Modell: Japanisches Schlachtschiff Kongo
Hersteller: Fujimi
Maßstab: 1/350
Art.-Nr.:
Preis: €
Das Original
Gebaut wurde die Kongo als Typschiff einer Schlachtkreuzerklasse von vier Einheiten auf der englischen Werft Vickers & Sons in Barrow zwischen 1911 und 1913 in Anlehnung an den Entwurf der HMS Tiger. Aufgrund des britischen Bedarfs an Werften wurden die drei Schwesterschiffe in Japan gebaut. Kongo stellt das letzte Schiff dar, welches außerhalb Japans gebaut wurde.
Ende der zwanziger Jahre durchliefen die Schiffe ihre erste große Modernisierung, wobei sie eine stärkere Panzerung, einen besseren Torpedoschutz in Form von seitlichen Anbauten und verbesserte ölbefeuerte Kessel erhielten. Die Anzahl der Schornsteine wurde auf zwei reduziert, die Rohrerhöhung auf 43° erhöht und zwischen den Türmen drei und vier wurde ein Katapult und entsprechende Einrichtungen für Flugzeuge eingebaut. Nach Abschluss dieser Modernisierung wurden die Schiffe als Schlachtschiffe klassifiziert, da sich die Höchstgeschwindigkeit um 2,5 kn verringerte.
Eines der Schwesterschiffe der Kongo, die Hiei, wurde gemäß dem Washingtoner Flottenabkommen demilitarisiert, indem Turm Nummer vier sowie alle Kasemattgeschütze und die Seitenpanzerung entfernt wurden. Ebenfalls wurde die Anzahl der Kessel verringert.
Anfang der dreißiger Jahre stand nach kleinen Verbesserungen die nächste große Modernisierung mit dem Auslaufen des Flottenvertrages an. Dabei wurde das Heck um 25 Fuß verlängert, erneut verbesserte Kessel und eine verstärkte Panzerung eingebaut. Es kamen neue Feuerleitanlagen, 127 mm und 25 mm Flak, Scheinwerfer und weitere Plattformen am Brückenaufbau hinzu. Die Anzahl der Kasemattgeschütze wurde reduziert. Hiei wurde wiederbewaffnet und dem Stand der anderen Schiffe angepasst. Der Brückenaufbau erhielt abweichend eine neue Bauform, welche als Versuch für die Yamato-Klasse diente. Während des Krieges wurden wie bei allen japanischen Schiffen die Anzahl der 25 mm Flak stark erhöht.
Die Kongo nahm während der Kampfhandlungen an der Invasion von Indochina und Niederländisch-Ostindien, dem Ausfall der Kaiserlich Japanischen Marine in den Indischen Ozean und den Gefechten vor Guadalcanal teil. Versuche die amerikanische Flotte während den Invasionen von Eniwetok und Wake zu stellen scheiterten. Sie war an der Schlacht in der Philippinen See und den Kämpfen um Leyte beteiligt. Am 21.11.1944 wurde Kongo bei Formosa vom amerikanischen U-Boot USS Sealion torpediert und so schwer beschädigt, dass sie später kenterte und nach der Explosion des vorderen Magazins sank.
Der Bausatz
Der letztes Jahr erschienene Bausatz der Kongo erlaubt den Bau des Schiffes im Zustand Oktober 1944. Auf 21 Spritzlinge verteilen sich 837 Bauteile. Als extra Zugabe sind in der Erstauflage aus Messing gedrehte Kanonenrohre für die Hauptartillerie und das IJN Figurenset I beigefügt.
Der Rumpf ist fein detailliert. Er zeigt das Entmagnetisierungskabel, Bullaugen mit Regenabweiser und zugeschweißte Bullaugen (ab ca. 1944 wurden auf japanischen Kriegsschiffen die Bullaugen mit Panzerplatten zugeschweißt). Ebenso sind die Schweißnähte der Stahlplatten allerdings fast nur in Längsrichtung angedeutet. Die Schlingerkiele sind im richtigen Winkel mit Hinterschnitt dargestellt. Die beiden Rumpfhälften werden mit Querspanten verstärkt. Diese Spanten nehmen auf Zapfen aufgesteckt die Kasematten auf, welche dadurch beweglich bleiben. Ebenso werden die Aufbautenteile durch Querstreben verbunden.
Auf dem hölzernen Oberdeck sind durchweg alle Planken einzeln als Gravuren wiedergegeben. Allerdings sind die Planken mit einer hochgerechneten Originallänge von 10,5 m etwas groß ausgefallen. Die Bauteile der Aufbauten sind filigran ausgeführt. Die Schotten sind mit Regenabweisern, Vorreibern und Scharnieren dargestellt. An den Schornsteinen und am achteren Aufbau sind Handläufe angedeutet. Die Brückenfenster werden mit transparenten Spritzteilen dargestellt.
