriegs wurde die Takelage auf die Untermasten reduziert (siehe hier). Die Marsen hatten entweder geschlossene Relings oder Persenning an dieser erhalten, genauso die Plattform auf dem Kommandoturm. Man sieht auf dem Foto auch vier zusätzliche Beiboote: zwei hinter der Back und zwei hinter der Zentralbatterie. 1900 wurden der Fock- und Besanmast entfernt. Ein weiterer offenere Punkt sind die leichten Geschütze. Auf dem Modell sind keine dargestellt und auf den frühen Fotos kann ich deren Positionen auch nicht ausmachen. Auf einigen Fotos ist auf der Mars des Großmasts ein leichtes Geschütz zu sehen. Auf einem Foto von 1904 als Schulschiff sind diverse leichte Geschütze zu sehen, u.a. auf der Back und der vorderen und hinteren Brücke.

Ursprünglich hatte Almirante Cochrane einen schwarzen Rumpf. Der obere Teil des Schanzkleids war weiß mit einem schwarzen (?) Streifen. Die Aufbauten, Beiboote und die Innenseiten des Schanzkleids waren weiß. Der Schornstein und die Masten waren eventuell ockerfarben. Im späteren Zustand war wahrscheinlich der obere Teil des Schanzkleids ockerfarben und als Abgrenzung zum schwarzen Rumpf gab es einen weißen Streifen. 

Quellen

  • Chilean ironclad Almirante Cochrane (Wikipedia)
  • Buques de Guerra Chilenos 1850-1950: Un Siglo en Imágenes von Piero Castagneto und Diego M. Lascano, Santiago de Chile, 2011 (Buchbesprechung)
  • The Naval War of the Pacific 1879-1884 Salpeter War von Piotr Olender, Sandomierz, 2020 (Buchbesprechung)
  • Conway’s All the world’s fighting ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

Fazit

Dieses 3D-gedruckte Modell der chilenischen Panzerfregatte Almirante Cochrane von Brown Water Navy Miniatures bietet eine gute Grundlage für den Bau eines Modells. Es müssen - abhängig vom gewählten Bazustand - selbst Teile ergänzt werden. Die Darstellung des Bauzustands von 1874 und 1879 dürfte keine Änderungen erfordern. Insgesamt ist das Modell

empfehlenswert


Lars