Modell: U.S.S. Zumwalt DDG-1000 Zumwalt Class Destroyer
Hersteller: Black Label (Dragon)
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 7141
Preis: ca. 31 - 35 €
Das Original
Die Zumwalt-Klasse geht auf das DD-21-Konzept (Destroyer for the 21st century, Zerstörer für das 21. Jahrhundert) zurück. Das DD-21-Konzept sollte die nächste Generation von amerikanischen Zerstörern nach der Arleigh Burke-Klasse stellen. Ein Schwerpunkt lag auf der Fähigkeit Landziele zu bombardieren, wofür ein neues Geschütz sowie zahlreiche VLS-Starter für Marschflugkörper dienen sollten. Der Entwurf erwies sich als zu teuer. Als billigere Version wurde DD(X) entwickelt, eben die Zumwalt-Klasse.
Die Zumwalt-Klasse unterscheidet sich drastisch vor ihren Vorgängern bei den US Navy. Das Schiff hat einen Waverpiercer-Bug, d.h. er soll sich durch die Wellen schneiden und nicht über diese hinwegreiten. Von Aussehen ähnelt der Bug einem Rammbug. Dazu hat der Rumpf eingezogene Rumpfseiten, der Rumpf wird nach oben schmaller. Die Aufbauten, Schornsteine und Masten sind zu einem massiven Komplex kombiniert, der aus Verbundwerkstoffen besteht und in den Rumpf intergriert ist. Die Poller befinden sich (wie bei vielen neueren europäischen Klassen) jetzt auch bei einem US Navy-Schiff auf dem Hauptdeck und der Anker wird durch den Rumpfboden ausgebracht. Alle diese Maßnahmen haben das Ziel, die Radar-Signatur stark zu reduzieren.
Auch die Bewaffnung besteht überwiegend aus neuen Systemen. Statt der VLS Mk 41-Starter der Vorgänger-Klassen, die mittschiffs angebracht sind und bei einer Explosion zum Auseinanderbrechen des Schiffes führen könnten, hat die Zumwalt-Klasse VLS Mk 57-Starter, das sogenannte Peripheral Vertical Launch System (PVLS). Dies ist an den Rumpfseiten angebracht, so dass im Falle einer Explosion diese nach außen gerichtet wird und so möglichst die Schäden im Schiff minimiert werden sollen. Aus den Mk 57-Startern können Marschflugkörper, Flugabwehrraketen, Nahberechsabwehrraketen und U-Jagd-Raketen abgefeuert werden, wahrscheinlich auch die künftigen Anti-Schiffs-Raketen (LRASM). Die Zahl der Zellen fällt mit 80 im Vergleich zum DD-21-Konzept und der Ticonderoga-Klasse (je 128) und der Arleigh Burke-Klasse (96) relativ gering aus. Neben der Marschflugkörper sollen zwei 15,5 cm-Geschütze, das Advanced Gun System, dem Landzielbeschuss dienen. Dies sind die schwersten Schiffsgeschütze auf einem Neubau seit den 20,3 cm auf dem 1949 in Dienst gestellten Schweren Kreuzer USS Salem. Die Rohre der Geschütze können komplett in den Turm eingefahren werden, der durch zusätzliche Verkleidungen eine möglichst geringe Radarsignatur verursachen soll. Neben konventioneller Munition soll LRLAP-Munition abgeschossen werden können, die durch eine Treibladung eine Reichweite bis 150 km haben soll und dazu über GPS gelenkt werden kann. Als Nahbereichsabwehrgeschütze waren ursprünglich zwei 5,7 cm-Geschütze auf dem Hangar vorgesehen, die aber durch 3 cm-Geschütze (Mk 44 Bushmaster II, das gleiche Modell wie auf den Landungsschiffen der San Antonio-Klasse und den Fregatten/LCS der Freedom- und Independence-Klasse) ersetzen werden. Dazu verfügt die Klasse einen Hangar für Hubschrauber und Drohnen.
Als Radar war ursprünglich die Kombination aus einem kürzerwelligen aktiven phasengesteuerten Radar (SPY-3) und einem längerwelligen aktiven phasengesteuerten Radar (SPY-4) vorgesehen. SPY-3 sollte der Lenkung der Raketen dienen, während SPY-4 als Suchradar gedacht war. Aus Kostengründen wird aber auf SPY-4 verzichtet, so dass den Schiffen ein weitreichender Suchradar fehlt. Das führt wohl auch dazu, dass die Schiffe nicht die Fähigkeiten haben, ballistische Raketen (inklusive ballistischer Anti-Schiffsraketen) zu bekämpfen - entsprechende SM-3-Raketen könnten mitgeführt werden. Die Klasse ist mit zwei Sonargeräten am Bug (kurz- und mittelwellig) sowie einem AN/SQR-20-Schleppsonar ausgerüstet, kann also zur U-Jagd verwendet werden, wofür die Hubschrauber und VL-ASROC genutzt würden. Torpedorohre sind keine vorhanden.