Fast alle Lüfter, Munitionskisten, Winden etc., welche sich an Oberdeck befinden, sind als einzelne Teile ausgeführt. Somit lässt sich das hölzerne Oberdeck fast ohne abzukleben lackieren. Die Bemalung der Anbauteile wird ebenfalls erleichtert, da sie im Spritzling lackiert werden können.
Die Ankerkette ist in Metall ausgeführt und von den Dimensionen her sehr stimmig. Die größeren Beiboote sind mehrteilig und teilweise transparent ausgeführt. Die Hauptartillerie ist schön wiedergegeben. Die Türme weisen auf ihren Decken eine Nietenstruktur auf. Die Rohre und die Blastbags sind beweglich. Die zur Aufwertung beigelegten gedrehten Messingrohre sind wesentlich feiner detailliert als die gespritzten, obwohl die Kunststoffrohre mit Mündungsbohrung gefertigt sind. Die 127 mm Flaks sind in ihrer Ausführung sehr gedrungen. Die Gegenstücke von Hasegawa sind in ihren Proportionen stimmiger. Auch die häufig anzutreffenden 25 mm Flakgeschütze sind im Vergleich mit der Konkurrenz einfach gehalten und erinnern an aus dem Maßstab 1:700 hochkopiert.
Die beiden Bordflugzeuge vom Typ Mitsubishi F1M2 „Pete“ sind komplett aus transparentem Kunststoff. Erfahrungsgemäß lassen sich transparente Teile schlechter lackieren als eingefärbte. Daher ist es fraglich, warum das gesamte Flugzeug durchsichtig ist, obwohl die Windschutzscheiben dieses offenen Doppeldeckers als separate Teile beiliegen?
Für die Darstellung der Flaggen liegen dem Bausatz Aufkleber bei. Die Signal-, Hoheits- und Admiralsflaggen gibt es jeweils in starrer und in wehender Ausführung. Zusätzlich ist die Nationalflagge auch auf dem Decalbogen, ebenfalls einmal wehend und einmal starr, zu finden. Desweiteren sind die Hoheitsabzeichen, taktische Markierungen und Staffelabzeichen für die beiden Bordflugzeuge und Tiefgangsmarkierungen als Decals widergegeben.
Die Anleitung
Die großformatige Bauanleitung führt in 38 Bauschritten zum fertigen Modell. Für der Positionierung der verschiedenen Lüfter und Kisten sind zusätzlich in den einzelnen Bauabschnitten kleine Aufsichten abgedruckt, welche die genaue Ausrichtung zeigen. Leider ist die Anleitung in Japanisch gehalten, nur Farbangaben für einige wenige Bauteile kann man entnehmen.
Die Farbgebung des Schiffes wird auf einem Poster mit einer in 1:350 gehaltenen 5-Seiten-Ansicht dargestellt. Sie ist nicht vollständig und bezieht sich nur auf die Farbpalette von Gunze Sangyo. Z.B. sind die Beiboote in einem anderen Farbton abgedruckt als der Rest des Schiffes. Andererseits ergibt sich dadurch etwas gestalterischer Freiraum.
Die Besatzung
Eine schöne Bereicherung für den Modellbaumarkt in 1:350 sind die von Fujimi angebotenen Figurensets. Das in der Erstauflage der Kongo enthaltene Set Nr. I beinhaltet 350 Figuren in vier verschiedenen Posen. Es sind gehende, salutierende und stehende Seeleute sowie Offiziere mit Ferngläsern. Sie sind plastisch wiedergegeben und die verschiedenen Körperpartien zeichnen sich deutlich ab. Zusätzlich zu diesem auch separat erhältlichen Set gibt es noch das Set Nr. II (nicht enthalten), welches für die Bemannung der Geschütze gedacht ist.
Fazit
Mit diesem neuen Bausatz ist Fujimi ein großer Wurf gelungen und er ist eine sehr willkommene Bereicherung für das immer größer werdende Angebot in diesem Maßstab. Verglichen mit dem Bausatz von Aoshima erfreut das Fujimiprodukt durch eine feinere Detaillierung. Mancher wird sich vielleicht an der größeren Anzahl an Teilen stören. Ich finde aber, dass darstellbare Einzelheiten auch dargestellt werden sollten. Deswegen ist dieses Modell allen Fans der IJN und dem Maßstab 1:350
uneingeschränkt empfehlenswert
Sven (Text) und Stefan (Fotos)