Bausatzvorstellung zur CV-9 USS Essex Teil 1, 1:700 Dragon - Teilevielfalt pur
Die Essex Trägerklasse stellt mit 24 fertiggestellten Einheiten die umfangreichste Klasse von Angriffsträgern dar die jemals gebaut wurden. Von den 24 Einheiten gelangten 14 während des zweiten Weltkriegs zum Einsatz gegen Japan. Die Einheiten leisteten ab 1943 einen erheblichen Beitrag bei den Operationen der U.S. Navy im Pazifik. Nach dem Krieg wurden die Schiffe teilweise modernisiert und versahen bis in die 70er Jahre des letzen Jahrhunderts ihren Dienst.
Im Maßstab 1:700 gab es bis dato nur die schon etwas betagten Bausätze von Hasegawa. Seit einigen Wochen sind nun die neuen Bausätze der CV-9 USS Essex (short hull) und der CV-15 USS Randolph (long hull) von Dragon in Deutschland im Handel erhältlich. Sind mit dem neuen Dragon Bausatz nun die Tage der Hasegawa Essex gezählt? Nach dem ich mir über NNT Modell + Buch Versand die Essex bestellt hatte und einen ersten Blick in den prall gefüllten Karton werfen konnte möchte ich meinen JA! Der Bausatz beinhaltet rund 520 Bauteile, wohlgemerkt es handelt sich um ein 1:700er Modell!
Neben dem gut wiedergegebenen Rumpf samt separatem Unterwasserschiff beinhaltet der Bausatz ein komplettes Hangardeck. Das Flugdeck gibt die Beplankung mit Holz und die zwischen den Planken liegenden Versteifungen sehr schön wieder. Als Option liegt ein transparentes Flugdeck bei, um den Blick auf das Hangardeck frei zu geben. An weiteren Optionen sind vorhanden: separate Aufzüge, Hangartore als separate Bauteile, Fotoätzteile für Antennen- und Radarmasten sowie für die Unterkonstruktion des Backbordseitigen Außenaufzuges (als Option zum ebenfalls enthaltenen Kunststoffteil).
Die Insel ist in einem Stück gegossen wobei die seitlich angebrachten Galerien und Flakstände separat vorhanden sind. Die Türme für die 5“ Geschütze weisen Türen und Strukturen auf und erfreulicherweise sind die Rohre recht dünn ausgeführt. Die weitere Bewaffnung in Form von 5“ Geschützen in Einzellafette und diversen 40mm Bofors und 20mm Oerlikon Flakgeschützen ist ebenso gut reproduziert. Die Bauteile reichen aber nicht an vergleichbare Teile von Pit Road/Skywave heran.
Bei der ersten Probemontage zeigt sich eine befriedigende Passgenauigkeit der Hauptkomponenten. An der einen oder anderen Stelle wird sicher Spachtelmasse zum Einsatz kommen müssen. An einigen Bauteilen stören die vielen Auswerfermarken die teilweise im Sichtbereich liegen und entfernt werden müssen. Die Schutzwände der Flakstände und diverser Aufbauteile sind zu dick und teilweise auch zu niedrig geraten. Bei einem direkten Vergleich mit Teilen von Pit Road/Skywave schneiden die Teile eher schlecht ab. Schade ist auch, dass im Sichtbereich an den Überhängen vorn und hinten die Unterstruktur des Flugdecks vollkommen fehlt.An Flugzeugen sind jeweils sechs SBD Dauntless, TBM Avenger und F6F Hellcat vorhanden, die Flugzeuge sind in Klarsichtmaterial gespritzt und das beste, was es zur Zeit in diesem Maßstab gibt. Die Bauanleitung ist gut gegliedert und lässt keine Fragen offen. Die Angaben zur Bemalung sind korrekt und die Decals ohne Fehl und Tadel.
Bei meiner Recherche, welche Träger aus dem Bausatz der Essex gebaut werden können, zeigte sich, dass eben die Essex, so wie es der Bausatz vorgibt, nicht so einfach dargestellt werden kann. Zur Erklärung muss man etwas tiefer in die Materie Essex Träger einsteigen, da sich durch laufende Umbauten und Erweiterungen das Erscheinungsbild der Träger permanent geändert hat. Die Essex führte bis April 1944 kein Katapult auf dem Flugdeck, das dem Bausatz beiliegende Flugdeck hat aber ein Katapult eingraviert, was ohne weiteres nicht zu entfernen ist. Daher sollte man einen Bauzustand ab April 1944 wählen, hierfür fehlen aber wiederum die Steuerbord achteren Flakstände auf Höhe des Hangardecks für zwei 40mm Bofors Geschütze. Da genügend 40mm Geschütze beiliegen, ist es am einfachsten die Stände aus Plastikmaterial zu ergänzt um eine stimmige Essex zu erhalten. Ebenso sollten für die Essex die beiden Hangardeck Katapulte weggelassen werde da die Essex diese nie führte. Wie man hier sieht, ist das Thema Essex Träger schon etwas komplexer. Beim Bau des Modells ist es sinnvoll entsprechende Literatur und das Internet zu Rate zu ziehen. Eine hervorragende Aufstellung zu den Ausrüstungszuständen und jeweiligen Tarnanstrichen der Träger findet sich unter: http://www.steelnavy.com/essex_data.htm
Neben dem imposanten Erscheinungsbild fallen die vielen Unterschiedlichen Tarnanstriche auf, so fällt die Entscheidung, welches Schiff zu bauen ist, nicht leicht. Aus dem Bausatz der Essex können folgende Träger gebaut werden:
- CV-9 USS Essex im Bauzustand bis April 1944
- ohne Katapulte
- mit zusätzlichen Innenbordständen Steuerbord achtern
- CV-10 USS Yorktown im Bauzustand bis Juni 1943
- out of the box
- CV-11 USS Intrepid im Bauzustand bis Juni 1943
- out of the box
- CV-12 USS Hornet im Bauzustand bis November 1943
- out of the box
- CV-13 USS Franklin im Bauzustand bis Januar 1945
- out of the box
- CV-16 USS Lexington im Bauzustand bis März 1943
- out of the box
- CV-17 USS Bunker Hill im Bauzustand bis Januar 1945
- out of the box
Dragon hat für Oktober 2005 die CV-16 USS Lexington in der späten Ausführung angekündigt. Das gleiche scheint für die long hull Variante zu gelten, da die Randolph auch im frühen Bauzustand aufgelegt ist. Dem Bespiel der Essex bzw. Lexington folgend sollte dann auch hier eine späte Variante zu folgen.
Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte läst sich ein hervorragendes Modell eines frühen short hull Essex Trägers bauen. Mit der Essex erhält man einen reichhaltig detaillierten Bausatz zu einem akzeptablen Preis der viele Stunden Modellbauspaß bringt und dem Fortgeschrittenen Modellbauer genügend Raum für Ergänzungen und Optimierungen bietet.
Ein Baubericht und Interessantes zur Geschichte der Essex Trägerklasse folgt im zweiten Teil.
Christian Bruer
IG Waterline