Der Verlust des SPY-4-Radars (und eventuell der 5,7 cm-Geschütze) ist nur ein Teil des Versuchs die Kosten des Programms unter Kontrolle zu bekommen. Die Entwicklung hat wohl bisher 10 Milliarden $ verschlungen, wozu der Preis für die einzelnen Schiffe kommt. Das erste Schiff wird wohl 3,5 Milliarden $ kosten, das zweite 2,5 Milliarden $ und das dritte soll noch billiger werden. Ursprünglich waren 32 Schiffe geplant. Dies wurde aber auf drei reduziert: Zumwalt (DDG-1000), Michael Monsoor (DDG-1001) und Lyndon B. Johnson (DDG-1002). Die Zumwalt-Klasse wird also nicht als Nachfolger für die Arleigh Burke-Klasse dienen können, stattdessen werden weitere Schiffe der älteren Klasse gebaut.
Die Zumwalt ist 185,9 m lang, 24,6 m breit und soll etwa 16 000 t verdrängen. Der Antrieb besteht aus vier Gasturbinen, die 106 000 PS leisten und den Strom für die Schiffssysteme sowie zwei Elektromotoren (insgesamt 94 000 PS stark) liefern. Letztere treiben zwei Schrauben und sollen eine Geschwindigkeit von mehr als 30 kn ermöglichen. Die Besatzung soll aus 140 Mitgliedern bestehen, Unterbringungsmöglichkeiten sind für 186 Personen vorhanden.
Bewaffnung
2 x 15,5 cm L/62 (zwei Einzellafetten)
2 x 3 cm Mk 44 Bushmaster II (zwei Einzellafetten)
80 Zellen VLS Mk 57-Starter (aktuell für Tomahawk-Marschflugkörper, ESSM-Flugbabwehrraketen (vier pro Zelle) und VL-ASROC-U-Jagd-Raketen)
1-2 Sikorsky MH-60R Seahawk Bordhubschrauber
0-3 Northrop Grumman MQ-8B Fire Scout-Drohnen
Die Zumwalt wird seit 2011 von den Bath Iron Works gebaut und soll 2015 in Dienst gestellt werden.
Der Bausatz
Die neue Marke von Dragon, Black Label, hat einen Bausatz der Zumwalt bereits vor der Indienststellung des echten Schiffs herausgebracht. Das ist gewagt, da das Aussehen bei Fertigstellung noch nicht bekannt ist und im Vergleich zum Kenntnisstand als dieser Bausatz entwickelt wurde, schon Änderungen durchgeführt wurden.
Das Modell ist sowohl in der Wasserlinien- als auch der Vollrumpfvariante baubar. Für die Wasserlinienversion liegt allerdings keine Wasserlinienplatte bei. An dem ungebauten Modell ist es relativ schwer die Abmesungen zu bestimmen, aber sie scheinen mit den Angaben auf Navsea, die wohl die aktuellsten sind, übereinzustimmen. Auch die Form scheint stimmig getroffen zu sein.
Auf dem ersten Spritzling befinden sich die Rumpfseitenteile (die auch bereits die Seitenwände des Aufbaus umfassen) sowie das Vorder- und Achterdeck. Der Rumpf enthält massive Spanten, um ihn zu stabilisieren. An deren Stelle befindet sich an den Rumpfseiten aber Einsinkstellen. Die Kacheln zur Reduzierung der Radarsignatur an den Aufbauten sind für den Maßstab sehr massiv ausgeführt und ähnelt eher einer relativ groben Ziegelmauer. Wahrscheinlich kann man dies retten, wenn man sie deutlich dünner schleift. Die trapez-förmigen Lufteinlassöffnungen für die Turbinen im Aufbau unterscheiden sich von der Tiefe kaum von den Radarantennen. Im aktuellen, noch nicht fertigen Zustand sind dies einfach Öffnungen, die man vertiefen müsste. Die Öffnungen für die Anlegeoperationen an Bug und Heck sind durch leichte Vertiefungen dargestellt. Beim Original sind diese meist durch Platten verschlossen, die flach zur Außenhaut sind. D.h. man sollte sie entweder komplett öffnen oder versuchen dünne Platten einzukleben, um sie geschlossen darzustellen. Einige ähnliche Klappen unterhalb des Aufbaus hat Dragon nicht dargestellt. Ob die Mk 57-Starter korrekt dargestellt sind, kann ich nicht beurteilen, da ich keine Fotos der Zumwalt aus der Luft gesehen gefunden habe, auf denen sie erkennbar sind.
