Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Modell: HM Cutter Sherbourne
Hersteller: CalderCraft Ltd.
Maßstab: 1/64
Art. Nr.: 9010
Preis: 63£ (bei JoTiKa Ltd); 129€ (bei Moduni)

Das Original

Kutter sind kleine, wendige und relativ schnelle Segelschiffe die gegen Ende des 18. Jahrhunderts auftauchten. Ihre Geschwindigkeit verdanken sie einerseits der schnittigen Form (Engl. "to cut" - schneiden), andererseits der grossen Schratbesegelung. Diese läuft in etwa parallel zur Schiffsachse und wurde mit zwei Vorsegeln ausgeführt. Diese Eigenschaft machte die Kutter beliebt für Anwendungen, bei denen es auf eine hohe Wendigkeit und Geschwindigkeit ankommt. Schmuggler und Kaperfahrer griffen deshalb gerne auf diesen Schiffstyp zurück. Aber auch die Gesetzeshüter wussten diese Merkmale zu schätzen. So waren viele Kutter zum Beispiel im Dienste der Zollbehörden unterwegs. Diese Namensgebung wurde aus Tradition beibehalten, so werden heute noch Schiffe der US Küstenwache als "Cutter" bezeichnet, obwohl es natürlich keine Segelschiffe mehr sind.

Die H.M. Cutter "Sherbourne" wurde 1763 nach den Plänen von Sir Thomas Slade gebaut, und stand bis 1784 im Einsatz. Ihre Länge betrug 16.35 meter und ihre Breite 5.7. Ausgestattet war sie mit 8 3-Pfünder sowie 10 kleineren Drehbassen. Ihr Gesamtgewicht betrug 85 Tonnen, und sie wurde mit 30 Mann Besatzung gefahren.

Der Bausatz

Beim Öffnen der robusten Box fällt der Blick zuerst auf die Pläne, die Anleitung sowie relativ wenig Holz. Dies ist durch die bescheidenen Abmessungen des Originals gegeben. Die CNC-gefrästen Bretter liegen so wie die Leisten lose in der Verpackung, und die Kleinteile sind sauber in einer kleinen Plastiktüte eingeschweisst. Schauen wir uns die einzelnen Bretter genauer an:

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 1 besteht aus 3mm Sperrholz, und beinhaltet die Spanten, den Kiel, den Ständer sowie Füllstücke für Bug und Heck. Es sind auch 4 Stützen vorhanden, die im Heckbereich eingesetzt werden. Dies sind die einzigen Sperrholzteile, die am fertigen Modell sichbar sein werden. Obwohl sie bemalt werden, ist es empfehlenswert, sie durch schöneres Holz zu ersetzen.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 2 aus 0.8mm-Sperrholz. Dieses Brett enthält exakt drei Teile: Das Deck sowie die zwei Seitenwände. Alle Öffnungen wie Stückpforten und Decksluken sind bereits vorgefräst. Auch an die Aussparung für den Bugspriet wurde gedacht.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 3 aus 4mm-Walnuss Massivholz: Hier ist das Kielschwein, die Steven, Eselshäupter, Teile der Winde sowie die Kranbalken vorhanden.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 4 aus 3mm-Walnuss Massivholz. Auf diesem Brett dominiert das Ruder, Teile für die Winde sowie die Grundplatten der Drehbassen.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 5 aus 2mm-Walnuss-Sperrholz: Darauf sind die Räder der 3-Pfünder zu finden, den Mastfuss sowie weitere Kleinteile.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Brett 6 aus 1.5mmm-Walnuss-Sperrholz: Die meisten Teile auf diesem Brett sind für die Kanonen vorgesehen, Teile der Masten sowie die Heckteile. Leider ist das Holz nicht gleichmässig in der Farbe.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Fotoätzteile aus 0.5mm-Messing: Darauf befinden sich die Haken für die Takelage, die Aufhängungen für die Drehbassen, den Schiffsnamen für den Heckspiegel sowie die Püttingeisen. Die Teile sind dabei Reliefgeätzt, so dass das Biegen der Teile kein Problem darstellen sollte.

Caldercraft: HM Cutter Sherbourne 1/64

Leisten und Rundhölzer: Für die erste Beplankung sind 4x1mm-Pappelholzleisten, für die zweite Beplankung Nussholzleisten in der gleichen Dimension vorhanden. das Deck wird mit 0.5x4mm Ahorn beplankt. Die beigelegten Hölzer hinterlassen einen guten Eindruck.

Die Beschläge: Die Tüte mit den Beschlagteilen ist gut ausgerüstet, es sind die üblichen Teile in ausreichnder Anzahl vorhanden. Schade, dass die Kanonen nur aus Weissmetallguss und nicht aus gedrehtem Messing sind. Dies bringt etwas Mehrarbeit beim Versäubern der Gussgrate. Da nur 18 Geschützrohre vorhanden sind, sollte sich diese Arbeit im Rahmen halten. Weiterhin sind noch 6 verschiedene Schnüre für die Takelung vorhanden, je 3 schwarze und naturfarbene in unterschiedlichen Stärken. Besonderer Bonus: etwas schwarzen Karton, um die Kalfaterung darzustellen! Vielleicht nicht nötig, zeigt aber die grosse Liebe zum Detail, die Caldercraft hat.

Die Anleitung

Sie besteht aus einem A4-Heft, das den Bau auf gerade 4 Seiten beschreibt (der Rest ist die Stückliste des Bausatzes). Wer andere Anleitungen von Caldercraft gesehen hat, den wird dies erstaunen, sind die anderen Anleitungen von ihnen meist sehr ausführlich und gut bebildert. Dies hat einen einfachen Grund; die einzelnen Baustufen sind auf den 5 Plänen dargestellt (Plan 1: Rumpf; Plan 2: Beschläge und Ausrüstungen; Plan 3: Masten; Plan 4 und 5: stehendes und laufendes Gut). Dies geschieht dafür sehr ausführlich; so sind von den wenigen Masten jeweils mehrere Ansichten vorhanden! Dennoch wäre eine Anleitung in heftform in der Handhabung praktischer.

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Fazit

Caldercraft hat einen sehr guten Ruf, was sich mit diesem einfachen Modell wieder einmal bestätigt. Die Materialauswahl ist sehr fein abgestuft (4 unterschiedlich dicke Nussholzbretter - mancher Hersteller wäre bestimmt einen einfacheren Weg gegangen...), die Teile wirken durchdacht konstruiert, und die Anleitung lässt kaum Fragen offen und beinhaltet viele gute Tips. Genau so und nicht anders muss ein Anfängerbausatz aussehen! Die Passgenauigkeit konnte noch nicht überprüft werden, aber hier verlasse ich mich auf den guten Ruf von Caldercraft.


altuneingeschränkt empfehlenswert


Alex