Modell: Imperial Chinese Navy Torpedo Gunboat Fei Ying 1895
Hersteller: ModellbauRay
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck)
Art.Nr.: -
Preis: 16 €
Das Original
Das chinesische Torpedokanonenboot Fei Ying (飛鷹, auch Feiying transkribiert) wurde von der chinesischen Regierung während des Ersten Chinesisch-Japanischen Kriegs gekauft - es ist unklar, ob es ursprünglich für China oder Spanien begonnen worden war oder ob Spanien nur Interesse hatte, das Schiff auch zu kaufen. Fei Ying wurde von Vulcan in Stettin gebaut, parallel wurde auch das Torpedokanonenboot Fei Ting von Armstrong gekauft (dieses Schiff war ursprünglich von J S White gebaut worden). Fei Ying ähnelte anderen Torpedokreuzern und Torpedokanonenbooten, die damals in Deutschland gebaut wurden. Sie soll von der von Germania gebauten deutschen SMS Greif (1885-87 gebaut) inspiriert sein, war aber wesentlich kleiner. Charakteristisch waren die vier dünnen Schornsteine.
Fei Ying war 75,0 m (78,4 m oder 79,0 m?) lang, 8,7 m breit und verdrängte 837 t. Der Antrieb erfolgte über acht Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit zusammen 5500 PS, womit 22 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 90 Mann.
Bewaffnung
2 x 10,5 cm L/40 Krupp
6 x 5,7 cm L/40 Hotchkiss
4 x 3,7 cm L/20 Hotchkiss (?, auf den Plänen und Zeichnungen nicht zu erkennen)
3 x 35,6 cm Torpedorohre (eines im Bug über Wasser, zwei schwenkbar mittschiffs)
Fei Ying wurde 1894-95 von Vulcan in Stettin gebaut. Sie erreichte China Ende 1895 nach Ende des Ersten Chinesisch-Japanischen Kriegs und wurde der Beiyang-Flotte zugeteilt. 1898 sollte sie ein japanischen Schiff mit Kang Youwei an Bord abfangen, der nach dem Putsch, der das Ende der Hundert-Tage-Reform bedeutete, aus China floh. Der Kapitän der Fei Ying täuschte aber eine Maschinenstörung vor und lies Kang Youwei entkommen. 1909 wurde sie zur Sicherung der Dongsha-Inseln geschickt, die von Japanern besetzt worden war. Während der Revolution von 1911 beteiligte sich die Besatzung an dem Aufstand der in Nanjing stationierten Schiffe. Auch 1917 beteiligte sich die Besatzung an einem Aufstand gegen die Regierung, um Sun Yat-Sen zu unterstützen. Die nächsten Jahre gehörte sie zur Marine der Kuomintang von Sun Yat-Sens - China war damals in verschiedene Teile zerfallen, die teils von der Kuomintang, teils von verschiedenen Kriegsherren beherrscht wurden. 1924 kam es zu einem Zwischenfall in Xinzhou, als die Besatzung, nach dem einige Matrosen zuvor an Land in eine Schlägerei verwickelt worden waren, das Feuer mit den Schiffsgeschützen auf ein Wohnviertel eröffnete. 1932 wurde das Schiff von dem Befehlshaber der Marine zusammen mit anderen Schiffen geschickt, um den Kriegsherrn Chen Jitang auf der Insel Heinan anzugreifen. Dabei wurde sie am 6. Juli 1932 von einem Flugzeug der Regierung in Nanjing versenkt.
Der Bausatz
Der Bausatz des chinesischen Torpedokanonenboots Fei Ying von ModellbauRay aus Mönchengladbach besteht aus 3D-gedruckten Resinteilen. Es gibt auch einen Bausatz von Oceanmoon aus Resin- und Fotoätzteilen. Die Teile von ModellbauRay kommen gut verpackt, aber nicht in einer speziellen Schachtel mit Deckelbild und Anleitung, sondern einfach sorgfältig in Luftpolsterfolie verpackt. Es gibt insgesamt drei Rahmen.
Auf dem ersten Rahmen findet man den Rumpf von einem Schutzkäfig umgeben. Der Rumpf wirkt von der Form sehr vorbildgetreu. In Bezug auf die Abmessungen bin ich mir nicht sicher, da ich verschiedene Angaben gefunden habe und die Abmessungen sind hier am oberen Ende der Angaben. Die Rumpfplatten sind relativ prominent wieder gegeben, aber auf guten Fotos des Originals sind sie auch gut sichtbar. Die restlichen Details sind sehr fein detailliert. Der Rumpf ist mit Aufbauten, Davits, Niedergängen etc. gedruckt. Vor der Bemalung und dem Zusammenbau muss man noch einige Stützstrukturen vom Druckprozess entfernen, insbesondere unter der vorderen und achteren Brücke. Hier muss man darauf achten, dass die angedruckten Decksstützen nicht versehentlich auch entfernt werden.
Die vier Schornsteine sind als einzelne Teile komplett mit Dampfrohren gedruckt. Sie sind oben offen dargestellt.
Auf einem weiteren Rahmen findet man die Bewaffnung, Anker und Beiboote. Die Geschütze sind sehr gut gemacht. Es liegen zwei 10,5-cm-Geschütze und acht leichtere Geschütze dar, von denen sechs verwendet werden sollen (meist als 5,7 cm bezeichnet, einer Quelle aber als 3,7 cm). Ich bin mir nicht sicher, ob die Schutzschilde hier richtig dargestellt sind. Auf einigen Fotos wirken sie so wie im Bausatz, auf anderen länger ohne Dach. Die Beiboote wirken nicht ganz korrekt, da die beiden Dampfboote genau wie die geruderten Boote dargestellt sind - aber mit einer Dampfmaschine. Auf einigen Zeichnungen werden die Dampfboote größer dargestellt.
Die Anleitung
Die Anleitung wird nicht mit den Teilen mitgeschickt, sondern ist online auf der Seite des Herstellers zu finden (dort findet man auch eine allgemeine Anleitung zum Umgang mit 3D-gedruckten Teilen). Die Anleitung besteht aus einem Text über das Original (mit einigen Fotos des Originals). Als Erklärung für den Zusammenbau findet man perspektivische Zeichnungen. Hier sind auch Zeichnungen mit Maßangaben für die Masten enthalten, die man selbst anfertigen muss.




















Eine Bemalanleitung im engeren Sinne gibt es nicht, aber farbigen Ansichten des Modells. Hier ist der viktorianische Anstrich gezeigt, den das Schiff zu Beginn hatte. Später war sie hellgrau bzw. mittelgrau bemalt, wobei letzteres auch eine stark gealterte Version des hellgrauen Anstrich gewesen sein könnte.
Quellen
- Chen Yue: Illustrierte Geschichte chinesischer Kriegsschiffe 1855-1911 (chinesischsprachiges Buch) (siehe Buchbesprechung)
- The Chinese Steam Navy 1862-1945 von Richard NJ Wright, London, 2000
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
- Schwarze Gesellen, Band 2 von Harald Fock, Herford, 1981
- Torpedowce i kontrtorpedowce cesarstwa Qing von Oskar Myszor in Z dziejów floty chińskiej, Okręty Wojenne numer specjalny 48, Tarnowskie Góry, 2014
Fazit
Der Bausatz des Torpedokanonenboots Fei Ying von ModellbauRay zeichnet sich durch sehr fein detaillierte, 3D-gedruckte Teil aus. Der Bausatz sollte den Bau eines gut detaillierten Modells ermöglichen und dürfte nur wenig Eigeninitiative, z.B. bei den Masten, erfordern.
sehr empfehlenswert
Lars