Spritzling B enthalt den Unterwasserrumpf, den Bugsonar, Ruder, Heckspiegel sowie Teile des Aufbaukomplexes. Beim Aufbaukomplex gibt es bei den Oberflächen die gleichen Probleme, wie bei den Seitenwänden. Die Kachel sind zu massiv und die Lufteinlassöffnungen nicht massiv genug dargestellt. Auf den Originalfotos sind auch ein Teil der beim Modell als Antenne dargestellten Bereiche zwar leicht vertieft, aber auch mit Kacheln versehen. Eventuell sind dies die Positionen, auf denen die SPY-4-Antennen vorgesehen waren. Beim Heckspiegel sind die Öffnungen für die Leinen zum Befestigen de Schiffs im Hafen offen dargestellt, was nicht zu der Darstellung an den Rumpfseiten passt. Ob die Details auf der Oberseite des Aufbaus stimmen, bleibt abzuwarten. Bisher ist auf dem Schiff der kleine "Mast" vorne nicht zu sehen.
Der Spritzling C liegt zwei Mal bei und umfasst die Schlinkerkiele, Schrauben, Wellen sowie die Teile für die 15,5 cm- und 5,7 cm-Türme. Diese Türme sind so gemacht, dass wahlweise der Turm in Ruhestellung mit versenktem Rohr oder auch mit ausgeschwenkt mit erhöhten Rohr möglich ist. Die hier enthaltenen 5,7 cm-Türme, die auf dem Hangar positioniert werden sollten, werden beim Original wohl nicht eingebaut. Stattdessen sollen 3 cm Mk 44 Bushmaster II-Geschütze eingebaut werden, wie man sie von den LCS der Freedom- und Independence-Klasse sowie den Landungsschiffen der San Antonio-Klasse kennt. Diese sind bisher auf dem Original nicht erkennbar, so dass man noch abwarten muss, wie sie genau auf der Zumwalt aussehen werden. Sehr wahrscheinlich muss man sich diese Geschütze aus anderen Bausätzen besorgen oder hoffen, dass sie als Zubehör von entsprechenden Herstellern erscheinen werden.
Der letzte Spritzling ist eine unangenehme Entdeckung, die aber typisch für viele Dragon-Bausätze im Maßstab 1/700 der letzten Jahre ist. Es ist der alte Spritzling von Pit-Road (Skywave) mit Waffensystemen, Antennen, Booten und Hubschrauber, der inzwischen mehr als 20 Jahre alt ist und keineswegs mehr heutigen Standards entspricht. Warum Dragon immer noch diese Spritzlinge neuen Bausätzen beilegt, ist unverständlich. Von diesem Spritzling werden auch nur acht Teile benötigt, überwiegend für den Seahawk-Bordhubschrauber. Zwei Teile wurde auf dem Spritzling im Vergleich zur ursprünglichen Form hinzugefügt: ein neues Heckrad für den Seahawk (beim meinem Exemplar findet sich hier deutlich Grat, den ich sonst nirgends entdecken konnte) und den Rumpf für die MQ-8B Fire Scout-Drohne. Es wäre sehr viel besser gewesen, die Drohne und einen komplett neuen MH-60R Seahawk zu einem der anderen Spritzlinge hinzuzufügen, die keineswegs voll sind. Die MQ-8B Drohne sieht gut aus, aber der Seahawk kam schon den frühen der SH-60B von der Form nicht nahe. U.a. ist der Rumpf zu schmal und der Bug ist einfach schlecht getroffen. Die heutigen MH-60R Seahawk haben allerdings eine Reihe von zusätzlichen Sensoren am Bug und Stummelflügel, die hier komplett fehlen. Der SH-60B Seahawk von Trumpeter, der als Zubehör erhältlich ist, ist von der Form sehr viel stimmiger und enthält bereits die Modifikationen am Bug.
Für ein Vollrumpfmodell hat Dragon einen Modellständer beigelegt. Entsprechende Löcher müssten in der Grundplatte des Ständers bzw. im Unterwasserrumpf noch aufgebohrt werden, sind aber schon vormarkiert.
Die Fotoätzteile
Auch die Fotoätzteile sind typisch für die fehlende Konsequenz von Dragon. Enthalten sind die Kufen und Rotoren der MQ-8B Fire Scout-Drohne. Die Teile sind zwar etwas dick, aber brauchbar.
Es wäre aber nur logisch gewesen, wenn man schon fotogeätzte Rotoren für die Drohne beilegt, auch welche für den Seahawk-Bordhubschrauber beifügt! Dazu ist anzunehmen, dass am Hubschrauberdeck noch Netze angebracht werden, für die es auch Fotoätzteile braucht.
Abziehbilder
Auch bei den Abziehbildern finden sich Licht und Schatten. Neben diversen Decksmarkierungen (die man auf dem Original bisher nicht sehen konnte, also nicht überprüfen kann, ob sie stimmig sind!), Kennnummern, Tiefganganzeigern und dem Schiffsnamen findet man auf Markierungen für den Hubschrauber und die Drohne.
Allerdings sollen laut Anleitung die auf dem Bogen enthaltenen HighViz-Markierungen verwendet werden, die schon Jahrzehnte nicht mehr auf Hubschraubern der US Navy zu finden sind! Glücklicherweise liegen für die Drohne LowViz-Markierungen in doppelter Ausführung bei, die man für den Seahawk nutzen kann.
Die Anleitung
Die Anleitung umfasst eine Übersicht der enthaltenen Teile, eine sieben-stufige Bauanleitung sowie Bemalangaben. Die Angaben beziehen sich auf GSI Creos-Farben.
Die Anleitung ist klar und sollte auch Anfänger nicht vor größere Probleme stellen. Allerdings sollte man darauf achten, dass man den Seahawk-Hubschrauber nicht mit den Abziehbildern 27 und 28, sondern mit 25 und 26 ausstattet. Bei dem Seahawk (der sowieso in den Müll gehört) und der Drohne sind der Anleitung B-Nummern angegeben, während tatsächlich diese Teile auf Spritzling D zu finden sind.
Quellen
- Zumwalt-class destroyer (Wikipedia)
- Le Zumwalt et l'appui feu naval von Alexandre Sheldon-Dupleix in Marines & Forces navales N° 149, 2013
- DDG1000 Fact Sheet (Navesea)
- ZUMWALT (DDG 1000): The Future Is Getting Closer (Pictorial) (Intercepts)
- DDG-1000 ZUMWALT CLASS PAGE (US Navy 21)
- Mk 44 Bushmaster II (Wikipedia)
- Sikorsky MH-60R Seahawk, Vertical Challenge 2009 Air Show, by Vladimir Yakubov (Fotogalerie)
Fazit
Auf diesen Bausatz habe ich ungeduldig gewartet, nachdem ich gelesen hatte, dass er erscheinen soll. Aber ehrlich: es wäre wohl besser gewesen, mit der Entwicklung so lange zu warten, bis es gute Fotos von dem fertigen Schiff gibt. Dann hätte man einige Fehler vermeiden können und den tatsächlichen Zustand wieder geben können. So stellt der Bausatz eine Mischung aus einem Planungsstadium (z.B. die 5,7 cm-Geschütze) und Spekulation dar, da das Schiff aktuell (September 2014) noch im Bau ist.
Positiv beim Bausatz ist die überwiegend gute Qualität der Teile. Abgesehen von ein paar Einsinkstellen und einem einzigen Teil mit Grat ist mir nichts aufgefallen, das nacharbeitet erfordert - die Passgenauigkeit kann ich natürlich noch nicht beurteilen. Auch die einmalige Form des Schiffs ist gute getroffen. Negativ fallen dagegen viele Details auf, z.B. die zu massiven Kacheln und die nur angedeuteten Lufteinlassöffnungen am Aufbau und die seltsame Darstellung der Klappen am Rumpf (nicht offen, aber auch nicht für den geschlossenen Zustand). Das einem neuen Bausatz ein uraltes, unstimmiges Teil für den Bordhubschrauber beigelegt wird, ist fast unverschämt, während es vollkommen inkonsequent ist, für die Drohne fotogeätzten Rotoren beizulegen, aber diese für den Bordhubschrauber zu vergessen. Wie oben geschrieben bleibt abzuwarten, wie viele Änderungen notwendig sein werden, um das fertige Schiff originalgetreu abbilden zu können. Anspruch (siehe die Werbesprüche auf der Verpackung und der Preis!) und Wirklichkeit klaffen bei diesem Bausatz der Black Label-Serie von Dragon doch merklich auseinander.
guter Durchschnitt
Lars
Wir danken DICKIE-TAMIYA Modellbau für das Bausatzmuster